Wuppdika den Wohlfhartsbonzen

Minna Knallenfalls 22.05.2006 12:28 Themen: Soziale Kämpfe
Für die Wohlfahrtsverbände war der 5. Transbergische Triathlon ein Anlass in die Offensive zu gehen. Fix haben sie zwei Tage vor dem Start gefordert, das ALG II zu kürzen. Die Überflüssigen kamen der Bitte des TTs gerne nach, den von den Armendisziplinierungsverbänden produzierten Müll umgehend dort wieder abzuliefern.
Volksfeste wurden abgesagt, Bäume entwurzelt, Straßen weggeschwemmt – den 5. Transbergischen Triathlon (TT) konnte auch das Unwetter in NRW nicht aufhalten.
Bei strömendem Regen fuhr man - 157 Jahre nach dem „Elberfelder Aufstand“ von 1849 zum Auftakt des 5.TT drei Mal um den Ölberg.
Der 5. TT war den Hartz IV -Betroffenen, den Ein Euro Jobberinnen, den Opfern von Polizeigewalt, von rassistischer Gewalt auf der Strasse und im Polizeirevier und den Menschen, die gegen die Faschisten kämpfen, gewidmet. Daher machten die Herzen große Sprünge, als bekannt wurde, dass die Überflüssigen vor Ort sind und in der Zwischenzeit dem obersten Armenpfleger Elberfelds Thomas Lenz, seines Zeichen ARGE-Leiter, einen Besuch abgestattet hatten. Der geschichtsbewusste Lenz freute sich sehr über die Knochen, welche die Überflüssigen an seinem Haus angebracht haben. „Endlich erkennt man, dass ich dem Armenpfleger Wilberg, dem im 18. Jahrhundert von unnützen und unwürdigen Armen aus Protest einige Knochen übergeben wurden, in punkto Härte und Konsequenz in nichts nachstehe.“
Auch für die Wohlfahrtsverbände war der TT ein Anlass in die Offensive zu gehen. Fix haben sie zwei Tage vor dem Start gefordert, das ALG II zu kürzen (sic!) (siehe: ftd.de/politik/deutschland/74539.html?nv=cd-rss). Das hat für das nötige böse Blut gesorgt. Die Überflüssigen kamen der Bitte des TTs gerne nach, den von den Armendisziplinierungsverbänden produzierten Müll umgehend dort wieder abzuliefern. Der Müll von Diakonie und Deutsches Rotes Kreuz wurde bei der Arbeiterwohlfahrt gleich mit abgegeben. (Meine Damen und Herren, bitte seien Sie so kollegial der AWO gegenüber, ihr Päckchen dort abzuholen.)
Die Mannschaft der Polizei – die sich auch aus zahlreichen Städten der Region zusammensetzte – mischte sich erst jetzt in den Wettkampf ein - fuhr allerdings dann reichlich planlos durch die Elberfelder Nordstadt und City. Gleich drei Wannen warteten (vergebens) vor dem Rathaus, mehrere Motoradbuletten standen wie nicht abgeholt in Sichtweite vor dem Autonomen Zentrum herum. Wenigstens haben sich die Freundinnen und Helfer ein gutes Beispiel an den Wuppertaler Aktivist/innen genommen und ihr Kommen nicht offiziell angemeldet. Wer sagt’s denn, auch Bullen sind lernfähig!
Unter dem Motto „Ein Tritt für Deutschland“ bestritt derweilen die Antinationalmannschaft in der Fußgängerzone ein Freundschaftsspiel. Im Tor: Deutschlands beste Keeperin: Minna „Knallenfels“ Kahn. Auch das Team, das quer durch das Einkaufsparadies ‚City Arkaden’ Anlauf nahm, scheiterte schließlich an der eisernen Minna.
Da die Wuppertaler Bereitschaftspolizei dieses Jahr auf dem Stadtteilfest auf dem Ölberg und der Autonomen 1. Mai-Demo ihr Gewaltmonopol für einen Freischlag- und Freisprühschein gehalten hat (siehe:de.indymedia.org/2006/05/145931.shtml), sind Modedesigner/innen nicht untätig geblieben: Das Modehaus ‚Demokratie auf dem Laufsteg’ stellte ihre eigens entwickelte Kollektion der Demonstrations- und Straßenpartymode vor. „Diese einzigartige Fashion“ so das Modehaus in einer Erklärung, „wurde entwickelt, um eigene Akzente gegenüber der neuen Mode der Wuppertaler Polizei zu setzen.“
Vor der Stadtwache der Polizei wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Polizei selber konnte leider nicht anwesend sein, sie war derweilen ganz von der Schnitzeljagd (s.o.) absorbiert. (Moderationstext s.u.)

Der nächtliche Parolenschreiwettbewerb ging nach über einer Stunde und mehreren Hunderten alten und neuen antifaschistischen, antipatriachalen, antirassistischen, und antikapitalistischen Parolen unentschieden aus. Ein Mitgrund: Genossin Hase hielt ihr Hin- und Hergewechsel zwischen den gegnerischen Teams für einen Akt internationaler Solidarität.
Am 3. Juni in Berlin sehen wir uns im transbergischen Block – unter der Parole: AWO, Rotkreuz, Diakonie – traut den Wohlfahrtsverbänden nie!



Text Moderation Modenschau:

Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich willkommen zur Präsentation der 1.Mai-Kollektion aus unserem Mode-Haus „Demokratie auf dem Laufsteg“! Wir stellen Ihnen heute den neuesten Schrei aus der Demonstrations- und Straßenpartymode vor. Diese einzigartige Fashion wurde von unserem Haus entwickelt, um eigene Akzente gegenüber der neuen Mode der Wuppertaler Polizei zu setzen.
Da bei der Polizei elegantes Schlagstockschwingen immer mehr im Trend ist, sollte die modebewusste Demonstrantin von heute stets auf eine ausreichende Polsterung von Armen und Beinen achten. Um die Gliedmaßen gewickelte Zeitungen sehen nicht nur lässig aus; sie verkürzen im Fall des Falles auch die Wartezeit bei In-Gewahrsamnahmen und Einkesselungen. Wir empfehlen zu diesem Zweck Analyse&Kritik sowie die Lotta und die interim, insb. für die Unterarme. Hingegen haben sich FAZ und Welt hierfür nicht bewährt.
Da Zeitungshütchen auf dem Kopf zwar charmant aussehen, gezielte Schläge auf den Schädel jedoch kaum abfedern, bietet sich die exklusive Lockenperücke vorzüglich an. Auch der gewagte Nasenbeinschoner in Form eines Vogelschnabels ist sehr hilfreich; er hat außerdem den Vorteil, dass die permanent die Demonstration umkreisenden Überwachungskameras ihre liebe Mühe haben, den gutgekleideten Demonstranten zu identifizieren.
Nicht nur für Demos, - auch auf Straßenparties erfreut sich bei der Polizei das kokette Versprühen von Pfefferspray zunehmender Beliebtheit. Da tränende Augen, verschmiertes Makeup und verquollene Gesichter auch den schicksten Partylöwen entstellen, bietet es sich an, zu solchen Gelegenheiten eine wirklich sexy Gasmaske zu tragen sowie diese hochmodische Taucherbrille. Nun, wer jetzt denkt dass diese Aufmachung beim Flirten stören könnte, hat wohl noch nie den innigen Blick hinter dem geschlossenen Visier eines SEKlers bewundern dürfen.
Da sich blaue Flecken in Freibad und Sauna nicht gut machen, schätzen viele unserer Kundinnen unsere aufreizende Ganzkörperschaumstoffmatratze – dieses gewagte Modell federt Schläge von allen Seiten ab und ist besonders bequem und luftig zu tragen.
Und zum Abschluss noch ein ganz besonderes Glanzstück unseres Mode-Designers, der Ihnen pünktlich zur WM unseren maßgeschneiderten Anti-Farbmarkierungs-Anzug vorstellen möchte: Statt uns über die Flecken zu ärgern, die die neuen Farbmarkierungs-Sprühdosen der Polizei auf unserer Kleidung hinterlassen, statt uns möglicherweise mulmig erinnert zu fühlen an Zeiten, an denen es mit der Demokratie in Deutschland noch schlechter bestellt war – kommen wir ihrem Stigmatisierungs- und Kotrollwahn durch exzessive Selbst-Befleckung einfach zuvor.
Unser Modehaus „Demokratie auf dem Laufsteg“ dankt für Ihre Aufmerksamkeit und fordert Sie alle auf, dafür zu Sorgen, dass Demokratie in Zukunft nicht nur auf dem Laufsteg Platz findet, sondern überall in der Stadt, im Land und an jedem Ort, wo Menschen von der Staatsmacht eingeschüchtert, geschlagen, verletzt werden, bloß weil sie ihre Meinung ausdrücken wollen. In diesem Sinne:
Modespaß statt CS-Gas! - und bitte ein kräftiger Applaus für unsere entzückenden Mannequins.
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Ergänzungen

Telefon für Interview und Frage

Martin 22.05.2006 - 19:50
HAllo! Eure nachricht ist bis zu Radio Unerhört Marburg gedrungen.Würde gerne ein Interview mit euch führen.Brauchen von euch die Telefonnummer.
Unsere Telefonnummer:06421/683265