Burschen und Nazis im Ratskeller

Mark Ecko 08.05.2006 23:14 Themen: Antifa
Im Ratskeller des alten Rathaus in Hamburg-Stellingen fand am Sonntag eine Nazi-Veranstaltung statt. 50 Antifas protestierten spontan vor der Tür und nach dem Abtransport der Nazis jagt die Polizei willkürlich linke im Stadtteil und nimmt mindestens 12 Personen in Gewahrsam.
Eine Privatperson hatte die Räume des Ratskellers gebucht. Dahinter steckte die Pennale Burschenschaft Chattia aus Hamburg. Diese Schülerverbindung ist schon mehrmals aufgrund ihrer Kontakte ins rechtsextreme Lager aufgefallen. Der Verfassungsschutz in Hamburg stufft sie neben sechs anderen Burschenschaften der Stadt als rechtsradikal ein. Im letzen Jahr nahm die Chattia an der Feier zum 55-jähirgen Jubiläum der SS-Veteranen der HIAG teil.
Da verwundert es auch nicht, dass bei dem Vortrag von Veteranen des Weltkrieges zum 8. Mai nicht nur Burschenschaftler und SS-Opas unter den 40 bis 50 Gästen anwesend sind, sondern die fast gesamte Führungsebene der Hamburger Neonazi-Szene:
- Anja Zysk (NPD-Landesvorsitzende)
- Jan Zimmermann (NPD)
- Inge Nottelmann (Aktionsbüro Norddeutschland)
- Tobias Thiessen (Aktionsbüro Norddeutschland)
- Thorben Klebe ("ex" Blood&Honour, ehemals Hamburger Sturm)
- Jan Steffen Holthusen (ehemals Hamburger Sturm)
- Alexander Hohensee (Worch-Zögling, Demoanmelder und Redner)
- Mario Liebig (Ordner bei Neonazi-Aufmärschen)
- Thorsten DeVries (langjähriger Kader der Freien Nationalisten)
- Volker Fuchs (Betreiber des Odin & Freya-Ladens in der Talstraße)

Zehn der Neonazis kamen etwas verspätet und starteten sofort einen Angriff auf die schon anwesenden Antifas. Die Polizei drängte die Nazis in den Ratskeller.
Während der Veranstaltung war alles ruhig. Die Polizei bewachte das Lokal und immer mehr Antifas trudelten ein. Als sich die Nazi-Veranstaltung ihrem Ende näherte hatte die Polizei gut 200 Beamte zusammengezogen.
Der Abtransport der Nazis verlief ohne Zwischenfälle. Nachdem ein Teil der Nazis aus dem Haupteingang heraus gekommen war und sich besonders Volker Fuchs exponierte geleitete die Polizei sie durch einen Hinterausgang direkt in einen extra georderten HVV-Bus. Im selben Moment rückte die absperrende Polizeikette vor und lenkte so die Antifas ab, die nur mit Sprechchören protestiert hatten.
Als die Nazis mit Polizeibegleitung weg waren schien es so, als kehre Ruhe ein. Plötzlich setzen jedoch zum ersten Mal an diesem Tag die Polizisten ihre Helme auf, vollbesetze Wannen rasten heran und die Jagd auf vermeintliche Antifas im Stadtteil begann. Mindestens 12 Personen wurden bei dem skandalösen vorgehen der Polizei mit dem absurden Vorwurf Eingriff in den Straßenverkehr und Störung einer Geburtstagsfeier in Gewahrsam genommen.

Noch vor einem Jahr nach Herausgabe eines Readers des AStA der Uni Hamburg zu Verbindungen und einer Veröffentlichung des Verfassungsschutzes über die Chattia versuchte sich die Altherrenschaft in Schadensbegrenzung. Auf der Homepage der Chattia hieß es damals u.a.: "Wir sind als liberale und demokratische Burschenschaft den Werten von Freiheit, Gerechtigkeit, Pluralismus, Wahrheit und auch der Vaterlandsliebe verpflichtet." und "Die Liebe zum Vaterland wurde von einigen, wenigen Bundesbrüdern zu sehr gesteigert, teilweise bis ins Extreme hinein. Wir sind als Lehrer, Professoren, Ärzte, und in vielen anderen Berufen ehrbahre Teile unserer Gesellschaft." sowie "Als Burschenschaft sind wir keiner Partei nahestehend, wir achten und schätzen die demokratischen Parteien, welche in den Parlamenten dieser Republik vertreten sind. Es ist der Entschluß eines einzelnen Bundesbruders gewesen, in der Mitgliederzeitung einer Partei eine Werbeanzeige geschaltet zu haben. Dieser Entschluß wird intern bewertet werden."
Nach der Gästeliste und der Herkunft der Vortragenden am Sonntag wird es da viel intern zu bewerten geben.

taz:  http://www.taz.de/pt/2006/05/08/a0035.1/text
mopo:  http://www.mopo.de/2006/20060508/hamburg/politik/nazi_aufmarsch_in_stellingen.html
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Ergänzungen

Den kenne ich

Kenner 09.05.2006 - 00:07
Auf dem Bild Nr. 2 in Jeansjacke handelt es sich um den oben erwähnten Hohensee

...

... 09.05.2006 - 00:10
naja die angreiffer waren schon 20 und nich grad nett aussehnd, aus der ferne langsam rangekommen rannten sie schreind auf uns zu wurden aba schnell wieder langsam und dann bauten sich die bullen vor ihnen auf.
Ganz schön große fressen hatten die, sofort gings in den ratskeller.

Straftatbestand, eingriff in den strassenverkehr und gewaltandrohung.
Anzeige wegen der gewaltandrohung wurde wohl aufgenommen^^

Und leider trudelten kaum antifas an mit 30 leuden sah das ganze schon traurig aus..naja sonntag und sonnenschein...schade drum

ich glaub volkers weisse karre stand ne straße weiter, ziemlich versifftes vollgerotztes auto...mit kaputten scheiben scheint er auch rum zu fahren...asozial sowas...

als die nazis weg waren machten bullen jagd auf antifas und konnten ein paar erwischen, legten minderjährigen handschellen an, pöbelten rum und schmissen einen zu boden. dann hies es platzverweis. Ohne jegliche auskunft wurde man dann doch ingewahrsamgenommen. Nach ner zeit hies es wegen eingriff innen straßenverkehr und wir würden ja sonst gleich wieder kommen^^

von 18.30 dauerte das ganze mit ner stadtruntfahrt im gt bis 20 uhr...nur aussteigen unterschreiben das man alles wieder bekommen hat und ende...tolle aktion...naja nicht mein geld...

In der einsatzbeschreibung aufm blaun wisch steht komischerweise "Geburtstagsfeier, rechts" drauf...
ähnlich amüsant wie das normale "rechts gegen links"

naja... a.c.a.b.


(wer war n die neue zivi frau mit den schwarzen haaren und der sonnenbrille ?)

Alexander Hohensee

@Wikipedia 09.05.2006 - 00:51

Keine Unterschrift

Rote Hilfe 09.05.2006 - 08:50
zum posting von "..."

liebe(r) AktivistInn, bei der in empfangnahme der persönlichen Sachen nach einer Ingewahrsamnahme muss man nichts unterschreiben! Auch wenn die Bullen meinen das man es müsse!

Hoffe mal du hast dir alles durchgelesen, denn da rutschen schnell mal Pfefferspray, Klappmesser o.ä. auf die Liste drauf.

@Info: rote-hilfe.de

Burschenschaft - wohl nicht

Fritz 09.05.2006 - 15:59
Die Veranstaltung wurde nicht von der besagten Burschenschaft organisiert!

"...Nachdem uns eine Vortragsveranstaltung zum Kriegsende am 8. Mai 1945, welche von uns weder geplant noch durchgeführt wurde, fälschlicherweise zugeordnet wurde..." steht auf deren Netzseite!
Das nächste Mal besser recherchieren...

einer der ARNOLD brüder war der anmelder

sonntags_sonnen_scheiner 09.05.2006 - 18:25
ergänzend noch der hinweis, daß der anmelder bzw. der als solches dann gegenüber den beamten auftratt, als Herr ARNOLD angesprochen wurde. (gemeint ist der typ mit der knigger-hose oder wie man so was nennt). zu erst wurde vermutet, dass es 'manfred börm' sei, was definitiv nicht stimmt, vielmehr handelt es sich um den Älteren der ARNOLD-Brüder (aus (ehem ?) Hamburg-Lohbrügge), entweder KAI oder MICHAEL. Michael ARNOLD war 2. Stellvertreter Vorsitzender der verbotenen "Nationalen Liste". ein bilder-abgleich wird das klären.

hallo Fritz,

sie hat mobilisiert zu dieser veranstaltung. über das handy der chattia konnte man erfahren, wo die veranstaltung stattfinden sollte. das sie sich davon so toll distanziert, dürfte eher daran liegen, dass die faschisten schwer genervt waren, dass die antifa vor der tür stand und die Chattia nun als der grund für dieses 'übel' anzusehen ist.

wer nun letztendlich die veranstaltung 'organisiert' hat, ist derzeit noch nicht geklärt, da die feinen herren zu feige sind, offen aufzutreten. aber wer bei einer konspirativ-organisierten veranstaltung dazu mobilisiert, kann zumindest zum engeren kreis gezählt werden.

'organisiert' ist sicherlich auch was anderes, aber diese frage ist bei dem spektrum und dem auftreten der chattia unerheblich. die sehr enge zusammenarbeit ist mehrfach belegt und jetzt wie für die zukunft wird sich zeigen anhand der auftretenden personen, ob eine personalunion ebenfalls vorliegt.

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Bullenjagd auf Antifas — Heyerdahl

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