Neue Hitlers

adima bongir 22.02.2006 19:40 Themen: Medien
Ahmadinedschad ist ner neue Hitler, der Iran-Nazi-Deutschland - meint nicht nur Bundeskanzlerin Angela Merkel. Für ihren Kollegen G.W.Bush ist dagegen nicht nur der iranische Staatschef, sondern auch Hugo Chavez einer der neuen Hitlers.
Als "Hitler" bezeichnet zu werden, ist wohl die größte Beleidigung, die man sich hierzulande vorstellen kann. Insbesondere seit durch den geschichtsrevisionistischen Diskurs der letzten 2 Jahrzehnte Hitler zum Symbol des metaphysischen Bösen an sich, der alleine Millionen Juden vergast und über 25 Millionen Sowjetbürger mit bloßen Händen erschlagen hat – der absolute Superschurke also. Besonders übel genommen wird dem säkulären Satansersatz mit seinem hypnotischen Blick ein ganzes Volk ins Verderben gerissen zu haben – was ihm von den undankbaren Volksgenossen bis heute nicht verziehen wird.Zurück zum Ausgangspunkt: was hat es zu bedeuten, wenn beispielsweise ausländische Regierungschefs als "neuer Hitler" tituliert werden? Nun, diese schlimmste aller Beleidigungen heben sich unsere Regierenden normalerweise schon für ganz besondere Momente auf. Die jüngste deutsche Geschichte der Hitler-Gleichsetzungen zeigt eine klare Linie: Wüsten-Hitler Saddam Hussein, Serben-Hitler Milosevic, Islam-bzw Terror-Hitler Bin Laden, und wieder Wüsten-Hitler Saddam Hussein tauchten im politischen und medialen Diskurs jedesmal dann auf, wenn es galt, das deutsche Volk für den nächsten Krieg zusammenzuschweißen. Gegen einen "neuen Hitler" darf es kein Appeasement geben, mit ihm darf nicht verhandelt werden – es hilft nur roheste militärische Gewalt. Solche Überlegungen sollen in die Köpfe gehämmert werden, wenn auf allen Titelseiten der Führer beschworen wird. Bis Mitte der 90er Jahre war der Hitler-Vergleich vor allem US-amerikanische Spezialität. So wurden etwa Fidel Castro, Ayatolla Khomeni, Muamar Al-Ghaddafi, Manuel Noriega und neben den vorher genannten zahllose andere außenpolitische Gegner im Rahmen der Mobilmachung für us-amerikanische Invasionen als Hitler bezeichnet. Seit der rot-grünen Machtübernahme in Deutschland nimmt auch in der BRD die Hitlergleichsetzerei inflationär zu. Dahinter steht ein besonderes Motiv: deutsche Kriege werden nun nicht mehr trotz, sondern wegen Auschwitz geführt, und tragen so zusätzlich zur Vergangenheitsentsorgung bei. Für die deutsche Politik gilt aber ebenfalls: wird der Feind zum Hitler stilisiert, ist der Aufmarsch deutscher Truppen nicht mehr weit. Deshalb muss die Gleichsetzung des Irans mit Hitlerdeutschland durch die Bundeskanzlerin Merkel eigentlich alle Alarmglocken schrillen lassen. (sieh z.B. hier) In den Massenblättern fürs einfache Volk ist man schon lang auf Linie: Ahmadinedschad ist da schlicht der Mullah-Hitler. (siehe hier) Auch Paul Spiegel scheut sich nicht davor, sich aufs extremste der Lächerlichkeit preis zu geben: Im Interview mit Augstein`s Spiegel gibt der Zentralratsvorsitzende zum Besten, dass es "seit Hitler keine derartige Hetze" wie die des feindlichen Regierungschefs aus dem Iran gegeben habe. (hier Nicht nur die Verbrechen und die Ideologie des Nationalsozialismus werden so verharmlost, zusätzlich wird auch noch jeder rassistische und antisemitische Hetzer in der BRD während den letzten 50 Jahren weißgewaschen. Der deutsche Faschismus ist 1945 ausgewandert und wohnt seitdem in Arabien, soll dieses Geschwätz wohl nahelegen. Vielleicht kann der deutsche Nationalismus ja beim nächsten Krieg endlich den verdienten Platz in der "Anti-Hitler-Koalition" einnehmen, und die historische Schuld damit endgültig auf 'den Moslem' abschieben.
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Ergänzungen

ihr habt wen vergessen

bembel 23.02.2006 - 00:00
ihr habt wen vergessen ... roland koch - auch hessen-hitler genannt....zumindest von TITANIC

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 11 Kommentare an

Opium fürs Volk — Anti-Prophet

Halbert.... — Moment mal

@ Anti-Prophet — Tierrechtler

@ Anti-Prophet — nochmal Tierrechtler

crocodil — wer weiß...

sehr lesenswert — auf jeden fall nicht hitler

@anti-prophet — nicht meiner

Was alles fehlt ... — Gegen alle Führer