Studierendenproteste in Ostwestfalen/Lippe

wirzahlennix! 18.02.2006 18:37 Themen: Bildung Soziale Kämpfe

Seit dem 1. Februar ist das Rektorat der Universität Bielefeld durch Studierende besetzt. Am 15. Februar haben auch Studierende der Universität Paderborn das Rektorat ihrer Hochschule besetzt. Hunderte Menschen beteiligen sich an diesen und vielen weiteren Aktionen gegen die Einführung von allgemeinen Studiengebühren in NRW. Die Proteste richten sich in weiten Teilen ebenso gegen den gesamtgesellschaftlichen Sozialabbau, gegen Demokratiemängel und gegen neoliberale Ausgrenzungsmuster. Ein Ende der Aktionen ist derzeit nicht in Sicht.Hochschulleitungen in anderen Städten äußern mittlerweile Sorge vor "Bielefelder Verhältnissen" und lenken in der politischen Auseinandersetzung teilweise ein.

Letzte Aktualisierung am 2. März

Udate, 4.3.: Heute morgen wurde das seit dem 01.02. besetzte Rektorat der Universität Bielefeld gewaltsam geräumt.
Sofort in Anschluß an eine öffentliche Senatssitzung, die von 2500 Studierenden besucht worden ist und auf der die Vorbereitung allgemeiner Studiengebühren beschlossen wurde, kommt es am 1. Februar zu lautstarken Protesten und symbolischen Angriffen gegen den Rektor der Universität und andere Senatsmitglieder. Die Verantwortungsträger müssen im Laufschritt aus dem Audimax flüchten. Zehn Minuten später besetzen bis zu 350 Studierende das Rektorat.

1. Februar 2006, 16:00
Senat tritt den Willen der Studierendenschaft mit Füßen

01.02.2006 16:27
Rektorat der Uni Bielefeld nach Senatsitzung besetzt

Die RektoratsbesetzerInnen verteilen sich umgehend in Arbeitsgruppen, richten sich für unbestimmte Zeit in den Rektoratsräumen ein und gestalten in kürzester Zeit eine Internetpräsenz, auf der im folgenden über das Geschehen im Rektorat kontinuierlich berichtet wird.http://besetzung.kollima.de

Die Aktionen führen zu einem riesigen, aufgeschreckten, teils chaotischen Medienecho.

2.2.2006
Rektor beworfen, beleidigt, blockiert

Bereits nach 90 Minuten trifft eine Solidaritätserklärung des bundesweiten "freier zusammenschluß der studierendenschaften" (fzs) in Bielefeld ein.

1. Februar 2006, 17:27
fzs solidarisiert sich mit den Besetzern

In den folgenden Stunden und Tagen solidarisieren sich Studierendenschaften, zivilgesellschaftliche Gruppen und Personen des öffentlichen Lebens aus dem gesamten Bundesgebiet mit den protestierenden Bielefelder Studierenden. Der Besetzungs-Weblog und der AStA der Uni als Inhaber eines Faxgerätes versuchen wenigstens die wichtigsten Bekundungen zu erfassen.

Solidaritätserklärungen zur Rektoratsbesetzung

Am zweiten Tag der Besetzung schließen sich die SchülerInnen des Bielefelder Oberstufenkollegs der Aktion an. Bis zu 100 SchülerInnen beteiligen sich in der Folgezeit an den Protesten, ein runder Tisch aller weiterführenden Bielefelder Schulen wird erfolgreich initiiert.

2. Februar 2006, 17:14
Gemeinsam sind wir stark

Entgegen kritischer Selbsteinschätzungen hat die Besetzung die ersten 24 Stunden überstanden und eine entschlossene Dynamik entwickelt.

02.02.2006 23:07
Rektoratsbesetzung in Bielefeld hält an...

Der AStA der Uni Bielefeld ist solidarisch mit den Protestformen, stellt Infrastruktur und finanzielle Unterstützung, liefert inhaltlichen Input. Teile des AStA veröffentlichen am 3. Tag unter dem Motto "TäterInnen haben Namen und Adressen - Ja-SagerInnen auch" hochschulweit die Verantwortlichen für die geplante Einführung von Studiengebühren. Es kommt in der Folge auch zu direkten Protesten gegen diese Entscheidungsträger aus der zweiten Reihe.

3.2.2006
AStA-HoPo-Team informiert

Am 4. Tag berichten AktivistInnen über eine wachsende Politisierung des Protests, der nun damit beginnt, sich über die studentischen Belange hinaus gesellschaftskritisch zu formieren. Weiterhin ebben die Proteste nicht ab, sondern erleben - auch gefördert durch die unbeholfenen Medienauftritte des Uni-Rektorats - stetigen Zulauf.

04.02.2006 15:23
Bielefeld: Rektoratsbesetzung geht weiter

Die Auswirkungen des Senatsbeschlusses sind nun an der gesamten Universität unübersehbar.

5. Februar 2006, 05:37
Bild-Impressionen von Senats-Sitzung und Protestkultur

Nach ersten hetzerischen Medienberichten, insbesondere durch den lokalen WDR, warnen AktivistInnen vor einer Spaltung der Proteste.

6. Februar 2006, 14:59
Spaltung und Entpolitisierung entgegen-treten!

Dennoch kommt es wenige Stunden später zu einer ersten Überreaktion auf die durch die Medien aufgeheizte Stimmung. Konservativen Studierenden innerhalb der BesetzerInnen gelingt es, die Spaltungsversuche in die Protestbewegung zu tragen. Eine antifaschistische Plakataktion wird als "faschistoid" diffamiert.

6. Februar 2006, 18:06
Distanzierung von Fremdplakaten

Auch eine ausgearbeitete "Resolution" der BesetzerInnen, die bis heute weitgehend als Arbeits- und Verhandlungsgrundlage gilt, zeichnet sich in dieser Situation durch politische Schwächen aus. Gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge sind hier nur noch am Rande thematisiert, geprägt durch die Hoffnung, eine "Einheitsfront" auch mit spaltungswütigen konservativen und rechten GebührengegnerInnen erzeugen zu können.

7. Februar 2006, 21:04
Resolution

In der Folgezeit stehen die Proteste vor einer ernsten Zerreißprobe. Manche AktivistInnen ziehen sich ganz oder teilweise aus den Plenumsstrukturen der BesetzerInnen zurück und konzentrieren sich auf konstruktive Aktivitäten. In der gesamten Uni finden regelmäßige "Spontandemos" statt, Vorlesungen und Seminare werden einem kritischen Aneignungsprozeß unterzogen. Das BesetzerInnenplenum sensibilisiert sich nur langsam für seine Rolle, die drohenden Gefahren und eine Rückbesinnung auf die politische Kultur. Erst die am 12. Besetzungstag durch das Rektorat demonstrierte nackte Arroganz gegenüber der Protestbewegung öffnet hier vielen die Augen - und bringt die zerstrittenen Flügel wieder näher zusammen.

12. Februar 2006, 20:01
Reaktion auf Gesprächsangebot

Offenbar als direkte Antwort auf die Machtdemonstration des Rektorats bringt sich eine militante Gruppierung in den Protest ein und stattet dem Dozentenbüro des Rektors (im "Institut für Konflikt- und Gewaltforschung"...) einen nächtlichen Besuch ab.

Das ist sowas wie eine letzte Warnungflugi

Es stellt sich heraus, dass sich parallel zu öffentlichkeitswirksamer Arbeit des AStA und zivilem Ungehorsam der RektoratsbesetzerInnen auch einige Gruppen gebildet haben, die zu direkten Aktionen greifen und den Widerstand um weitergehende Komponenten - methodisch wie inhaltlich - bereichern.

13.02.2006 03:41
Militanter Widerstand an der Uni Bielefeld

Das Plenum der BesetzerInnen hat aus den internen Auseinandersetzungen gelernt: Die konservativen Spaltungsstrategien sind weitgehend durchschaut, neuerliche Distanzierungen beschränken sich auf die formalen Notwendigkeiten, ohne politischen Schaden anzurichten. Hierdurch gestärkt verzeichnen die Proteste einen symbolischen Erfolg: Der NRW-"Innovationsminister" sagt einen Besuch in Bielefeld ab, offiziell begründet mit Angst vor Protesten und Ausschreitungen.

14. Februar 2006, 08:00
Pinkwart-Besuch fällt aus

Zum 2-Wochen-Jubiläum der Bielefelder Rektoratsbesetzung zieht eine bisher unbekannte Gruppe eine politische Bilanz der bisherigen Aktionen und zeichnet ein positives, entschlossenes Bild für die weitere Auseinandersetzung.

15.02.2006 07:09
Bielefeld: 2 Wochen UniRektoratsBesetzung

Dazu passend eifern am 15. Februar Paderborner Studierende den BielefelderInnen nach. Ebenfalls im Anschluß an einen Senatsbeschluß für Studiengebühren besetzen auch sie das Rektorat ihrer Universität.

Paderborn: Rektorat besetzt

Auch hier ist innerhalb kürzester Zeit eine Internetpräsenz verfügbar.

Mit zwei Wochen Verzögerung wiederholen sich große Teile des Geschehens in der Nachbarstadt: der Paderborner AStA eröffnet den Reigen der bundesweiten Solidarität.

15-02-06 12:31
Solidaritätserklärung AStA Paderborn

Noch am Abend des ersten Besetzungstages vernetzen sich - auch durch personelle Unterstützung - die Paderborner und Bielefelder Studierenden und veröffentlichen eine gemeinsame Erklärung.

15. Februar 2006, 20:33
Gemeinsame Pressemitteilung aus den besetzten Rektoraten in Bielefeld und Paderborn

Unterdessen ist der Uni Bielefeld nach zwei Aktionswochen jegliche Normalität genommen. Hier kann niemand mehr auf die Idee kommen, dass nichts Besonderes geschehen sei.

15.02.2006 22:38
Bilder Protest & Besetzung Uni Bielefeld (1)

15.02.2006 22:43
Bilder Protest & Besetzung Uni Bielefeld (2)

In Paderborn haben bis zu 100 Studierende die erste Besetzungsnacht unbeschadet überstanden. Auch hier sind zahlreiche Arbeitsgruppe mit der folgenden Ausgestaltung der Proteste beschäftigt. Der Paderborner Uni-Rektor will keine "Bielefelder Verhältnisse" und kündigt eine schnelle polizeiliche Räumung an.

16.02.2006 08:34
Uni Paderborn: Rektorat besetzt

Auch die Paderborner BesetzerInnen lassen sich nicht abspeisen. Der Paderborner Uni-Rektor will weiterhin keine "Bielefelder Verhältnisse" und verzichtet deshalb auf eine Räumung...

Am gleichen Tag beschließt der Senat der Universität Dortmund, sich zunächst NICHT für die Einführung allgemeiner Studiengebühren auszusprechen. Als ein Grund für diese Entscheidung kommt ausdrücklich die Situation an den beiden ostwestfälischen Universitäten zur Sprache. Die AktivistInnen haben ihren ersten großen politischen Erfolg zu verzeichnen.

Nun liegen beim Bielefelder Uni-Rektorat endgültig die Nerven blank. Alle Versuche, den Widerstand zu spalten oder die Proteste einfach auszusitzen, sind letztlich ins Leere gelaufen. Ganz im Gegenteil haben die Bielefelder Proteste durch ihre Auswirkungen in andere Städten einen neuen Motivationsschub erhalten. Einzelne Rektoratsmitglieder versuchen ebenso verzweifelt wie aussichtslos, zur Selbsthilfe zu greifen.

17 Februar, 03:09
Rektorat der Universität Bielefeld wird handgreiflich

Erneut bleiben Provokationen und Machtdemonstration der Bielefelder Uni-Verantwortlichen keine 24 Stunden unbeantwortet. Am folgenden Morgen muß im Übergangsrektorat ein Schlüsseldienst bemüht werden. Die Bielefelder Uni-Leitung verliert in Erkenntnis ihrer Situation jedes politische Gespür und geht dazu über, die Öffentlichkeitsarbeit des militanten Protest-Flügels zu übernehmen.

17.02.2006
Unbekannte verkleben Schlösser von 12 Bürotüren der Universität Bielefeld

Da die Bielefelder Verantwortlichen offenbar die Nerven verlieren, nachdem sie keine Spaltung der Proteste mehr erreichen können, herrscht momentan Unklarheit über die weitere Entwicklung. In Bielefeld erscheint deshalb eine gewaltsame Räumung in der näheren Zukunft möglich.

17.02.2006 22:36
Bielefelder Uni-Rektorat sucht Eskalation

Auch die örtlichen Medien haben inzwischen die ergebnisoffene 1:1 Situation an der Bielefelder Universität erkannt und ihre Berichterstattung umgestellt.

18. Februar 2006, 08:00
Der lange Weg von A3 nach B3

23. Februar 2006,
Das Plenum der Bielefelder RektoratsbesetzerInnen hat am gestrigen Abend die Besetzung auf unbestimmte Zeit verlängert.

25. Februar 2006,
"Panik in Bielefeld" (Medienecho)

Für's erste sind die Machtverhältnisse an der Uni Bielefeld somit gebrochen. Die Paderborner Studierenden sind auf dem besten Wege, dem nachzueifern. Die Protest- und Widerstandskultur an den beiden großen ostwestfälischen Hochschulen bietet augenscheinlich enorme Ansatzpunkte für andere gesellschaftliche Auseinandersetzungen, an den Hochschulen und darüber hinaus. Ostwestfalen-Lippe erwartet sehnsüchtig Folgeaktionen und eine weitere Vernetzung.

Update

Die Räume der Uni-Rektorate in Bielefeld und Paderborn sind weiterhin besetzt. An einer durch den autonomen Infoladen Paderborn organisierten Solidaritäts-Demonstration haben gestern in PB gut 100 Menschen teilgenommen. Am heutigen Abend findet im besetzten Rektorat der Uni Bielefeld ein größeres Solidaritätskonzert statt.

Für große Freude und neue Motivation hat die Aufsehen erregende Soli-Aktion Hamburger Studierender gesorgt:

Eine gute Zusammenfassung der vergangenen Woche ist in einem Beitrag des Bielefelder "Webwecker" zu lesen.

Erhebliche Beachtung findet auch ein Interview mit einem Bielefelder Besetzer in der bundesweiten Tagesezeitung "Junge Welt":

Die Aufklärungs- und Öffentlichkeitsaktionen setzen sich unterdessen rund um die Uhr fort. In der Eingangshalle der Uni Bielefeld wurde in der vergangenen Nacht eine umfangreiche Fotoausstellung Paderborner Studierender zum Thema Studiengebühren installiert, während in Paderborn eifrig an einer weiteren Vernetzung mit SchülerInnenvertretungen in Stadt und Landkreis gearbeitet wird.

Die Uni Bielefeld hat zwischenzeitlich ein Diskussionsforum auf ihren zentralen Internet-Seiten eingerichtet:

Hier ist dankenswerterweise ein neuer Raum entstanden, unter anderem die begonnenen Militanzdebatten fortzuführen...

Desweiteren hat eine neofaschistische Bielefelder Burschenschaft sich in einem Schreiben mit der Rektoratsbesetzung "solidarisiert".BesetzerInnen weisen dieses Ansinnen entschieden zurück und betonen: "Neofaschisten und ihren AnhängerInnen wird der Zugang zu unseren Lebens- und Arbeitsräumen im besetzten Rektorat verwehrt. Unser Kampf gilt einer freien Lebensgestaltung und einem freien Studium für alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht und ihrer sexuellen Orientierung."

Update 24.2

Das Plenum der Bielefelder RektoratsbesetzerInnen hat am gestrigen Abend die Besetzung auf unbestimmte Zeit verlängert.

Unter anderem für diese Fragestellung war ein Sonderplenum einberufen worden. Es nahmen mehr als 80 BesetzerInnen teil.

Nachdem die bisherigen Arbeitsgruppen sich nochmal vorstellten und neue AktivistInnen sammelten, gründeten sich noch mehrere Arbeitsgruppen neu. Durch diesen organisatorischen Schub war die Grundlage für eine erstmalige unbefristete Verlängerung der Rektoratsbesetzung gegeben.

Es besteht Einigkeit unter den Menschen im Rektorat, dass nur die Erfüllung ihrer Forderungen - Rücktritt des Rektors, Demokratisierung der Hochschulgremien, keine Studiengebühren - eine Grundlage zum Beenden der Besetzung sein kann.

Es wird erwartet, dass zu Beginn des Sommersemesters Anfang April die Anzahl der MitstreiterInnen sowie die direkten Aktionen wieder sprunghaft ansteigen werden.

Eine besondere Motivation geben die zahlreichen überregionalen Medienbeiträge und spektakuläre Solidaritätsbekundungen, wie zuletzt in Hamburg.

Unterdessen ist es in Bielefeld zu einer engen Vernetzung mit dem örtlichen Sozialforum und insbesondere der Erwerbsloseninititative gekommen.

Die Bielefelder BesetzerInnen erwarten in näherer Zukunft vergleichbare Aktionen an mehreren Hochschulen in Nordrhein-Westfalen und haben ihre Solidarität und tatkräftige Unterstützung angekündigt.

Update 28.2

Die BesetzerInnen des Rektorats der Uni Paderborn haben ihre Aktion am 26.2. beendet. Sie sprechen in einer Pressemitteilung von einem erfolgreichen Abschluß und kündigen weiteren Widerstand an.

Die Bielefelder BesetzerInnen haben sich darauf verständigt, ihre Aktion weiterhin unbefristet fortzusetzen. Zum einen hat sicher hier bisher keinerlei Gesprächsbereitschaft gezeigt, zum anderen gelten Zugeständnisse, wie sie durch den Paderborner Rektor gemacht wurden, als unzureichend.

Das Nachrichtenmagazin Telepolis setzt sich ausführlich mit den Protesten gegen Studiengebühren auseinander.

Update 2.3.

28.02.2006 16:50
Am Nachmittag des 28.2. hat das Bielefelder Rektorat den BesetzerInnen ein "partielles Hausverbot" zugestellt.

1. März 2006, 02:05
Nach kurzzeitiger Verwirrung und Fehlinformationen der lokalen Medien, die BesetzerInnen hätten das Rektorat daraufhin verlassen, beschließt ein von mehr als 100 Menschen besuchtes Sonderplenum am selben Abend die Fortführung der Besetzung.

01.03.2006 12:43
Am frühen Nachmittag des 1.3. beginnen BesetzerInnen damit, sich im Rektorat zu verbarrikadieren. Zeitgleich eröffnen andere ein Protestcamp in der zentralen Unihalle. MedienvertreterInnen geben sich in den folgenden Stunden die Klinke in die Hand: Besonders begehrt sind Fotos der von außen sichtbaren Barrikaden. Die BesetzerInnen verhängen eine Nachrichtensperre über ihre Anzahl und ihre weiteren Strategien.

2. März 2006, 06:30
Die zweite Nacht nach der Räumungsdrohung ist unbeschadet überstanden. Die Rektoratsräume sind nunmehr vollständig verbarrikadiert, der Zugang ist nur noch für Besetzende möglich. Das Protestcamp wächst unterdessen stetig, von dort aus sind zahlreiche Aktionen für den heutigen Tag angekündigt. Die BesetzerInnen kündigen für den weiteren Tagesverlauf einen Offenen Brief an das Rektorat an.

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Ergänzungen

Aktivitäten

xy 20.02.2006 - 16:19
Am Dienstag, den 21.02.06 gibt es eine Solidemo für die BesetzerInnen in PB und Bi (17 Uhr Westerntor, Paderborn/nah am Bahnhof). Der Aufruf ist ein wenig "sanft" ausgefallen, aber die Demo wird bestimmt Raum für tiefere und weiterreichende Inhalte sein.

Der Aufruf:

Solidarität mit den RektoratsbesetzerInnen in Bielefeld und Paderborn!

Seit dem 15.02.06 ist das Rektorat der Universität Paderborn von Studierenden besetzt! Nachdem der Senat der Uni, der mehrheitlich mit Professoren besetzt ist, allgemeine Studiengebühren für Paderborn beschlossen hat, machten sich ca. 250 Entschlossene auf den Weg in das Rektorat, welches sie besetzten und bis heute halten können. Auch Studierende in Bielefeld haben schon vor zwei Wochen ebenfalls das Rektorat besetzt um gegen Studiengebühren zu protestieren. Auch sie sind zur Zeit noch in den Räumen.
Der Beschluss stellt viele Studierende von heute und vor allem die von morgen vor eine neue Situation. Die 500 Euro Studiengebühren, die für die Erstsemester ab dem Wintersemester 2006/2007 und für allen anderen ab 2007 eingeführt werden, katapultieren viele an den Universitäten studierende Menschen in ein finanzielles Fiasko. Mit aufgenommenen Darlehen haben sie höchstens die Möglichkeit sich stark zu verschulden. Das heißt im Konkretem: zu den mehreren Tausend Euro BAFöG (falls sie zu den Privilegierten gehören, die das BAFöG noch bekommen) kommen noch die Studiengebühren, die sie nach dem Abschluss zurückzahlen müssen, auf sie zu. Das bedeutet für viele jetzt Studierende, dass sie das Studium abbrechen müssen, da sie sich dieses nicht mehr leisten können. Was solch eine Entscheidung für die Lebensplanung bedeutet, brauchen wir hier nicht noch extra auszuführen.
Neben den Gebühren geht die Entwicklung an den Hochschulen in eine höchst bedenkliche Richtung. Sie sind nicht mehr auf die Entfaltung der eigenen Persönlichkeit, nicht mehr auf die allgemeine Bildung ausgelegt. Der Schwund vieler Fächer zeigt die Ausrichtung auf rein wirtschaftliche Interessen.
Ähnlich sieht sie Situation von Schülerinnen und Schülern aus. Die, die jetzt Abitur machen, werden vor die Entscheidung gestellt, überhaupt ein Studium zu beginnen. Für viele, die sich das Studieren nicht mehr finanzieren können, weil ihr Elternhaus nicht zur oberen Liga gehört, bedeutet es umzudenken, die Berufsvorstellungen, und auch hier die Lebensplanung völlig umzustellen.
Dass die Senatsentscheidung nicht so fallen musste zeigt z.B. die Uni Bochum, die beschlossen hat keine Studiengebühren zu erheben. Auch in Dortmund zeigten die Proteste in Bielefeld und Paderborn erste Auswirkungen. Der Senat der Uni Dortmund hat die Entscheidung über die Studiengebühren an ein Ausschuss verwiesen, der eine Empfehlung zu dieser Problematik aussprechen soll. Dies ist ein eindeutiger politischer Erfolg der BesetzerInnen.
Die Erhebung von Studiengebühren reiht sich ein in eine Denkweise, die als Neoliberalismus dazu führ, dass die Menschen nur noch danach beurteilt werden was sie im Portemonnaie haben. Die Rekoratsbesetzung, als eine Form direkter Aktion nimmt Bezug auf den bundes- und weltweiten Widerstand gegen das unmenschliche System!
Um den Protest zu unterstützen rufen wir, der Infoladen Paderborn, zu einer Solidaritätsdemonstration am Dienstag den 21.02.06 um 17 Uhr auf. Der Treffpunk ist am Westertor in Paderborn.
Deshalb kommt am Dienstag, den 21.02.06 um 17 Uhr zur Demonstration.
Bringt Transparente, Schilder, Fahnen, alles mit, wodurch wir unseren Protest und unsere Meinung kund tun können.
Kommt zahlreich!
Für eine solidarische und herrschaftslose Gesellschaft!
Studiengebühren verhindern, Studienkonten abschaffen!

Herr Munoz, besuchen Sie Bielefeld!

Student 21.02.2006 - 14:32
Der UN-Bildungsexperte Munoz reist diese Woche durch Deutschland, um einen kritischen Blick auf die Bildungschancen in Deutschland zu werfen. Zuvor hatten solche Untersuchungen (PISA) bereits ergeben, dass speziell in Deutschland Bildungschancen sehr mit sozialer Herkunft korrelieren, was im "Summer of Resistance" 2005 u.a. zu bösen Slogans wie "Reiches Kind, studier - armes Kind: Hartz IV" geführt hatte.

Ungeachtet dessen möchte Bildungsministerin Annette Schavan ("Ich hab schon von Elite geredet, als andere das noch ganz schlimm fanden") ihre Politik weiter fortsetzen, und klagt über das Aufsehen, das Munoz' Besuch hervorruft: Es ginge ja schliesslich nicht wirklich um Menschenrechtsverletzungen.

Bericht des Hamburger Abendblatt:  http://www.abendblatt.de/daten/2006/02/06/530713.html

From the June issue of Respect, the OHCHR newsletter
 http://www.ohchr.org/english/about/publications/docs/issue6respect.pdf

Education is a Human Right, Not an Economic Good - UN Expert

INTERVIEW - UN Special Rapporteur on the Right to Education, Vernor Munoz Villalobos Vernor Munoz Villalobos.



Geneva - There is a need to recognize education as a human right rather than an economic good, and member States have an obligation to implement this right, according to UN rights expert Vernor Muñoz Villalobos.

Muñoz Villalobos, the Special Rapporteur on the right to education of the Commission on Human Rights, said in an interview that the human rights dimension of education needed to be strengthened without looking at education from an utilitarian perspective that guarantees an economic result.

"I have noted that a lot of people see education as a service, business or a way to improve the economic struggle against poverty", he said.
"But the aim of education is linked to human dignity and to the realization of the individual's rights that Member States have an obligation to implement", Muñoz added.

According to Muñoz, the main obstacle to progress on the right to education is that it has been “de-linked” from a culture of respect for human rights.
"In order to overcome this obstacle human rights learning and education are mechanisms that could allow us to transform patriarchal practices that reduce education to a mechanism that perpetuates existing social and cultural traditions and practices, regardless of their impact on human rights", he said.

The other areas the Special Rapporteur identifies as hurdles to the enjoyment of the right to education are tuition fees, lack of teachers and poverty, combined with the inferior position given to education in national budgets.

The Rapporteur has focused much of his work on primary education.
"Primary education is the foundation of the whole system. If we can improve it, improve access and avoid drop outs at primary level, we will have a strong basis to ensure continuation to secondary level."
In his last report to the Commission the Special Rapporteur noted an increase in school attendance in Kenya, Malawi, United Republic of Tanzania and Uganda following the abolition of tuition fees.
However he also stated that education is regarded more as a cost than an investment and is often relegated to second or third place in the budget priorities of medium income countries.
"It is a combination of poverty and lack of commitment. In some countries military budgets are given priority over the education budget”, Muñoz said.

The lack of teachers also poses a major problem in increasing access to primary education. According to the United Nations Development Programme, the estimated number of additional teachers required by 2015 ranges from 15 to 35 million, including more than 3 million in sub-Saharan Africa.

The Special Rapporteur is particularly concerned that the Millennium Development Goals (MDGs) in the area of education will not be achieved by 2015.
"I am afraid we will not reach the goals set forth by the Millennium Development Summit, particularly in the area of education for girls. I would like to carry out research that would allow us to understand why", he said.

According to the Rapporteur's report the total cost of meeting the MDGs by the year 2015 in low-income countries alone will be in the region of $ 9,700 million a year until.
Sub-Saharan Africa has the lowest proportion of students completing primary education, followed by South Asia with 70 per cent of students doing so. The rates in the Middle East and North Africa are around 74 per cent. In Europe and central Asia it is at 92 per cent, with 85 per cent in Latin America and the Caribbean and 84 percent in East Asia.

Gender disparity is also a major concern as in many countries girls have lesser access to education than boys. Patriarchal structures, cultural and traditional roles and poverty are among the factors that prevent the education of girls.
The Rapporteur, however, cited Bangladesh, Brazil, Cambodia, Gambia, Sri Lanka and Tunisia as countries that have made impressive progress on girls' right to education.

One of the Rapporteur's strategies to identify the obstacles to the enjoyment of the right to education, especially gender disparity, is to develop human rights indicators to facilitate and formulate policy.
"The problem is a complex one, and its gender dimensions are not always visible", he said. "That makes it very important to develop quantitative and qualitative indicators and collect disaggregated data".
"I intend to focus my next report on the right to education of girls as a way to achieve the MDGs", he said.



Boykottiert den Spiegel

Student HH 21.02.2006 - 16:22
Währenddessen gibt sich der neoliberale Spiegel in seiner Online-Variante nicht mal mehr Mühe, auch nur den Anschein von Neutralität in seiner Berichterstattung zu Studententhemen zu erwecken.

Ein wörtliches Zitat aus dem heutigen Jubel-Artikel über die frischgekürte "Eliteuni"-Bremen:

"Die Institution Universität degradiert sich selbst zu einem verlässlichen Stützpfeiler des kapitalistischen Konkurrenzprinzips", nölt der Asta in seiner Stellungnahme, "wir sehen uns nicht in der Lage zu gratulieren."

 http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,400558,00.html

Der Asta, das von Studenten demokratisch gewählte Gremium zur Vertretung ihrer Interessen, "nölt" dem Spiegel zufolge also. Ja dann - jemanden, der "nölt", muss man ja zum Glück nicht ernst nehmen.

Aber ist das nicht doch etwas tendenziöse Berichterstattung?
Wie soll man denn die Verlautbarungen vom CDU-Spiegel nennen?

"Tatsächlich hat es die Bildungsstätte an der Weser geschafft, sich unter den schwierigen Bedingungen des finanzschwachen Mini-Landes an die wissenschaftliche Spitze heranzuschieben.", schwafelt sich Julia Kühn für Spiegel Online ganz elitemässig einen ab, "Statt ihre Bewerbung als Leuchtturm in der Forschungslandschaft mit Getöse zu verkünden - wie mancher Konkurrent aus dem Süden -, schärften die Bremer lieber still und leise ihr Profil.", glaubt sie im sog. "UNI-Spiegel" zu wissen, der ja auch sonst immer allerlei Wissenswertes aus der Welt der Studenten zu berichten hat:

"Naturwissenschaftler im Ufo aus Maschendraht, ein Doktor als Riesen-Bierflasche: Bei den Dortmunder Physikern bekommt jeder frisch Promovierte seinen eigenen, ganz speziellen Doktorwagen. SPIEGEL ONLINE zeigt die witzigsten Gefährte der kreativen Doktoranden."

"Ingenieur-Bespaßung: Schusstraining fürs Ei"

"Turbo-Student Dessauer: Mit 19 Jahren zur Promotion nach Harvard"

"Ösis Titel-Schnörkel: Jetzt bitte einatmen, Herr Diplomingenieur! [€]"

Dass die Bremen-Vergabe eher mit der grosskoalitionären Verteilung von Pfründen zwischen SPD- und CDU-Hochburgen zu tun haben könnte, darüber wird man natürlich nichts lesen, beim Ex-"Sturmgeschütz der Demokratie", dem Spiegel.

Genausowenig wird man über die hässlichen Studenproteste in Bielefeld lesen, wo irgendwelche Spassbremsen und Meckerer noch immer nicht in die neoliberale Einheitsfront einscheren wollen, und stattdessen auch irgendwie herumnölen. Ebenso wie dieser dubiose Herr Munoz von der UNO, der zum Glück ja heute wieder abreist.

Warum das alles so ist beim Spiegel, weiss allerdings die taz:

 http://www.taz.de/pt/2005/09/17/a0015.1/text

Lage in Berlin und Brandenburg

Studi 21.02.2006 - 20:13
In Berlin konnten die Studigenbühren ja erst einmal durch die ungewöhnlich massiven und kreativen Proteste vor 2 Jahren verhindert werden. Vor einigenm Wochen gab es dann zusätzlich noch ein Gerichtsbeschluss, wonach die Rückmeldegebühren (diese 51,51 Euro) Rechtswiderig sind. Aber es ist natürlich eine Frage der Zeit, bis Studigenbühren in Berlin wieder diskutiert werden. Die Einführung ist ja Teil des GATS.
In Brandenburg gab es zwar immer wieder mal Debatten über Studigenbühren, aber bis heute nichts konkretes. Könnte sein, daß in ein, zwei Jahren dann ernst gemacht wird. Problem: in Brandenburg gibt es keine Protestkultur. Die größten Studidemos, die es gab, waren vor 3 Jahren in Potsdam und es nahmen 400 Leute teil. Dabei erlaubten(!) uns Mitarbeiter des Bildungsministeriums, mal für eine halbe Stunde so zu tun, als würden wir das Ministerium besetzen.

Generell ist Berlin/Brandenburg kaum solidarischer Geist mit den Protesten in NRW zu spüren. Keiner der ASten informiert die Studierenden über die Proteste in NRW und mails dazu werden nicht weiter an die Mailinglisten gegeben. Vielleicht sollten die NRW-ASten mal in Berlin und Potsdam bei den AStA-Büros anrufen?

Tja und ansonsten: die Lage für Studis, die keine reichen Eltern aus Villingen-Schwennigen haben, wird hier immer ernster. Viele müssen das Studium abbrechen. Bafög gibt es quasi nicht mehr (nur noch für 5% bis 10%) und wird dann gekürzt, wenn man beispielsweise einen Schein nicht erlangt, weil man nebenbei arbeiten musste. Arbeit ist in Berlin aber sehr schlecht bezahlt. 5 Euro sind schon ein guter Verdienst und im Falle von Callcenter-Jobs wird oft nicht gezahlt (udiese Firmen melden regelmässig Konkurs an, entlassen die Studis und gründen sich dann eine Woche später neu). Staatliche Unterstützung gibt es für Studis eigentnlich bis Wohngeld gar keine. Für das Wohngeldmuss man eber einen monatlichen Mindestverdienst von 500 Euro nachweisen - und dann gibts bis zu 140 Euro Unterstützung.

update 22.2.

E.G.A.L. 22.02.2006 - 17:41
Die Räume der Uni-Rektorate in Bielefeld und Paderborn sind weiterhin besetzt. An einer durch den autonomen Infoladen Paderborn organisierten Solidaritäts-Demonstration haben gestern in PB gut 100 Menschen teilgenommen. Am heutigen Abend findet im besetzten Rektorat der Uni Bielefeld ein größeres Solidaritätskonzert statt.

Für große Freude und neue Motivation hat die Aufsehen erregende Soli-Aktion Hamburger Studierender gesorgt:  http://de.indymedia.org/2006/02/139676.shtml

Eine gute Zusammenfassung der vergangenen Woche ist in einem Beitrag des Bielefelder "Webwecker" zu lesen:
 http://www.webwecker-bielefeld.de/?34002

Erhebliche Beachtung findet auch ein Interview mit einem Bielefelder Besetzer in der bundesweiten Tagesezeitung "Junge Welt":
 http://www.jungewelt.de/2006/02-21/061.php

Die Aufklärungs- und Öffentlichkeitsaktionen setzen sich unterdessen rund um die Uhr fort. In der Eingangshalle der Uni Bielefeld wurde in der vergangenen Nacht eine umfangreiche Fotoausstellung Paderborner Studierender zum Thema Studiengebühren installiert, während in Paderborn eifrig an einer weiteren Vernetzung mit SchülerInnenvertretungen in Stadt und Landkreis gearbeitet wird.

Die Uni Bielefeld hat zwischenzeitlich ein Diskussionsforum auf ihren zentralen Internet-Seiten eingerichtet:
 http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/mpauluss/cgi/Board/cutecast/cutecast.pl?forum=20

Hier ist dankenswerterweise ein neuer Raum entstanden, unter anderem die begonnenen Militanzdebatten fortzuführen...
 http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/mpauluss/cgi/Board/cutecast/cutecast.pl?forum=20&thread=272
 http://wwwhomes.uni-bielefeld.de/mpauluss/cgi/Board/cutecast/cutecast.pl?forum=20&thread=270

Desweiteren hat eine neofaschistische Bielefelder Burschenschaft sich in einem Schreiben mit der Rektoratsbesetzung "solidarisiert".
BesetzerInnen weisen dieses Ansinnen entschieden zurück und betonen: "Neofaschisten und ihren AnhängerInnen wird der Zugang zu unseren Lebens- und Arbeitsräumen im besetzten Rektorat verwehrt. Unser Kampf gilt einer freien Lebensgestaltung und einem freien Studium für alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe, ihrem Geschlecht und ihrer sexuellen Orientierung."

Neoliberale Presse

Süddeutsche Zeitung 23.02.2006 - 14:02
"Wir hoffen, dass sie irgendwann zur Besinnung kommen"
 http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/717/70647/

SZ

Differenzierer 23.02.2006 - 21:13
Der SZ-Artikel ist doch fair und ok - und die SZ sowieso eine der letzten wirklich guten Zeitungen in Deutschland

Die Wneoliberale" Presse berichtet doch erst garnicht darüber, denn über was nicht berichtet wird, das ist auch nicht geschehen...siehe FAZ SpiegelOnline Welt und Co.

update 24.2. (bielefeld)

wirzahlennix! 24.02.2006 - 07:35
Das Plenum der Bielefelder RektoratsbesetzerInnen hat am gestrigen Abend die Besetzung auf unbestimmte Zeit verlängert.

Unter anderem für diese Fragestellung war ein Sonderplenum einberufen worden. Es nahmen mehr als 80 BesetzerInnen teil.

Nachdem die bisherigen Arbeitsgruppen sich nochmal vorstellten und neue AktivistInnen sammelten, gründeten sich noch mehrere Arbeitsgruppen neu. Durch diesen organisatorischen Schub war die Grundlage für eine erstmalige unbefristete Verlängerung der Rektoratsbesetzung gegeben.

Es besteht Einigkeit unter den Menschen im Rektorat, dass nur die Erfüllung ihrer Forderungen - Rücktritt des Rektors, Demokratisierung der Hochschulgremien, keine Studiengebühren - eine Grundlage zum Beenden der Besetzung sein kann.

Es wird erwartet, dass zu Beginn des Sommersemesters Anfang April die Anzahl der MitstreiterInnen sowie die direkten Aktionen wieder sprunghaft ansteigen werden.

Eine besondere Motivation geben die zahlreichen überregionalen Medienbeiträge und spektakuläre Solidaritätsbekundungen, wie zuletzt in Hamburg.

Unterdessen ist es in Bielefeld zu einer engen Vernetzung mit dem örtlichen Sozialforum und insbesondere der Erwerbsloseninititative gekommen.

Die Bielefelder BesetzerInnen erwarten in näherer Zukunft vergleichbare Aktionen an mehreren Hochschulen in Nordrhein-Westfalen und haben ihre Solidarität und tatkräftige Unterstützung angekündigt.

Realitätsabgleich

Ole 26.02.2006 - 02:21
100 Teilnehmer bei der Demo der Schulen in Paderborn? Da muss man also auch von einem Reinfall sprechen.

Dito was die Besetzung angeht. Nicht nur, dass es schon am zweiten Abend gerade einmal 20 verlorene Personen waren, bereits nach einer guten Woche haben sich die BesetzerInnen komplett von ihren ursprünglichen Forderungen verabschiedet. Von der Kampagnenwebseite:

So wurden beinahe alle früheren Forderungen fallengelassen und nur noch eine Enquête-Kommission mit Entscheidungsbefugnissen zur Prüfung und konkreten Unterstützung der Sozialverträglichkeit und eine weitere Senatssitzung zum Thema gefordert. „Ein größeres Entgegenkommen war kaum vorstellbar. Bereits jetzt werden die Stimmen immer lauter, die uns als Erfüllungsgehilfen bei der Umsetzung von Studiengebühren bezeichnen“, so ein Sprecher der Protestierenden.

Ich mag mich täuschen, aber wollte man ursprünglich nicht die Studiengebühren kippen und nicht einen Beisitzerposten in einer Härtefallkommission für ausländische Kommilitonen erstreiten?

update 28.2.

wirzahlennix! 28.02.2006 - 06:10
Die BesetzerInnen des Rektorats der Uni Paderborn haben ihre Aktion am 26.2. beendet. Sie sprechen in einer Pressemitteilung von einem erfolgreichen Abschluß und kündigen weiteren Widerstand an.
 http://www.protest-gegen-studiengebuehren.de/index.php/Presse_26.2.2006_17:00

Die Bielefelder BesetzerInnen haben sich darauf verständigt, ihre Aktion weiterhin unbefristet fortzusetzen. Zum einen hat sicher hier bisher keinerlei Gesprächsbereitschaft gezeigt, zum anderen gelten Zugeständnisse, wie sie durch den Paderborner Rektor gemacht wurden, als unzureichend.

Das Nachrichtenmagazin Telepolis setzt sich ausführlich mit den Protesten gegen Studiengebühren auseinander.
 http://www.heise.de/tp/r4/artikel/22/22154/1.html

Räumgung droht

AutoRin 01.03.2006 - 01:09
eben noch auf der open posting seite vorne, jetzt schon nicht mehr:

die räumung in bielefeld wurde heute nachmittag angekündigt:
 http://de.indymedia.org//2006/02/140175.shtml

update 2.3. (8:00 Uhr)

wirzahlennix! 02.03.2006 - 08:05
28.02.2006 16:50
Am Nachmittag des 28.2. hat das Bielefelder Rektorat den BesetzerInnen ein "partielles Hausverbot" zugestellt.
 http://de.indymedia.org/2006/02/140175.shtml

1. März 2006, 02:05
Nach kurzzeitiger Verwirrung und Fehlinformationen der lokalen Medien, die BesetzerInnen hätten das Rektorat daraufhin verlassen, beschließt ein von mehr als 100 Menschen besuchtes Sonderplenum am selben Abend die Fortführung der Besetzung.
 http://besetzung.kollima.de/index.php?id=133

01.03.2006 12:43
Am frühen Nachmittag des 1.3. beginnen BesetzerInnen damit, sich im Rektorat zu verbarrikadieren. Zeitgleich eröffnen andere ein Protestcamp in der zentralen Unihalle. MedienvertreterInnen geben sich in den folgenden Stunden die Klinke in die Hand: Besonders begehrt sind Fotos der von außen sichtbaren Barrikaden. Die BesetzerInnen verhängen eine Nachrichtensperre über ihre Anzahl und ihre weiteren Strategien.
 http://de.indymedia.org/2006/03/140252.shtml

2. März 2006, 06:30
Die zweite Nacht nach der Räumungsdrohung ist unbeschadet überstanden. Die Rektoratsräume sind nunmehr vollständig verbarrikadiert, der Zugang ist nur noch für Besetzende möglich. Das Protestcamp wächst unterdessen stetig, von dort aus sind zahlreiche Aktionen für den heutigen Tag angekündigt. Die BesetzerInnen kündigen für den weiteren Tagesverlauf einen Offenen Brief an das Rektorat an.
 http://besetzung.kollima.de/index.php?id=138

Besetzungen in Frankreich?

das Blau 03.03.2006 - 16:53
Auf dem Kollima-Blog/Bielefeld erzählt jemand, in Frankreich seien die Unis/Teile der Unis Censier und Jussieu (beide Paris) sowie die Uni Montpellier, Nanterre, Tolbiac, Rennes 3, Toulouse Mirail und Aix-en-Provence besetzt - kann jemand das bestätigen, oder die frz. artikel dazu übersetzen?

Proteste und Besetzungen in Frankreich

Deux Gaulles 03.03.2006 - 19:00
Oui, oui - in Frankreich läuft der zweite heiße März/April... in Folge an!
Seit etwa drei Wochen wird gegen den CPE (Contrat Premiere Embauche -> Aufhebung des Kündigungsschutzes bei neu Einstellungen), hohe Rückmeldegebühren an den Hochschulen, Mangel an demokratischen Strukturen aber auch Abschiebungen, kriminalisierung der November-AufständlerInnen, letzte Sicherheitsmaßnahmen in der Innenpolitik usw. mobilisiert.
Bisher sind etwa 20 Unis und ähnlich viele Schulen im Boot. Es kam bisher zu zahlreichen Besetzungen und Blockaden (Einsatz von Schweißgeräten nicht unüblich).
Letzten Frühling begann der Kampf, welcher vor allem von SchülerInnen mitgetragen wurde mit Teil Erfolgen gegen das Fillon-Gesetz. Sein Umfassender Bildungsreformversuch koste dem Minister seinen Job, zwei Demos der SchülerInnen mit je über 100.000 TeilnehmerInnen Landesweit, Besetzungen vom B-Ministerium, Rektoraten und Schulen waren Äußerungen des Protestes...

Das wirklich interessante ist das sich SchülerInnen und Studis nun in v.a. Arbeitsmarkt- und Sozialpolitische Streitereien involvieren... Das Bündnis wächst und in Euskal-Herrria (Baskenland) wird vom 24-26. März zu einer Europaweiten Studi-Protest Vernetzung aufgerufen (-> www.uebergebuehr.de). Den oben genannten Unis ist übrigens auch Lille3 hinzuzufügen. Die VVs in Strasbourg, Lille, Nice, Marseille und Grenoble findet Montag statt... Wir brauchen mehr Netz!

Vive la Resistance - Mitteleuropa hat mal wieder einen Aufstand verdient.
Weitere infos zu den Protesten in Frankreich gibt es auf: www.paris.indymedia.org und ähnlichem....
Solidarische Grüße aus Freiburg - Wir versuchen es Montag in Strasbourg zu sein...

Sorbonne nach VV von CRS umzingelt

Deux Gaulles 03.03.2006 - 19:06
Obwohl der Haupttagesordnungspunkt der Studi-VV an der Sorbonne heute die Vorbereitung zum 7. März waren (Frankreichweiter Aktionstag), liess das Rektorat die Uni mit EHs umzingeln... In Tours wurde die Besetzung der Uni heute früh brutal geräumt - mindestens zwei verletzte unter den Studentinnen...
"Je sens une brise de soixante-huit!"

Tours: Schwerverletzte

D.G. 03.03.2006 - 19:11
Nach der Räumung der Uni Tours wurden zwei DemonstrantInnen schwerverletzt ins Krankenhaus transportiert. Ein junger Mann hat einen gebrochenen kiefer; eine Studentin ist halb gelähmt!
Quelle: http://paris.indymedia.org/article.php3?id_article=52436

Frankreich: Sorbonne/Tours/Streik?

history repeating 03.03.2006 - 20:20
Pariser Uni Sorbonne ist heute geschlossen worden, und 2 Schwerverletzte bei Protesten in Tours, und es wird für den 7. März zu einem Streik aufgerufen


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This afternoon in the Sorbonne met the first General meeting of the mobilized coeds.

No decision of strike, blocking or occupation was decided. The hundred student simply met to discuss the national coordination of this weekend and the preparation of the days of March the 6 and 7.

The vice-chancellorship made the decision to make evacuate the university site without waiting more. The mobilized coeds and the coeds find themselves blocked inside the site. The vice-chancellorship also called upon the CRS which surround the university.

Studied Federation CUS denounces the installation of average disproportionate police officers without any reason and the arbitrary decision of closing of the site without reason.

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Evacuation forces by the police force, 2 severely wounded persons with Tours

Press release of Federation CUS Studied in reaction to police repression of the anti-CPE/CNE movement of Turns


Friday March 3, 2006
18:28
Statute:

The general assembly of the mobilized coeds of Turns decided yesterday to occupy the IUT. Forty students spent the night quietly on the site. On order of the president of the university, 80 CRS dislodged the occupants in calms in the early morning towards 5h30.

The coeds then gathered in front of the faculty of Letters and Social sciences to discover there a university closed and kept by a cord of police officers. The students tried to return in force to meet and discuss the evacuation decided by the president. At this point in time the police force acted by violently pushing back the coeds towards the outside of the university.

The coeds increasingly many decided to go to peacefully occupy the MEDEF to obtain the opening of the university. The police force then evacuated with blow of bludgeon the coeds present in the places. Samu was called urgently to transport to the hospital two coeds seriously wounded by the police force.

Per hour current, a student has the jaw broken and a coed is paralysed right side.

Studied Federation CUS denounces the attitude of president Michel Lussault who did not hesitate a moment to make evacuate the buildings of the university and which indirectly led two coeds of its university to the hospital for one unspecified duration.

This president "defender of the democracy" has just ridiculed one of the rights most elementary: freedom of expression by not hesitating only one moment to call upon the police force to repress a movement studying peaceful and opened with the discussion.

Studied Federation CUS denounces also the police methods of most violent leading two coeds to the hospital. The repression of the movement began a few weeks before and intensifies. It is inadmissible to repress a movement also hard.

Federation CUS Studied support the coeds high-school girls touched by the répréssion and calls the all-your students, lyçéen-nes, young workers-euses, precarious, paid denounced police repression and to mobilize itself hard and massively against the CPE/CNE. It also asks that the president of university Michel Lussault excuse himself publicly and deals with the hospital expenditure for his two coeds.

Author: Student Federation CUS
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National confederation of Work Confederal Office Secretariat media  medias@cnt-f.org

Paris, March 2, 2006: March 7 with the coeds: Let us vote the strike!

In the night of February 28 at March 1, the Senate adopts without sourciller the Contract First Engages, one of measurements of the law "For the equal opportunity". The training lowered to 14 years, the night-work as of 15 years, the Contract First Engages, are from now on applicable legally. It is a whole age group, the young people of less than 26 years, which enters from now on on the labour market with quasi-null social protections.

Should it be recalled that between the CNE and the CPE, of young rioters ignited the suburbs? Suburbs whose 40% of the young people, precisely, are struck by unemployment... Including the good pupils with diplomas. The response to these riots: more than 4500 interpellations and 830 incarcérations, an emergency State and today, the CPE. But not only!

One already sees stinging the bill of "prevention of the delinquency" which will be presented in March at the Parliament. It envisages collaboration organizes/schools, the creation of a vat pro "safety", juniors by the police force, the segregation of the young people "deviating" as of the primary education age... While 7 Penal establishments for Minors are in the course of construction, that ten colleges Tops of the Seine sign a convention legalizing the faction of a uniformed policeman in their enclosure...

However, since last 7 February, the students mobilize themselves: strikes, demonstrations, bloccages, occupations follow one another in Rennes, Toulouse, Lyon, Lille, Grenoble, Marseilles and from now on Paris, although the periods of winter vacation did not play in favour of a coordinated mobilization... Las, the students are determined and learned how to organize themselves; it is initially in Rennes that is held a Hexagonal Coordination, then in Toulouse. Next Saturday, it is in Paris that it will take place. That made now more than three weeks that the mobilized students invite the whole of paid to join them. The mobilization coed, far from weakening, is reinforced.

The CNT does not have the short memory! Last year, the high-school girls found themselves isolated in the fight against the Law Fillon. This year, let us join the coeds!

We in General Assemblies organize on March 7 and vote the strike!

Disposable work as of the youth to the tomb, it is what capitalism promises to us. Employers will never have finished some with misery, the injustice and the exploitation. Let us oppose to him the strike without limits!


Author: CNT Confederal Office


Update Tours 3.02 >> gg. 21.00

Deux Gaulles 03.03.2006 - 21:43
Anscheinend wurden bei den heutigen Aktionen über 15 Studentinnen leicht und drei schwer verletzt. Eine Person soll sich laut indy-paris im Koma befinden!

@Deux Gaulles

cybernetique 03.03.2006 - 22:10
Verfass doch gleich einen Artikel. Mein französisch reicht nicht.

+++++INFOS+++++

BI Student 08.03.2006 - 20:57
Am 12.3 wird um 20:04 auf Radio Bielefeld (98.3 Mhz u. 97.6 Mhz) eine ca. 1stündige Sendung über die Besetzung ausgestrahlt.
Diese soll später auch auf CD - vermutlich gegen Spende - habbar sein beim kreativen Protestcamp Uni BI.
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Donnerstag den 9.3. findet um 13:45 ein klassisches KOnzert der Lebenslaute aus Solidarität mit den Studiengebührengegnern statt.
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Samstag den 11.3. wird es ein Konzert mit Akustikgitarre geben.
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Auf einer der Stellwände des Camps sind Infos zu weiteren Veranstaltungen zu finden!

Es geht ums Prinzip: Gegen eine soziale Selektion!
Solidarität mit den französischen Schülern und Studenten, denen bei ihren Protesten in diesen Tagen starke Repressionen widerfahren!
Gegen Polizeibrutalität, überall!!!

besetzung.kollima.de

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was ICH nicht toll finde — blubbsdiebubbs

@blubbsdibubbs — besetzerin :)

@ Studi — Realdemokrat