20.01.2006 - Agenturschluss-Aktion in Köln

Rio 20.01.2006 13:35 Themen: Soziale Kämpfe
Unermüdlich geht eine mal kleine mal größere Gruppe widerborstiger Erwerbslosenr seit knapp einem Jahr in Köln "spazieren". So nennt man es, wenn man unangemeldet bei den Träger-Vereinen so genannter 1-Euro-Jobs oder 70-Cent-Maßnahmen einfällt, um mel eben nach dem Rechten zu sehen.
Knapp Zehn Leute der Kampagne "Agenturschluss" trafen sich wiederholt, um einen auserwählten Träger-Verein zu besuchen. "Terzia GmbH" im Höniger Weg hieß diesmal das Ziel, wo nahezu ausschließlich Maßnahmen aus dem Bereich "Sprungbrett" (= unter 25jährige à 70 Cent die Stunde) durchgeführt werden.

Bei der Firma handelt es sich um eine bundesweit agierende Kette, die auch im Bereich der kommerziellen Personal-Vermittlung aktiv ist. Nicht in Köln, aber z.B. in Krefeld, wo man auch gern mal mit Streikbrechern der Firma Gate Gourmet in Düsseldorf unter die Arme greifen soll.

Nachdem man zunächst eine recht voll besetzte Unterrichtsklasse "stürmte", wurde man ziemlich schnell und unter Beschwörung des Hausrechts zur Geschäftsführung gedrängt. Na, gut, hat man eben mit denen geredet, was insofern auch die richtige Adresse war, um dringende Auszahlungsmodalitäten der Firma zu klären. Terzia gehört zu den in Köln weniger werdenden Trägern, die sich die hoheitliche Aufgabe anmaßen, die gesetzliche Grundsicherung (Alg2) selbst - und bisweilen eigenmächtig gekürzt - an die Betroffenen auszuzahlen. Im Gesetzt heißt es hierzu: ... ist am Monatsanfang vom Leistungsträger (ARGE) auszuzahlen. Und eben nicht von einem Verein ... und eben nicht zum 10. des Monats ! "Sie brauchen sich nicht bemühen, die Rechtsgrundlage hierfür raus zu suchen, ...", rief denn auch ein Spaziergänger, "ARGE-Chef Ludwig hat sie nämlich auch nicht gefunden." ;-)
Aus diesem Grund - und womöglich auch dank einer gewißen Hartnäckigkeit von "Agenturschluss" - stellen die Kölner Träger diesen Auszahlmodus wieder um. Auch Terzia demnächst, wie die Geschäftsfüherin Brähler versprach.

Eine Sozial-Pädagogin und ein Ausbilder der Firma klären dann auf, mit welchen Methoden "junge Erwachsene dem Arbeitsmarkt gerecht stabilisiert" werden sollen. Marketing- und Design-Unterricht am PC, womit man dann gut "ausgebildet" als Praktikant bei LIDL Regale einräumen kann. Iss doch was !

Aber die Stimmung kippte positiv, sofern selbst den bezahlten NutznießerInnen derlei Maßnahmen das Wort "A...Arbeitsmarkt" im Hals stecken bleiben will. Arbeitsmarkt ? Welcher ?

Und so war es wiedermal fast so, als sollte man feststellen, dass erwerbslose SpaziergängerInnen und festangestellte Sozialarbeiter in einem Boot sitzen. ... Da lag es dann auch Nahe, eine Botschaft in Richtung des hauseigenen Betriebsrates zu übermitteln, sich gegen eine Unterstützung des Streikbruchs bei Gate Gourmet auszusprechen. (Konkrete Gespräche hierzu sollen folgen.) ... Und ein weiterer Kompromiss konnte ausgehandelt werden, indem die Geschäftsführung zusagte, dass "Agenturschluss" eine Informationsveranstaltung in allen drei Unterrichtsklassen abhalten dürfe. "Das ist gut, ...", bewertet man einhellig das Angebot,"da wir den Leuten sagen wollen, wie sie sich und ihre Rechte selbst bzw. gemeinsam mit uns vertreten können." Auch hierzu werden weitere Gespräche folgen ... und weitere Spaziergänge mit Sicherheit auch.
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Klasse!!!!!!!! — Martin Behrsing