Antifa mobilisiert weiter nach Wunsiedel

Newswire statt Open posting 17.08.2005 22:57 Themen: Antifa
Das vom Landratsamt Wunsiedel verhängte Verbot des für den 20.8.05 geplanten Rudolf-Heß-Marschs in Wunsiedel wurde heute durch das Bundesverfassungsgericht sichergestellt. Die Nazis mobilisieren jedoch weiter in den süddeutschen Raum und kündigen an: "legale Alternativen liegen manchmal sehr nah". Auch die Antifa-Initiative "NS-Verherrlichung stoppen!" hält an der Mobilisierung nach Wunsiedel fest.
Eine für den 20. August 2005 geplante Gedenkveranstaltung für den ehemaligen Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß in Wunsiedel bleibt weiterhin verboten. Das Bundesverfassungsgericht hatte am 16.8. entschieden, dass die Gewährung von Eilrechtsschutz abzulehnen sei und insofern die Entscheidung des Landratsamts Wunsiedel gelte. Damit wurde auch das Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs vom 11.08. bestätigt. Das Verbot stützt sich auf die seit April des Jahres gültige Strafvorschrift gemäß § 130 Abs. 4 StGB, wonach sich strafbar macht, „wer öffentlich oder in einer Versammlung den öffentlichen Frieden in einer die Würde der Opfer verletzenden Weise dadurch stört, dass er die nationalsozialistische Gewalt- und Willkürherrschaft billigt, verherrlicht oder rechtfertigt“, so das Bundesverfassungsgericht.
(  http://de.wikinews.org/wiki/Bundesverfassungsgericht_best%C3%A4tigt_Verbot_f%C3%BCr_Rudolf-He%C3%9F-Gedenkveranstaltung
Bundesverfassungsgericht - Pressestelle -Pressemitteilung Nr. 74/2005 vom 17. August 2005:  http://www.bundesverfassungsgericht.de/bverfg_cgi/pressemitteilungen/bvg05-074 )

Die Neonazi-Szene reagierte auf das Verbot mit einer Reihe von spontanen Kundgebungen z.B. in Berlin (  http://de.indymedia.org/2005/08/125437.shtml ), Dortmund (Hauptbahnhof), Dresden (Semperoper), Karlsruhe (BVG), Marburg (Stadthalle), in Wunsiedel selbst sowie an mehreren anderen Orten (  http://de.indymedia.org/2005/08/125407.shtml ).

Außerdem wird in dem überregionalen Neonazi-Forum "Freier Widerstand" zu Aktionen an dem Samstag aufgerufen: "Unabhängig davon, ob das Gedenken an Rudolf Heß "legal" bleiben wird oder nicht: Es gilt, die Verbotspraxis und Gesinnungsjustiz der BRD-Verbotsbehörden grundsätzlich anzugreifen und dagegen zu protestieren! Vielleicht schon am Sonnabend irgendwo... Es gibt Alternativen... Da viele Aktivisten des nationalen Widerstandes sich den 20. August 2005 bis jetzt frei gehalten haben, wäre es falsch, aufgrund des Verbotes in Wunsiedel daheim zu bleiben." Mittlerweile wurde eine Sonderseite des "Nationalen Infotelefons Rheinland" eingerichtet, auf der es heißt: "Wunsiedel war das geplante Ziel für den 20. August, jetzt hat sich unser Zielgebiet vergrößert. Wir können und wollen heute noch keine Details nennen, aber legale Alternativen liegen manchmal sehr nah. Wer an einer Reiseplanung in den Süden der Republik festhält, macht mit Sicherheit schon mal keinen Fehler. An selbstverständlich legalen Alternativen wird gearbeitet." Konkrete Pläne für den Samstag wollen die Neonazis erst am Freitag auf den bekannten Websites und über einen sms-Verteiler des NIT Rheinlands bekanntgeben.

Ein möglicher Ausweichort wäre Bayreuth, wo schon im Jahr 1991 etwa 1500 Neonazis aus Deutschland mit starker internationaler Unterstützung gegen das Verbot ihrer Kundgebung in Wunsiedel demonstrierten. Einer bundesweiten antifaschistischen Mobilisierung folgten damals rund 2500 Menschen, sie konnten die Veranstaltung jedoch nicht verhindern. Auch Orte im benachbarten Sachsen und Thüringen sind denkbar. So konnten sich beispielsweise 1992 trotz Demonstrationsverbots etwa 2000 Personen im thüringischen Rudolstadt zu versammeln und bei einer von dem Neonazi-Kader Tino Brandt kurzfristig angemeldeten Demonstration medienwirksam und ohne nennenswerte Proteste durch die Stadt zu marschieren. Antifaschisten und Antifaschistinnen wurden zur gleichen Zeit im nordbayrischen Hof von der Polizei festgehalten und führten dort mit 2500 Teilnehmern eine Protestdemonstration durch. (  http://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf-He%C3%9F-Gedenkmarsch )

Die Antifa-Initative "NS-Verherrlichung stoppen!" hält an der Gegenmobilisierung nach Wunsiedel fest. In einer Pressemitteilung erklärte sie: "Wie zu erwarten werden die Neonazis aus ganz Europa vorraussichtlich in andere Städte ausweichen um ihre menschenverachtende Propaganda zu verbreiten. Jedoch, alleine aus organisatorischen Gründen, mobilisieren wir weiterhin nach Wunsiedel. AntifaschistInnen, Busgruppen und MitbürgerInnen sind angewiesen den Neonazis Gesicht in Wunsiedel zu zeigen, anstatt wie so oft ihnen "nachzureisen". Nur die beharrliche Präsenz vor Ort macht deutlich, dass kein Platz ist für die Verherrlichung des Nationalsozialismus. Rudolf Hess war und ist kein Märtyrer oder Held, sondern ein verurteilter Nazi-Kriegsverbrecher." Abschliessen rief die Initiative auf: "Auf nach Wunsiedel am 20.08.04! Beteiligt euch an den Protesten!
( http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/ns-verherrlichung-stoppen/
 http://de.indymedia.org/2005/08/125440.shtml )
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Ergänzungen

Deutliche Ansage - Gegen Spekulationen!

ausgefüllt 17.08.2005 - 23:57
Bitte unterlasst es, öffentlich und noch dazu ohne greifbare Grundlage zu spekulieren über mögliche Pläne der Nazis, die sie wahrscheinlich selbst noch nicht geschmiedet haben!

Die Rechtssituation sieht so aus, dass auch Ersatzaufmärsche/-kundgebungen an diesem Tag illegal wären; für sie griffe jeweils die bestehende Verbotsverfügung. Natürlich haben auch Nazis zahlreiche Busse angemietet und wollen weder auf den Kosten sitzen bleiben, noch sich die Chance entgehen lassen, sich wichtig und gefährlich zu fühlen. Eben weil die Situation so unklar ist, heißt die Devise: Antifa fährt nach Wunsiedel. Da nicht abzusehen ist, was sich bis Samstag noch für Erkenntnisse ergeben, gibt es eine gute Chance, dass die Nazis auch bei möglichen Ersatzveranstaltungen nicht ungestört bleiben werden.

Also: es gibt keinen Grund zum Ausschlafen. Vertraut den Leuten, die die Busse aus eurer Region organisieren und informiert und koordiniert euch über lokale Antifastrukturen - nur bitte NICHT über ein öffentliches Medium wie Indymedia. Das nützt in dieser Situation niemandem, noch kann man alles, was hier den lieben Tag lang gepostet wird, nachprüfen.

Westsachsen oder Ostthüringen

\}][{ 18.08.2005 - 00:24
Ist ja eigentlich müßig, sich darüber jetzt schon den Kopf zu zerbrechen, denn am Freitag wissen wir vermutlich mehr. Aber ich würde mal auf das Vogtland tippen, also Westsachsen (Plauen, Reichenbach/Vogt., vielleicht noch Zwickau) oder Ostthüringen (Greiz, Schleiz, Pößneck, Neustadt/Orla, Saalfeld, Rudolstadt, Gera ... ). Erstens kooperieren die Kameradschaften der Region (KS Hof, Braune Teufel, Reichenbacher Aktionsfront - RAF, KS Saale-Orla-Kreis ...) seit langer Zeit eng miteinander und zweitens scheinen VS und Cops gerade in Thüringen nicht allzuviel gegen Nazis zu unternehmen, sondern sie eher gewähren zu lassen. Ein aktuelles Beispiel ist das "Rudolf-Heß-Gedenk-Fußballturnier" am letzten Sonnabend bei Schleiz:  http://de.indymedia.org/2005/08/125033.shtml Drittens hat es schon mal geklappt in Rudolstadt 1992 und viertens liegen die genannten Orte auch alle recht nahe an der Autobahn A9 bzw. A 72. Das ist von erheblichem Vorteil, wenn die Nazis aus halb Europa mit PKW und Bussen kommen wollen. Fünftens hat der Anmelder Rieger eine seiner Hütten in Pößneck, da kann er da gleich mal nach dem Rechten sehen. ;-)) Egal, trotzdem erst einmal nach Wunsiedel!

Wir fahren nach Wunsiedel!!

Matze 18.08.2005 - 17:09
Genossinnen und Genossen,

bitte habt doch Verständnis, daß die Busse bereits gebucht sind!
Wir fahren am Samstag nach Wunsiedel!
Nach der Demo können wir immer noch in eine andere Stadt fahren, wo die Nazis ihre Ausweichkundgebung machen.
Gemeinsam den Nazis die Suppe versalzen!

LoL

lol 18.08.2005 - 17:33
mal ein spass für zwischendurch.....

NPD in Nürnberg, Kameradschaften in Berlin ??

\}][/&% 18.08.2005 - 20:47
Mehr unter NPD will am Samstag in Nürnberg marschieren
von egalo - 18.08.2005 18:38
 http://de.indymedia.org/2005/08/125529.shtml

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Überlegung — XXXX

Überlegung 2 — egal

ist doch klasse! — geierwally

auf nach wunsiedel! — a-a-antifa

Auf nach Wunsiedel — Ladyboy

Auf nach Wunsiedel — Genosse

Wunsiedel ja/nein? — Antifa

Also was denn jetzt? — antifeixista

erster punkt für uns — autonom

wunsiedel? sinnlos! — mein name