Hamburg: Nazis im Regen

Bruno Tesch 31.07.2005 20:52 Themen: Antifa
Für den 30. Juli mobilisierten Neonazis zu einem Trauermarsch nach Hamburg. Als Grund für die Trauer mußte die Bombardierung Hamburgs im zweiten Weltkrieg vor 62 Jahren herhalten. In Zahlen läßt sich der Tag wie folgt zusammenfassen: 1500 Polizisten, fast 1000 Gegendemonstranten und höchstens 150 Neonazis.
Während sich die Antifa-Kundgebung am Hauptbahnhof noch sammelte stellten sich 10 bis 15 Neonazis in einem Eingang zur S-Bahn auf. Dort warteten sie solange bis sich genug AntifaschistInnen eingefunden hatten, die ihnen körperliche Platzverweise erteilten. Nach der Auftaktkundgebung setzte sich die Antifa-Demo in Richtung Neonaziaufmarsch mit über 800 Leuten in Bewegung.
Zu diesem Zeitpunkt war am U+S-Bahnhof Wandsbeker Chaussee von den Nazis noch nicht viel zu sehen. Die Polizei hatte Stellung bezogen und Gruppen von AntifaschistInnen versuchten sich unauffällig durch die Straßen zu bewegen. Nur der NPD-Kreisverband war mit vier Personen pünktlich am Treffpunkt erschienen. Thomas Wulff kam als Versammlungsleiter 50 Minuten zu spät mit dem WV-Bulli und einigen Gehilfen vom Heisenhof bei Verden/Aller an. Dem Einsatzleiter der Polizei war die Entschuldigung von Worch (Stau auf der Autobahn) egal und er verfügte, dass die Neonazis nach nur 10 Minuten Auftaktkundgebung loszuziehen hätten. Kurz nach der Ankunft von Wulff trafen in drei größeren Gruppen die restlichen Neonazi mit der Bahn ein. Während eines heftigen Regenschauers stellten sie sich auf der Straße auf. In Zweier-Reihen marschierten sie schweigend zu klassischer Musik und vereinzelten Trommelschlägen durch die Straßen. Die Straßen vor ihnen und neben ihnen wurden von 1000 Polizisten gesichert.
Trotzdem begleiteten gleich zu Beginn bis zu 50 AntifaschistInnen den Naziaufmarsch mit Parolen und Trillerpfeifen. Nach einigen Hundert Metern drängte die Polizei sie ab. Im weiteren Verlauf des Aufmarsches konnten immer wieder AntifaschistInnen aus Seitenstraßen stören. Größere Beeinträchtigungen oder gar eine Blockade waren angesichts des polizeilichen Willens den Aufmarsch durchzusetzen nicht denkbar. Die Proteste wurden auch von den Nazis bemerkt. In einem Bericht des Aktionsbüros Norddeutschlands zum Tag heißt es: "Dümmliches Krakeele von den Straßenrändern ließ uns wissen, dass es sie noch gibt: Die hilflosen und politisch abgewrackten Handlanger des etablierten Systems, die sich selbst zynisch Antifaschisten nennen. Ein armseliger Haufen, dessen hysterisches Geschrei von den Marschierenden mit eisigem Schweigen beantwortet wurde."
Auf der Abschlußkundgebung am U-Bahnhof redeten neben Thomas Wulff noch Dieter Riefling und ein "Zeitzeuge". Aber auch hier waren AntifaschistInnen in direkter Nähe mit Trillerpfeifen und Parolen präsent. Geschlossen (bis auf den Lautsprecherwagen) stiegen die Nazis in die U-Bahn. Am Hauptbahnhof (Hbf) wollten sie Umsteigen. Eine Gruppe mit der U-Bahn zur Horner Rennbahn, eine andere nach Veddel. Auch im Hbf kam es zu Protesten von AntifaschistInnen. Während der Ausandersetzungen wurden mehrere Personen fest oder in Gewahrsam genommen. Darunter mindestens ein Neonazi.
Drei Neonazis wollten noch in Ruhe ein Bier am Bahnhof trinken. Nachdem sie aber von AntifaschistInnen identifiziert worden waren war es mit ihrer Ruhe zu Ende. Sie wurden über den Bahnhofsvorplatz gejagt und fanden sich schnell in der Obhut von Sicherheitskräften wieder. Diese agierten konfus und es kam immer wieder zu direkten Angriffen auf die drei Nazis. Bis zu 50 Protestierende fanden sich bei dieser Szene ein, bis es der Polizei gelang die Nazis in eine S-Bahn zu schleusen.

Einen Tag später fanden sich nach eigenen Angaben 60 bis 70 Nazis ("Männer und Frauen von jung bis alt") auf dem Ohlsdorfer Friedhof ein. Sie legten Kränze nieder, hielten eine Schweigeminute ab, hörten sich Reden an und sangen "zum Abschluß gemeinsam das Lied 'Ich hatt' einen Kameraden'"

Mehr Fotos und Berichte vom Tag:
Nazidemo in Hamburg am 30.07.05  http://de.indymedia.org/2005/07/124098.shtml
Naziaufmarsch HH: Nazis am Hbf  http://de.indymedia.org/2005/07/124003.shtml
Nazis 30.07.05 Hamburg  http://de.indymedia.org/2005/07/124141.shtml
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Ergänzungen

Friedhof Kränze

ich 31.07.2005 - 23:27
Weiß jemand, ob die Kränze schon entfernt wurden, oder ob sie noch liegen?

Tippfehler ?

plk 01.08.2005 - 01:27
Worch wird wohl kaum irgendwelche Ausreden wegen eines Staus auf der Autobahn gegenüber dem Einsatzleiter geäusert haben, da er sich in Duisburg die Beine in den Bauch stehen durfte.
 http://de.indymedia.org/2005/07/124029.shtml
Aber Worch oder Wulff, bei den Hackfressen kann mensch natürlich durcheinander kommen.

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