AntiGraffitiKongress - mediale Vorbereitung
In den vergangen Tagen waren in der Berliner Medienlandschaft vermehrt Berichte zu finden, die einen postitiven Bezug auf den Anti-Graffiti-Kongress am kommenden Donnerstag hatten.
Los ging es am 30. und 31. März mit Berichten in der Abendschau, der Morgenpost und dem Tagesspiegel. Dort wurde ein Zusammenhgang zwischen dem über Ostern statt gefundenen "Rhythm of the Line" Graffitiwriting- und Hip Hop- Filmfestival und dem erhöhten Farbaufkommen auf Berliner Zügen berichtet. Unter Überschriften, wie "S-Bahn kam mit Säubern nicht hinterher" wurde erläutert, dass alleine am Osterwochenende bei der S-Bahn 975 Quadratmeter bemalt wurden, was 400 Meter Zuglänge entspricht. "Das seien 40 Prozent mehr als sonst üblich." Neben den interessanten Erkenntnissen der polizeilichen Graffiti-Jäger über angeblichen Umfang und Gewaltbereitschaft "der Szene" konnten sich die armen Beamten noch darüber ausheulen ,das "alle Ermittler der Spezialeinheit über Ostern Tag und Nacht in Zivil unterwegs gewesen seien" doch "Festnahmen auf frischer Tat habe es leider nicht gegeben". Nicht feheln dürfen bei den Berichten die Hinweise auf den "Nofitti"-Kongress und sogar eine Sonderseite der Cops zum Thema. Am 2. April legt der Tagesspiegel dann nochmal nach und bringt einen eigenen Artikel über den "erste internationale Anti-Graffiti-Kongress". Mit neidischem Blick wird über die skandinavische "Null Toleranz"-Politik berichtet und so getan, als könnten die "Schmierer" in der BRD tun und lassen was sie wollen. Doch das soll sich, dank Nofitti, so der Tenor bald ändern.
Der neuste Artikel zum Thema ist in der aktuellen Ausgabe der Berliner Zeitung zu bewundern. Unter einem Bild von der unvergessenen Aktion im Tunnel des Alexanderplatzes kommen aber auch Menschen zu Wort, die gegen den "Nofitti"-Kongress mobil machen. Und die Cops kündigen an, auch zum Kongress wieder vermehrt in Zivil unterwegs zu sein, um Leute auf frischer Tat zu schnappen. Bleibt zu hoffen, das sie genauso erfolgreich sind wie zu Ostern...
Links:
Rhythm of the Line: http://www.rotl.de/
Tagesspiegel: http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/30.03.2005/1727143.asp
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/02.04.2005/1734714.asp
Morgenpost: http://morgenpost.berlin1.de/content/2005/03/31/berlin/744367.html
rbb-film: http://rbb-online.de/_/abendschau/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_mini_2382422.html
cops: http://www.berlin.de/polizei/dir4/ermgruppegraffiti.html#sprache
Aufruf gegen den Kongress:
Wir scheißen auf eure sauberen Wände!
Großes Fanatikertreffen gegen Graffiti im Roten Rathaus
Auf Einladung der selbsternannten Graffiti-Jäger der Bürgerinitiative "nofitti e.V." soll am 7. April 2005 im Roten Rathaus der 1. Internationale Anti-Graffiti-Kongress stattfinden. Unter der Schirmherrschaft des regierenden Bürgermeisters wollen 200 Teilnehmende aus Deutschland, Belgien, Grossbritannien, Skandinavien und den USA die Verschärfung der Repression gegen SprüherInnen vorantreiben. Zu erwarten sind Forderungen nach härteren Strafen, umfassenderer Überwachung und der Ausdehnung prämierter Denunziation. Das trägt dann ähnlich absurde Blüten wie in anderen Städten, wo inzwischen schon das nächtliche Mitführen von Spraydosen verboten ist.
Und tatsächlich ist Graffiti keine Kunst, die sich zufällig in den illegalen Raum verirrt hat, sondern sie agiert gegen das Gesetz, sie widersetzt sich der herrschenden Ordnung, oder ignoriert sie zumindest. Und genau das ist ja das Gute. Graffiti hat nicht den Anspruch populär zu sein, also einem allgemeinen ästhetischen Empfinden von Kunst zu entsprechen. Es geht uns also nicht um den Wunsch nach Akzeptanz von Graffiti als städteverschönernde Kunst oder um Anbiederei und das Betteln nach legalen Wänden. Graffiti ist nicht nur eine bestimmte Variante von Kunst, die einen bestimmten Stil verfolgt. Writing zeichnet sich vor allem durch die Praxis aus: illegal und subversiv. So begann die Geschichte von Graffiti nicht an legalen Wänden, die dann fürs Malen gesperrt wurden, sondern an unzugänglichen, verbotenen Orten. An Schienennetzen und Dächern, an Fensterscheiben und Häuserwänden, kurzum an fremdem Eigentum. Fakt ist, dass die Bedingungen und Umstände unter denen heute illegal gemalt werden kann, zunehmend schwieriger werden. Kameras, Zivibullen, Sicherheitsdienste, graffitigeschützte Scheiben, Wände, Sitze und nicht zuletzt die vorbildliche Bürgerin mit Blockwartmentalität sind zu einer lästigen Dauergefahr bei jeder Tour geworden.
Graffiti ist ein Problem, weil es die Bahn, das Einkaufszentrum, die Stadt daran hindert sich als sauber und sicher zu präsentieren. Kaufkraft und Investition brauchen eine gepflegte Ordnung, um sich der Abwesenheit von Schmutz, Schmierereien und Armut, also allem Nichtkompatiblen und Subversiven, zu versichern. Jedoch nicht nur einem ökonomischen Interesse ist das Tag oder Scratching ein Dorn im Auge.
Auch so mancher deutscher Papi würde für seine saubere Straße töten, weil ihm alles verhasst ist, was einen anderen Lebensstil oder Nonkonformität sichtbar macht. Es lohnt sich bestimmt mal am 7. April im Roten Rathaus vorbeizuschauen...
Graffiti ist ein Verbrechen - und wir stehen drauf!
Keep on rockin ' ...und lasst euch nicht erwischen!
graffiti hates germany - berlin (ghg)
Der neuste Artikel zum Thema ist in der aktuellen Ausgabe der Berliner Zeitung zu bewundern. Unter einem Bild von der unvergessenen Aktion im Tunnel des Alexanderplatzes kommen aber auch Menschen zu Wort, die gegen den "Nofitti"-Kongress mobil machen. Und die Cops kündigen an, auch zum Kongress wieder vermehrt in Zivil unterwegs zu sein, um Leute auf frischer Tat zu schnappen. Bleibt zu hoffen, das sie genauso erfolgreich sind wie zu Ostern...
Links:
Rhythm of the Line: http://www.rotl.de/
Tagesspiegel: http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/30.03.2005/1727143.asp
http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/02.04.2005/1734714.asp
Morgenpost: http://morgenpost.berlin1.de/content/2005/03/31/berlin/744367.html
rbb-film: http://rbb-online.de/_/abendschau/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_mini_2382422.html
cops: http://www.berlin.de/polizei/dir4/ermgruppegraffiti.html#sprache
Aufruf gegen den Kongress:
Wir scheißen auf eure sauberen Wände!
Großes Fanatikertreffen gegen Graffiti im Roten Rathaus
Auf Einladung der selbsternannten Graffiti-Jäger der Bürgerinitiative "nofitti e.V." soll am 7. April 2005 im Roten Rathaus der 1. Internationale Anti-Graffiti-Kongress stattfinden. Unter der Schirmherrschaft des regierenden Bürgermeisters wollen 200 Teilnehmende aus Deutschland, Belgien, Grossbritannien, Skandinavien und den USA die Verschärfung der Repression gegen SprüherInnen vorantreiben. Zu erwarten sind Forderungen nach härteren Strafen, umfassenderer Überwachung und der Ausdehnung prämierter Denunziation. Das trägt dann ähnlich absurde Blüten wie in anderen Städten, wo inzwischen schon das nächtliche Mitführen von Spraydosen verboten ist.
Und tatsächlich ist Graffiti keine Kunst, die sich zufällig in den illegalen Raum verirrt hat, sondern sie agiert gegen das Gesetz, sie widersetzt sich der herrschenden Ordnung, oder ignoriert sie zumindest. Und genau das ist ja das Gute. Graffiti hat nicht den Anspruch populär zu sein, also einem allgemeinen ästhetischen Empfinden von Kunst zu entsprechen. Es geht uns also nicht um den Wunsch nach Akzeptanz von Graffiti als städteverschönernde Kunst oder um Anbiederei und das Betteln nach legalen Wänden. Graffiti ist nicht nur eine bestimmte Variante von Kunst, die einen bestimmten Stil verfolgt. Writing zeichnet sich vor allem durch die Praxis aus: illegal und subversiv. So begann die Geschichte von Graffiti nicht an legalen Wänden, die dann fürs Malen gesperrt wurden, sondern an unzugänglichen, verbotenen Orten. An Schienennetzen und Dächern, an Fensterscheiben und Häuserwänden, kurzum an fremdem Eigentum. Fakt ist, dass die Bedingungen und Umstände unter denen heute illegal gemalt werden kann, zunehmend schwieriger werden. Kameras, Zivibullen, Sicherheitsdienste, graffitigeschützte Scheiben, Wände, Sitze und nicht zuletzt die vorbildliche Bürgerin mit Blockwartmentalität sind zu einer lästigen Dauergefahr bei jeder Tour geworden.
Graffiti ist ein Problem, weil es die Bahn, das Einkaufszentrum, die Stadt daran hindert sich als sauber und sicher zu präsentieren. Kaufkraft und Investition brauchen eine gepflegte Ordnung, um sich der Abwesenheit von Schmutz, Schmierereien und Armut, also allem Nichtkompatiblen und Subversiven, zu versichern. Jedoch nicht nur einem ökonomischen Interesse ist das Tag oder Scratching ein Dorn im Auge.
Auch so mancher deutscher Papi würde für seine saubere Straße töten, weil ihm alles verhasst ist, was einen anderen Lebensstil oder Nonkonformität sichtbar macht. Es lohnt sich bestimmt mal am 7. April im Roten Rathaus vorbeizuschauen...
Graffiti ist ein Verbrechen - und wir stehen drauf!
Keep on rockin ' ...und lasst euch nicht erwischen!
graffiti hates germany - berlin (ghg)
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Ergänzungen
nicht nur berliner zeitung
mal gucken was uns nach dem kongress erwartet...
Demo-Dates
Donnerstag: Demo 14 Uhr | Mauerpark
Gegen den internationalen Anti-Graffiti-Kongress!
GDP verbreitet Märchen von Terror-Sprühern
Berlin (dpa) - Vor dem 1. Internationalen Anti-Graffiti-Kongress in Berlin hat die Gewerkschaft der Polizei die Grünen kritisiert. Mit ihrer Blockade einer harten Bestrafung von Spayern unterstützten sie die «wachsende Kriminalität und eine fortschreitende gesellschaftliche Verwahrlosung». Das sagte der GdP-Bundesvorsitzende Konrad Freiberg in der Bundeshauptstadt. Viele würden Autos aufbrechen, um sich das Geld für die teuren Sprühdosen zu besorgen. Am Donnerstag kommen in Berlin 200 Graffiti-Experten zusammen.
Propaganda in der "Abendschau"
Graffitit und Emanzipation?
heute
nein im ernst es ist kau zu ertragen.
a.c.a.b.
Graffiti und "Nofitti"....
Institut für Graffiti-Forschung
http://graffitieuropa.org
graffiti@web.de
0043 676 6462606
Stelllungnahme des ifg zu "Internationaler Anti-Graffiti-Kongress in Berlin":
Witzig, dass die sattsam bekannte Initiative "nofitti" gerade den Begriff "Anti-Graffiti Kongress" wählte. Sie stellen damit wohl einen Bezug zum Graffiti-Kongress her, der vom ifg 1998 in Wien veranstaltet wurde. Dabei wurde das vielfältige "Kulturphänomen Graffiti" aus dem Blickwinkel verschiedener Wissenschaftsdisziplinen betrachtet und die Ergebnisse bildeten eine wichtige Entscheidungshilfe für Stadtverwaltungen im ganz Europa im fachgerechten Umgang mit diesen Formen der Kommunikation und der Jugendkultur.
Bekannt ist die Initiative "Nofitti" v.a. durch ihre völlige Unkenntnis und Ignoranz der ältesten Kommunikationsform der Menschheit gegenüber. Anstatt aufzuklären wird hier einer gelangweilten Öffentlichkeit Gefahr und Terror vorgegaukelt um diversen Geschäftemachern den besseren Verkauf ihrer Produkte zu ermöglichen:
Reinigungsfirmen, politischen Stimmungsmachern der CDU und pensionierten Sympathisanten die nichts besseres mit ihrer Freizeit anzufangen wissen, als Graffiti zu zerstören. Insoferne ist gerade diese Initiative dafür verantwortlich zu machen, dass in Berlin die Graffiti-Kultur wahrhaft überdimensionale Ausmasse erreichte und Jugendliche aus ganz Europa anreisen um auf ihre Art gegen solchen Unsinn zu protestieren. Bekannt ist diese Initiative auch für ihre immer wiederkehrende Forderung, die historisch wertvollen Graffiti sowjetischer Soldaten zu zerstören, welche im Berliner Reichstagsgebäude unter Denkmalschutz stehen.
Dem Berliner Senat kann man nur empfehlen, solche Initiativen zu unterbinden um ein friedliches Nebeneinander von Jugend- und Erwachsenenkultur zu ermöglichen!
Als Anfang der 1990er-Jahre Graffiti und Graffiti-Kultur als neue Klientel des europäischen Polizeiapparates entdeckt wurde - so präsentierte etwa der damalige Polizeipräsident Bögl bei einer Pressekonferenz beschlagnahmte Spraydosen stolz als Tatwaffen - führte in Wien ein Machtwort des Bürgermeisters Häupl dazu, dass nicht ähnliche Verhältnisse erreicht wurden wie etwa in Berlin - wo bis heute eine Art Hexenjagd auf Graffiti-Sprayer betrieben wird - geschürt von CDU-Abgeordneten.
Wien ging hier einen völlig anderen Weg - es wurde hier frühzeitig die Bedeutung des Graffiti-Writing als Bestandteil der internationalen Jugendkultur erkannt und mit genügend legalen Flächen dem Bedürfnis nach Ausdrucksmöglichkeiten nachgegeben. Walls of fame sind heute eine Selbstverständlichkeit in fortschrittlichen Städten. Nur indem genügend Platz für legale Flächen zur Verfügung gestellt wird, werden die "illegalen" Graffiti-Varianten eingeschränkt.
Mag. Norbert Siegl (Institut für Graffiti-Forschung, www.graffitieuropa.org)
Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen
;-) — sprayer
Jaja — Heult doch
Larmoyanz — timsen
timsen = Spinner — Anm.