Soziales Zentrum Norderstedt bedroht !

Helge 15.03.2005 19:10 Themen: Freiräume
Das Soziale Zentrum Norderstedt hat nach 10 Jahren die Kündigung von der
CDU erhalten und soll nun dichtgemacht werden...
Soziales Zentrum muss bleiben !

Der alternative Treffpunkt für Politik und Kultur in Norderstedt soll nach 10 Jahren abgerissen werden und einem Parkplatz weichen. Die Entscheidung darüber unterliegt keinem Sachzwang, sie ist rein politisch.

Das passt der CDU Norderstedt gut ins Konzept: der Vertrag des Sozialen Zentrum Norderstedt e.V. (SZ) mit der Stadt läuft aus und die Bauarbeiten an der Kreuzung Schleswig-Holstein Straße/ Segeberger Chaussee stehen kurz vor dem Beginn. So erfuhren die NutzerInnnen des SZ, die sich mit dem zweiten Bürgermeister Dr. Freter (SPD) am 14.12. letzten Jahres trafen, dass ihr Haus spätestens im März 2006 dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Vorher gab es monatelange, vergebliche Bemühungen, seitens des SZ, den Bürgermeister Grote (CDU) zu einer Stellungnahme hinsichtlich der Zukunft des selbstverwalteten Zentrums zu bewegen. Die Bitte um ein Gespräch wurde schlicht ignoriert. Nun hat Grote seinen willigen Helfer Freter vorgeschickt, um dass „unangenehme“ Zentrum abzuwickeln. Zuerst hieß es, das Grundstück, welches der Stadt gehört, würde für Baufahrzeuge benötigt. Später hieß es ein Parkplatz für eine Einkaufspassage soll entstehen. Es ist aber bei genauer Betrachtung nicht von Bedeutung, welche Gründe bzw. Nutzungsmöglichkeiten für das Grundstück aufgeführt werden, denn die Entscheidung über Erhalt oder Abriss des Sozialen Zentrums folgt keinen Sachzwängen. Sie ist einzig und allein abhängig von dem politischen Willen der Entscheidungsträger. In diesem Fall die, über eine absolute Mehrheit verfügende, CDU. Und die mochte den kritischen Treffpunkt noch nie. Es sei hier trotzdem am Rande erwähnt, dass die besagte Einkaufspassage über ausreichend Parkfläche verfügt und der für die Baustelle zuständige Baudezernent Bosse (parteilos) konstatierte, dass er die Kreuzung, auch ohne die Fläche des SZ, umbauen könnte.
Das SZ, 1995 gegründet, wurde im Laufe der Jahre von den NutzerInnen, durch enormes persönliches sowie finanzielles Engagement, zu dem gemacht, was es heute ist: Treffpunkt für verschiedene Menschen und politische Gruppen, unkommerzieller Kulturträger mit Kino, monatlich stattfindenden Konzerten, eigener Galerie sowie Proberaum, Computerraum mit freiem Internetzugang und einer Werkstatt. Dieses Angebot ist offen für alle Menschen und Teil einer Bewegung, die sich gegen die gesellschaftliche Entfremdung, Isolation und Unterdrückung, Sexismus und Rassismus wendet.
Das SZ hat im Laufe seines Bestehens keinen Cent städtischer oder staatlicher Zuschüsse erhalten sondern finanziert sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen. Es ist in seiner Form einzigartig in Norderstedt und längst etablierter Bestandteil der Stadt und des Stadtteils geworden. Vor diesem Hintergrund ist der Vorschlag von Freter zu bewerten, dass SZ möge doch eine Immobilie der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EGNO) in irgendeinem Gewerbegebiet mieten und dort seine Arbeit fortsetzten. Freter weiß genau, dass das Soziale Zentrum keine Gewinne einfährt, nichtkommmerziell ist und sich deswegen keine Miete leisten kann. Ein Standort, ohne eine, der heutigen entsprechenden, Verkehrsanbindung, würde die finanzielle Situation noch verschlechtern und somit ebenso das Aus bedeuten.
Die bisherigen Alternativvorschläge der Stadt sind also heiße Luft.
Nachdem die CDU schon 2003, das bei Jugendlichen beliebte, Kulturcafe geschlossen hat, käme das Ende des SZ einer sozial- und kulturpolitische Bankrotterklärung der Stadt gleich.

Der Protest gegen die Schließung formiert sich nun auf verschiedenen Ebenen: Am 13. Januar fand eine Demonstration gegen den geplanten Abriss statt. Unter dem Motto "Die Baustelle ins Rathaus tragen" zogen rund 70 wütende DemonstrantInnen zum Rathaus und legten dort eine symbolische Baustelle an. Klar war allen Beteiligten, dass diese Demonstration nur der Anfang einer Kampagne war, die erst Ruhen wird, wenn dem SZ ein langfristiger Vertrag gewährt wird. So wird es demnächst weitere Aktionen für den Erhalt des Zentrums und gegen die wachsende soziale Kälte in Norderstedt geben. Aber nicht nur auf der Straße, oder bei anderen Aktionen werben die NutzerInnen für den Erhalt des SZ, sondern auch im Gespräch mit Politik und Verwaltung und Presse. Für das SZ ist klar, dass die Entscheidung zum Abriss noch längst nicht in trockenen Tüchern ist. Wenn der Druck auf die Entscheidungsträger groß genug wird, kann dieser Freiraum verteidigt werden. Und die Stadt kann sich in dieser Hinsicht noch auf einige „Überraschungen“ gefasst machen. Doch der Kampf für einen kritischen Geist und unabhängige Kultur in der „jungen aufstrebenden Stadt im Norden“, wie Norderstedt sich gern selbst darstellt, bedarf auch überregionaler Hilfe. Das SZ bittet deswegen alle Interessierten und Freunde, sich mit dem Protest gegen die Schließung zu solidarisieren. Sei es durch eigene Anwesenheit auf Veranstaltungen und Demonstrationen, durch Leserbriefe oder durch finanzielle Unterstützung (Sparkasse XXX KontoNr.XXX ).

Der Erhalt des Zentrums ist aber nicht als ein isoliertes Projekt zu sehen. Er muss verbunden sein mit anderen, von Sozialkahlschlag und Verwertungslogik betroffenen, Projekten und Einrichtungen, wie zum Beispiel andere alternative Zentren, Beratungstellen, KITAs und Jugendfreizeitheimen.

Als nächster Termin steht eine weitere Demonstration am 2. April (12 Uhr U-Bahn Garstedt) auf der Tagesordnung. Weitere Aktionen werden auf dem dem sonntäglichen Plenum (15 Uhr) besprochen. Einige Aktionen und weitere Informationen werden auf der Internetseite www.soziales-zentrum.de angekündigt.











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santo anselmo 16.03.2005 - 09:25
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