Gießen: Nazi-Burschenschaft steht unter Beschuss

Ak Keilerei 22.02.2005 21:05 Themen: Antifa
Als es im Juni 2003 eine Kampagne gegen die neo-faschistische Burschenschaft Dresdensia-Rugia gab, war das Interesse an diesem Thema in der bürgerlichen Presse gering. Nachdem nun drei Mitglieder dieser Verbindung der NPD-Fraktion im Sächsischen Landtag angehören, hat sich dies geändert. Der AStA der Justus-Liebig-Universität veröffentlichte letzte Woche eine Presserklärung, in der die Information zur Dresdensia-Rugia in einer aktualisierten Fassung dokumentiert wurde. Darauf gab es einen großen Aufschrei in der lokalen und überregionalen Presse.
Der Giessener Landtagsabgeordnete der SPD, Thorsten Schäfer-Gümbel, stellte eine Anfrage im Hessischen Landtag zu Verbindungen des Wetzlarer CDU Abgeordneten Hans-Jürgen Irmer zur Dresdensia-Rugia und wollte wissen, warum die Burschenschaft im Hessischen Verfassungsschutzbericht 2003 nicht erwähnt wird. Tatsächlich wird darin ausschließlich die antifaschistische Demonstration im Rahmen der oben erwähnten Kampagne unter der Rubrik „Linksextremismus“ thematisiert. Nun spricht der oberste Hessische Verfassungsschützer Lutz Irrgang plötzlich von „einer ganz neuen Qualität“ in der Zusammenarbeit zwischen Burschenschaftern und der NPD..
Währendessen haben andere Giessener Burschenschaften keine Probleme mit der Dresdensia-Rugia: Im vergangenen Semester trafen sich die Giessener Burschenschaften Allemania, Germania (beide Deutsche Burschenschaft), Frankonia (Neue Deutsche Burschenschaft) sowie die Landsmannschaft Darmstadtia (Coburger Convent) mit den Neo-Nazis. In diesem Zusammenhang dürften auch Kontakte zur örtlichen CDU, dem RCDS, der Junge Union und anderen konservativen Gruppierungen bestehen. Diese werden sich nun vermutlich erneut von der faschistischen Burschenschaft distanzieren um, wie schon einige Male zuvor, genauso weiter zu machen sobald die öffentliche Aufmerksamkeit abgenommen hat.


Pressespiegel:

"Mittelhessen-Connection" der sächsischen NPD-Fraktion
 http://www.wnz.de/main.php?ses_viewmode=37&dir=4&content_id=213779&PHPSESSID=3edb4847a3be4861aa93367f5ffd478c

"Es ist eine absolut andere Qualität"
 http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?template_id=2634&id=1655893&_zeitungstitel=1133842&_resort=1103635&_adtag=localnews&_dpa=

Burschenschafts-Mitglied im sächsischen Landtag
 http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?id=1655332&template_id=2634&_adtag=localnews&_zeitungstitel=1133842&_dpa=

Dresdensia-Rugia und NPD Lahn-Dill als Kaderschmiede für Sachsen-NPD
 http://www.mittelhessen.de/main.php?ses_viewmode=37&dir=3&content_id=213811

Land nimmt Burschenschaften ins Visier
 http://www.giessener-anzeiger.de/sixcms/detail.php?template_id=2634&id=1657812&_zeitungstitel=1133842&_resort=1103635&_adtag=localnews&_dpa=


Burschenschaft Germania säuft mit der Dresdensia-Rugia (Fotos)
 http://www.burschenschaft-germania.de/index.php?option=com_zoom&Itemid=71&catid=4


Texte von 2003:

Demontration gegen Burschenschafter Millieu in Gießen
 http://de.indymedia.org/2003/06/56331.shtml

Reader zur Dresdensia-Rugia
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Der fehlende Link zum Reader

***** 23.02.2005 - 01:11

infos am rande

materiallieferant 23.02.2005 - 16:55
Am Rande:
Wie u.a. der Neuen Presse in Coburg zu entnehmen war, veranlassten die Jusos Coburg bei einer entsprechenden Gelegenheit einen Antrag zu diskutieren, der vom Coburger OB Norbert Kastner (SPD; u.a. aufgefallen wegen Mobbing und anderen rechtskonservativ tolerierten Methoden der Amtsführung mit Betonung auf Führung, da er sich als Patriarch Coburgs (gemäß der Coburger Geschichte als Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha) inszeniert) verlangt, den CC (im Artikel angesprochener Coburger Convent) dieses Jahr im Gegensatz zur bisherigen Handhabe zu boykottieren. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Die sinngemäße Reaktion des OBs: er werde sich von niemanden vorschreiben lassen was er zu tun und zu lassen hat.
Na das werden wir ja mal sehen... Denn ein weiterer Antrag auf der entsprechenden Juso-Versammlung zur Einleitung von Gegenmaßnahmen gegen den Convent wurde ebenfalls angenommen, so dass dieses Jahr endlich wieder mit erwähnenswertem Widerstand gerechnet und der CC erfolgreich gestört und wenigstens in Teilen verhindert werden kann.
Die Homepage des CC, auf der man sich, ganz gleich der NPD, offiziell vom inoffiziell tolerierten Rechtsradikalismus lossagt:  http://www.coburger-convent.de/
Auch wenn das letzte Jahr mal wieder bewiesen hat, dass es unter den Burschenschaften usw. auch durchaus politisch korrekte gibt, so geht an diese die Aufforderung entweder alle anderen Burschenschaften aus dem CC auszuschließen oder selbst auszutreten. Denn dieses Jahr gilt in Coburg die Devise den CC in seiner jetztigen Form mit allen Mitteln zu stören und dem CC in jeglicher erdenklicher Weise zu schaden und Aufwand zu bereiten. D.h. wenn ihr Rastas habt, in Coburg chillen wollt und euer "Vorgesetzter" oder wie auch imma man ihn nennen mag arabischer Abstammung ist und jede Form von Hierarchie außer auf dem Papier aus seinem Leben fernhält, dann kommt meinetwegen nach Coburg - aber auf die andere Seite ;-)
Polizisten die Fahnenstangen hinterherrennen um sich von diesen bedroht zu fühlen sollten dieses Jahr auch eher aufpassen ;-)
Auch wenn es in letzter Zeit ruhig wurde um die AKZC - die sind nur im Untergrund... *hrhr*

wo noch?!

offenesauge 23.02.2005 - 17:11
könnte es sein, das die auch häuser woandrs haben? mir ist vor ein paar tagen in köln/Südstadt ein haus aufgefallen das glaub ich die gleiche flagge und die gleichen wappen an der fasade hängen hat. ich dachte erst das es irgend ne botschaft sei, da in der nähe noch andere liegen. aber der artikel hat mich jetzt doch stutzig gemacht. wenn jemand das bestätigen könnte, fänd ich das schön

nie wieder faschismus!

Vergesst den Irmer nicht!

ösizecke 23.02.2005 - 19:07
Nicht zu vergessen bei der ganzen Sache der Herr Irmer von der CDU. Der hat offensichtlich nicht nur bei der Dresdensia einen erzählt, sondern wohl auch bei der Germania, die (sh. obiger Link) zumindest gerne mit der Dresdensia säuft. Einen Hinweis zum Irmer-Abend bei den Germanen habe ich im Netz gefunden:

"von Erik Hecht
20.01.2004 21:44

 erik.hecht@gmx.de
Sehr geehrte Herren Farbenbrüder,hiermit lade ich Sie herzlich zum ÖB-
Vortrag auf dem Haus der Giessener B! Germania am 22.01.04 um 20:00 ein.Der
Vortrag wird von Hans- Jürgen Irmer MdL gehalten.Mit farbenstudentischen
GrüßenErik G. A. Hecht Z! (xxx) (FM) ÖBx "

absolute Mehrheit kippen !

Politikerbegleiter 24.02.2005 - 14:36
Hans-Jürgen Irmer politisch, aber legal und gewaltfrei vernichten! Wird er aus der CDU-Fraktion ausgeschlossen, verliert diese meines Wissens die absolute Mehrheit im Landtag ! So könnte ein Präzedenzfall geschaffen werden, dass es wirklich möglich ist, Regierungen zu stürzen.

@infos am rande

Rechthaber 24.02.2005 - 16:31
Nur zur Info: Es gibt keine Burschenschaften im Coburger Convent

Kaderschmiede für sächsische NPD

jw 25.02.2005 - 13:20

Irmer unter Beschuss

wnz 02.03.2005 - 00:56
Umstrittener Beitrag

Irmer unter Beschuss
WNZ 01.03.2005

Wetzlar/Wiesbaden. (ret). Keine Woche ist es her, da hatte sich der Wetzlarer CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer in einer Aktuellen Stunde im Parlament vom "braunen Spuk" distanziert. Nun werfen ihm Grüne und SPD im Landtag erneut Nähe zum Rechtsextremismus vor. Anlass ist dieses Mal eine Kolumne Irmers in der "Jungen Freiheit". Denn bei der Wochenzeitung handelt es sich nicht um eine gewöhnliche Publikation. Die "Junge Freiheit" wird vom Verfassungsschutz beobachtet.



Der Verfassungsschutzbericht 2003 beschreibt das Blatt als Forum für rechtsextreme Autoren. 2001 konstatierten die Verfassungsschützer, die "Junge Freiheit" trage zur "Erosion der Grenze zwischen rechtsextremistischen und demokratisch-konservativen Positionen bei". In Hessen ist die "Junge Freiheit" hingegen "kein Beobachtungsobjekt", wie ein Sprecher des Landesamtes für Verfassungsschutz gestern auf Anfrage sagte.

"Für die ,Junge Freiheit` gilt dasselbe wie für die Burschenschaft Dresdensia-Rugia", so der SPD-Abgeordnete Thomas Schäfer-Gümbel. Irmer hatte dort 1996 einen Vortrag gehalten. Die Verbindung unterhält Beziehungen zur NPD. Dieses Mal jedoch, so Schäfer-Gümbel, könne sich Irmer nicht mit Unwissenheit herausreden. Irmer könne sich auch nicht dadurch entlasten, dass "immer wieder unzweifelhafte Demokraten als Autoren oder Interviewpartner der "Jungen Freiheit" zur Verfügung stünden. Er spielte damit auf Beiträge von Peter Glotz und Egon Bahr an, die auch SPD-intern umstritten sind.

Die Grünen richteten ihre Vorwürfe gegen Ministerpräsident Roland Koch (CDU). "Anstatt sich in die Regierungsbildung von Schleswig-Holstein einzumischen, sollte sich Herr Koch einmal darum kümmern, von wem er sich tolerieren lässt", so die Herborner Grünen-Abgeordnete Priska Hinz.

Die CDU-Fraktion wollte sich gestern zu der Angelegenheit nicht äußern.

SPD will Ausschluss Irmers

WNZ 06.03.2005 - 12:22


05.03.2005

Von Steffen Gross
Tel.: (0 64 41) 95 91 94
E-Mail:  s.gross@mail.mittelhessen.de

Wetzlar/Wiesbaden. Hat er gelogen oder nicht? Für den Rundfunksender Deutschlandfunk steht fest: Der Wetzlarer CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer hat "nicht die ganze Wahrheit" gesagt. Als "konstruiert" und "schlichtweg falsch" hatte Irmer am Donnerstag vergangener Woche in einer Aktuellen Stunde im Landtag Vorwürfe zurückgewiesen, nach denen er bei der Gießener Burschenschaft Germania im Januar 2004 einen Vortrag gehalten haben soll. Die Germania wird vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft. Jetzt liegt dem Deutschlandfunk nach eigenen Angaben ein Tonbandmitschnitt eines Gespräch mit einem Gießener Burschenschaftler vor, der bei dem Vortrag anwesend war. Der Burschenschaftler hat laut Deutschlandfunk berichtet, dass Irmer "unter anderem über Ehre und Vaterland" auf dem Haus der Germania gesprochen hatte.



Irmer wies die neuen Vorwürfe gestern in einer Pressemitteilung zurück und kündigte an: "Von meinen Aussagen im Landtag werde ich nichts zurücknehmen." In seinem Schreiben räumt das CDU-Fraktionsmitglied allerdings ein: "Ich habe auf Einladung der Burschenschaft Alemannia am 22. Januar 2004 einen Vortrag in Gießen gehalten." Aus Platzgründen sei der Vortrag dann kurzfristig "auf das Haus der Burschenschaft Germania verlegt" worden.

Für die SPD-Landtagsfraktion ist der Fall indes klar: "Offensichtlich hat Herr Irmer nicht nur seine eigenen Fraktionskollegen, sondern den kompletten Landtag belogen", erklärte gestern Fraktionssprecher Thorsten Schäfer-Gümbel in einer Pressekonferenz in Wetzlar. Er bezeichnete Irmer als "erhebliche Belastung für das demokratische Miteinander". Irmer konterte in seiner schriftlichen Mitteilung: "Die Aufgeregtheit und der Lügenvorwurf der SPD sind völliger Unsinn, es ist genau so, wie ich es vor einiger Zeit gesagt habe."

Schäfer-Gümbel forderte unterdessen Konsequenzen durch Ministerpräsident Roland Koch (CDU): "Herr Irmer hat aus unserer Sicht nichts mehr in der CDU-Fraktion zu suchen. Der Landesvorsitzende muss endlich sein Schweigen brechen und sich noch vor dem Patriotismus-Parteitag am Samstag in Marburg von Irmer distanzieren und ihn aus der Fraktion ausschließen." Schäfer-Gümbel wörtlich: "Herr Koch, das Maß ist voll. Trennen Sie sich von dem Rechtsausleger in Ihrer Partei."

Aufzeichnung des Gesprächs liegt vor

Schäfer-Gümbel war es auch, der in der Aktuellen Stunde im Landtag eine Erklärung Irmers zum Vortrag bei der Germania gefordert hatte. Darauf hatte der CDU-Politiker laut Sitzungsprotokoll entgegnet: "Diese Behauptung ist schlicht falsch. Ich habe einen Vortrag bei einer anderen Burschenschaft zur Bildungspolitik in Hessen gehalten."

"Das war nicht die ganze Wahrheit", heißt es in dem Beitrag des Deutschlandfunks, der in der Nacht zum Freitag ausgestrahlt wurde. Und weiter: Mehrere aktive und ehemalige Bundesbrüder der Germania hätten gegenüber dem Sender bestätigt, dass Irmer besagten Vortrag bei der Germania gehalten habe. Der Name des Burschenschaftlers sowie eine Aufzeichnung des Gesprächs lägen dem Deutschlandfunk vor. Laut dem Rundfunkbeitrag hat besagter Burschenschaftler berichtet: "Es hatte von einer anderen Burschenschaft den Wink gegeben, man könnte den Herrn Irmer einladen - und das war nicht die Dresdensia-Rugia, muss ich dazu sagen, bevor es Probleme gibt - er könnte über die politische und gesellschaftliche Lage Deutschlands referieren."

Beobachtet vom Verfassungsschutz

Doch nicht die Alemannia, wie von Irmer angegeben, sondern die "Örtliche Burschenschaft", ein Zusammenschluss der Gießener Burschenschaften, ist nach den Ausführungen des Burschenschaftlers als Veranstalter des Vortrags aufgetreten. 50 Zuhörer sollen anwesend gewesen sein, unter ihnen mehrere Mitglieder der ebenfalls vom Verfassungsschutz beobachteten Dresdensia-Rugia.

In Irmers Vortrag sei es - zitiert der Deutschlandfunk den Burschenschaftler - um die "politische und gesellschaftliche Lage in Deutschland" gegangen, um "ziemlich viele Sachen" und "nicht speziell um Bildungspolitik oder speziell um Muslime". Auch habe Irmer "über Dinge gesprochen, die Burschenschaftler gerne hören, unter anderem über Ehre und Vaterland", hieß es in dem Beitrag.




Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an