Fascho Dark-Wave Konzert in Bremen verhindert

Karla Kolumna 28.01.2005 09:03 Themen: Antifa
Am 29.05.2005 sollte in der Bremer City ein Konzert mit mehreren Dark-Wave Bands stattfinden. Neben lokalen Bands sollte die als faschistisch bekannte österreichische Band Allerseelen auftreten. Nachdem der Vermieter(Hilton Hotel) auf den Hintergrund des Konzertes hingewiesen wurde sagte dieser das Konzert gestern ab.
Am 29.05.2005 sollte in der Bremer City ein Konzert mit mehreren Dark-Wave Bands stattfinden. Neben lokalen Bands sollte die als faschistisch bekannte österreichische Band Allerseelen auftreten. Nachdem der Vermieter(Hilton Hotel) auf den Hintergrund des Konzertes hingewiesen wurde sagte dieser das Konzert gestern ab.
Mehr zum Hintegrund des Veranstaltungsortes und den Bands in der Presseerklärung des Bündnis

Hier die Presseerklärung des Bündnis gegen das Faschisten-Konzert am 29. Januar 2005 in Bremen:


- Presseerklärung -

Faschisten in der Böttcherstraße
Am 29.01.2005 soll in Bremen ein Konzert der rechten „Dark Wave“ - Bands Allerseelen (Wien), Belborn (Rosenheim), Lux Interna (USA, derzeit Bremen) und Kammer 7 (Bremen) statt finden, laut Angaben des lokalen Veranstalters Axel Meese an einem „erlesenen Veranstaltungsort“ in „geschichtsträchtigem Ambiente“ . Das Konzert ist als „Privatveranstaltung“ deklariert und der Ort wird aus gutem Grunde in der Öffentlichkeit geheim gehalten.

Rechter „Kulturkampf“ in der Dark Wave-Szene
Denn der Hintergrund dieser Veranstaltung ist ein von sog. „Neuen Rechten“ betriebener „Kulturkampf“. Seit Anfang der 90er Jahre versuchen diese „Neuen Rechten“ mit kulturell getarnten politischen Strategien in verschiedensten Subkulturen Fuß zu fassen. Erklärtes Ziel dabei ist, auch unter an „Pop-Musik“ interessierten Jugendlichen schleichend rechtsextremes, völkisches, antisemitisches und nationales Gedankengut zu verbreiten. Auch innerhalb der eigentlich eher „unpolitischen“ Dark Wave-Szene (vielen auch als „schwarze“, Gothic- oder „Gruftie-Szene“ bekannt) versuchen die rechten „Kulturkämpfer“ seit Jahren, Anhänger für ihre rechten Ideologien zu gewinnen. Anknüpfungspunkte sehen die Rechten z. B. in einer der Dark Wave-Szene unterstellten Rückwärtsgewandtheit, im Interesse mancher „Grufties“ an Esoterik, Romantik und Heidentum sowie generell an „alten Symbolen“. Auch wenn es in den letzten Jahren vielfältigen Widerstand von Gothics gegen die rechten Vereinnahmungsversuche gab, verläuft das Projekt „rechter Kulturkampf“ leider nicht ganz erfolglos. Vereinfacht wird ihnen das in der als friedlich geltenden schwarzen Szene dadurch, daß die „Neue Rechte“ eher intellektuell geprägt und kulturell interessiert ist; sie entsprechen also nicht dem Klischee des glatzköpfigen, Baseballkeulen schwingenden Stiefelnazis. Aufgrund dessen werden sie oft fälschlicherweise als weniger gefährlich eingestuft, obwohl sich ihr Gedankengut nur unwesentlich von anderen Neonazis unterscheidet. Dies läßt sich auch an den nach Bremen geladenen Künstlern exemplarisch zeigen.

Das Projekt „Allerseelen“
Das Projekt Allerseelen aus Österreich gehört zu den Aktivsten innerhalb des rechten „Kulturkampfes“. Der Kern von Allerseelen ist der Wiener Kadmon alias Gerhard Petak. Er „schätzt“, nach eigener Aussage, beispielsweise die „Arbeit“ des SS-Brigadeführers und Leiters der „Abteilung für Ur- und Frühgeschichte im Rasse- und Siedlungshauptamt der SS“ in München, Karl Maria Wiligut. Wiligut entwarf auch die Runen auf dem Ordenssymbol der SS, dem sog. „Totenkopfring“.
Wie viele andere „Neue Rechte“ (und mittlerweile auch die NPD) bezieht Kadmon sich auch positiv auf Corneliu Zelea Codreanu, den Führer der extrem antisemitischen rumänischen Faschistenorganisationen Legion Erzengel Michael und Eiserne Garde. In einer von Kadmon herausgegebenen „Schriftenreihe“ namens „Aorta“ (seit 1995: „Ahnstern“) bezog er sich neben einer Beschäftigung mit mystischen, heidnischen und esoterischen Themen auch immer wieder sehr wohlwollend auf verschiedene Personen mit faschistischer Vergangenheit. Neben Codreanu waren dies etwa Leni Riefenstahl, Ernst Jünger oder der als „Gralssucher“ bekannt gewordene, ehemalige SS-Mann Otto Rahn. Auch dem NS-Black Metal galt sein Interesse . Verstärkt werden soll Allerseelen in Bremen von einem Musiker des stramm rechten österreichischen Projekts Der Blutharsch, die ihre Musik als „industrielle Marschmusik“ bezeichnen.

Das Projekt „Belborn“
Auch das Neo-Folk-Projekt Belborn (nach eigenen Angaben eine„Wortkreation aus dem heidnischen Gott BEL und dem deutschen Wort BORN, wie Lebensborn“) aus Rosenheim besteht aus großen Verehrern des Faschisten Codreanu. Dies zeigten sie 2001 mit ihrem Beitrag auf einem Tribute-Sampler für den Führer der Eisernen Garden („Codreanu – Eine Erinnerung an den Kampf“), den verschiedene Musikprojekte aus dem (kleinen) braunen Rand der „schwarzen Szene“ Codreanu zu Ehren veröffentlichten. Belborn verorten sich auf der Linkliste ihrer Homepage folgerichtig bei ihren rechten „Kameraden“ im „Kulturkampf“. Darunter zwei der aktivsten rechten Labels und Mailorder der „Düster-Szene“, Eis und Licht aus Dresden und VAWS (Verlag & Agentur Werner Symanek) mit Sitz in Oberhausen, sowie die einschlägigen Bands Allerseelen, Von Thronstahl (ein Projekt um den VAWS-Mitarbeiter, Nazi und Antisemiten Josef Maria Klumb), Waldteufel (Heimliches Deutschland) und Blood Axis. Da verwundert es auch nicht weiter, dass man sich in der Band „hauptsächlich als DEUTSCHE“ fühlt .

Das Projekt „Lux Interna“
Auch die eigentlich aus den USA stammenden Lux Interna („Inneres Licht“) lassen ihre Platten vom bereits erwähnten Eis und Licht-Label verkaufen. Der Betreiber des Labels, Stephan Pockrandt, war jahrelang Herausgeber der „Bibel“ der braunen „Kulturkämpfer“ – der „neurechten“ Zeitschrift Zinnober (bis 2000: Sigill) aus Dresden. Es soll also wohl ein Treffen unter Freunden werden in Bremen.

Das Projekt „Kammer 7“
Schließlich kommt mit Kammer 7 noch ein sog. „Neo-Klassik“ - Projekt um den Bremer DJ Butow dazu, und so ist dann auch für den lokalen Nachwuchs gesorgt. DJ Butow ist Gründer und Administrator der Yahoo-Group „Schwarze Sonne“. Die „Schwarze Sonne“ (symbolisiert durch ein zwölfzackiges „Sonnenrad“) war das Symbol des „SS-Ahnenerbes“ und findet sich als Bodenmosaik im ehemaligen Sitz dieser nationalsozialistischen Organisation, der Wewelsburg bei Paderborn. Dies dürfte DJ Butow wohl bekannt sein. So bietet er im Internet bei „Soulseek“ neben Musik diverser rechter Bands schon mal verschiedene „German Military Marches“ zum downloaden an, darunter das verbotene „Horst Wessel-Lied“, einen „Hitler Jugend Marsch“ sowie „Soldatenlieder der Wehrmacht“ und der „Leibstandarte SS Adolf Hitler“...

Zur Böttcherstraße als mutmaßlichem Veranstaltungsort
Welches könnte nun für diese Gruppen ein „geschichtsträchtiger“ und „erlesener Ort“ sein? Einer, der genau wie sie versucht, seine braunen Wurzeln zu verstecken und sich als „unpolitische Kunst“ zu gerieren?
Die Böttcherstraße, natürlich! Die „gute Stube“ und „heimliche Hauptstraße“ Bremens (Bremer Touristik-Zentrale). Schon über deren Eingang hängt zu Ehren des „Führers“ ein 1936 angebrachtes, goldenes Relief namens „Der Lichtträger“ von Bernhard Hoetger. Auch wenn Hitler die „Böttcherstraßenkultur“ ablehnte und die Straße später sogar als „Entartete Kunst“ galt, so war sie, insbesondere das „Haus Atlantis“, zum Zeitpunkt ihrer Neugestaltung in den 20er und frühen 30er Jahren Teil der völkisch-esoterischen Suche nach dem „versunkenen Reich“. Beeinflußt von den Ideen des Gründers des SS-Ahnenerbes, Hermann Wirth, schuf Hoetger hier – vom Bremer „Kaffeebaron“ Ludwig Roselius finanziert – eine von völkischen Ideen inspirierte Architektur. Ein Umstand, der bis heute von der Stadt Bremen unter den Teppich gekehrt wird, um aus aller Welt angereiste TouristInnen nicht vor den Kopf zu stoßen. (Wem das alles neu ist: über die Geschichte der Böttcherstraße gibt es ein empfehlenswertes Buch des Bremer Nachrichten-Autoren Arn Strohmeyer: Der gebaute Mythos.)
Hiermit paßt der Ort genau in das ideologische Konzept der „Neuen Rechten“: er ist völkisch, er ist national – aber er ist nicht „hitleristisch“, war sogar verpönt als „Entartete Kunst“.

Allerseelen hatten bereits 1997 das Cover ihrer CD Sturmlieder mit einem Bild der runenverzierten Wotanskulptur von Hoetger ausgestattet. Und das Haus Atlantis, an dem diese Skulptur einst angebracht war, verfügt auch über geeignete Räumlichkeiten für ein Konzert, z.B. den Himmelssaal. Dieser wiederum wird von dem durchaus „erlesenen“ Hilton-Hotel vermietet.

Laut Angaben des Veranstalters soll das Konzert „mitgeschnitten und in Ausschnitten als edle Box mit Vinylschallplatten veröffentlicht“ werden. Um Komplikationen hierbei zu vermeiden, sieht sich Axel Meese genötig, seinen „Kameraden“ im rechten „Lichttaufe-Forum“ Tips für die Abendgarderobe zu geben: „Ich bitte um angemessene Garderobe. Auf militärischen Firlefanz jedweder Art ist zu verzichten, warum, muss ich hier wohl nicht erklären“

Es ist wohl deutlich geworden, daß es sich bei obiger Veranstaltung (Einlass 19h, Beginn 20h) um kein harmloses, subkulturelles „Event“, sondern um eine handfeste Versammlung neu-rechter und faschistischer Protagonisten handelt, die unbedingt verhindert werden muß. Daß sie für dieses Vorhaben einen durchaus passenden Ort gefunden haben, macht die Sache nicht besser.

Gegen den rechten „Kulturkampf“ in der Dark Wave – Szene!
Kein Fußbreit den Faschisten!

Dieser Aufruf wird unterstützt von:
Bündnis gegen das Faschisten-Konzert am 29. Januar 2005 in Bremen
Geistertanz-Team
Gothics gegen Rassismus
Antifaschistische Aktion Bremen (afa)
Autonome Antifa Bremen
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Ergänzungen

Quellen?

SUB 29.01.2005 - 13:35
Vielen Dank für Eure Ausführungen!

Könnt Ihr mir bitte die geneuen Quellen nennen, aus denen ihr die Vorwürfe gegen Kadmon konstruiert – Ihr wisst schon, Fundstelle mit Jahreszahl und Seitenangabe, genaues Zitat usw.
Dürfte ja kein Problem sein. So gut, wie Ihr informiert seid, werdet Ihr das Material sicherlich im direkten Zugriff haben.

Entartete Musik

Gerhard 31.01.2005 - 13:50
Dieser Artikel ist wie mancher andere in deutschen Medien sehr einseitig und undifferenziert. Meine Musik mag bizarr und farbenprächtig sein, aber sicherlich weder braun noch schwarz. Er stammt offenbar aus der Feder einer Autorin, die vermutlich ihre Informationen aus dritter Hand bezieht und offenbar niemals meine Tonkunst - darunter argentinische Tangos, andalusische Flamencos, siebenbürgische Polkas und anderes Liedgut - gehört hat oder eines meiner Interviews gelesen hat. Ich weise die Unterstellung, rechtextrem oder faschistisch zu sein, entschieden zurück. Meine Musik ist völkerverbindend, ich arbeite mit Musikern und Musikerinnen aus vielen Ländern zusammen, aus Italien, Litauen, Katalonien, Neuschwabenland, Ungarn. Schon alleine der Name meiner Gruppe Allerseelen sollte ein deutliches Zeichen sein, daß Ideologie und Politik in meinem Werk keine Rolle spielen. Ich glaube an die bewußtseinserweiternde Kraft der Kunst. Meine Einflüsse sind Surrealismus, Symbolismus, die Kunst der Präraffaeliten. Im Vordergrund steht das künstlerische Werk, die Form und die Kraft, die Persönlichkeit. Ich habe Gedichte von Rainer Maria Rilke vertont, von Ninon und Hermann Hesse. Es gibt auch faszinierende mystische Sufi-Dichtungen, die ich sehr schätze und die ihren Weg in meine Tonkunst gefunden haben. Ricarda Huch, deren schönes Gedicht "Sturmlied" ich schon mehrmals vertont habe, zuletzt auch in einer Flamenco-Fassung, war ja auch eine vehemente Kritikerin des Dritten Reichs. Von Allerseelen gibt es ein weiteres Flamenco-Stück "Sonne golthi-ade", das auf einem Runengedicht von Friedrich Bernhard Marby beruht - dieser Dichter war in der NS-Zeit mehrere Jahre in verschiedenen Konzentrationslagern inhaftiert. Gerade meine Liebe zu kleinen Ländern und Regionen wie das Baskenland, wie Katalonien, Korsika, Österreich, Südtirol, Slowenien und bewahrt mich davor, totalitäre oder autoritäre Strukturen und Systeme zu verherrlichen. Ich habe mich intensiv mit dem nationalsozialistischen Umgang mit Entarteter Kunst und Entarteter Musik beschäftigt und muß feststellen, daß seit einigen Jahren vor allem im deutschsprachigen Raum - Österreich, Deutschland, deutsche Schweiz - eine immer stärkere Tendenz besteht, künstlerische Freiheit dann akut einzuschränken, wenn sie dem Zeitgeist scheinbar oder tatsächlich widerspricht. Somit erscheinen die Auftritte Allerseelens in zahlreichen europäischen Ländern, in Nordamerika und Rußland als Gradmesser für den tatsächliche Grad an künstlerischer Freiheit, der in diesen Ländern herrscht oder für den Grad an einer Bereitschaft zur Differenzierung. In diesem Vergleich bilden Länder wie Deutschland und Österreich ein trauriges Schlußlicht. Selbstverständlich werden Allerseelen erneut im Raum Bremen auftreten: Wir lassen uns das Singen nicht verbieten.

Gerhard (Allerseelen)

31.1.2005

www.geocities.com/ahnstern

Journalismus auf Bildzeitungsniveau?

Wraeththu 03.02.2005 - 14:41
Anders kann man diesen "Artikel" nicht beschreiben.
Kein Wunder, das sich die "Autorin" nicht einmal traut, ihren realen Namen zu nennen, ich täte das auch nicht, hätte ich so etwas verzapft.
Man sieht dem Artikel an, das da auch nicht ein kleines bisschen recherchiert oder sich mir dem Thema auseinandergesetzt wurde, lieber wurde aud bestehenden Vorurteilen herumgeritten und Texte irgendwo abgeschreiben, von Leuten die sie auch wieder irgendwo abgeschrieben, Gerüchte gehört oder zusammengesponnen haben.

Das Recht auf freie Meinungsäusserung und freie Entfaltung wird negiert, andere Meinungen (die die autorin aber offensichtlich gar nicht wirklich zu kennen scheint) gar nicht erst toleriert.

Hätte sie sich näher mit den Künstler beschäftigt oder würde sie sogar kennen (der Begriff "Interview" ist der Autorin wohl unbekannt) so wäre ihr bald klar geworden das diese totalitäres Gedankengut strikt ablehnen!
Aber wozu mit etwas beschäftigen, ünber das man sich doch schon so bequeme Vorurteile gebildet hat und das man so schön hat "hassen" gelernt.

Ich denke, diese "Autorin" ist in ihrer Denkweise weit weniger tolerant, human und offen als es diese Künstler sind, "mulitkulturelles" darf eben nicht sein...zumindest solange nicht wie es ihr nicht in den Kram passt.
Der Schreibstil deutet viel eher auf puren Fanatismus hin!

Die Bild-"Zeitung" würde sie sicher mit offenen Armen empfangen.

Armes Europa, wenn das deine neuen Linken sind.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Danke — Rig Trau