Video: Agenturschluss Frankfurt/M., 03.01.05

Imagebusters 04.01.2005 12:20 Themen: Soziale Kämpfe
Quicktime- Video über die Agenturschluss-Aktion in Frankfurt am Main, bei IVDN unter
 http://video.indymedia.org/en/2005/01/7.shtml
Um 9.00 Uhr stehen ca. 20 Anhänger der "Wahlalternative" vor der Zufahrt der Frankfurter Arbeitsagentur. Ein recht müder Haufen, wie es scheint. Bekannte Gesichter tauchen auf; die meisten gehen zielstrebig in Richtung Eingang, ohne stehen zu bleiben und zu grüßen.

In der Agentur werden wir vom Pförtner angehalten, ein Herr von der Pressestelle kommt hinzu. Zunächst heisst es, wir dürften im Hause nicht filmen. Doch nach einiger Diskussion dürfen wir einige Bilder in den Fluren machen, die weitgehend noch leer sind. Insbesondere an der Zahlstelle ist gar nichts los, was uns später als Beweis für die Reibungslose Auszahlung des Arbeitslosengeld II präsentiert wird. Doch wird es wohl einige Zeit dauern, bis die Anspruchsberechtigten ihre Konten gecheckt und durch die bürokratischen Mühlen der Agentur zur Zahlstelle gelangen.

Im 2. Stock werden von AktivistInnen Flugblätter verteilt. Unser Begleiter erteilt ihnen Hausverbot. Wir führen wir ein kurzes Interview mit einer Arbeitslosen, die bislang Vergeblich auf die Auszahlung ihres Geldes wartet. Sie werde von Amt zu Amt hin- und hergeschickt, sagt sie. Aus dem Fenster sehen wir behelmte Polizisten anrücken. Zusammen mit dem Herrn von der Pressestelle eilen wir ihnen entgegen. Er versucht zu verhindern, dass wir die Polizei im Hause filmen. Dies passe nicht "in das gewünschte Bild", teilt er uns mit, als er versucht, die Linse zuzuhalten. Wir verlassen das Gebäude, um die Situation vor der Tür zu Filmen.
Hier stehen nun ca. 150 DemonstrantInnen aus verschiedenen Gruppen.

Als AktivistInnen in einem Fenster der Agentur ein Transparent entrollen, kommt etwas Schwung in die Kundgebung. ArbeitslosenrechtlerInnen und Autonome versuchen, an der Polizei vorbei in das Gebäude zu gelangen. Mit Mühe können die BeamtInnen ihre Linie halten. Nur Arbeitslose mit Vorladung werden noch ins Haus gelassen. Ein Herr von der Wahlalternative fühlt sich genötigt, die Demonstranten über den Lautsprecherwagen der Polizei als Chaoten zu bezeichnen und distanziert sich so vom Großteil der KundgebungsteilnehmerInnen.

Wir möchten nun den Pressesprecher der Arbeitsagentur interviewen, doch die Polizei verwehrt uns trotz Presseausweisen den Zugang. Unser Begleiter aus der PR- Abteilung kommt uns entgegen. Wir bitten Ihn, das Interview zu vermitteln. Die Polizei empfiehlt ihm, uns nicht ins Haus zu lassen. Wir würden ständig auf Demos Filmen. Wir werden als Antifa- Fotografen verleumdet, die "Einzelaufnahmen von Polizisten anfertigen und diese auf Flugblättern veröffentlichen". Unser Gesprächspartner zeigt sich von dieser taktischen Information verunsichert. Uns gelingt es trotzdem, das Interview zu führen.

Der Pressesprecher gibt sich jovial, ist aber auf kritische fragen nicht wirklich vorbereitet. Anscheinend gibt es nicht einmal eine Statistik darüber, wie viele ALG II EmpfängerInnen durch Harz IV bessergestellt sind und wie viele nicht.
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Ergänzungen

Proteste in Hessen

Frankfurter Rundschau 04.01.2005 - 14:18
Landesweiter Protest gegen Einführung von Hartz IV

Hunderte demonstrieren bei Aktion "Agenturschluss" / Großer Andrang in Arbeitsagenturen / Wenige bekamen Geld nicht pünktlich

Mit Sprechchören, Transparenten und Flugblättern haben am Montag Hunderte von Menschen in Hessen gegen die Arbeitsmarktreform Hartz IV protestiert. Unter dem Motto "Agenturschluss" versammelten sie sich vor den Arbeitsagenturen in Kassel, Frankfurt, Hanau, Gießen und Marburg.

Frankfurt · 3. Januar · dpa/sun/af/swo/kro/jft · In Frankfurt kam es zu Rangeleien zwischen einigen Demonstranten und der Polizei. Der Betrieb in den Arbeitsagenturen war nach deren Angaben jedoch nicht beeinträchtigt. Das neue Arbeitslosengeld II sei trotz der jüngsten Softwarepannen fast überall pünktlich ausgezahlt worden. In Frankfurt habe es nur "ganz, ganz wenige Einzelfälle" gegeben, in denen Betroffene kein Geld auf dem Konto gehabt hätten. In Wiesbaden und Kassel habe es ebenfalls nur vereinzelte Fälle gegeben. In Rüsselsheim meldete sich laut Agentur bis zum Mittag keiner, der noch kein Geld erhalten hat.

Unter dem Motto "Agenturschluss" waren bundesweit in mindestens 81 Städten Proteste gegen die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe geplant. Dazu aufgerufen hatten unter anderem die Globalisierungskritiker von Attac, verschiedene Sozialbündnisse und die Organisatoren der Montags-Demonstrationen.

Entgegen mancher Befürchtung verlief der Start von Hartz IV im Main-Kinzig-Kreis reibungslos. Das Hanauer Sozialforum protestierte friedlich vor der Filiale der Bundesagentur am Hauptbahnhof. Nach der erheblichen Sachbeschädigung in der Silvesternacht an der Fassade des Landratsamtes, wo der Kreis eine Beratungsstelle betreibt, gab es am Montag keine Aufregung mehr. Mit starkem Publikumsverkehr auf den Fluren, aber ohne Unruhe und Proteste ist in der Offenbacher Agentur für Arbeit das Hartz IV-Gesetz in Kraft getreten. Nur wenige Erwerbslose hätten ihre Leistungen nicht pünktlich erhalten.

Wie erwartet, herrschte im Haus des Kreises Offenbach in Dietzenbach großer Andrang. Mehrere hundert Arbeitssuchende hatten Fragen zu Hartz IV. Rund 100 von ihnen hatten kein Geld auf dem Konto - allerdings auch, weil manche nicht mehr über eine Bankverbindung verfügen oder ihren Antrag zu spät abgegeben hatten.

In Gießen haben knapp 30 Demonstranten zwei Stunden lang friedlich mit Gesängen vor und im Foyer der Agentur für Arbeit protestiert. Hartz IV-Empfänger wurden mit Plätzchen, Kaffee oder Tee versorgt und über die Folgen der Arbeitsmarktreform informiert. Der Geschäftsablauf wurde laut Agentur nicht beeinträchtigt. Vor verschlossenen Türen standen die Demonstranten in Kassel. Dort blockierte sich die Arbeitsagentur sozusagen selbst: Wegen "interner Umzugsarbeiten" öffnet das Haus erst am Mittwoch wieder für den Publikumsverkehr. Die rund hundert Menschen, die dem Aufruf der "Bürgerinitiative Montagsdemo Kassel" dennoch gefolgt waren, verlegten ihr angekündigtes Frühstück auf den Platz vor dem Gebäude.

Im Jobcenter des Kreises Marburg-Biedenkopf protestierten rund 50 Menschen gegen Hartz IV. Über dem Eingang des Gebäudes befestigten sie ein Transparent mit der Aufschrift "Gegen Arbeitszwang und Ein-Euro-Jobs". Die Rezeption im Foyer funktionierten sie zu Infotisch und Buffet um.

Größe des Downloads

Volumen 04.01.2005 - 14:40
Liebe GenossInnen,

vielleicht könntet Ihr bei downloads immer die Größe angeben bzw. im Formular zum Einstellen von Filmen diese Angabe vorsehen. Ich habe nämlich einen Volumentarif und gucke da dann schon manchmal. Aber auch für ISDN und Modemuser wäre dies sicher eine Entscheidungshilfe, ob sie sich den Film herunterladen.

Video ist 20,7 MB groß

küsschen 04.01.2005 - 16:14
.. das war's auch schon.