Agenturschluss Worms

www 03.01.2005 20:27 Themen: Soziale Kämpfe
Auch das beschauliche Worms am Rhein blieb vom bundesweiten Agenturschluss nicht verschont.
Kurz nach 10 Uhr spazierte eine Gruppe Unruhestifter ins Wormser Arbeitsamt, um dort ein politisches Szenenspiel aufzuführen (Einzelheiten dazu folgen). Als die hiermit angestoßene Diskussion auch nach einer Stunde nicht enden wollte, drohte der bis dahin recht kooperative Leiter des Arbeitsamtes, in 10 Minuten räumen zu lassen und Strafanzeige zu stellen. In Anbetracht der Tatsache, dass bereits die ersten Streifenwagen vorfuhren und man sich bei einigem weniger konfrontativen Verhalten mehr Zuspruch und Diskussionsbereitschaft der Anwesenden erhoffte, wurde kurzer Hand eine Spontandemo (scheinbar die erste in Worms) vor dem Arbeitsamt angemeldet. Dank Tee und Glühwein konnte dort noch bis ca. 13 Uhr weiterdiskutiert werden, bis der Wormser Agenturschluss dann nach 3 Stunden endete.
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Ergänzungen

Flyer

www 03.01.2005 - 20:38
... der im Arbeitsamt verteilt wurde und u.a. den Inhalt des Szenenspiels erklärt

Pressemitteilung

www 04.01.2005 - 09:28
Bericht zum Agenturschluss in Worms

Der 3.Januar 2005 ist vorbei, der erste Arbeitstag nach in Kraft treten von Hartz IV vorübergegangen. Die Reformen, die Zwangsarbeit und Entmenschlichung gesetzlich festhalten sind umgesetzt und gleichzeitig wurde der Spitzensteuersatz gesenkt. Lang lebe der Sozialstaat!

Unter dem Motto „Agenturschluss“ rief jedoch die gleichnamige Berliner Initiative dazu auf, bundesweit am 3. Januar Arbeitsagenturen und Personal-Service-Agenturen lahmzulegen. Dieser Tag sollte nicht stillschweigend verstreichen, ohne dass auf den neuen Grad der sozialen Unterdrückung aufmerksam gemacht wurde.

In Worms wurde die Aktion von der Widerstandsgruppe Worms-Wonnegau organisiert, der sich neben Privatpersonen und Parteimitgliedern auch der Arbeitskreis AnarchoKommunistenKasperle anschloss. Gemeinsam hatte man eine umsetzbare Aktionsform gefunden: eine Kunstveranstaltung, die ein Szenenspiel und die Diskussion mit Menschen vor Ort beinhalten sollte. Am Montag um 10 Uhr versammelte sich die 15köpfige Gruppe vor der Wormser Arbeitsagentur, um ihren Protest deutlich zu machen:

Vier mit Strichcode versehene Arbeitssklaven in Einheitskluft trugen, auf einer großen prunkvollen Sänfte thronend, „den Kapitalisten“ herein, der, wild auf seinem Taschenrechner tippend, seine Träger antrieb. Seine Optimierungsrechnungen führten zu dem Ergebnis: „Wenn zwei von euch das doppelte arbeiten, kann ich zwei von euch entlassen und mache mehr Gewinn“. In der Arbeitsagentur wollte „der Kapitalist“ nun die beiden „überflüssigen“ Sklaven abgeben. Aus dieser Situation entstand zunächst der szenische und nach und nach auch ein realer Diskurs über Neudefinition von Arbeit und Alternativen jenseits kapitalistischer Verwertung und sozialer Ungerechtigkeit.

Vorzeitig und plötzlich wurde dieser Diskurs vom Leiter der Arbeitsagentur Herrn Kramer beendet und die friedliche Gruppe mit Androhung einer Strafanzeige des Hauses verwiesen. Die Aktionisten nahmen jedoch von dem Recht einer Spontandemonstration –gegen den Rauswurf und für die Kunst- und Meinungsfreiheit- Gebrauch und meldeten diese noch vor dem Eintreffen der sieben (!) Polizisten beim Ordnungsamt an. Weitere zwei Stunden war die Widerstandsgruppe-Worms-Wonnegau mitsamt Unterstützern und trotz der Repressionen noch vor Ort, verteilte kostenlosen Glühwein, suchte das Gespräch der Betroffenen und klärte das Publikum durch verschiedene Redebeiträge und Informations-Flyer auf.

In 56 deutschen Städten, darunter Berlin, Dortmund, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig und München schlossen sich an diesem 3. Januar 2005 Sozialforen, Erwerbsloseninitiativen, Sozialbündnisse und andere sozialpolitisch aktive Gruppen zusammen, um gemeinsam die Umsetzung der HartzIV-Bestimmungen an diesem Tag zu stören und zu verhindern. Die Wut der vom Sozialabbau Betroffenen –und das sind wir alle: Arbeitnehmer und Arbeitslose, Schüler und Studenten, Rentner und Kranke- wurden an einem Tag zusammengetragen. Und es gilt nun, Alternativen zu formulieren und gemeinsam weiter zu agieren. Gegen die Diktatur des Marktes und für eine solidarische Gesellschaft !

Link

www 04.01.2005 - 09:58
 http://de.indymedia.org/2005/01/103107.shtml - Bericht, Flyertext und Text zu Szenenspiel von Ak AnarchoKommunistenKasperle

Presse

www 04.01.2005 - 10:05
 http://www.wormser-zeitung.de/region/objekt.php3?artikel_id=1740532 - Artikel in der Wormser Zeitung (wahrscheinlich nur heute online)

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