Agenturschluss in Berlin - ein Bericht

alles für alle 03.01.2005 17:16 Themen: Soziale Kämpfe
Montagmorgens zogen wir an der Arbeitsagentur Wedding vorbei und betrachteten die neue rotgefleckte Farbgestaltung an der Fassade. Dann liefen wir weiter zum Treffpunkt Leopoldplatz. Mehr Menschen als erwartet standen dort zur Demonstration bereit. Kurz nach 10 Uhr 30 ging es los, begleitet von der fantastischen Sambaband.
Zum Glück waren auch "gewöhnliche" Menschen aus der Bevölkerung dabei und nicht nur die "üblichen Verdächtigen", so dass wir mehr als 500 Leute zählten. Neben der Arbeitsagentur liegt ein Park, aber auch da wären wir nicht hingekommen, weil da mehrere Polizeiwannen im Wege standen. Vor der Arbeitsagentur waren Absperrungen aufgestellt und die Herren in Grün guckten nicht sehr freundlich. Da half auch kein Gelaber vom Anti-Konflikt-Team in leuchtgelb. Außerdem waren die Polizeihunde sehr aggressiv.

Einer kleinen Gruppe gelang es, vorher in die Arbeitsagentur (neu: JobCenter) zu kommen. Im Gebäude drin waren aber so viele Sicherheitskräfte mit Knopf im Ohr, dass da kaum Möglichkeit bestand, etwas Vernünftiges zu veranstalten. Die Sicherheitsfirma B.O.S.S. sicherte den Eingang und ließ nur verprügelte Gefangene hinein. Immerhin gelang es einigen, ein großes Transparent mit der Aufschrift "besetzt" aus dem Fenster zu hängen, bevor es ihnen entrissen wurde.

Vor dem Eingang standen der grimmige Amtsleiter plus viel Polizei nebst Presse. Die meisten AktivistInnen wurden nach und nach weggedrängt. Verletzte Protestierende wurden von den PolizistInnen billigend in Kauf genommen. PressevertreterInnen wurden ebenfalls unsanft auf die andere Seite der Absperrgitter befördert, und dabei von aggressiven Hunden (wenn auch mit Maulkörben) angefallen. Die Pressefreiheit ist wohl auch auf den Hund gekommen 2005.

Vor den Absperrgittern begannen die PolizistInnen auf die Protestierenden einzuprügeln. Sie versuchten mit brutalen Fausthieben das Transparent zu entreissen, was trotzdem eine lange Weile dauerte. Einige Protestierende wurden dabei zur Gefangenenaufbewahrung in das Amt geschleppt.

Kurz nachdem Anmelder Professor Grottian die Demonstration vor der Arbeitsagentur für beendet erklärte (viel zu früh - wohl in der unbegründeten Hoffnung dass Betroffene mit Begleitung in die Agentur gelassen werden könnten), stürmten PolizistInnen auf den Lautsprecherwagen los. Dieser wurde von den Protestierenden tapfer verteidigt, aber dann doch von den PolizistInnen weggefahren.

Es erfolgte die Ankündigung von “Zwangsmitteln” (“körperliche Gewalt”) zur Räumung der Straße. Die Sambaband trommelte grandios weiter (dickes Lob!), was die ganze Situation weitaus erträglicher gestaltete. Die langsam aber unerbittlich voranmarschierende Polizeikette wandte Faust- und Kniestöße gegen die Protestierenden an und setzte fiesen Pfefferspray ein. Teilweise wurde der Spray den Menschen direkt ins Gesicht gesprüht. Erst viel später war die Straße geräumt. Zwei Krankenwagen hielten schließlich vor der Arbeitsagentur um die Verletzten weg zu transportieren.
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Ergänzungen

nachtrag

abc 03.01.2005 - 20:51
Es gab 17 Festnahmen und zahlreiche Verletzte.
Das Medienecho ist gewaltig, auf vielen Berliner Radiosendern sind die Ausschreitungen in den Schlagzeilen, was doch immer wieder ne gute Sache ist. Ne gelungene Aktion, insofern man keinen tatsächlichen Aufruhr erwartet hat (-;
Solidarität mit den Gefangenen!

Sonntag: 09.01. 10:00 Uhr U Frankfurter Tor - Berlin
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