Köln-Kalk - friedliche Bürger eingekesselt!

Friedlicher Bürger 16.10.2004 21:47 Themen: Antifa Repression
Trotz völllig friedlichen Protest gegen den Aufmarsch der neuen NSDAP in Köln-Kalk wurde ich mit zahlreichen anderen friedlichen Bürgern eingekesselt und musste von ca. 13.00 bis 16.30 (also 4,5 Stunden) im Regen stehen!
Angeblich hätte ich den Kessel zwar nach Feststellung meiner Personalien und Akzeptieren eines Platzverweises für Köln-Kalk (Köln-Kalk-Verbot) verlassen können - die Personalienfeststellungen der einzelnen Personen dauerten aber dermassen lange, das ich lieber Leuten, die dringender aus dem Kessel mussten, den Vortritt gelassen habe. Ich hoffe, die Dame, die noch dringend zu einer Kindstaufe musste, zu der sie eingeladen war, hat das noch rechtzeitig geschafft.

Ein Polizist erklärte mir, dass die Massnahme vollkommen rechtmäßig sei, unsere Demonstration sei ja schon lange aufgelöst worden - wenn es entsprechende Durchsagen gegeben haben sollte, habe ich sie jedenfalls nicht verstanden, denn Durchsagen jedwelcher Art waren grundsätzlich sehr schwer zu verstehen - auch dann, wenn mal keine "Nazis raus"-Rufe ertönten. Ich finde es jedenfalls eine Unverschämtheit friedliche Bürger dermassen einfach in ihrer Bewegungsfreiheit zu erlauben.

Soweit ich es boebachten konnte, kam es von Seiten der Polizei zu massiven Ausschreitungen - es wurde in die Menge gestürmt, Personen brutal - anscheinend auch unter Einsatz von Pfefferspray - rausgegriffen - und alles dafür getan, dass das Geschehen im Kessel möglichst unfriedlich verlief. Angesichts dieser massiven Polizeigewalt haben sich die Personen im Kessel im großen und ganzen ziemlich friedlch und diszipliniert verhalten. Ein Stadtratsmitglied der Grünen hat aus dem Kessel noch beim Polizeipräsidium Köln angerufen und gefragt, wie das dann weitergehen solle. der versprochene Rückruf erfolgte meines Wissens nicht.

Als wir dann um ca. 16.30 in kleinen Gruppen durch ein riesiges Polizeispalier den Kessel - ohne Personalienfeststellung und ohne Köln-Kalk-Verbot - verlassen durften, musste sich ein Mitglied unserer Gruppe noch die unverschämte Bemerkung eines Polizisten gefallen lassen, doch die Haare aus dem Gesicht zu tun, weil man sie sonst nicht erkennen. Wir kamen an einem jungen Mann vorbei, der anscheinend von der POlizei festgenommen worden war und kurz an der Zigarette nippte, die ihm je jemand anders angeboten hatte. Er wurde von seinem Polizeibewacher angeschnauzt, "Hier wird nicht geraucht, sonst kriegst Du Handfesseln an!" Ich selbst bin Nichtraucher, aber hier war ich schon ziemlich empört.

Vorweg - ich persönlich bin grundsätzlich gegen Gewalt - ausser in Notwehr. Ich glaube auch, dass ein Stein oder eine Flasche, die jemand an den Kopf bekommt, schlimme Folgen haben kann. Ich bin auch nicht grundsätzlich gegen die Polizei eingestellt - ich habe auch schon Situationen erlebt, wo mich die Polizei vor Neonazis geschützt hat - wofür ich ihr auch sehr dankbar bin.

Dass die Polizei versucht Nazis und Gegendemonstranten nicht direkt aufeinander treffen zu lassen und gegen Gewalt vorgeht, ist auch berechtigt. Dass dabei die Verhältnismäßigkeit der Mittel zu beachten ist und Gewalttaten nicht erst durch das Vorgehen der Polizei provoziert werden darf, ist aber genauso richtig. Und bei diesem Polizeikessel in Köln-Kalk, bei dem ca. 200 Leute stundenlang von der Polizei eingekesselt wurden, kann meiner Meinung nach nicht rechtens sein. Ich überlege evtl. Rechtsmittel gegen den Polizeieinsatz einzulegen. Wenn ich es nicht tue, hoffe ich, dass wenigstens jemand anders einen Musterprozess führt. Auf jeden Fall werde ich einen Leserbrief an die Kölner Lokalpresse schreiben und hoffe, dass das auch viele andere tun.
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Ergänzungen

Nur 3,5 Stunden, nicht 4,5 Stunden

Friedlicher Bürger 16.10.2004 - 22:43
Natürlich sind es von 13.00 bis 16.30 nur 3,5 Stunden und nicht 4,5 Stunden. Aber das ist immerhin noch lange genug. Die extra für den Kessel angeforderten mobilen Toiletten kamen erst nach ca. 3 Stunden ...

Zeitplan?

Azubi 17.10.2004 - 00:54
Ich habe bereits gegen 12:30 versucht die Polizisten zu ueberreden mich rauszulassen - wie es einigen Leuten die sich als Anwohner oder Presse ausweisen konnten gelungen ist - und das war bevor durch die durchsage (durch meinen stadort ganz hinten konnte ich die sogar verstehen ;) ) bekanntgegeben wurde, die demo sei aufgeloest und offiziell keine versammlung mehr.

aber schon da schien es die netten herren (und das waren sie zum teil wirklich, also nicht immer nur auf die polizisten, zitat unbekannter polizist "ich fins ja auch geil dass so viele leute gegen die rechten demonstrieren", aber er muesse eben seinen job machen) nicht zu interessieren, dass ich um 13:30 arbeiten musste... gegen 14:30 hab ich es dann ueber die duenne schleuse gegen abgabe meienr personalien geschafft rauszukommen... wie schoen dass ich eh aus kalk rausmusste zum arbeiten ;)

war doch vooooolllll gut.....

fritz 17.10.2004 - 10:47
....der kessel, oder nicht ?!? wann kriegt man schon mal von den bulllen dixie-klos in den kessel gestellt und der typ ausm 5. stock sowie der kioskbesitzer haben das geschäft ihres lebens gemacht!

FUCK THE POLICE

Von 12 bis 16:30

Sinnlos 17.10.2004 - 11:47
Ich war selbst beteiligt und muss sagen dass es mindestens 4Stunden im Kessel waren!!! Die mobilen Toiletten nach denen verlangt wurde emfand ich als eine Demütigung der Polizei und wenn auch nützlich nicht toll!!!

Schreibt Leserbriefe!

Friedlicher Bürger 17.10.2004 - 17:06
Im Express vom 17.10.04 steht ein vollkommen verfälschender Bericht ( http://www.express.de).

An alle, die wie ich als friedliche Bürger im Kessel standen - schreibt Leserbriefe - an Express, Kölner Stadtanzeiger, Kölner Rundschau, taz Köln etc. Das sind zwar z.T. stockreaktionäre Blätter und die wenigsten Leserbriefe dürften abegedruckt werden, aber die Presse muss wenigstens merken, dass wir uns so eine Berichterstattung nicht gefallen lassen.

Leserbriefe an den Express an

 redaktion@express.de

Lächerliche Polizei Aktion

Benjamin Köpke "Firehell" 17.10.2004 - 17:36
Also was da egstern passiert ist ist wirklich ungeheuerlich da wurden demonstranten die an der absperung standen von polizisten grundlos mit der Faust ins gesicht geschlagen geschubst bedroht und beledigt: "Ihr seit doch alles nur looser" "Geht doch nach Albanien" mich persönlich ging er dann noch an nachdem ich meinte das ich ein "du" als anrede unagebracht finde mit den worten "ACh heul hier mal nicht rum nur weil du keine frau abekommst".

Die aktionen der Polizei dienten meiner meinung nach ausschlieslich dazu die demonstranten aufzuhetzen und sie zu gewalt taten azustacheln was ihnen zuuum glück nicht gelungen ist !

Der grund für die 10er Polizei trups die immerwieder den kessel stürmten in den vergeblichen versuchen einzelnen leute rauszuziehn war das sie die Videos bereits teilweise ausgewehrtet hatten !!! DENOCH war es unklugt dafür mit knüppeln und Reizgas den kesselzu stürmen weil sie diese bei verlassen des kessels (WO jeder einzeln abgefertigt wurde) sowieso hätten rausziehn können !

Die krönung war das als das SEK kommando des BGS eingriff diese hirnlosen schläger erinnerten mich mehr an eine SA oder SS truppe als an eine Deutsche Polizei einheit wie rambo oder robokop kamen sie mit gezognen knüppel in den kessel rein udn forderten die demonstratebn mit hand oder kopf bewegungen dazu auf sie anzugreifen selbst einige der umstehnden Polizisten viel zu denen nur noch so etwas wie "SCheiss agressive BGS arschlöcher" (das sagte einer der polizisten wörtlich)ein.

Alles in allem haben wir den Faschos in die suppe spuken können aber es war immernoch deutlich zu wenig !

interviews

blahbalh 18.10.2004 - 03:22
moin,

ich würde gerne interviews mit leuten aus köln machen die auch im kessel in kalk waren. nur nochmal die erlebnisse aus eurer sicht hoeren. wer dazu bereit waere: schreibt 'ne mail. danke. nix kommerzielles, ich studier film.

---> Fotos

knipser 18.10.2004 - 03:57
Fotos zum downloaden:

 http://www.ezshare.de/files-de/31442/klein.rar.html

50 Bilder - 640x480 - ca. 3MB

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