Schließen Statt Schießen

Nucker 15.06.2004 17:15 Themen: Militarismus
Am 1.6.04 wurde vor dem Heckler-&-Koch-Werk in Oberndorf am Neckar gegen die Herstellung und den Export von Schusswaffen demonstriert.
Dies fand im Rahmen einer von der DFG-VK organisierten Radtour gegen Kleinwaffen statt. Geplant war, das Werkstor mit 1000 Fahrradschlössern zu schließen.
Die recht überschaubare Gruppe von FriedensfreundInnen umrundete zunächst das Firmengelände, stieß allerdings in der anliegenden ehemaligen Adolf-Hitler-Siedlung ausschließlich auf Unverständnis. Als die ca. 40 Demonstranten am Heckler-&-Koch-Schriftzug angelangt war, wurden Transparente am Firmenzaun befestigt und eine Kundgebung abgehalten. Auch wurden Buchstaben gehalten, die die vielfach gerufene Parole "Schießen statt Schließen" wiedergaben.
Danach stellten sich die die wollten noch direkt vor die Einfahrt und schlossen das Tor mit ungefähr 40 Fahrradschlössern zu, wobei viele davon nur symbolisch vor dem Tor hingen und bei einigen sogar noch der Schlüssel steckte. Auf der Zufahrtsstraße bildete sich ein Lkw-Stau, da die Firma die Schlösser erst nach 20 Minuten mit Zangen und Schweißgeräten entfernte. (Krieg den Palästen und Friede den Schlössern!!)
Das ganze Spektakel vor dem Eingang wurde von drei gemütlichen Polizisten beobachtet, von Securitymenschen fotografiert und durch etliche Überwachungskameras aufgezeichnet. Anschließend wurden die Personalien der meisten Waffengegner aufgenommen.
Insgesamt war es schade, dass nur 40 Leute gegen den drittgrößten Kleinwaffenproduzenten der Welt demonstrierten. Mit mehr Leuten kann man auch mehr machen. Die, die da waren sind gespannt, ob sie noch Probleme dadurch kriegen.
Eine Broschüre über Heckler & Koch kann man unter www.rib-ev.de/daks lesen. Einen Film über H&K, bei dem auch Ausschnitte dieser Demo gezeigt werden, wird auch im Herbst im Fernsehen kommen.
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Ergänzungen

egal

geht euch nichts an 16.06.2004 - 12:55
nicht alles, was die raf benutzt hat, hat sie auch geklaut. zwar wird sie sich die waffen wohl kaum legal besorgt haben ("guten tach, wir sind von der roten armee fraktion und hätten gerne drei h&k-schnellfeuergewehre, ist das möglich?"), auch das geld zur besorgung der waffen wird wohl aus wenig legalen quellen stammen ("guten tach, wir sind von der roten armee fraktion und dies ist ein banküberfall!"). dennoch wird h&k an den waffen aus ihrer fabrik, die die raf benutzt hat, verdient haben. h&k wird das vielleicht nicht zugeben, aber an illegalem waffenhandel, an dem h&k natürlich nicht direkt beteiligt ist, verdient die firma mit sicherehit eine menge. was diese info in diesem zusammenhang zu suchen hat, weiß ich allerdings auch nicht so richtig. das sollte wohl die "leute da abholen, wo sie stehen". nach dem motto: die leute finden die raf scheisse, die raf hat h&k-waffen benutzt, also müssen die leute stringenterweise h&k scheisse finden. das ganze natürlich mit einem kleinen schuss ironie versehen. ein wenig geistreicher gedanke das.

ach ja; noch was: nicht alles, was die raf gemacht hat, war cool. wirklich nicht!

Nachtrag

Nucker 17.06.2004 - 13:14
Jürgen Grässlin erwähnte in seiner Kundgebung die Nutzung von H&K-Waffen von Seiten der RAF sicherlich nicht nur um "gut anzukommen", sondern weil er selbst kein Sypathisant der RAF ist. Auch werden die RAFler ganz verschiedene Waffen gehabt haben. Wir haben aber nun gegen H&K demonstriert. Momentan sind weltweit acht Prozent der Kleinwaffen H&K-Produkte, und der Anteil soll noch steigen.
Ich habe gerade das RAF-Zitat aus der Kundgebung gepickt, nicht weil ich die RAF toll finde oder so, sondern als eine etwas kritische Bildunterschrift, weil man über Terrorismus schon genug zugelabert wird und ich wirklich nicht denke, dass von den 1,5 Millionen H&K-Toten die RAF-Opfer einen erwähnenswerten Anteil haben. Zum Beispiel ist neben uns ein Polizist vermutlich mit einer P7 gestanden und über den wurde kein Wort verloren.

Damit sich aber jeder selber eine Meinung über die Rede bilden kann, zitiere ich jetzt etwas ausführlicher:

"Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde [...] Alle 14 Minuten stirbt ein Mensch an einem G3-Gewehr, bisher sind es rund 1,5 Millionen Tote, die diese Firma und ihre Geschäftsführer auf dem Gewissen haben. 1,5 Millionen Tote und eine unbestimmte Anzahl von Verstümmelten. Geht es nach dem Willen der Geschäftsführung dann wird diese Waffenproduktion sogar ausgeweitet. In den USA wird gerade das neue Werk für das neue OICW-Gewehr gebaut. Neue Wunderwaffe heißt sie, die präzise töten wird. Das neue G36 ist eingeführt bei der Bundeswehr und soll jetzt weiterexportiert werden in alle Welt. Diese sogenannte "Erfolgsgeschichte" wollen wir stoppen. Wir fordern statt dessen: Schließen statt schießen! SCHLIESSEN STATT SCHIESSEN!"
[...]"Wir dürfen aber auch nicht verschweigen, dass die sogenannten demokratischen Armeen in der Türkei oder in Peru mit diesen Waffen schießen! Ich sag ganz bewusst "sogenannt", denn es ist fast nicht mehr unterscheidbar angesichts des Mordens und Verstümmelns in der 3. Welt, wer Terrorist und wer Demokrat ist. Im März wurde der serbische Ministerpräsident Goran Djindjic mit einem G3-Scharfschützengewehr ermordet. Palästinensische Untergrundkämpfer wehren sich gegen die israelischen Überfälle der Armee mit Maschinenpistolen vom Typ MP5, entwickelt von Heckler & KOch. Und in den letzten Tagen hatten wir die Fernsehbilder bei uns im Wohnzimmer, Fernsehbilder notleidender Menschen aus dem Sudan, und wir haben Guerillaeinheiten im Sudan gesehen, auch sie trugen neben Kalaschnikov H&K-Waffen."
[...]"Heute ist nicht mehr klar zu trennen wer Jäger und Gejagter ist, wer Demokrat, Scheindemokrat oder Diktator ist, wer Terrorist oder Terroristenjäger. Sie alle schießen mit Heckler-&-Koch-Waffen, denn das sind hochpräzise Mordinstrumente, die den Kopfschuss auf über einen Kilometer hinaus noch ermöglichen! Die schlimmsten Bilder, die uns in den letzen Tagen erreicht haben sind Bilder von Kindersoldaten mit G3-Gewehren. Wie können wir dieses Problem überhaupt lösen? Nicht damit, dass wir eine neue Waffengeneration von Heckler & Koch zulassen, gerade diese neuen Waffentypen sind für Kinder wunderbar geeignet, denn sie sind leichter als das G3. Das OICW und das G36 werden die ideale Waffe sein für Kindersoldaten."
[...]"Die Geschäftsführung von Heckler & Koch legt aber keinen Wert auf zivile Produktion, weil man in der Waffenproduktion natürlich viel viel mehr Geld verdienen kann. Deshalb heißt unsere Losung, und das sagen wir hier laut und deutlich: Schließen statt schießen!

Jürgen Grässlin ist Autor zahlreicher Bücher über die Rüstungs- und Automobilindustrie. Zuletzt veröffentlichte er mit "Versteck dich, wenn sie schießen. Die wahre Geschichte von Samiira, Hayrettin und einem deutschen Gewehr" eine Biografie über die Opfer deutscher Rüstungsexportpolitik.
Grässlin ist Sprecher des DAKS (Deutsches Aktionsnetz Kleinwaffen stoppen), Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft-Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) und Vorstandsmitglied im RüstungsInformationsBüro (RIB e.V.).

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was

hat 16.06.2004 - 02:12
die RAF mit dieser scheiß Waffenfirma zu tun!!!
Is doch egal, welche scheiß Firmen sie beklaut und beschissen haben.
!!!alles für alle!!!

nix logo-verarsche...

ambach 17.06.2004 - 09:26
Nur weil die RAF ne MP5 im Logo hatte, heisst das doch noch lange nicht, dass die Leute nur H&K Waffen benutzt haben... Es wurden, soweit ich weiß, alle möglichen Waffen benutzt, hauptsache sie funktionierten... Auf irgendeine Marke wird man da sicher nicht geguckt haben...