SED-PDS Gefängnis

André Vogel 27.05.2004 21:05 Themen: Repression
Meine Geschichte

Wie aus einem x beliebigen Teenager in der DDR ein Regimegegner wurde. Raus aus der DDR!
Ich erhebe keinen Anspruch, einer der großen Kämpfer gegen das Regime gewesen zu sein, und dennoch existiere ich auch hier. Es müssen wohl mindestens mehrere Hundert ähnliche Geschichten erzählt werden können
In allen sogenannten ?Untersuchungshaftanstalten?, die teils nur dem Ministerium für Staatssicherheit unterstanden, betrug die durchschnittliche ?U- Haft- Zeit? 10- 12 Monate. Nimmt man die ?Konvention gegen Folter und andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung oder Strafe? der UN- Generalversammlungs- Resolution 39/46 vom 10.12.1984 und die ?Mindestgrundsetze zur Behandlung von Gefangenen? ( Resolution 663 [XXIV] vom 31.07.1957 und 2076 [LXII] vom 13.05.1977 ) zum Maßstab, so hat die Staatssicherheit durchgängig in ihren Anstalten psychische und physische Folter praktiziert.

Für die 50er und 60er Jahre müssen die Foltermethoden als exzessive bezeichnet werden; so existieren in Berlin- Hohenschönhausen das ?U- Boot?, eine ?Gummi- Zelle?, Wasser- und Stehzellen, in allen anderen ?U- Haftanstalten? ebenfalls Wasser- und Stehzellen sowie ?Keller- Arrest- Zellen? bis 1989 / 90, die ebenfalls die Folterkriterien erfüllen. Diese Kellerzellen waren größtenteils unbeheizt und fensterlos. In die ?Keller- Arrest- Zellen? der ?U- Haft? Pankow ( Kissingenstr. / Lohmestr. ) wurde zudem die verbrauchte bzw. vergiftete Luft aus einem angrenzenden Kompressorraum eingeleitet.

Aber selbst die ?normalen Etagen- Aufenthalts- Zellen? entsprachen nicht den von der UNO vorgegebenen internationalen Standards. Sie waren im Winter unterkühlt, im Sommer überhitzt, und wenn man zwei Klappliegen, Kübel oder Toilette und zwei Hocker abrechnet, so blieben in der Regel in den etwa 4 m langen und 1, 5 m breiten Zellen jedem der zwei Häftlinge, die vorerst nur ?Beschuldigte? waren, von morgens 6 Uhr bis abends 21 Uhr je 1- 2 qm ?Bewegungsraum?. Das ist weniger, als einem Tier von der Größe des Menschen in der Regel Weltweit zur Verfügung gestellt wird.

Dass derartige Unmenschlichkeiten im Prinzip zu Friedenszeiten und Zeiten der UN- Deklarationen praktiziert wurden, gibt der Einstufung des MfS- Bereiches, der für diese Menschenrechtsverletzungen verantwortlich zeichnete sowie der über allem verantwortlich stehenden SED ( heute PDS ) ein besonderes Gewicht.

IST DIE DDR EIN UNRECHTSSTAAT ?
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Ergänzungen

Gibts eigentlich gute Überblicke?

Frager 28.05.2004 - 00:51
Gibts eigentlich gute, übersichtliche Überblicke zu den Schweinereien, die in DDR-Knästen so abliefen? teilweise sind ja durcuahs Parallel zu heute zu erkennen, teilweise war das vollkommen eigen.

So was aber auch...

Googelist 28.05.2004 - 03:53
 http://www.stasi-unrecht.de/ansicht10.htm


"Es macht mir Angst, wie die SPD den Kommunisten z.B. in Berlin wieder zur Macht verhilft. " (Andre Vogel)
 http://www.stasi-unrecht.de/

"Denken wir an den bisherigen Roten Terror in der DDR...

Denken wir an die gewaltätigen Linken Demos in Kreuzberg und anderswo auf der Welt..." (Ebenda)


"Rotfront zerklatschen...Antifa heißt Gewalt ... Antifa heißt Brandstiften ... ACHTUNG wenns um Rot geht sind sie immer dabei...Zecken"  http://www.stasi-unrecht.de/niew.htm

Sehr unangenehmer Rechtskonservativ-nationalitischer Deutscher der hier so rumpostet

Achim Beyer : Urteil: 130 Jahre Zuchthaus

DOPPELPLUSGUT 28.05.2004 - 13:03
Achim Beyer : Urteil: 130 Jahre Zuchthaus

Jugendwiderstand in der DDR und der Prozess gegen die "Werdauer Oberschüler" 1951

Schriftenreihe des Sächsischen Landesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen

Evangelisches Verlagshaus GmbH Leipzig

ISBN: 3-374-02070-4




In dem Buch wird die Geschichte der "Werdauer Oberschüler" als Beispiel des Schülerwiderstandes an zahlreichen Oberschulen der SBZ/frühen DDR nachgezeichnet.

Der Autor (selbst Betroffener) hat dafür etwa 5.000 Blatt Dokumente (recherchiert in MfS-Archiven, dem Zentralen Parteiarchiv der SED, dem Sächsischen Hauptstaatsarchiv u.a.) und zahlreiche autorisierte Interviews ausgewertet.







Am 3.Oktober 1951 begann vor der 1.Strafkammer (der politischen Strafkammer) des Landgerichts Zwickau in Sachsen pünktlich 10 Uhr der Prozeß gegen 19 Mitglieder einer Widerstandsgruppe, der bereits 14 1/2 Stunden später (am 4.10. 0.30 Uhr) mit der Verkündung von (vorher festgelegten) Strafen zwischen 2 und 15 Jahren Zuchthaus endete; insgesamt wurden 130 Jahre Zuchthaus und zusätzlich jeweils mehrere Jahre "Sühnemaßnahmen gemäß Kontrollratsdirektive 38" ausgesprochen.

Zu den Verurteilten gehörten 15 Schüler der Oberschule Werdau in Sachsen, darunter 6 Jugendliche unter 18 Jahren, davon drei Mädchen. Die "öffentliche" Verhandlung fand vor etwa 50 ausgesuchten Funktionären statt, den Eltern der Jugendlichen wurde die Teilnahme mit Polizeigewalt verwehrt. Jegliche Berichterstattung über den Prozeß in den DDR-Medien wurde verboten. Als "Rechtsgrundlage" für die drakonischen Strafen diente der Art.6 der Verfassung der DDR von 1949. Achim Beyer wurde in diesem Prozeß zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt; es war sein 19.Geburtstag.

Den jungen Menschen wurde vorgeworfen, "sich eines der schwersten Verbrechen schuldig gemacht" zu haben (Mord? Brandstiftung? Vergewaltigung?) und weiter: "... daß sie die Feinde des Friedenslagers der 800 Millionen friedliebender Menschen sind. Sie haben sich selbst durch ihre verbrecherischen Handlungen aus der Gemeinschaft der friedliebenden Menschheit ausgeschlossen. Wir werden es nicht zulassen, daß die Erfolge im Kampf um die Einheit Deutschlands und die Erhaltung des Friedens, sowie des friedlichen Aufbaues, durch solche Elemente zunichte gemacht werden."




Die Jugendlichen hatten noch die NS-Diktatur und deren Ende erlebt, von deren Greueltaten erfahren und waren der Überzeugung: "Nie wieder eine Diktatur". Viele der später verurteilten Schüler waren Mitglieder und einige sogar Funktionäre der damals noch überparteilichen Jugendorganisation FDJ. Diese politische Verortung diente nicht nur der Tarnung. Die Jugendlichen wollten am "Aufbau einer neuen demokratischen Gesellschaft" aktiv mitwirken. Doch ihr Engagement wurde missbraucht, ihr politisches Ethos enttäuscht: ihnen wurde nicht nur die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis deutlich (weshalb viele Idealisten die Praxis verbessern wollten), sondern auch und besonders Widersprüche in der marxistisch-leninistischen (stalinistischen) Theorie. Mehr noch schockierte die stalinistische Realpolitik: die SED mutierte zur "Partei neuen Typus" mit allen damit verbundenen Konsequenzen (Ausschaltung politischer Gegner, politischer Terror, Unterdrückung von Meinungsfreiheit usw). In der Schule wurde jegliche "nicht linientreue" Meinungsäußerung unterbunden, gleichzeitig der kommunistische Widerstand gegen die NS-Diktatur verklärt.

Die Lektüre der Flugblätter der Geschwister Scholl ("Weiße Rose") aus dem Jahre 1943 machte Parallelitäten, Ähnlichkeiten zwischen dem NS-Regime und dem Stalinismus von 1950 besonders bewusst: ein Austausch der Begriffe NSDAP gegen SED, HJ gegen FDJ, Gestapo gegen Stasi bot sich an und charakterisierte die damalige politische Situation. Die (illegale) Lektüre des Buches "1984" von George Orwell tat ein übriges. Zahlreiche Stalin-Porträts an öffentlichen Gebäuden und in der Schule waren der im Buch beschriebene und allgegenwärtige "Große Bruder". Die "Gedankenpolizei" waren die Kontrollkommissionen in der SED und der FDJ. Die verordnete parteiliche Terminologie entsprach dem "Neusprech". Das "Zwiedenken" war somit vorprogrammiert und brauchte nicht einmal erlernt zu werden.

Die Jugendlichen waren nicht gewillt, diese politische Entwicklung widerspruchslos hinzunehmen oder gar mitzuvollziehen, sondern bereit, etwas dagegen zu unternehmen. Sie gründeten im Sommer 1950 eine Widerstandsgruppe. Dabei vermengte sich Idealismus, Widerspruchsgeist, politische demokratische Überzeugung mit Leichtsinn und Unerfahrenheit - bei jedem in einer anderen Mischung. Die Unerfahrenheit sollte durch Kontakte und Hilfe-Ersuchen bei der KgU (Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit, West-Berlin) ausgeglichen werden.

Von den Mitgliedern der Widerstandsgruppe wurden Flugblätter hergestellt und verteilt, so gegen die Volkskammer-"Wahl" 1950 (Text: "Wir sehnen uns nach Frieden, nach der Einheit Deutschlands in Freiheit - wählt mit NEIN"); es wurde zum Widerstand gegen das SED-Regime aufgerufen, gegen das Todesurteil gegen Hermann Josef Flade protestiert. Die Widerstandsgruppe lehnte konsequent jegliche Spionage- und Terrorakte ab; die Vernehmungs- und Verhandlungsprotokolle weisen dies eindeutig nach.

Nach zahlreichen Aktionen erfolgte Mitte Mai 1951 die Verhaftung aller Aktivisten; einige befanden sich mitten im Abitur. Den verzweifelten Eltern wurde wegen "Gefährdung der Sicherheit des Staates" wochenlang jede Auskunft über den Verbleib ihrer Kinder verweigert. Diese befanden sich völlig isoliert in Stasi-Untersuchungshaft.




Acht der verurteilten Schüler mussten 5 1/2 Jahre unter sehr harten, unwürdigen Haftbedingungen in verschiedenen Strafanstalten (Zuchthäusern) der DDR leiden. Einige Hafterlebnisse werden geschildert. Gnadengesuche der Eltern und Eingaben auf Strafmilderung (selbst von DDR-Staatsanwälten!) wurden bis Mitte 1956 vom DDR-Justizministerium (Ministerin Hilde Benjamin) abgelehnt. Als letzter der Verurteilten wurde Beyer mit dreijähriger Bewährung am 13. Oktober 1956 aus der Haft entlassen.







DER AUTOR

Achim Beyer, Jahrgang 1932, Diplom-Volkswirt und wissenschaftlicher Dokumentar, war als einer der "Werdauer Oberschüler" von 1951 bis 1956 in der DDR inhaftiert. Noch 1956 in den Westen geflohen, war er von 1963 bis 1993 Wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Gesellschaft und Politik an der Universität Erlangen-Nürnberg und dort in der DDR- und vergleichenden Deutschlandforschung tätig.



Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Ach nö... — Nö...

Ja klar — Anarcho

ganz toll... — enver hoxha

zensurmedia.org? — doppelplusminus?

"DDR ein Unrechtsstaat?" — ErichSchröder

@ErichSchröder — inhuman