Chronologie Sicherheitskonferenz Freitag

IMC Dispatch in München 06.02.2004 18:24 Themen: Militarismus SiKo München
Nachfolgend ein kurzer Überblick der Geschehnisse in München bisher. Stand 22.30h:
english translation

  • 17:00 An verschiedenen Plätzen in München versammeln sich hunderte Menschen zu Kundgebungen. Es sind mindestens ebensoviele PolizistInnen anwesend und kontrollieren alle, die teilnehmen; oft mehrfach
  • 17:30 Die Atmosphäre ist in sehr angespannt, Polizei sehr aggressiv: DemonstrantInnen werden geschubst. In mindestens einem Fall wurde ein Fotograf bedroht, seine Aufnahmen besser nicht zu veröffentlichen.
  • 17:45 Im Bereich Maximiliansplatz/Platz der Opfer des Nationalsozialismus gibt es drei Gruppen von je 10-20 Personen, die von der Polizei eingekesselt werden. Diese hatten gegen 16:45 für etwa eine Minute die Strassen blockiert, auf denen später die Kolonne der Autos der Konferenz-TeilnehmerInnen. Sie wurden sofort von der Straße gedrängt
  • 17:45 Laut EA (Rechtshilfe) gab es bisher insgesamt mind. 30 Gewahrsamnahmen
  • 17:45 Inzwischen sammeln sich ebenfalls auf dem Platz der Opfer des NS mehrere Hundert zu einer Menschenkette, die den Bayrischen Hof (Ort der Konferenz) umzingeln soll.
  • 18:00 Eine der drei Gruppen von Eingekesselten wird festgenommen.
  • 18:10 Leichte Gerangel mit der Polizei, Schläge in den Magen und ins Gesicht.
  • 18:10 Auch am Lenbachplatz sammeln sich Menschen zur Menschenkette.
  • 18:20 Bildung der Menschenkette wird behindert, es wird Pfefferspray eingesetzt. Alle Personen in den drei Kesseln am Maximiliansplatz werden jetzt festgenommen und nach Aussage der Polizei vor Ort demnächst abtransportiert. Dabei werden die Personen, die von bayerischer Polizei festgenommen werden, besonders brutal behandelt. Es gibt Berichte über zahlreiche Verletzungen. Insbesondere Foto- und VideojournalistInnen werden massiv behindert und bedroht. In einem Fall wurde einem Journalisten aus einem Polizeifahrzeug aus 20 cm Entfernung Pfefferspray ins Gesicht gesprüht. In mind. einem Fall wurde ein Fotograf gezwungen, bereits gemachte Bilder zu löschen.
  • 18:30 Eine Person sackt nach einem Schlag mit dem Schagstock bewusstlos zusammen.
  • 18:35 Auf dem Platz der Opfer des NS findet laut Info-Telefon die Kundgebung mit etwa 1000 TeilnehmerInnen statt.Die Kundgebung am Lenbachplatz ist aufgelöst. Die Menschenkette wird stark behindert: Einzelpersonen werden von Polizei mit und ohne Uniform herausgegriffen; es wird Pfefferspray eingesetzt; die Straße wird geräumt.
  • 19:15 Laut Ansage bei der Kundgebung wird diese zum Odeonsplatz verlegt und wird bis etwa 21 Uhr dauern.
  • 19:30 Etwa 200 Menschen sammeln sich am Odeonsplatz.
  • 19:40 Alle verbleibenden, etwa 60, werden festgenommen.
  • 19:40 Tobias Pflüger nach Rede am Maximiliansplatz festgenommen und nach 20 Minuten wieder freigelassen. Grund soll, wie schon im letzten Jahr, der Inhalt der Rede gewesen sein.
  • 21:00 Etwa 100 Menschen haben Struck und Rumsfeld beim Essen im Restaurant Feinkost Käfer gestört. Nach Eintreffen der Polizei haben sich etwa 20 Personen im Eingangsbereich auf den Boden gesetzt, etwa 15 Personen wurden verhaftet.
  • 21:00 Nach Angaben der VeranstalterInnen waren insgesamt 1.500 bis 2.000 an den Protesten beteiligt.
  • 21:00 Nach Polizeiberichten wurden 166 Personen 'freiheitsberaubenden Maßnahmen unterzogen', davon 26 Haftrichtervorführungen, 135 Gewahrsamnahmen und fünf Identitätsfeststellungen. Es seien ledigilich 500 Menschen bei den Demonstrationen gewesen, und, so ein Sprecher der Pressestelle triumphierend, "Wir waren mehr". Nicht einmal die Menschenkette sei zustande gekommen. Es seien 3-4.000 PolizistInnen im Einsatz gewesen. Die Festnahme von Tobias Pflüger wurde nicht bestätigt.
  • 22:00 Inzwischen meldet die Polizei 175 Freiheitsentziehungen.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Meldungen von Freitag, ab 18:45 Uhr

anarchist 06.02.2004 - 19:35
Der Radio-Livestream berichtete um 18:45 Uhr, dass auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus der/die Kessel langsam aufgelöst wurde, insgesamt wurden rund 30(?) Leute abgeführt, wobei wohl nur die ersten Ingewahrsamnahmen sehr brutal waren (wahrscheinlich Prellungen und Verrenkungen).

Eine PDS-Stadträtin, die Anmelderin vor Ort ist, kann an der Situation auch nix ändern. Vorwand für die Ingewahrsamnahmen war, dass versucht worden sei den Verkehr zu stören. Die Polizei lässt die Situation jedoch unverhältnismässig eskalieren.

Ein Verletzter liegt wohl von Polizei umstellt in einem Hauseingang, aber dazu gibts nix genaues.

Ein Journalist wurde wohl aus einem fahrenden Polizeiauto mit Pfefferspray ins Gesicht angegriffen.

Um 19:00 Uhr wird über den Radio-Livestream berichtet, dass am Maximilianplatz die Unterstützungskommandos (USK) mit Helmen Transparente zerreissen, die Leute drängeln und rumschubsen. Die Presse wird von allem ferngehalten, der Polizeivizepräsident ist angeblich auch vor Ort, aber alle Fragen an PolizistInnen werden mit Verweis auf den (nicht auffindbaren) Pressesprecher abgewiesen.
Weiterhin werden Leute in Gewahrsam genommen.

Eine Person ist von der Polizei bewusstlos geschlagen worden, dann über den Platz geschleift und in einen Hauseingang auf den Boden gelegt worden. Es wurde berichtet, dass auch nach 10-15 min keine Erste Hilfe oder medizinische Versorgung an dem Bewusstlosen geleistet wurde.

So weit, so schlecht... - stay connected!

Was schreibt die staatstragende Presse?

Der oder die 06.02.2004 - 19:44
Diese übernimmt die Polizeimeldungen und wird kaum konkret. Die verschiedenen Nachrichtenagenturen nehmen sich hier nichts.

Polizei in München nahm Dutzende Demonstranten in Gewahrsam

München (Reuters) - Die Polizei hat im Vorfeld der 40. Münchner Sicherheitskonferenz Dutzende Demonstranten in Gewahrsam genommen.
Allein in der Innenstadt seien bis zu 80 Konferenzgegner vorübergehend in Gewahrsam genommen worden, als Polizisten Sitzblockaden einer Straße aufgelöst hätten, sagte eine Polizeisprecherin am Freitagabend. Es habe zudem mehrere Festnahmen gegeben. In der Nähe des Tagungshotels kam es zu Rangeleien zwischen Polizei und mehreren hundert Demonstranten. Insgesamt 23 Protestveranstaltungen sind für das Wochenende angemeldet. Am Samstagvormittag wollen Konferenzgegner vom Marienplatz in der Innenstadt in die Nähe des Tagungshotels ziehen.
 http://www.reuters.de/newsPackageArticle.jhtml?type=topNews&storyID=453893§ion=news

stand 18:00

anti 06.02.2004 - 19:46
bin so gegen 18 uhr vom platz der opfer des ns weggegangen, da sah's so aus: kleine greiftrupps, z.t. zwischen den demonstranten, die auf ihr nächstes opfer warten. entlang der straße ("freie fahrt für freie kriegsverbrecher") stehen jede menge bullen. mind. vier festnahmen (plus eine am nachmittag) konnte ich selbst beobachten, alle wurden von greiftrupps durchgeführt. als ich ging, waren die leute noch nicht eingekesselt (logisch, sonst hätte ich ja nicht gehen können), weiß aber nicht, wie's jetzt aussieht. ein zivi-bulle wurde von ein paar demonstranten verprügelt (hehe), dann aber von seinen kollegen "gerettet".
in einer seitenstraße stand eine junge frau, die wohl ziemlich übel pfefferspray abgekriegt hat. wir haben ihnen ein paar tipps zur behandlung gegeben (genosse von mir hat demo-sani-kurs gemacht). so weit meine beobachtungen in kurzform.


p.s.: das bullenaufgebot ist selbst für münchen erstaunlich groß und erstaunlich aggressiv. kommt morgen zahlreich!!!

weitere Infos aus dem Livestream (20:00 Uhr)

anarchist 06.02.2004 - 20:18
Um 20 Uhr gab es im Radio-Livestream noch ein Interview mit einem Kundgebungsteilnehmer, das ich hier mal kurz zusammenfasse:

- am Lenbachplatz waren rund 60 Leute auf der Kundgebung vom Friedensbündnis, weitere ca. 60 Leute auf der anderen, abgesperrten Strassenseite, auf die man nur mit Polizeidurchsuchung kam.

- um 17 Uhr auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus waren erst nur rund 50 Leute rund um den Lautsprecherwagen, aber als der NATO-Konvoi ankam, wurde versucht durch sich auf die Strasse stellen den Verkehr aufzuhalten (mit Transparenten und Parolen). Als immer mehr Leute dazu kamen mischten sich auch viele BGS-Bullen und USK-Trupps in die Menge. Es wurde erst um ca. 17:15 Uhr Leute in zwei Kesseln umstellt, dann um ca. 17:30 Uhr wurde eine dritte Gruppe Leute, die den vorher umzingelten zu Hilfe kommen wollte, eingekesselt (und mit Absperrband angeriegelt).

- um ca. 19 Uhr waren rund 1.000 Leut auf dem Platz (d.O.d.NS) und drumherum, wobei immer wieder auch einzelne Personen von der Polizei rausgegriffen und brutal abgeführt wurden. Mehrere Leute bekamen Knüppelschläge auf den Kopf und Pfefferspray ins Gesicht, auch "gewaltfreie" Leute mit deutlich erhobenen Armen. Zu den Verletzten wurden teilweise die Demosanis nicht durchgelassen, es gab mindestes eine Person mit Atemproblemen wegen Pfefferspray und eine weitere mit einer Platzwunde am Kopf.

Alle, die sich noch in den Kesseln befinden sollen nach Polizeiangaben in Gewahrsam genommen werden.

Die massiven Verkehrsstaus wurden allerdings nicht von Blockade-Aktionen, sondern von den in 2-3 Reihen parkenden Polizeiautos verursacht.

gerüchte

??? 06.02.2004 - 20:26
ich habe vorhin bei nachrichten im radio gehört, dass sich bei einem französischen sicherheitsbeamten ein schuss aus seiner pistole gelöst und es leichtverletzte gegeben haben soll. ist an dieser info etwas dran?

München pervers

Horst Sarin 06.02.2004 - 20:50
Komme gerade von der "Menschenkette" und der Demo am "Platz der Opfer des Nationalsozialismus" zurück.
Die Menschenkette war ein schlechter Witz, wir durften vor Absperrgittern Aufstellung nehmen. Hinter uns Massen von Polizei und vor uns flächendeckend Polizeieinsatzfahrzeuge. Wir waren quasi unsichtbar.

Am Platz der Opfer des Nationalsozialismus wurde die Demonstration wärend der gesamten Dauer durch permanentes, extrem aggressives Verhalten der Polizei gestört. Dauernd sind Greiftrupps in die Menge, um sich Einzelpersonen rauszuziehen. Die Veranstaltung war die ganze Zeit eingekesselt. Diese Zermürbungstaktik wurde wärend der ganzen Demo gegenüber dem völlig friedlichen, singenden und tanzenden Volk beibehalten.

Schade, dass man keine Bilder hochladen kann. Das Aufgebot an vermummten!, gepanzerten und mit Schlägerwerkzeug aller Art ausgerüsteten Staatsbeamten war extrem beeindruckend. Das Ganze am Platz der Opfer des Nationalsozialismus ist schlicht pervers aber typisch für die "Münchner Linie".

Eine erstklassige Unterrichtsstunde in Geschichte, so konnte auch der verträumteste Demonstrationsteilnehmer sich ein Bild davon machen, wie es im Dritten Reich gewesen sein muss, als Angst und Schrecken durch Nazischläger und Gestapo verbreitet wurden. Der Unterschied zu heute ist nur, dass nicht mehr Ledermäntel sondern StarWars-Panzerungen getragen werden.

Man darf auf den Samstag gespannt sein...

bei uploadproblemen

indy 06.02.2004 - 21:40
koennt ihr auch auf  http://at.indymedia.org ausweichen und die bilder, audios usw dann verlinken.

kessel

minga 07.02.2004 - 11:50
also das mit den 3 kesseln am platz der opfer stimmt nicht ganz. es gab da 2 kessel, die scheinbar blockiert haben und dann noch einen dritten, der aus schaulustigen oder leuten, die keinen bock hatten aufs maul zu kriegen von den bullen. ich selber war nur kurz aufm klo und bin zum lenbachplatz gegangen und schon war ich im kessel. trotzdem was geht eigentlich? leute kesseln wegen sitzblockade.
also irgendwann explodiert das fass, dass ihr bullen hier in münchen andauernd zum überlaufen bringt.

kennen wir...

anti-rep 08.02.2004 - 01:22
Bereits bei den Protesten gegen das World Economic Forum in Davos, Chur und Landquart waren die bayrischen Bullen des Grenzschutzes sehr brutal eingefahren! Leute lasst euch nicht unterkrigegen!

Euch gehört die Macht - Uns die Nacht!

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an