Italien/EU: Inszenierung einer Anschlagsserie

Uwe Barschel - kleines update 6.1.04 02.01.2004 18:11 Themen: Antifa Globalisierung Medien Militarismus Repression Soziale Kämpfe
Seit Oktober sollen italienischen Behörden zufolge rund 70 Brief- oder Paketbomben von "Anarchisten" versendet worden sein. Seit ende Dezember wird diese "Attentatsserie" auch in deutschen Medien thematisiert, nachdem verstärkt EU-Einrichtungen Ziel sind. Der Stil der Anschläge erinnert stark an die "Strategie der Spannung" in den 70er Jahren. Damals wurden zahlreiche Anschläge von Rechten verübt, die linken und anarchistischen Gruppen in die Schuhe geschoben werden sollten.
Italienische Behörden nennen immer wieder den Namen einer frei erfundenen "anarchistischen Gruppe": FAI - "Federazione Anarchica Informale". Dieser Name ist eine Abwandlung der tatsächlich existierenden Federazione Anarchica Italiana (Erklärung der echten F.A.I. dazu). Die Behauptungen über die angebliche Terror-Gruppe klingen absurd: "Sie vereinige die extremsten Verfechter der Anarchie und des Marxismus-Leninismus" erklärte Innenminister Pisanu. Nachdem nun auch in anderen EU-Staaten Briefbomben auftauchten, sprach er gar von einem "Kartell europäischer Anarchistengruppen" oder kurz "Euro-Anarchisten". Schliesslich benannte er sie in "Euro-Opposition" um. Jetzt "sei eine Liste mit den Namen von 250 Personen erstellt worden, die mit der anarchistischen Szene in Verbindung gebracht werden" (sic!). Eine EU-weite Anti-Anarchisten-Sonderkommission wurde gebildet. Erste Razzien in besetzten Häusern haben bereits ende Dezember stattgefunden. Die europäischen Massenmedien unterstützen ausnahmslos diese Kampagne - trotz aller Offensichtlichkeit.
Diese neue Kampagne korrespondiert mit der "11-9-Terror-Strategie". Beispiel Hamburg: Wahlkampf-Inszenierung der PRO der letzten Tage.
update 8.1.04: Briefbomben-Inszenierung: Kampagne gegen Anarchisten weitet sich aus

Feature bei Indymedia.global | Indymedia.Bologna | Webseite der F.A.I.
der Begriff "Anarchie" | FAQ Anarchismus
"Am Beispiel Italien wird diese Vorgehensweise deutlich. Die CIA zeigte sich besorgt über den stetig wachsen Einfluss der kommunistischen Partei Italiens PCI, welche 1972 bei den Wahlen 27% der Stimmen erreichte. Der Plan war einfach: Durch linksterroristische Attentate sollte die öffentliche Meinung und damit die Regierungsrichtung nach rechts "gedreht" werden. Tatsächlich starben durch Bombemattentate 1972 drei Polizisten. Im November 1973 explodierte eine Bombe an Bord eines Argo16 - Flugzeugs. Beide Attentate wurden kommunistischen Gruppierungen zugeschrieben. Die "Rote Brigarden" Italiens galten von Beginn an von Geheimdiensten unterwandert und gesteuert." (Quelle)


In den letzten Monaten wurden in Italien -und mittlerweile auch verstärkt ausserhalb- zahlreiche Briefbomben verschickt. Alle Briefbomben sollen aus der Region um Bologna stammen. Wie auch bei vergangenen Anschlagsserien, trifft es merkwürdigerweise innerhalb Italiens oft Peronen, die für Berlusconi und die Rechte unbequem sind (Beispiel: Präsident Prodi).
Ausserhalb Italiens gingen Briefbomben zum Beispiel an Europol und die Europäische Zentralbank. Weitere 4 erreichten am 5.januar das EU-Parlament (Reuters-Meldung). Wie bei den anderen Anschlagsserien auch wurden schnell Linke und Anarchisten als Täter ausgemacht. Die gleichgeschaltete italienische Presse, welche sich fast vollständig im Besitz des Medienmoguls und Regierungschefs Berlusconi befindet, beginnt augenblicklich mit einer Hetz-Kampagne. Beweise existieren nicht oder sind offensichtlich gefälscht. Erklärungen wie "Sie vereinige die extremsten Verfechter der Anarchie und des Marxismus-Leninismus" oder die Nennung von frei erfundenen Gruppennamen (die inhaltlich keinen Sinn ergeben) verstärken die Annahme einer konstruierten Kampagne. Presserklärungen und Stellungnahmen europäischer Innenminister scheinen auch auf den Versuch einer Verschmelzung der Konstrukte "islamistischer Terror" und "linker/anarchistischer Terror" hinzuwirken.
Seit einer Woche beteiligen sind auch deutsche Medien an dieser Kampagne. Erklärungen der italienischen Regierungen werden ungefragt übernommen oder gar mit eigenen Erfindungen noch ausgeschmückt (z.B.:Springer Presse, Berliner Zeitung, ...). Von daher kommt eine Ausweitung der Anschlagsserie auf ganz Europa den deutschen Medien nicht ungelegen.
Beispiel 1 : Artikel in der Springer-Zeitung "Welt"
Beispiel 2: "Terroralarm in Europa"

Bereits anlässlich der Proteste gegen den G8-Gipfel in Genua liess die neuen Regierung um Mussolini-Verehrer Berlusconi die "Strategie der Spannung" umsetzen. Mehrere Briefbomben explodierten und sollten die sozialen Bewegungen und globalisierungskritischen Netzwerke unter Druck setzen.
Artikel: Celler Loch" in Genua und Eine Neuauflage der Spannungsstrategie.
Nach Genua wurde in Venedig ein Anschlag verübt, der ebenfalls Stimmung gegen die Opposition machen sollte: Bombenanschlag in Venedig inszeniert?. Schon vor dem G8-Gipfel in Genua behauptete Berlusconi, es gäbe "Verbindungen zwischen NoGlobals und Bin Laden". Es war gar die Rede davon, daß der G8-Gipfel mit ferngesteuerten Flugzeugen(!) und AIDS-verseuchten Blutkonserven angegriffen werden solle. Auf diese Weise konnte die Auseinandersetzung in Genua auf eine militärische Ebene gehoben werden.
Die in Genua benutzte Strategie gegen die Protestbewegung wurde schon vor der Machtübernahme Berlusconis eu-weit vorbereitet.

Am 19. März 2002 wurde dann der Wirtschaftsexperte und Berater des Arbeitsministers Marco Biagi ermordet. Verantwortlich sollen laut italienischen Behörden angeblich die seit 1981 aufgelösten "Roten Brigaden" sein. In den Jahren vor ihrer Auflösung war die Gruppe nachweislich von gleich mehreren Geheimdiensten unterwandert worden (siehe: 92 Patronenhülsen, ein Balletttänzer und die CIA). Die Handschrift der Aktion war die der Leute rund um den Faschisten Fini und den Medienzar Berlusconi, welche in der Organisation P2 (Propaganda Due) waren, die in den 70ern ähnliche Anschläge organisierte.
Der Anschlag wurde 4 Tage vor einem geplanten Generalstreik und Großdemonstration der sozialen Bewegungen verübt. Ganz offensichtlich galt das Attentat der Einschüchterung der Bewegungen (siehe: Willkommener Tod in Bologna). Dennnoch nahmen 2 Millionen teil (Artikel bei Indymedia.de) - das war die bis dahin größte Demonstration in der Geschichte der italienischen Republik.
Einige Monate später wurde "Michele Landi, ein Informatiker, der mit der Polizei bei den Ermittlungen gegen die Mörder von Sergio D'Antona und Marco Biagi zusammengearbeitet hatte, in seinem Haus erhängt aufgefunden. Den polizeilichen Ermittlungen zufolge sind einige Einzelheiten und Hinweise unvereinbar mit der von der Regierung behaupteten Selbstmord-Hypothese ... Auch deswegen, weil Michele Landi einige Wochen vor seinem Tod einigen Freunden gesagt hatte, er habe Angst, weil er erschütternde Hintergründe aufgedeckt habe." (Quelle)
Artikel dazu: Übersetzung eines Kommentars von Umberto Eco in der römischen Tageszeitung La Repubblic und Terror in Europa von ceiberweiber.at.
Auch hier springen Medien und Regierungen anderer Staaten mit auf: In Deutschland versuchte die Bundesanwaltschaft mit hilfe der deutschen Medien im Mai eine RAF-Neugründung zu erfinden "Bundesanwaltschaft konstruiert neue RAF". Allerdings misslang dieser Versuch, da das gesellschaftliche Klima noch nicht "weit genug" war.


Rückblick: Strategie der Spannung, P2, Gladio und Berlusconi

In der ursprünglich vom CIA konzipierten Strategie wurden nicht nur linke und anarchistische Gruppen von Polizei- und Geheimdienstagenten zu Mord und Terror angestachelt. Polizeiagenten, meist Faschisten, führten auch selbst unzählige Terroranschläge durch, für die dann Anarchisten und Autonome verfolgt und oft jahrelang unschuldig eingesperrt wurden. Netzwerke wie P2 und Gladio waren in Italien federführend.
Das Netzwerk P2 (Propaganda Due) wurde 1969 vom Faschisten Licio Gelli gegründet. Gelli war als bereits bei den "Schwarzhemden" Mussolinis aktiv. Später wurde er Verbindungsoffizier der Nazis und SS-Obersturmführer. In der P2 waren rund 2500 führenden Personen der italienischen Gesellschaft. Dabei waren Politiker, führende Geheimdienstler, Faschisten, Mafiosis, Wirtschftsvertreter, Kirchenobrigkeiten, Medienvertreter, Führungskräfte der Polizi, der komplette(!) Generalstab des Heeres usw. Der Mafiosi Berlusconi hatte damals die Mitgliedsnummer 1816. Ziel der Organisation, so das Ergebnis der Untersuchungen sei der Umsturz der verfassungsmäßigen Ordnung durch einen "colpo bianco", einen weißen Staatsstreich. Der Code für diese Pläne hieß "Plan zur demokratischen Wiedererneuerung".[Literatur: Feldbauer: "Von Mussolini bis Fini"]"Gelli bezeichnete die P2 als Freimaurer-Loge, obwohl die Ziele dieser kriminellen Vereinigung nichts mit dem Freimaurertum zu tun hatten, ja ihr diametral entgegengesetzt waren." (siehe hier)
"Bereits beim ersten Anschlag der Spannungsstrategen am 12. Dezember 1969 in der Mailänder Landwirtschaftsbank auf der Piazza Fontana (16 Tote, über 80 Verletzte), den neofaschistische Terroristen durchführten, war ein Agent provocateur am Werk, der die Spuren nach links lenken sollte. Der als Geheimdienstagent angeworbene Neofaschist Mario Merlino gründete einen anarchistischen Zirkel, für den er den Ballett-Tänzer Pietro Valpreda anwarb, der danach mit falschen Zeugenaussagen als einer der Organisatoren des Attentats präsentiert wurde.
Aus der langen Kette der bekannt gewordenen Fälle ein weiterer: Der Neofaschist und Angehörige der NATO-Gruppe "Gladio", Gianfranco Bertoli, führte im Mai 1973 einen Bombenanschlag auf das Mailänder Polizeipräsidium durch (vier Tote, 52 Verletzte). Dabei sollte auch Ministerpräsident Rumor getötet werden, der jedoch zu spät eintraf und so dem Attentat entging." (Quelle)
P2 ist anfangs der 80er Jahre ausserdem als für etliche Morde verantwortlich bekannt geworden (politische Gefangene fielen bei Polizeiverhören aus dem Fenster (nachzulesen auch bei Dario Fo?s "Zufälliger Tod eines Anarchisten"). Morde gabs auch in den eigenen Reihen; zum Beispiel an ihrem Finanzjoungleur, dem Bankier Roberto Calvi.Das blutigste Attentat der Nachkriegsgeschichte war der Anschlag auf den Bahnhof von Bologna am 2. August 1980. 85 Menschen wurden getötet und mehr als 200 verletzt. Auch hier konnte die Führungsspitze der P2 als verantwortlich ausgemacht werden. Auch beim Anschlag auf das Münchener Oktoberfest im Jahr 1980 führten einige Spuren nach Italien.
Aufgedeckt wurde P2 im Jahre 1981 - im selben Jahr erklärten die Roten Brigaden "rein zufällig" ihre Auflösung. 1982 wurde P2 für aufgelöst erklärt. Obwohl in vielen Fällen (besonders beim Anschlag auf den Bahnhof von Bologna) die Verantwortlichen überführt werden konnten, gab es nie Verurteilungen. Gekaufte Zeugen und eine korrupte Justiz verhinderten dies. Statt dessen gelang es den Rechten und der Regierung zehntausende Oppositionelle ins Gefängnis zu bringen und so die sozialen Bewegungen Italiens zu zerschlagen.
Kenner der Szene gehen davon aus, dass einzelne Strukturen erhalten blieben und heute als "P3" weiter im Untergrund operieren. (Artikel von Feldbauer "Aldo Moros Tod und die Geheimdienste", Jungle World 12.5.98)
1990 wurde eine weitere -mit der P2 vernetzte- Organisation aufgedeckt, die europaweit agiert: die Operation Gladio.
"Operation Gladio" ist ein Terror-Netzwerk, das unter dem Namen "Gladio" (Kurzschwert) bekannt wurde. Gladio ist der Nato unterstellt und verfügt seit den fünziger Jahren über ganz Westeuropa umspannende paramilitärische-nachrichtendienstähnliche Organisationsstrukturen mit dem Ziel, im Kriegsfall Sabotage- und Terrorakte zu planen und durchzuführen. Allerdings sah dieser "Auftrag" in der Praxis etwas anders aus. Besonders in Italien beteiligte sich Operation Gladio an Anschlägen im Rahmen der "Strategie der Spannung". Am 17. Oktober 1990 gab der italienische Ministerpräsident Andreotti zu, daß "Gladio" noch immer arbeitet. Drei Tage später bestätigte er in einem Regierungsbericht die Existenz einer Untergrundorganisation namens "Gladio" und stellte fest, daß ähnlich Strukturen sowohl in den NATO-Partnerländern als auch in neutralen Staaten wie etwa Österreich mit Kenntnis der Regierungen existieren würden. Bis heute ist Gladio -neben weiteren Netzwerken- in Europa aktiv. Übrigens hat die bundesdeutsche "Organisation Gehlen" (von Nazis 1945 gegründet und 1956 zum BND verschmolzen) Gladio mit aufgebaut und geheime Kampfgruppen ausgebildet. (weitere Informationen)
Die Ereignisse in Genua und bei weiteren Gipfeln, sowie Anschläge in Spanien, Türkei und UK erscheinen mit diesem Wissen in einem anderen Licht. So konnte eine WDR-Reportage 2002 nachweisen, daß Finis Leute Faschisten aus ganz Europa nach Genua einluden, um sich unter die Demonstrationen zu mischen und bei der Konstruktion des "Black Block" behilflich zu sein.

Im Rahmen eines Artikels bei Indymedia ist es nicht möglich, einen Überblick über die Aufstandsbekämpfungstrategien und geheimen Netzwerke der Rechten zu geben. Nach dem 11.September hat sich das Ganz ja noch einmal wesentlich ausgeweitet. Die genannten Strukturen dürften von der politischen Entwicklung seit dem Sommer 2001 wesentlich profitiert haben. So sind Protagonsten der ursprünglichen "Strategie der Spannung" heute in Italien im Besitz der Regierungsgewalt und fast aller Massenmedien. In anderen Ländern (Spanien, Türkei, Griechenland, Russland usw.) sieht es nicht wesentlich anders aus.
Daher hier einige ungeordnete Links, für die, die sich etwas mehr mit dem Thema beschäftigen wollen:
Die geheime Terrororganisation der NATO - Gladio
Dossier zur "Strategie der Spannung"
Infos über den Mafiosi Berlusconi
In dürren Blättern säuselt der Wind - über das Konstrukt des "Black Block"
History Repeats von Gipfelsturm
Gladio oder die Rache Moros
Die Gladio-Nazi-Connection
Drogen, Kontraguerilla und Nazis - Gladio wütet weiter in der Türkei
Gladio- Die Geheime Terrororganisation der Nato

Ausserdem: "Genua" - Buch von Dario Azzelini, in dem er ausgehend von den blutigen Ereignissen in Genua beim G8-Gipfel 2001 die Entwicklung der sozialen Bewegungen Italiens und der rechten Terror-Netzwerke beschreibt. Das Buch ist letztes Jahr im Verlag Assoziation A erschienen. Eine Webseite dazu konnte ich leider nicht finden.
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Ergänzungen

Streit um EU-Verfassung eine Spur?

Mutmasser 02.01.2004 - 18:27
Vor einigen Wochen ist das Zustandekommen der EU-Verfassung gescheitert. Gab riesigen Streit. Italien wurde beim Streit stark von der EU angegriffen. Kann es sein, daß nun NACH den Verhandlungen zur EU-Verfassung nicht ganz zufällig EU-Einrichtungen von Italien aus als Ziel gewählt wurden?

Weltweite Entwicklung

Schade daß es kein HTML in Ergänzungen gibt 02.01.2004 - 19:20
Seit dem "Summer of Resistance"( http://www.uni-koeln.de/phil-fak/philtrat/42/pt42s12.html) beziehungsweise seit dem 11.9. wird unter dem Vorwand der "Terror-Bekämpfung" weltweit verstärkt gegen Oppositionelle vorgegangen, werden weltweit erkämpfte Grundrechte abgeschafft. Medien, Wirtschaft, Politik und Militär/Polizei sind dabei zu einer fast schon monolithischen Interessengemeinschaft verschmolzen.

Gerade versuchte in Hamburg die Schillpartei mit einer offensichtlich frei werfundenen Terrorwarnung den Ausnahmezustand (oder ein "Deutschland wie sie es lieben"?) zu schaffen. Vermummte Polizei mit Maschinengewehren bewaffnet terrorisiert in Wandsbeck seit Tagen die Bewohner.(siehe:  http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/16430/1.html). Schilly war wohl nur sauer, weil die Schillpartei zu ungeschickt vorging ("Elefant im Porzellanladen" waren die ja schon bei Bambule).

Unterdessen sollen bundesweit Kameras an den Autobahn-Knotenpunkten installiert werden, mit denen in Echtzeit Nummernschilder erfasst und erkannt werden.
Die USA hat sich derweil in einen totalen Überwachungsstaat verwandelt(Beispiele:  http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/te/15388/1.html oder  http://kai.iks-jena.de/miniwahr/tias-iao1.html oder  http://www.heise.de/tp/deutsch/special/auf/16426/1.html oder  http://www.heise.de/newsticker/data/bo-01.01.04-004/).

Die Vorwände für solche Politik sind meist absurd und an den Haaren herbeigezogen. Mehrere Anschläge und mehrere sog. "Anschlags-Warnungen" haben sich als Fakes herausgestellt (ich erinnere nur an die Anthrax-Briefe, die ürsprünglich als Begründung für den Irak-Krieg herhalten sollten). Klar, daß immer weniger Menschen der CNN-Verschwörungstheorie zum 11.9 Glauben schenken mag (diese Theorie besagt, daß Bin Laden hinter allem stecken solle). Genutzt haben die Anschläge nämlich nur den rechten Regierungen in USA, Europa und anderswo (siehe  http://www.ansary.de/Index/11SeptFindFlug.html oder  http://www.whatreallyhappened.com/).

Auch interessant in diesem Zusammenhang:
 http://www.heise.de/tp/deutsch/special/med/16349/1.html
 http://www.heise.de/tp/deutsch/special/med/16380/1.html

Hat wohl gerade erst begonnen

Maxx 02.01.2004 - 21:04
Das Ganze scheint diesmal eine Europaweit angelegte Kamapgne zu sein. Wird wohl noch einige Anschläge geben. Ziel könnte die Verknüpfung der Konstrukte "islamistischer Terror" und "/Linksradikaler Terror/Black Block" sein. Die Frage ist halt, ob das alleine in Italien oder EUweit ausgeheckt wurde....

Brigate Rosse und Black Block

tlc 02.01.2004 - 23:03
Ohne die Gesamtaussage des Artikels in Frage stellen zu wollen, doch ein paar Ergänzungen:

- die bewaffneten "Brigate Rosse" haben sich nicht 1981 aufgelöst, sondern nach schweren Verlusten durch die Repressionsorgane gespalten. Die übriggebliebenen Teilgruppen (etwa BR-PCC, BR-UCC) haben noch bis ca.1988 agiert und wurden schliesslich aufgerieben. Und so wie es auch in Deutschland heute noch Leute gibt, die die Politik der RAF richtig finden, gibt es auch in der italienischen Linken eine (wenn auch kleine) Fraktion, die die BR nach wie vor richtig finden.

- ob die wenigen Anschläge der 90er Jahre, die unter dem Namen BR stattfanden, wirklich von Linken oder von Counterguerillas durchgeführt wurden, ist ungewiss. Es gibt für beides Argumente. Bei dem oben als Quelle genannten Text von Harald Neuber, "92 Patronenhülsen, ein Balletttänzer und die CIA" ( http://www.heise.de/tp/deutsch/inhalt/co/12165/1.html), ist zumindest Vorsicht angebracht, denn manches darin stimmt offenkundig nicht (bis hin zu dem totalen Blödsinn, die BR hätten sich "rot" genannt wegen der deutschen "Rote Armee Fraktion"), anders ist politisch nicht so neutral wie es scheint.

- Es ist ein alter Streitpunkt, ob die Angriffe bewaffneter Gruppen linken politischen Bewegungen schaden oder nutzen und ob sie, wenn sie denn schaden, von irrenden Linken oder von Feinden verübt wurden. Vor allem traditionelle KommunistInnen und gemässigte Linke sind unfähig, sich vorzustellen, dass Linke eine solche Taktik der Zuspitzung vertreten könnten, und wittern sofort Geheimdienst-Verschwörung. Das ist entweder Naivität oder Borniertheit. Die Wahrheit ist, dass es immer radikale linke Gruppen gab, die der Meinung waren, ein Anschlag könnte Bewegungskämpfen nutzen: Menschen radikalisieren, reformistische Lösungswege versperren etc. Auch die Entführung Moros 1978 in Italien richtete sich von links gegen den "historischen Kompromiss", also die Beteiligung einer Kommunistischen Partei an der Regierung eines kapitalistischen NATO-Staates, was die KPI weiter nach rechts bewegt hätte. Das wollten die BR verhindern, aber aus explizit linken Beweggründen.

- Wenn es Agenten in einer Gruppe gibt, ist sie deswegen noch nicht unbedingt unterwandert. Wenn sie unterwandert ist, ist sie nicht automatisch gesteuert. In Italien gab es in Sachen P2 und Strategie der Spannung sicher viel Counterguerilla, aber die These, die BR seien geheimdienstlich gesteuert (wie sie eben auch in der genannten Quelle vertreten wird), wird bevorzugt von (anderen) Geheimdiensten und Verschwörungstheoretikern verbreitet. Solche Spinner gibt es auch in Deutschland (siehe "Das RAF-Phantom" und ähnlichen Bockmist).

- Und das gilt auch für die "Black-Block"-Geschichten. In Genua wurde sicher auch von Faschisten und Geheimpolizisten am Rad gedreht, aber es ist nun mal eine Tatsache, dass es eine Fraktion der radikalen Linken gibt, die politische Gewalt in Form von Sachbeschädigung (Barrikadenbau, Banken entglasen etc.) und Kampf gegen Bullen (und Faschisten) richtig findet und praktiziert, und das sind immerhin einige tausend allein in Deutschland. Vor 1989 hieß es "ihr seid doch aus dem Osten gesteuert" (= aus der DDR/Sowjetunion), heute heißt es "ihr seid doch von Faschisten unterwandert" - die hilflosen Abwehrversuche von denen, die es einfach nicht verstehen (wollen). Harald Neuber, der Autor des oben genannten Artikels, ist offenbar einer von denen.


Überlegung

ich 03.01.2004 - 12:44
Jetzt nehmen wir mal an ,diese Inszenierung fruchtet bei der eu- gesellschaft. WAs soll dann getan werden? irgendwie muss der Gesellschaft klar gemacht werden, dass "wir" es nicht waren.Entweder sollte hier stark kund getan werden in form von demonstrationen und Häuserbesetzungen(die ja eindeutig imoment besser ankommen) etc..Dies sollte jedoch alles auf friedlicher ebene durchgeführt werden, militant zu erscheinen würde das Gegenteil erzeugen.

Hilflose Abwehrversuche?

nuncamas 03.01.2004 - 13:52
Daß der Hinweis auf mögliche Unterwanderungen und Steuerungen von linksterroristischen Gruppen mit dem Schlagwort "Verschwörungstheorie" gekontert wird, ist eine bewährte Übung. Diejenigen, die dieser vermeintlichen Theorie anhängen, müssen entweder Geheimdienstler oder Spinner sein. So soll eine Identifikation mit der Guerilla und anderen Militanten verhindert werden, lautet der Vorwurf. Aber schon der oberflächlichste Blick in die Geschichte lehrt, daß nicht zuletzt die Herrschenden ein Interesse an sinnlosen, gewalttätigen Aktionsformen haben, die Machthaber brauchen den Terror, er ist ein Mittel, das der Stabilisierung und nicht der Erschütterung der Verhältnisse dient.
Am Beginn des 20. Jahrhundertes wurde die Terrorabteilung der Sozialrevolutionären Partei Rußlands beispielsweise der Einfachheit halber gleich von einem Polizeispitzel geleitet. Die Terrorabteilung organisierte erfolgreiche Attentate auf zaristische Funktionäre.
Das Regime war bereit, einzelne Repräsentanten zu opfern, um das System zu verteidigen und zu retten.
Ein weiteres Beispiel:
Ist es wirklich nötig darauf hinzuweisen, daß am Beginn des "bewaffneten Kampfes" in der BRD der Verfassungsschutz Berlin und sein Spitzel Peter Urbach am Schwungrad drehten? Urbach war nicht nur Spitzel, sondern auch Bombenbastler und Waffenlieferant. Sein Gesellenstück als lupenreiner agent provocateur war die Übergabe von Molotov-Cocktails an Demonstranten bei den Kundgebungen nach dem Attentat auf Rudi Dutschke. Das Celler Loch, ein von der GSG 9 ausgeführte Sprengstoffanschlag, dürfte auch denjenigen ein Begriff sein, die dem "Bockmist" Verschwörungstheorie
nichts abgewinnen können. Daß von dem RAF-Anschlag auf das Gefängnis in Weiterstadt der Verfassungschutz-Agent Klaus Steinmetz im Vorfeld gewußt hat, wenn er nicht sogar verwickelt war, ist ebenso erwiesen.
Auch und gerade die Geschichte der Roten Brigaden ist voller Mysterien.
Daß die Brigate Rosse unterwandert wurden, ist erwiesen. Daraus ist dem Staat kein Vorwurf zu machen. Anders verhält es sich mit einer Manipulierung und Steuerung der Organisation. Insbesondere die Rolle von Moretti, dem Hauptverantwortlichen der Entführung und Ermordung von Aldo Moro, ist dunkel. Hier ist nicht der Ort, all die Ungereimtheiten, Widersprüche und Merkwürdigkeiten des Vorgangs darzulegen. Fest steht, daß es weder die Gerichtsverfahren noch die parlamentarische Untersuchungskommission geschafft haben, das Verbrechen restlos aufzuklären. Eine der bis heute unbeantworteten Fragen ist die Beziehung zwischen Moretti und dem sogenannten Superclan, einen Spaltprodukt der Roten Brigaden um Simioni, dem die ursprüngliche Linie der Organisation nicht militant genug war. Der Superclan setzte von Anfang an auf Mord.
Für Alberto Franceschini, einem Mitbegründer der Roten Brigaden und Gegner von Simioni steht es fest, daß Moretti und Simioni Agenten waren, die Roten Brigaden von Anfang an unter der Kontrolle des Staates standen und ab 1974 auch vom Staat gesteuert wurden.
In Genua schließlich heizten Faschisten vor allem der Forza Nuova die Stimmung an. Sie lieferten der Polizei den Vorwand zum Draufschlagen.
Das geht unzweifelhaft aus einem Bericht des Polizeipräsidiums Genua hervor, den auch die genueser Tageszeitung Secolo XIX agedruckt hat.

Nach all dem: Sollten sich nicht alle, die den Glauben praktizieren, ein militantes oder gar terroristisches Vorgehen außerhalb einer revolutionären Situation könne zu einer Umwälzung des Kapitalismus beitragen, fragen, ob sie nicht vielmehr als nützliche Idioten den Herrschenden und ihrem politischen Personal in die Hände arbeiten?

Gewalttätige Demonstrationen kann der Staat unter Kontrolle bringen. Erst wenn die Mehrheit der Bevölkerung die Loyalität oder passive Duldung den herrschenden Verhältnissen gegenüber aufgibt, erwachsen dem Regime wirkliche Gefahren.
Dies zu verhindern, ist die erste Aufgabe des Staates. Dazu dient ihm der Terror, das ist seine Funktion. Daß auch manche authentische Linke den Köder geschluckt und in die aufgestellte Falle getappt sind, ist zu bedauern. Der Schaden, den diese Linke angerichtet haben, ist unermeßlich.




Stop Repression

selva 03.01.2004 - 22:07
1 ) Immensen dank an den Autor/die Autorin

2) Geheimdienstverschwörungen - Borniertheit usw.
das eine schliesst das andere nicht aus
die Kunst ist sich nicht instrumentalisieren und
missbrauchen zu lassen. Es gibt Ehrlichkeit und eben
keine
3) BITTE AN ALLE
Auf Indy.de werden Artikel übersetzt über Lateinamerika ,
Spanien , die Basken , die Zapatista ab und an mal noch
woher......
wenn schon Italien einer einsetztenden Repressionswelle
ausgesetzt wird ( und ev. sowieso eu-weit die Steine ins
Rollen kommen ) wäre es a) anständig und b) sinnvoll, wenn
der italienischen Sprache Mächtige die laufenden Berichte
von Indy.I übersetzen würden
BITTE MACHT DAS - nicht noch ein Thessaloniki -

KLÄRT DIE ÖFFENTLICHKEIT AUF - SIE WISSEN NICHT WAS SIE TUN

Sondereinheiten

Justus Jonas 06.01.2004 - 04:32
Ganz nebenbei:

Es gab (und es gibt möglicherweise immer noch) auch in Deutschland speziell ausgebildete Sondereinheiten mit dem Auftrag zur Sabotage und zum "Partisanenkampf", sollte das Land vom "roten Feind" aus dem Osten überrant werden. Allerdings wohl nicht offiziell.

Ich kenne aber einen "Reservisten" der Bundeswehr, der auch nach der Wende immer noch regelmäßig zu irgendwelchen "Reservistenübungen" eingesetzt wurde. Der hat sich da mal ein wenig verplappert: Er ist wohl kein gewöhnlicher Reservist, die werden auch nicht sehr oft eingezogen, sondern ein Teil einer Spezialeinheit für Guerilla-Taktikten gewesen. Diese Einheit war auch nicht der BW, sondern der NATO und dadurch einer US-Einheit untergeordnet.
Diese Einheiten haben vermutlich in ganz Deutschland gut getarnte Depots mit Waffen und Material versteckt, eines ist z.B. bei Phillipsburg, Baden-Württemberg in einem kleinen Bunker im Wald, in der Nähe des Wohnorts meines Verwandten.

Zumindest nehm ich das mit dem Depot mal an, nachdem mein Verwandter dort in der Nähe seines Wohnortes oft zur Übung eingezogen wurde und ich vor ein par Jahren anlässlich eines längeren Besuchs bei einem Spaziergang mit dem Hund meines Verwandten dort im Wald über diesen BW-Bunker gestolpert bin. Einen anderen Sinn als ein Depot macht das Teil da nicht. Mein Verwandter hatte auch "keine Ahnung" was das sein könnte, möglicherweise "irgendwas mit der Stromversorgung" oder sowas kam da als Antwort (ist schon ne Weile her).
Als Mannschaftsunterkunft ist es aber zu klein, und eine Verteidigungslinie wie am Neckar (da wimmelts von kleinen Bunkern und deren Resten) ist da in der Gegend auch nicht. Und ein einzelner MG-Stand im Wald macht auch keinen Sinn. Trotzdem ist da ein kleiner Betonbunker mit kleinem "militärischem Sperrgebiet" (Drahtzaun mit Warnschildern und Stacheldraht) drumrum. Und der ist nicht in der Nähe der ehemaligen Kaserne dort. Und es steht mitten im Wald, ist mit Tarnfarbe gestrichen und Teilweise mit Erde zugeschüttet und zugewachsen.

Jedenfalls dachte ich immer, dass das lediglich irgendwie die "Bundesdeutschen Volkssturmreserven" seien, die da noch in der Reserve versteckt wären, allerdings bin ich mit ein par Infos über "Gladio" und die Ungereimtheiten mit der "RAF, 3. Generation" immer mehr ins Grübeln gekommen und bei einem Familienfest vor einer Weile hab ich meinen Verwandten dezent in ein Gespräch verwickelt. Da hat sich dann das mit der "Guerilla-Taktik" im Falle eines Teilsiegs des Ostens ergeben. Mehr hat der aber nicht rausgelassen, kein Wort über Gladio und kein Wort über die RAF. Und zu sehr wollt ich auch nicht Bohren, zumal mein Verwandter ein Stockkonservativer SPD/CDU-ler ist und nichts von irgendwelchen "Verschwörungsfantasten" hält wie er bei einer Diskussion um die Ereignisse um 09/11 mal erwähnt hat...

Fazit: Es gibt wohl diverse versteckte Materialdepots der BW in Deutschland. Die werden aber vermutlich meist geheimgehalten und es ist nicht anzunehmen dass man jedem Kriegsdienstleistenden eine Karte mit den Positionen in die Hand drückt. "Das hat sie nicht zu interressieren" ist angeblich ein beliebter Befehl in der BW wenn man nach dem Was und dem Warum fragt.
Es gab wohl auch "Partisaneneinheiten" der NATO für den Kriegsfall. Und möglicherweise gibts die noch immer. Und da die BW noch immer Teil der NATO ist kann es gut sein, dass auch in der BRD noch immer "Gladio" lebt.

So, und nun schiebt das ins OT oder löscht es, aber haltet bitte die Augen offen.

Und vor allem: KEINE PANIK!
Lest einfach mal ein Wenig "Durch die Wüste" (ISBN 3 - 89771 -404 -3, Unrast-Verlag), bereitet euch darauf vor eventuell vom VS oder von sonstwem bespitzelt zu werden, wenn ihr indymedia lest seid ihr mit großer Wahrscheinlichkeit politisch irgendwie aktiv.
Denn wenn man sich das alles in allem mal halbwegs objektiv zusammenstellt, was sich da in den letzten par Jahren so abgespielt hat, dann ist da die Kacke am Dampfen. Da spielt sich ein schleichender Prozess hin zu einem Totalitärstaat ab. Das hat mit der letzten ominösen RAF-Generation angefangen und das gilt auch für weitere "linke Anschläge", die sich in Europa so nach und nach ereignet haben. Anarchisten haben schon immer für Begründungen den Sündenbock spielen müssen, weil die Menschen nicht viel über den Anarchismus wissen und vor allem weil Anarchisten nicht so organisiert sind wie die Nazis oder die etablierten Kommunistischen Parteien...

Justus Jonas

theorie und praxis

schnick schnack 06.01.2004 - 11:42
erstmal ein super guter artikel, nun kommt es darauf an was wir daraus machen. ich werde den artikel an alle in meinem adressbuch mailen (eltern und bekannte) und versuchen mailadressen von unseren unfähigen sog. volksvertretern rauszukriegen, um diesen ebenfalls zu mailen. weiter kann mensch noch den tageszeitungen und den nachrichten redaktionen zukommen zu lassen, am besten ist wohl ihre postfächer damit volzustopfen bis sie es gelesen haben, nicht das ich mir hoffnungen mache, aber wenn niemand sagen kann er hätte es nicht gewusst können ist es wohl leichter ein objektiveres bild zu erzeugen also macht mit!!!

sauber trennen

rumpelstilzchen 06.01.2004 - 20:45
die diskussion über die jetzige briefbombenserie bzw. "terrorwarnungen" sollte von der frage getrennt werden, wie sich als teil der linken betrachtende militante organisationen eingeschätzt werden. insbesondere zur einschätzung der br (brigate rosse) sind die haltungen seit jahrzehnten, spätestens seit der moro-entführung, extrem kontrovers.

eins läßt sich jedoch sagen: linke militante standen bisher der aktionsform des briefbomben versendens ablehnend gegenüber, da sie eine extrem schlecht zielende aktion ist. es ist nicht beeinflußbar, ob die person, an die der brief gerichtet ist, die post selber öffnet, oder beispielsweise eine sekretärin oder ein familienmitglied. das verletzen oder gar töten unbeteiligter zufälliger opfer ist nicht bestandteil revoiltutionärer politik, da diese auf die errichtung einer gesellschaft aus ist, die menschlicher ist als die bestehende. das schließt haßgefühle den gegnern der umwälzung gegenüber und ggf. gezielte militanz als taktisches oder strategisches mittel ein, aber keine beleibigkeit gegenüber den opfern und ihrer rolle in der gesellschaft.
ob sich neue akteure nach dem 11.9. gebildet haben, die keine verbindung mehr zu den militanten debatten der 60er bis frühen 90er in der linken haben, ist nicht 100 % auszuschließen.
aber mir scheint die grundaussage des indy- artikels, daß es sich um den auftakt einer koordinierten kampagne staatlicher aufstandsbekämpfung, oder jedenfalls nichtlinke akteure handelt, richtig zu sein.

im "neuen deutschland" am tag nach dem anschlag auf prodi stand, daß im paket mit dem brandsatz ein buch von d`annuncio dringelegen hätte. d ´annuncio war ein intellektueller, der zumindest zeitweise (mehr weiß ich nicht) den faschismus mussolinis unterstützt hat.

die jetzige situation ist ernst und auch verworren genug, alte schmutzige wäsche im verhältnis zu black block, br oder raf darf da nicht mit in zusammenhang gebracht werden.

und ein letztes: auch wenn es geheimdiensten immer wieder gelingt, agenten oder spitzel in linke militante gruppierungen einzuschleusen, heißt das nicht, daß diese die strategien bestimmen, bekennungen schreiben oder anschlagsziele und mittel festlegen.
der charakter der unterwanderten gruppe wird damit nicht der einer counter-guerilla.
rumpelstilzchen.

Um was geht es denn?

Elmar 06.01.2004 - 22:15
Tatsächlich erscheint mir der Hauptartikel von "Uwe Barschel" zu weit zu gehen. Da verschwinden hinter all den unterwanderten und ferngelenkten "Linken" aus der Anarcho-Szene dann tatsächlich die Linken, die nichts als ausgeflippte Kleinbürger sind und glauben mit Terror etwas Positives erreichen zu können. Die gibt es tatsächlich, wenn sie auch extrem rar sind.
"tlc" stellt das teilweise richtig, schiesst aber über das Ziel hinaus, in dem er jetzt seinerseits jegliche Aktion von 'agent provocateur', von eingeschleußten Agenten und auch die Möglichkeit ganzer von oben gesteuerter Organisationen schlichthin als "Verschwörungstheorien" abtut und damit ein beliebtes Wort aufgreift, dass uns die bürgerlichen Medien einhämmern. Er geht überhaupt nur in einem einzigen Punkt sachlich auf "U.Barschel" ein, wenn er in einer der Quellen bemängelt, dort würde fälschlich behauptet, die 'brigade rosse' hätten sich wegen der 'RAF' rot genannt.
'nucamas' legt völlig richtig dar, daß das alles über den Kamm "verschwörungstheorie" scheren eine zutiefst bürgerliche Methode ist, ich nenne sie eine Methode der Biedermänner, die die anderen der Brandstiftung zeien, während sie die Brandstifter päppeln.
Alle gehen aber am wenigsten auf das ein ein, was Sache ist: Die aktuellen 'Briefbomben'.
1. Sind Briefbonben ein Mittel, das eventuelle anarchistische Täter benutzen, seien sie 'angeregt' oder 'angeleitet' von Agenten oder nicht?
Nein!
Solche Täter Kümmern sich immer intensiv darum, das keine "Unbeteiligten", "nicht gemeinten" Schaden davontragen. Briefbomben aber explodieren üblicherweise ins Gesicht von Sekretärinnen und "Assistenten" und nicht der "gemeinten Person". Ich kenne keinen Fall, in dem irgendjemand in ernst zu nehmender Weise irgendwelche Linken angklagt hat, Briefbomben zu verschicken.
Ausserdem sind Briefbomben keine besonders effektive Waffe. Wenn es sich nicht vielmehr um Paketbomben handeln (und die Presse besteht ja auf dem Begriff Briefbomben)kann man auf nicht viel mehr als leichte bis mittlere Verletzungen hoffen, wenn man denn tatsächlich die gemeinte Person erreicht. Linke wollen die gemeinten Personen töten oder jenfalls schwerstens verletzen, wenn man ihnen denn schon Sprengstoff "nahebringt".

2. Sind die Ziele dieser Briefbomben typische Ziele von linken Anschlägen?
Nein!
Im Gegenteil, die Ziele sind eher bei den Gegnern Berlusconis zu finden, auf keinen Fall aber herausragende Exponenten bestimmter kapitalistischer Auswüchse, wie sie üblicherweise für linke Anschläge benutzt werden. Schon allein damit kann ausgeschlossen werden, dass es sich um versuchte Anschläge aus irgendwelchen "linken Kreisen" handelt.

Es liegt also nahe, und das ist keine 'Verschwörungstheorie', sondern Logik, dass bestimmte Kreise, die wir als Rechte bezeichnen, diese Briefbomben auf den Weg gebracht haben. Die Gründe dafür sind ebenso offensichtlich. Wenn man den Reichstag unbrauchbar machen will, dann zündet man ihn an, schiebt das Ganze den Kommunisten in die Schuhe und stellt sich als eifriger Verfechter der vom Reichstag repräsentierten "Demokratie" dar, nicht wahr?

Reaktionen auf die Vorwürfe

(A) 07.01.2004 - 20:01
Stellungnahme der Anarcho-Kommunistischen Föderation (Italien)
FEDERAZIONE DEI COMUNISTI ANARCHICI,  http://www.fdca.it -
auf  http://www.ainfos.ca/ainfos22483.html (en)

Stellungnahme des Koordinierungskommittees der Anarchistischen Föderation Italien (FAI),  http://www.federazioneanarchica.org/ -
auf  http://www.ainfos.ca/ainfos22485.html (en)
und auf  http://www.ainfos.ca/it/ainfos03354.html (it)

Artikel auf A-Infos,  http://www.ainfos.ca
auf  http://www.ainfos.ca/ainfos22486.html (en)

Interview mit einem Mitglied der FAI im Corriere della Sera (07 Jan 2004)
 http://www.ainfos.ca/ainfos22521.html (it)

Erklärung des Anarchistischen Zirkels "Camillo Berneri", Bologna
 http://www.ainfos.ca/it/ainfos03358.html

--

Mehr aktuelle, mehrsprachige Infos von und für AnarchistInnen auf A-Infos
 http://www.ainfos.ca

Webseite der anarchosyndikalistischen Unione Sindicale Italiana (USI,
 http://www.ecn.org/usi-ait/, Mitglied der Internationalen ArbeiterInnen-Assoziation (IAA),  http://www.iwa-ait.org/

Webseite der Internationalen der Anarchistischen Föderationen (IFA)
 http://www.iaf-ifa.org/en/index.html

aus Goethe-Gedicht

J. W. Goethe 07.01.2004 - 22:10

[...]
Warum mir aber in neuester Welt
Anarchie gar so wohl gefällt?
Ein jeder lebt nach seinem Sinn,
Das ist nun also auch mein Gewinn.
Ich lass einem jeden sein Bestreben,
Um auch nach meinem Sinne zu leben
[...]

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alles unterwandert — blablubb

Alles Lüge — Warhead

@bekannt — unbekannt

Polizeiarbeit verbessern — Wachmann Wachtsam