Guy Smallman will keinen Besuch von GE Polizeidirektorin + mehr

PigBrother 09.06.2003 01:33 Themen: G8 Globalisierung Indymedia Medien Repression
Jetzt auch auf deutsch: Der von einer Schockgranate verletzte IMC-Fotograf hat keine Lust, die Genfer Polizeidirektorin im Spital zu empfangen. Gut verständlich, erst recht, wenn mensch weiss, was Madame Spoerry sonst noch so alles auf dem Gewissen hat ...

Plus: Der neue Genfer Polizeikommandant weiss inzwischen, wie es dazu kommen konnte, dass die Genfer Einkaufsstrasse verwüstet wurde: Schuld war nicht etwa die Polizei, welche tatenlos zuschaute, um nach Genueser Muster nachher eine Ausrede für Razzien und Ausnahmezustand vorweisen zu können, sondern es waren ausserkantonale Berner, die eine (in Genf bisher unbekannte) "in der deutschen Schweiz übliche Operationsweise" importierten. Auch in weiteren Fällen übernahm die Genfer Polizei erfolgreich erprobte Taktiken aus Genua (G8) und Bern (WEF) ...
--> bekanntlich ist Frau Spoerry für möglichst viele + möglichst brutale neue Polizeiwaffen unf für ein möglicht untransparentes Auftreten gegenüber der Öffentlichkeit:

So sanktionierte sie z.B. ausdrücklich das "Markierungsgewehr" FN 303, das beim "Test" im Vorfeld des G8 eine Gewerkschafterin schwer verletzte (bei der Gelegenheit startete die Genfer Polizei im Genfer Bahnhof Cornavin auch eine krasse Prügelorgie). Diese verletzte Gewerkschafterin hat allerdings von Frau Spoerry bis heute keine Entschuldigung erhalten.

Dafür wurde ihr von Knüppelschlägen auf den Kopf verletzter Sohn (Wunde brauchte 4 Stiche) auf dem Weg zur Ambulanz noch von der Polizei eine Treppe hinunter gestossen ...

Die Polizei leugnete tagelang ab, eine neue Waffe eingesetzt zu haben: Die Gewerkschafterin sei im Gegenteil durch "friendly fire" aus den eigenen Reihen verletzt worden ...

Der damalige Polizeikommandant wollte darauf der Öffentlichkeit sofort reinen Wein einschenken, aber Madame Spoerry verbot es. Der Kommandant und die Informationsbeauftragte mussten darauf ihren Hut nehmen ...

Mehr dazu siehe  http://www.ssi-media.com/pigbrother/Report2003.htm#3cornavin

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Sonntag, 08. Juni 2003 16:00

Verletzter Fotograf will keinen Besuch von Polizeidirektorin

GENF - Ein an der Anti-G-8-Kundgebung vom 1. Juni in Genf verletzter Fotograf hat einen Besuch der Genfer Polizeidirektorin Micheline Spoerri abgelehnt. Spoerri hatte sich am Samstag ins Spital begeben - der Brite weigerte sich, sie zu empfangen.

Der Fotograf war am Bein von einer so genannten Schockgranate der Polizei getroffen worden. Staatsrätin Spoerri sei aus persönlichen und humanitären Gründen ins Spital geeilt, hiess es beim Departement für Justiz, Polizei und Sicherheit.

Sie habe sich vom Spitaldirektor und dem Arzt des Fotografen über dessen Genesungsfortschritte unterrichten lassen. Der Mann hatte sich zwei chirurgischen Eingriffen unterziehen müssen.

Noch immer im Lausanner Unispital CHUV liegt der britische Demonstrant, der in Aubonne VD bei einer Blockade-Aktion 20 Meter in die Tiefe stürzte, nachdem ein Polizist das Seil durchschnitten hatte, an dem der Mann am Autobahnviadukt hing. Der 39-Jährige hatte dabei mehrere Frakturen erlitten. Der Mann ist in Genesung. (sda)

Quelle:  http://ch.indymedia.org/de/2003/06/11145.shtml

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--> In einem interview mit der Westschweizer Zeitung Dimanche zeigte sich der Genfer Interimspolizeikommandant Cudré-Mauroux sichtlich enerviert -- und ortet gleichzeitig einen Sündenbock für sein eigenes Versagen:

Es habe sich um ausserkantonale Chaoten aus Bern gehandelt, die mit einer (in Genf bis dato völlig unbekannten) "in der deutschen Schweiz übliche Operationsweise", weshalb seine Mannen überfortdert gewesen wären und untätig hätten zusehen müssen, bis "nach einer Viertelstunde" Verstärkung eintraf (in Zeitungsberichten mit Interviews von Betroffenen Geschäftsleuten ist allerdings die Rede von 45 Min.).

Hingegen hatte der Polizeikommandant keine Probleme, aus Genua (G8) und Bern (WEF) bekannte polizeiliche "Operationsweisen" anzuwenden:

- Auch in Genua durfte bekanntlich ein kleines Grüpplein von die längste Zeit von der Polizei ungehindert Sachbeschädigungen begehen -- was dann von der Polizei nachträglich zum Anlass genommen wurde, überverhältnismässig einzuschreiten, mit den bekannten Folgen. (Keine Bange: Auch in Genf werden alle betreffenden BeamtInnen freigesprochen werden.)

- Auch in Genua wurden speziell unabhängige BerichterstatterInnen von der Polizei mit Vorliebe als Zielscheiben benutzt, was bekanntlich mit einer äusserst brutalen Razzia im IMC gipfelte (wie heute sogar gerichtsnotorisch ist, unter Vorspiegelung falscher Tatsachen). Auch In Genf wurde das IMC in der Usine Ziel einer "Spezialabreibung" mit mehreren Verletzten. Wie ein Kommentator schrieb, gehören zu jedem G8 wohl einfach Bilder des gestürmten IMC mit Verletzten und Blutflecken am Boden (siehe  http://de.indymedia.org/2003/06/53406.shtml ).

- Bekanntlich wurde die Usine gleich an zwei hintereinanderfolgenden Tagen Ziel eines Polizeiangriffs. Die taktische Rechtfertigung dazu hatte die Genfer Polizei den Berner KollegInnen abgeguckt: Anlässlich der Demo in Bern am WEF 2003 hatten sich die OrdnungdshüterInnen einen Spass daraus gemacht, die aus dem Zug steigenden DemonstrantInnen nach Möglichkeit sogleich ins alternative Kulturzentrum Reithalle zu drängen und dieses darauf mit einer massiven Tränengasorgie anzugreifen.(Siehe u.a.  http://www.ssi-media.com/pigbrother/Report2003.htm#1 )

Wie gesagt, schuld sind die Berner ChaotInnen ...

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G-8-Randalierer in Genf waren vorwiegend Berner

BERN - Die Randalierer, die während des G-8-Gipfels Genf in Atem hielten, waren laut dem Genfer Interimspolizeichef Christian Cudré-Mauroux vor allem Berner. Sie hätten "eine in der deutschen Schweiz übliche Operationsweise" angewandt, angeführt von lokalen Führern.

Was sich in der Nacht zum 1. Juni ereignete, "war keine Kundgebung, sondern ein veritabler Überfall", sagte Cudré-Mauroux in einem Interview im Westschweizer Sonntagsblatt "Dimanche.ch" - "wie ein Militärkommando, das zu einer bestimmten Zeit aufbricht und mit genau definierten Absichten."

Man wisse, dass die meisten dieser Gruppe Berner waren, sagte der Polizeichef weiter. Auch wenn die Randalierer nicht im eigentlichen Sinne identifiziert worden seien, verfüge die Polizei über Anhaltspunkte, die diese Annahme stützten.

Cudré-Mauroux wies den Vorwurf zurück, während der Vandalenakte in der Innenstadt seien zu wenige Polizeikräfte zur Verfügung gestanden. Verstärkung sei nach einer Viertelstunde am Ort des Geschehens eingetroffen.

Zuvor hätten sich zwei Handvoll Polizisten unvermittelt etwa 100 Randalierern gegenüber gesehen. Die Polizisten hätten reagieren können, aber ihre Unterzahl sei sehr nachteilig gewesen.

Der Polizeichef anerkannte, dass die Organisatoren der Antiglobalisierungsdemonstration vom 1. Juni ihre Zusicherungen eingehalten hätten. Die Hauptsorge der Polizei sei immer gewesen zu vermeiden, dass es einen Toten oder einen Schwerverletzten gebe.

Bezüglich der Demo vom Montagabend 2. Juni bedauerte Cudré-Mauroux, dass Politiker sich als Vermittler einsetzten. "Dieses Vorgehen hat unsere Aktion verzögert bis zu dem Moment, wo eine solche gar nicht mehr möglich war wegen der grossen Zahl von Schaulustigen."

Die Demonstranten hätten sich in dieser Situation legitimiert gefühlt, den Anweisungen der Polizei keine Folge zu leisten. "Sie haben uns verhöhnt, beschimpft, das ist unerträglich", sagte der Polizeichef. (sda)
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Dimance.ch 8.6.2003

Christian Cudré-Mauroux: «L?intervention politique était malvenue»

Le numéro un de la police genevoise révèle que les casseurs qui ont sévi à Genève étaient Bernois. Il reconnaît que les organisateurs de la manif altermondialiste ont respecté leurs engagements. Il regrette d?avoir été trop conciliant face aux manifestants sur le pont du Mont-Blanc.

> Robert Habel
A peine nommé chef par intérim de la police genevoise - c?était le 9 avril dernier - Christian Cudré-Mauroux, 46 ans, s?est trouvé confronté à un challenge pas comme les autres: le G8. Après les violences du week-end dernier à Genève, il s?exprime pour la première fois sur les manifs, les casseurs, les responsabilités des uns et des autres.

>Le centre-ville de Genève a été mis à sac. N?est-ce pas un échec total pour vous?
>>Je regrette les dégâts, mais ils restent dans le domaine des risques tolérables. Il ne faut pas oublier que, pour la première fois depuis deux ans, dans le cadre d?une manif altermondialiste, on est sortis d?une spirale de violence grandissante. Je vous rappelle qu?à Gênes il y a eu mort d?homme; à Göteborg et à Nice, les choses ont été aussi très violentes.

>La population et les commerçants ont l?impression que la police a échoué.
>>Je comprends tout à fait leur incompréhension et leur frustration. Mais ce qui s?est passé samedi soir n?est pas une manif normale. C?est un véritable raid! C?est comme un commando militaire qui part à une certaine heure, avec des objectifs bien définis. On remonte vers les rues Basses, symbole d?une certaine richesse, puis on s?en prend à un symbole politique, puisqu?on tire un cocktail Molotov sur l?Hôtel de Ville, et à une institution comme le Grand Théâtre. Il y a une logique! Ensuite, ces gens sont enivrés par cette violence puisqu?ils mettent le feu au magasin de motos d?un petit commerçant. Ensuite, ils reviennent à leur base de départ, c?est-à-dire l?Usine.

>Qui sont les auteurs du raid?
>>On sait qu?une partie, voire le gros de cette équipe, étaient des Bernois. Ils ont reproduit un mode opératoire habituel en Suisse alémanique. Mais ils ont été aussi aidés par des poissons pilotes locaux.

>Il y avait aussi des étrangers? Des Italiens, des Allemands?
>>C?est possible, mais je ne peux pas l?affirmer.

>Avez-vous identifié certains de ces casseurs?Identifié à proprement parler, non, mais nous avons des éléments.

>Pourquoi n?y avait-il aucune présence policière au centre-ville?
>>Il y en avait! Des éléments patrouillaient, notamment dans les rues Basses; d?autres étaient en réserve à la caserne. Une dizaine de policiers se sont trouvés confrontés immédiatement à une centaine de casseurs. Ils auraient pu réagir et combattre tout de suite, mais le rapport numérique leur était très défavorable. Des renforts sont arrivée relativement vite, une quinzaine de minutes plus tard.

>N?auraient-ils pas dû intervenir?
>>Je ne suis pas dans la tête de mes collaborateurs. Je ne peux exclure toutefois non seulement qu?ils aient été surpris et peut-être effrayés, mais aussi qu?ils se soient posé la question: quels sont les moyens que je peux engager? Je vous rappelle que les cadres de la police ont été littéralement traumatisés par le 29 mars. Le 29 mars, c?est l?affaire de la balle marquante tirée, à la gare Cornavin, sur une manifestante. Du jour au lendemain, les cadres de la police ont commencé à se dire: est-ce que, chaque fois que je prends ma matraque ou que j?engage tel ou tel moyen, j?ai le droit de le faire?

>Pendant la grande manif de dimanche, les organisateurs ont-ils tenu leurs engagements?
>>Oui, en ce sens qu?ils ont mis en place un service d?ordre, comme convenu. Les choses ont bien fonctionné, le contact a été permanent entre eux et nous, ils ont parfois cherché à s?interposer. Le départ, notamment, a bien été couvert. Par contre, quand la station-service est mise à sac, à la fin de la manif, ils ne font rien.

>Ils ont peur de se faire casser la figure.
>>Peut-être, car il est évident qu?ils courent un risque. Mais ils auraient peut-être pu marquer davantage leur présence. La foule était pour eux et contre les casseurs.

>Pourquoi n?avez-vous pas posté des gendarmes devant la station-service? Pour ne pas violer le protocole convenu avec les organisateurs?
>>Au-delà de cela, c?était une question de faisabilité. On était sur le point de dislocation de la manif, donc à l?endroit où il y a le plus de monde. Indépendamment du fait de jouer ou de ne pas jouer la provoc?, il aurait été impossible d?envoyer des renforts sur place en cas de problème. Vous ne traversez pas comme cela une foule de 5000 ou 10 000 personnes!

>Vous ne vous sentez pas trompé par les organisateurs?
>>Non, mais on peut toujours faire mieux. J?estime qu?ils devraient avoir le courage de dire que certains groupes ne sont pas les bienvenus. Le jour de la manif, par exemple, quand 400 à 600 Black Blocks se sont assemblés en queue du cortège, les organisateurs auraient dû s?interposer. Ils n?ont jamais dit clairement qu?ils ne voulaient pas de Black Blocks dans la manif. Jamais!

>Lundi soir, vous étiez sur le pont du Mont-Blanc et vous avez dû laisser partir, sans les contrôler, les manifestants encerclés. Regrettez-vous d?avoir cédé?
>>Oui, je le regrette tant vis-à-vis des policiers, auxquels on a donné un signal ambigu, que vis-à-vis de la population. Mais cette solution a permis au moins d?éviter que quelqu?un ne fasse une bêtise, par exemple se jeter dans le lac. Nous redoutions un drame de ce genre, c?est pourquoi nous avions placé des embarcations en contrebas du pont. Notre souci primordial, d?entente avec Madame Spoerri, a toujours été d?éviter qu?il y ait un mort ou un blessé grave.

>Avez-vous dû céder parce que des hommes politiques étaient sur place et qu?ils s?étaient improvisés médiateurs, notamment Charles Beer?
>>L?intervention politique a retardé notre action jusqu?au moment où elle n?était plus possible puisqu?elle avait donné le temps à un bon nombre de badeaux de s?amasser devant nos forces. Cette intervention politique était malvenue comparée à d?autres qui peuvent parfois aider à nouer le dialogue, par exemple lors de manifs spontanées.

>Mais Micheline Spoerri n?était pas sur place.
>>Elle se trouvait au commandement de la police. On s?est contactés, je lui ai donné ma vision de la situation, elle a très bien analysé les choses.

>Certaines voix de droite critiquent Charles Beer. Pour vous, a-t-il été plutôt utile ou plutôt encombrant?
>>Dans un cas comme celui-ci, je n?ai pas d?état d?âme. Il y avait des responsables politiques sur place, et on voulait résoudre un problème de police. Il a été résolu, même si ce n?était pas forcément à notre satisfaction. Le pire dans cette affaire, c?est que la présence des hommes politiques a probablement donné une légitimité aux gens qui étaient en face de nous. Les manifestants se sont sentis légitimés dans leur refus d?obtempérer aux forces de l?ordre, c?est ce qui leur a donné cette arrogance incroyable quand ils sont passés devant nous. Ils nous ont nargués, ils nous ont insultés. C?est insupportable.

>C?est pourquoi les policiers se sont défoulés le lendemain soir, y compris contre des passants? Approuvez-vous cela?
>>Il faut raison garder. La police était dans une situation très claire au niveau de sa mission, puisque le Conseil d?Etat venait d?interdire tout rassemblement. Les policiers sont tombés sur les mêmes personnages que les jours précédents, qui voulaient empêcher Madame Spoerri de se rendre à la Télévision suisse romande. Ils ont saisi sur eux des objets dangereux, marteaux, haches, etc. L?objectif n?était pas de maltraiter les badauds, et je n?ai pas reçu de plainte pour l?instant. Il fallait une intervention en force pour terminer cette spirale infernale de manifs.

Quelle:  http://ch.indymedia.org/de/2003/06/11140.shtml
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Ergänzungen

Berichtigung

inDee 09.06.2003 - 03:20
Meinen Informationen zufolge ist Guy kein IMC-Fotograf sondern ein professioneller Fotojournalist der unter anderem bei IMC-UK veröffentlichte.

Eines ist mir unverständlich

Mhhh 09.06.2003 - 03:25
Die Aktion mit den Schockgranaten geschah, als deutsche und schweizer Polizisten von der Großdemonstration heimkehrende Menschen grundlos angriff. NGO-Vertreter, Eltern mit Kindern waren darunter. Nachdem die Polizei die letzten Tage deeskalierend eingesetzt wurde, wollte sie endlich hart durchgreifen und genuamässig abgehen. Der Fotograf war einer von mehreren Verletzten, ihn traf es mit am stärksten.
Doch keiner seiner Kollegen interessiert sich für diesen Vorfall. In den Medien war fast nichts über diese Sache zu erfahren. Ist es mittlerweile bei den Herren und Damen Journalisten so weit, in den eignene Reihen (der Journalistenschaft) nur noch Hofberichterstatter geduldet sind? Oder ist im harten Konkurrenzkampf untereinander sowas wie Solidarität fehl am Platze? Ist ihnen egal, daß in Mitteleuropa freie Berichterstattung mittlerweile mehr als nur unerwünscht ist? Mögen Journalisten selbst keine kritische Berichterstattung mehr, weil sie sowieso lieber die Leser ihrer Zeitungen unterhalten statt zu informieren? Fragen, die man ruhig mal ein paar Journalisten hierzulande fragen kann. Die für deutsche Journalisten kennzeichnende Schere im Kopf liess ja sowieso eine kritische Betrachtung des Gipfels nicht zu.

@ über mir

emile zola 09.06.2003 - 09:05
Der aufklärende Informationsjournalismus ist schon lange tot. Er ist sogar "wissenschaftlich" längst für tot erklärt worden, so steht es in Journalistenhandbüchern und Medientheorien. Die Nachricht ist eine Ware und die Leute, die "Meinung" machen ticken fast alle nur nach Quote bzw. Auflage. Ich habe diese Meute persönlich und mehrmals bei friedlich verlaufenen Demonstrationen erlebt, wie sie sich grämte, weil sie nicht genug Sensationsbilder (Krawall) im Kasten hatte. Diese Leute denken in knallharten Maßstäben nur noch ans Verkaufen der Nachrichten und an das Bestehen unter nicht weniger knallhart getriebenen Konkurrenten. Das Mediengeschäft ist ein ganz übles Geschäft. In zwei Fällen wurde ich in Zusammenhang mit friedelich verlaufenen Demonstrationen samt Begleiter sogar direkt angesprochen, weil man uns für Kollegen ihrer Liga hielt. Sie waren traurig und gelangweilt. "Was hast du?" - "Zwei mal ein mickriges brennendes Auto" "Ich habe nichts als eine entglaste Haltestelle"... Trauer. Maßlose Enttäuschung. Und wir sahen sie ausrechnen, wie wenig sie zum verkaufen eingesammelt hatten. Auch die Systemkonformität ist bekannte Sache. In Berlin-Kreuzberg wurden 2001 gleich zwei Medienteams beobachtet, die sich weigertern, Zivilbeamte zu filmen, die nicht gerade unschuldig zugange waren, (schockierte Passanten/Anwesende hatten die Journalisten aufgefordert, die sich abspielenden Szenen zu filmen). Es hieß, man habe "einen anderen Schwerpunkt". Und und und. Das mit der Journaille ist so wenig neu wie die Aushölung der Grundrechte und die grassierende Willkür in der "öffentlichen Ordnung" etwas neues ist.

Es ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, weil es sich bei der Institution um eine mit nur Repräsentativem Charakter handelt, aber vielleicht wäre es eine Überlegung wert: es existiert zumindest im Bereich der Druckmedien ein so genannter Deutscher Presserat, der die Ethik im Journalismus zum Schutz des Ansehens des selben "überwacht". Diese Leute sollten eine gute Dokumentation erhalten, die trefflich zeigt, welchen Nachrichten in Sachen G8 unterdrückt und welche gegen das journalistische Gebot der Ausgewogenheit verstoßen haben. Das ist möglich, Gegenöffentlichkeitsmaterial scheint es genug zu geben. Klar müsste die Arbeit gut gemacht sein. Aufwand für präzise und strukturierte Darstellung und know-how für gutes Dokumentieren sind da schon gefragt. Niemand würde damit zur Strecke gebracht, der Presserat kann bestenfalls öffentliche Rügen aussprechen, weshalb auch nicht viele auf die Institution zurückgreifen, aber es wäre meiner Meinung nach gar nicht so dumm, es trotzdem zu versuchen. Hier eine studentische Definition (Hausarbeit) des Deutschen Presserates:

"Der Deutsche Presserat ist ein freiwilliger Zusammenschluss von Journalisten und Verlegern, um als Selbstkontrollinstanz staatliche Einflüsse von der Presse fernzuhalten und Eingriffen in die Pressefreiheit vorzubeugen. Durch seinen freiwilligen Zusammenschluss basiert der Deutsche Presserat nicht auf Gesetzen, dies ist vor allem in Hinsicht auf das Fernhalten von staatlichen Einflüssen zu beachten. Aus diesem Grund nämlich, jeglichen Einfluss seitens der Regierung zu vermeiden, ist der Presserat eine nach allen Seiten hin offene Institution. Zu Beginn seiner Arbeit setzte sich der Deutsche Presserat vor allem für den Schutz der Pressefreiheit ein. Später konzentrierte er seine Arbeit immer mehr auf den Schutz des Ansehens der deutschen Presse. Ein Vertreter der University of Minnesota kennzeichnete die Eigenart der europäischen Presseräte u.a. folgendermaßen: "Sie sind private Institutionen, die bestrebt sind, den Druck der Regierung von der Presse abzuwenden. Sie spielen eine Rolle als Puffer zwischen Presse und Öffentlichkeit und sie scheinen dort am wirksamsten, wo Journalisten jeden Extremismus vermeiden."

Die Presseräte (in der Schweiz gibt es ja auch einen) mit so eklatanten Fällen von Nachrichtenunterdrückung konfrontieren wäre kein Fehler. Aber nur, wenn wirklich gut und stringent vorgeführt wird, was medial alles nicht koscher war. Soweit ich weiß, müssen sie Beschwerden nachgehen und Stellung nehmen.

Beschweren kann sich jede/r:

Beschwerdeanleitung - Wie beschwere ich mich beim Deutschen Presserat?
 http://www.presserat.de/site/beschwer/anleit/index.shtml

"Traumatisierte" Genfer Polizei + mehr Lügen

PigB. 09.06.2003 - 17:14
Was in der deutschen Zusammenfassung des franz. Interviews (wohl kaum zufällig) ausgelassen wurde:

- Der Polizeichef entblödet sich doch tatsächlich nicht, als Ausrede für das Zuschauen bei den Sachschäden auch nach dem Eintreffen der erwähnten "Verstärkung" anzuführen, die Beamten seien "traumatisiert gewesen im eigentlichen Sinne des Wortes" durch die (in der Einleitung zum Artikel über Guy Smallman erwähnten) Vorkomnisse vom 26. März, d.h. den "Test" der neuen Polizeiwaffe FN 303. Seither hätten die BeamtInnen hemmungen, ihre Waffen einzusetzen ...

- So nebenbei behauptet Cudré-Mauroux auch, es sei klar erwiesen, dass die "Casseurs" vom frühen Sonntagmorgen von der Usine ausgingen und wieder dorthin zurückkehrten. Was wohl als Ausrede für den 2-maligen Angriff auf das Kulturzentrum/IMC und die dabei verletzten Personen dienen soll (von wegen Hemmung, die Schlagstöcke etc. einzusetzen ...). Offensichtlich hat die Polizei (vgl. wiederum Genua) bisher keine handfesten Beweise für diese Behauptung, ansonsten sie diese längst noch so gerne der Öffentlichkeit präsentiert hätte. (Womit sich auch Parallelen zum Irak-Krieg auftun, vgl. die behaupteten Masenvernichtungswaffen, welche als "Legitimation" für den Angriff dienten, den Angriff auf das Hotel mit den Journalisten und das sonstige Vorgehen gegen nicht-eingebettete Journis ...)

Dass der Polizeichef vollmundig verkündet, beim diesjährigen G8 habe es (im Gegensatz zu Nizza, Göteborg und Genua, wo es überall Tote gegeben habe) KEINE SCHWER VERLETZTEN gegeben, setzt dem nur noch die Krone auf ...