Erklärung zur Auflösung der AAB

Spuckilecker und Praxisdepp 18.02.2003 17:17
Should I stay or should I go?

Die Besten sterben jung, erst kurz vor Weihnachten Joe Strummer, jetzt auch noch das: Mitte Februar 2003 ist die Antifaschistische Aktion Berlin von ihren AktivistInnen aufgelöst worden. Grund dafür ist die Trennung der Gruppe in zwei etwa gleich große Fraktionen. Wir verstehen uns als der "aktivistische" Teil der AAB, ein großer Teil der Praxis der letzten Jahre wurde von uns getragen und gestaltet. Warum wir uns für eine Trennung ausgesprochen haben und warum wir der Meinung sind, dass von dieser Trennung beide sich jetzt neu konstituierenden Gruppen profitieren, wollen wir mit einem kurzen Text transparent machen.
Die AAB war seit ihrer Gründung immer Teil der Linken in der BRD, deshalb ist sie auch nicht von den Entwicklungen der Gesellschaft sowie der gesamten Linken verschont geblieben. Als 1989 die Auflösung des realexistierenden Sozialismus so gut wie abgeschlossen war, wurden in der radikalen Linken wieder vermehrt Grundsatzfragen diskutiert. Für die praktische Politik spielt die Frage nach gesellschaftlicher Intervention eine entscheidende Rolle. Während den "InterventionistInnen" schnell das Mitmachen, die Reproduktion der abzuschaffenden Verhältnisse, das potentiell falsche Verständnis zum Vorwurf gemacht wird, endet die Praxis der "IdeologiekritikerInnen" oft in Abgrenzung zu anderen Linken und ihrer Politik. Dabei unterscheidet beide Richtungen oft weniger die Analyse der kapitalistischen Verhältnisse, als die daraus gezogenen Konsequenzen. Im Mikrokosmos der deutschen radikalen Linken entwickelten sich unter diesen Vorzeichen seit 1989 Debatten um die sogenannten ?Antideutschen?, den Nahen Osten und zuletzt um die aktuellen Weltordnungskriege. Unterschiedliche Positionen und ihre polemischen Zuspitzungen führten zu Brüchen in Gruppen, Wohngemeinschaften und Freundschaften. Für eine bewegungsschwache Zeit ein denkbar unproduktives kommunikatives Setting, dem sich niemand wirklich entziehen konnte.

Things fall apart
Die Trennung der AAB ist die Konsequenz aus den Entwicklungen der Gruppe in den letzten ca. zwei Jahren nach Auflösung der AA/BO.
Ein grundlegender Konflikt war die Frage nach dem AdressatInnen und der Ausrichtung unserer politischen Praxis: Die AAB ist als explizit praxisbezogene Gruppe angetreten. Ziel der Politik war es, Räume für die radikale Linke wieder zu öffnen, eine Wahrnehmbarkeit für linksradikale Argumentationen und Standpunkte zu gewährleisten. Adressatin der Aktionen sollte eine möglichst breite Öffentlichkeit, gerade auch außerhalb der eigenen Szene sein. Erfolgreich waren wir damit an den Punkten, an denen es uns gelang, in die öffentliche Debatte einzugreifen und Diskussionen zuzuspitzen. Ein Mittel dazu war die Bündelung und Sammlung von radikalen Linken an einem bestimmten Politikfeld, nämlich dem Antifaschismus.

Von diesen Grundannahmen wurde sich in den letzten Jahren von einem relevanten Teil der Gruppe langsam aber sicher verabschiedet, ohne dass die Diskussion darüber geführt wurde. Nach dem Ende der AA/BO wurde es versäumt, neben dem Benennen der Gründe des Scheiterns auch die gemeinsame Perspektive neu zu bestimmen. Als Folge dessen kann jetzt eine Abkehr von Konzepten der politischen Einflussnahme festgestellt werden. Die Frage, ob denn die Strategie der Sammlung und Bündelung prinzipiell gescheitert ist, wurde letztendlich nicht beantwortet; die Notwendigkeit, sich weiter am Aufbau einer linken Bewegung zu beteiligen, war scheinbar nicht mehr gegeben.

Wir sind die Guten...
Aufgebrochen ist dieser schwelende Konflikt immer dann, wenn es an die Umsetzung der Aktionen ging, was zu einer faktischen Auftrennung in "KritikerInnen" und "Praxisdeppen" führte, abgrenzen oder mitmachen. Von einem Teil wurde es bevorzugt, eine distanzierte und lediglich kommentierende Haltung zu den linken Bewegungen der letzten Jahre einzunehmen, so zur Globalisierungsbewegung oder auch zur Antikriegsbewegung. Aus der Angst sich an den falschen Positionen von Teilen dieser Bewegungen die Finger schmutzig zu machen, hat man es vorgezogen aus sicherer Warte die Bewegungen zu kritisieren, ohne selbst nach vorne weisende ("richtige") Positionen einzubringen oder sich gar um die Gestaltung der Bewegungen zu kümmern. Die Abgrenzung zu anderen Linken, die verstärkt zum Moment der eigenen Politik wurde, begann sich gegen Fraktionen in der eigenen Gruppe zu richten, was folgte war eine gegenseitige Blockade. Praktische Initiativen innerhalb der Gruppe wurden in diesem Sinne "behandelt": Was weder diskursiv noch durch Kampfabstimmungen verhinderbar war, wurde die Unterstützung verweigert, man beteiligte sich einfach nicht dran.

Nicht gerade neu: Das Wissen um die Schwierigkeit die Regierung zu stürzen
Der Wunsch der Linken, erst die richtige Theorie zu entwickeln, aus der man dann die richtige Praxis ableitet, ist so alt wie sie selbst. Die meisten dieser Ansätze haben sich zersplittert, bevor sie überhaupt relevante Praxis, geschweige denn Einflussnahme entwickeln konnten. Wir sind hingegen der Meinung, dass gerade auch die Praxis nach vorne weisen kann, Motor für inhaltliche Entwicklung ist, ohne dass der Weg bereits ausformuliert sein muss. Da die Linke sich momentan nicht am Vorabend der Revolution befindet, kann es für uns weniger darum gehen, die eine Revolutionstheorie zu entwickeln, sondern die Bedingungen für eine erhöhte Relevanz linker Positionen zu gesellschaftlich relevanten Themen zu schaffen. Als politische Gruppe in einer Bewegungslinken stellte sich für uns auch die Frage, ob wir diejenigen sind, die die Faschismustheorie auf der Höhe der Zeit, die Kapitalismuskritik, die gegen jeden Vorwurf der Unvollständigkeit erhaben ist, und die Theorie zur Revolution entwickeln. Der Streit über die "richtige" Position ist in der Linken ein Bestandteil der Politik, aber ohne die Wahrnehmbarkeit einer praktischen Politik interessiert sich auch niemand für die Positionen, die vertreten werden. Die AAB ist dafür ein gutes Beispiel: Nur aufgrund der praktischen Erfolge unserer Politik wurden auch die Positionen diskutiert.
Dem Anspruch, die Theorie zu verbessern und mit Praxis zusammenzuführen, wurde von den Leuten, die dies einforderten, nicht Genüge getan. Im Gegenteil hat die Art und Weise wie Diskussionen geführt wurden mehr und mehr zu einem Klima geführt, in dem Projekte gegen einen relevanten Teil in Kampfabstimmungen durchgesetzt werden mussten, bestenfalls gab es eine Art "Stillhalteabkommen". Von einer kontinuierlichen Diskussion um die Weiterentwicklung der Politik konnte keine Rede sein. Nicht einmal in der eigenen Gruppe wurde sich um Vermittlung der jeweiligen individuellen Positionen bemüht, um sich dann, enttäuscht, dass die eigene Erwartungshaltung nicht von anderen erfüllt wird, selbst bestätigen zu können, das man eben mit der "richtigen Position" ziemlich alleine ist.
Jede Gruppe muss sich also fragen, welche Rolle sie einnimmt, ob sie im Bereich der Diskurse in der innerlinken Diskussion Schwerpunkte legt oder in der Entwicklung der Handlungsfähigkeit der Linken, ob sie sich auf die scharfe Intervention im bzw. gegen den linken Mikrokosmos oder den nachvollziehbaren Angriff auf die herrschenden Verhältnisse konzentriert. Wir haben uns dafür entschieden, die Isolation in die uns die Konflikte in der AAB getrieben haben, aufzubrechen und verstärkt für die Gestaltung der Linken gemeinsam mit anderen Gruppen einzutreten.

Seitdem der Krieg ist wohne ich im Keller
Diskutiertes wurden zum Ende der AAB immer mehr als unverbindlich angesehen und Positionierungen auf irgendwann verschoben, wie es z.B. bei unseren Diskussionen um den drohenden Krieg gegen den Irak der Fall war: Bereits kurz nach der Diskussion um Aktion, Aufruf und Position, konnten sich die Beteiligten schon nicht mehr daran erinnern, dass wir eine Position dazu entwickelt hatten. Ein Teil der Gruppe äußerte sich gar nicht zum Thema, die einen hielten die Position einfach für "schlecht", andere meinten, dass ein Krieg in dem es nicht die objektiv "gute Seite" gibt, kein geeignetes Thema für die radikale Linke ist, viele blieben indifferent, "interessiert mich nicht so sehr" etc.... Man schließt einfach die Augen vor einer der wichtigsten politischen Entwicklungen, anstatt mit einer radikalen linken Position gegen Krieg, Kapitalismus und Rot-Grün zu agitieren. Zwar wird immer wieder bekundet, dass man Diskussionen an sich interessant findet, ohne damit aber irgendwo hin zu wollen. Die VertreterInnen einer Antikriegsposition werden aufgefordert, diese doch auch Leute schmackhaft zu machen, die der Meinung sind, ein Krieg mit UN-Mandat wäre eine berechtigter Krieg. So gelangt man an den Punkt, an dem man nicht mehr darüber reden kann wie der Krieg zu stoppen bzw. zu sabotieren ist, sondern die Frage dreht sich darum, ob der Krieg überhaupt bekämpfenswert ist. Für uns, die wir in dieser Frage eine Antikriegs- und antimilitaristische Position einnehmen, stellt das eine Blockade dar, von dem was wir an Intervention für notwendig erachten. Ohne an vergangene Diskussionen anzuknüpfen, wird je nach Zusammensetzung der Runden stets bei Null angefangen und versucht, eine öffentliche Positionierung zu verhindern bzw. klar zu stellen, dass nur ein Teil diese Position auch tatsächlich vertritt. Beispielhaft dafür ist das Dementi, das unter dem Namen AAB vor einigen Wochen auf der Leserbriefseite der Jungen Welt veröffentlicht wurde, und das bezugnehmend auf ein zuvor veröffentlichtes Interview behauptet, dass es keine Antikriegsposition der AAB gegeben hätte.

Die hier beispielhaft skizzierte Situation hat letztendlich dazu geführt, dass es in einem Punkt doch noch einen Konsens in der AAB gab: So wie es ist, kann es nicht bleiben. Unausgesprochen war den meisten Beteiligten klar: Es kann zusammen nicht mehr weitergehen, zu unterschiedlich waren die Positionen, die Vorstellungen und Wünsche, die man in und mit der AAB verwirklichen wollte. An diesem Punkt haben wir den ersten Schritt gemacht und für eine Trennung plädiert. Nicht weil wir -wie manche vermuten- "Linientreue" einfordern (wer die AAB kennt weiß, dass es diese Linie nie gegeben hat) oder zurück in die autonome Wohlfühlgruppe wollen, sondern weil wir weiterhin an einer praktischen und öffentlichkeitswirksamen Politik interessiert sind, für die wir unter diesen Umständen keine Grundlage mehr gesehen haben.

you?re making plans, we?re making history
Wir wollen auf Grundlage eines gemeinsamen Selbstverständnisses weiterhin Politik machen, orientiert an der Analyse der gesellschaftlich relevanten Entwicklungen. Die Art und Weise unserer Politik wird an den Grundlagen der verflossenen AAB ausgerichtet sein, d.h. wir wollen über die radikale Linke hinaus wirken und unsere Politik entwickeln, als Teil der Bewegungslinken mit eigenen Positionen bestechen, statt uns an der "Beschränktheit" anderer Linker abzuarbeiten.
Zum einen bleibt der Antifaschismus zentrales Element und Ansatzpunkt unserer Politik und das nicht nur, weil nach dem wirkungslos verpufften "Aufstand der Anständigen" die Notwendigkeit linksradikaler Anti- Nazi Arbeit nicht ad acta gelegt werden kann (die Zahl und Qualität der Nazi-Übergriffe ist unverändert hoch), sondern auch weil Antifaschismus immer noch ein wichtiger Punkt der politischen Verortung in der BRD ist.
Seit unserer Mobilisierung 1999 gegen den EU-Gipfel in Köln haben wir unser Praxisfeld erweitert durch die Aspekte der Globalisierungskritik und den Widerstand gegen den Neoliberalismus. Daran wollen wir weiter anknüpfen; mittelfristiges Ziel dabei ist es, die antikapitalistischen Teile der Bewegung, die sich links von Attac verorten, zu stärken und mit dafür zu sorgen, dass die generelle Kritik am Kapitalismus wahrnehmbar bleibt. Darüber hinaus wollen wir den erstarkenden Antisemitismus fernab von Szenediskussionen als gesellschaftliche Entwicklung thematisieren und Möglichkeiten der politischen Einflussnahme weg von der denunziatorischen Selbstbeschäftigung in einem Teil der Linken suchen. 

Unsere nächsten Aktionen werden sich auf den anstehenden Krieg gegen den Irak beziehen. Wir mobilisieren weiter zu einer Demo am Tag X unter dem Motto "No Nation - No War - No Capitalism. We will stop you." (für die BerlinerInnen unter der geneigten LeserInnenschaft: 18.00 Uhr, Alex). Wir sehen hier die Notwendigkeit, bei einer der wichtigsten gesellschaftlichen Fragen mit einer Position präsent zu sein, die über die Unterstützung der rot-grünen Regierung, die noch 1999 lustig Bomben auf Belgrad warf und einen Angriffskrieg ohne UN-Mandat führte, hinaus weist und auf die Zusammenhänge von Krieg, Menschenrechten und Kapitalismus aufmerksam macht. Eine Beteiligung an der Organisation der revolutionären 1.Mai-Demo steht für uns auch in diesem Jahr wieder an, ebenso werden wir im Frühsommer bei den Aktionen gegen den ein oder anderen Gipfel (Evian/G8 bzw. Thessaloniki/EU) anzutreffen sein.
Alle die sich an unseren zukünftigen Projekten beteiligen wollen, sind eingeladen mit uns Kontakt aufzunehmen: Über die Internet-Seite www.antifa.de, die auch weiterhin von uns betrieben wird, per E-Mail an  mail@antifa.de oder bei dem Soli-Konzert für unseren in den Niederlanden inhaftierten Freund und Genossen JuanRa am 04.04. im RAW-Tempel in Berlin-Friedrichshain. Den Genossinnen und Genossen, die sich in ihrem Schreiben als "die bessere Hälfte" bezeichneten, wünschen wir selbstverständlich viel Erfolg mit ihrem zukünftigen Projekt, in der Hoffnung, dass es auf der nächsten revolutionären 1. Mai-Demo einen Demo-Truck mehr geben wird...

see you on the barricades...
 mail@antifa.de
 http://www.antifa.de
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Ergänzungen

Termine

aus eins mach zwei 18.02.2003 - 17:29
TAG X: 18.00 Uhr Berlin-Alexanderplatz - Kundgebung und Demonstration gegen den Krieg

04.04.03: Solikonzert für JuanRa im RAW-Tempel, Berlin-Friedrichshain; siehe auch  http://www.freejuanra.org

18.02.2003 - 17:42
warum sind die beiden erklärungen eigenklich nich auf antif.de?

für den kommunismus

>> da trennt sich die Spreu vom Weizen

NixWissenWollen 18.02.2003 - 17:43
Vielleicht hat es ja positive Aspekte, doch leider seit ihr (Anti-Imp- Fraktion) immer noch am Start - schade ....!

Viel Erfolg der POST-AAB!!

18.02.2003 - 17:53
Was heißt Antiimp-Fraktion???

Wenn die Nacht

am tiefsten ist... 18.02.2003 - 18:27
Tja so eine grosse inhaltliche Differenz zu der anderen Grupppe habt ihr nicht, nur das ihr halt euer scheiss-ding weitermachen wollt, während die "bessere Hälfte" ganz offiziel in den Schoss ihrer eltern/dieses systems wollen.
ihr kritiesiert die USA/BRD/ISRAEL/IMPRIALISMUS-Leute bei euch ja nicht wegen ihrer inhaltlichen analyse,system verteidigen, araber=antisemiten, Personenbündniss etc., sondern bloß weil sie`s nix macht. schliesslich wollen wir gute freunden bleiben, halt typisch aab, immer auf allen hochzeiten wollen, bischen antideutsch hier, bischen antikriegsbewegung hier."revolutionär" als adjektiv fragen, am 1.mai dann doch lieber mit den bürgerlichen über einzelne syptome des systems reden. bla.bla.bla. da kann ich mich nur des kommentars, der schon bei der "besseren hälfte" stand, anschliessen:
"Auf jeden Fall ist das der ein guter Schritt in die richtige Richtung um das Niveu der (Berliner) Linken zu heben. Natürlich ist eine Spaltung in deutsch-chauvinistisch und noch deutsch-chauvinistischer noch nicht das Gelbe vom Ei, aber eben doch ein Schritt in die richtige Richtung. Für AAB`ler wird es ein völliger Rückzug ins Privatleben oder ein noch unproblematischer Aufstieg auf der Kariereleiter und für die Oportunisten aus anderen (Berliner) Gruppen kein "wir brauchen die aber, weil sie so gut Leute an Start kriegen. OK, sie verarschen uns andauernd, haben Parolen wie HA-HO-HE, sagen "Bollos", wenn sie Ausländer meinen, verteidigen Vergewaltiger und dieses System (als angebliche Alternative zu den Taliban), aber sie machen ein gutes Layout!"-Argumentationsvorwand. Wurd auch langsam Zeit. Und jetzt, FIPO, GOOG NIGHT-WHITE PRIDE!!!"

Hm, wenn das was neues sein soll am Tag X?

18.02.2003 - 19:24
Tag X am Alex, schön brav die Kundgebung mitmachen mit Rednern von rot-grün auf der Bühne, Liedermacher anhören (obwohl Konstantin schon klasse ist, keine Frage!), keine Demo, nur dumm rumstehen und ja nicht die Herrschenden angreifen, denn egal welche Hälfte: nach oben im System wollen beide Hälften noch einmal, da schadet es nur, sich dem kapitalistischen System zu verweigern und konzequenten Widerstand entgegenzusetzen.

stay rude - stay rebel - tag x - bei angriff auf irak
18 uhr - kottbusser tor - demo zur spd-zentrale!
antifa heißt angriff: war against imperialist war!


18.02.2003 - 19:30
spricht ja für beide seiten, dass sie sich jetzt nicht bekriegen. die 'bessere hälfte' scheint dies für mich wirklich zu sein.
eines ist beiden gemeinsam:
peinliche englische überschriften.
'let's talk about capitalism baby'
'you're making plans, we're making history'

die aab galt ja schon als postautonom. sind wir jetzt bei postpostautonom?

OH JE,

18.02.2003 - 19:42
da kann man ja nur noch hoffen, daß postpost-autonom nicht das synonym für prä-völlig-durchgeknallt sein wird...

nicht überall wo joe strummer draufsteht

durrutti 18.02.2003 - 21:45
no nation sounds o.k., mich tät aber schon interessieren, was das konkret heisst. macht ihr ne ausnahme für basken, kurden, palis?
und,
"wahrnehmbar sein" heisst ... das da funktionierende, offene soziale zusammenhänge sind, sonst bleibts bei pr. eine abstrakte, "breite öffentlichkeit" als ziel? seid ihr ein zeitungsprojekt jetzt?
notion postponed.

Das Interview aus jW um das es geht...

informator 18.02.2003 - 22:52
01.02.2003
Wochenendbeilage Interview: Rüdiger Göbel
Antifa heißt Angriff?
Ein Streitgespräch mit jungen Antifaschisten über den drohenden Krieg gegen Irak, die deutsche Friedensbewegung sowie die Bush-Doktrin und eine »Emanzipation von oben« * Ronny Ziller (30) ist Vorsitzender der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten), Landesvereinigung Berlin e. V. (Internet: http:// berlin.vvn-bda.org, E-Mail:  berlin@vvn-bda.org)

* Thomas Sayinski (22, Name auf Wunsch des Gesprächspartners von der Redaktion geändert) ist aktiv in der Autonomen Antifa Nordost Berlin [AANO]. (Internet: www.nordost.antifa.de)

* Michael Kronewetter (33) ist aktiv in der Antifaschistischen Aktion Berlin (AAB). (Internet: www.antifa.de, E-Mail:  info@antifa.de,)

F: Irak droht ein neuerlicher Krieg. Selten waren Antifaschisten in Deutschland so indifferent in ihrer Positionierung wie in diesem Konflikt. Der Schwur von Buchenwald »Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg« war bis vor wenigen Jahren noch Grundlage antifaschistischer Arbeit, die Verwirrung der Köpfe zunächst Regierungsprogramm: Bundesaußenminister Joseph Fischer zog 1999 Auschwitz zur Rechtfertigung des Angriffskrieges gegen Jugoslawien heran. NATO und Bundeswehr sollten dem halluzinierten serbischen Faschismus im Kosovo Einhalt gebieten. Heute laufen Teile der »radikalen Linken« Amok: »Antifa heißt Angriff« wird umgemünzt in eine Unterstützung oder Sympathiebekundung für die Bush-Kriegsdoktrin. Offensichtlich mit Erfolg, das Gros der jugendlichen Antifabewegung glänzt durch kollektive Abwesenheit bei den Antikriegsprotesten. Wie steht die VVN-BdA zum drohenden Irak-Krieg?

Ronny Ziller: Die VVN-BdA ist nach wie vor dem Schwur von Buchenwald verpflichtet: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg. Die beiden Teile dieses Mottos sind seit 1945 eine Einheit. Insofern lehnen wir die gegenwärtigen Kriegspläne der US-Regierung ab. Die Bundestagswahlen vom 22. September haben eindeutig ergeben, daß dies auch die Mehrheit der Bevölkerung in diesem Land so sieht. Es gibt keinen Grund, Krieg gegen Irak zu führen. Und es gibt auch keine Rechtfertigung hierfür. Die VVN-BdA ruft ihre Mitglieder auch ausdrücklich dazu auf, bundesweit an den Antikriegsprotesten teilzunehmen.

Thomas Sayinski: Dem Geschichtsbild der VVN-BdA muß ich an dieser Stelle widersprechen. Das einzige probate Mittel gegen den Nationalsozialismus war der Krieg. Insofern sehe ich den Zwangszusammenhang »Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg« nicht so. Im gegenwärtigen Konflikt mit Irak lehnt unsere Gruppe eine Positionierung auf eine der beiden Seiten – Krieg Ja oder Nein – ab. Das würde zwangsläufig bedeuten, die eigene linksradikale Position aufzugeben. Diese kann immer nur emanzipatorisch und fortschrittlich sein. Es war emanzipatorisch, das Dritte Reich mit Krieg zu bekämpfen und zu besiegen. Das kann ich auch bei gegenwärtigen Konflikten nicht ausblenden.

F: Das klingt nach Revisionismus von links: Ist Saddam Hussein Wiedergänger von Adolf Hitler?

Thomas Sayinski: Auf keinen Fall. Aber zweifelsohne herrscht im Irak ein totalitäres Regime. Wir plädieren daher dafür, in der Auseinandersetzung nach emanzipatorischen Lösungen zu suchen. Diese lassen sich nicht auf schlichte Befürwortung oder Ablehnung eines Krieges reduzieren. Insofern verweigert sich die Autonome Antifa Nordost (AANO) einer klaren Festlegung. Uns geht es darum, für linksradikale Ansätze zu werben, d.h. sich mit den Hintergründen und der Positionierung des Landes auseinanderzusetzen, in dem man lebt. Sollte es allerdings zu Einsätzen deutscher Soldaten im Nahen Osten kommen, werden wir selbstverständlich offensiv dagegen vorgehen.

F: Was macht eine Positionierung für die AANO so schwer: Liegt es vielleicht daran, daß die Bundesregierung eine Beteiligung am US-Krieg gegen Irak ablehnt und darüber hinaus die große Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland?

Thomas Sayinski: Die rot-grüne Regierung in Deutschland ist keine reine Antikriegsregierung. Das machen die zurückliegenden vier Jahre ziemlich deutlich. Es hat politische und ökonomische Gründe, warum sie zur Zeit »Nein« sagen zum Irak-Krieg.

Es dürfte außer Frage stehen: Sollte es ein UN-Mandat für den Krieg gegen Irak geben, dürften die Bundeswehrsoldaten, die in der Region – etwa in Kuwait – stationiert sind, auch eingesetzt werden. Dem gilt es dann offensiv entgegenzutreten.

F: Das sieht die Friedensbewegung doch genauso. Niemand glaubt dort ernsthaft an einen »Antikriegskanzler« Gerhard Schröder. Insofern werden auch politische Forderungen an die Bundesregierung gerichtet: Sperrung des Luftraumes und Einschränkung der Bewegungsfreiheit für US-Truppen ...

Michael Kronewetter: Es ist wohl tatsächlich die Angst der linken Bellizisten vor großen Teilen der Bevölkerung in Deutschland. Man will linksradikal und Minderheit sein und rennt am Ende ausgerechnet in die offenen Arme von George W. Bush.

Der drohende Krieg gegen Irak hat einen imperialistischen Hintergrund. Er findet nicht im luftleeren Raum statt, sondern im real existierenden Kapitalismus. Es geht darum, den Status quo des globalen Kapitalverhältnisses zu sichern. Es geht um Kontrolle und Dominanz. Insofern ist es für die AAB auch einfach, hier Widerstand zu formulieren. Wir sind keine Pazifisten, nehmen aber dennoch an den Antikriegsprotesten teil. Allerdings haben wir als radikale Linke ein Problem, mit unseren Positionen in einem großen diffusen Brei der Friedensbewegung unterzugehen.

Ronny Ziller: Ich gehöre sicher nicht zum Kreis der Pazifisten. Europa wäre 1945 nicht durch eine Menschenkette oder Sitzblockade vom Hitlerfaschismus befreit worden. Hier besteht Einigkeit. Gegenwärtig ist es doch aber so, daß Kriege im Namen der Menschenrechte geführt werden. Der Angriff auf Jugoslawien 1999 wurde wie bereits erwähnt mit Verweis auf Auschwitz gerechtfertigt. Ich kann bei Jugoslawien oder Irak nicht mit dem faschistischen Deutschland kommen, das große Teile Europas erobert und verwüstet hatte.

F: Nichtsdestotrotz haben Antifaschisten wie die der AANO offensichtlich Probleme damit, diese Kriege auf ihren imperialistischen Kern zu bringen. Wird mit dem steten Verweis auf Hitler der deutsche Faschismus nicht verharmlost?

Thomas Sayinski: Das machen wir nicht. Man muß als historische Notwendigkeit erkennen, daß Faschismus mit Krieg bekämpft werden muß. Punkt. Da gibt es keine Debatte. Es stellt sich wiederum die Frage, wo ist Faschismus und ab wann fängt er an. Saddam wird von uns nicht als Faschist bezeichnet und auch nicht mit Hitler verglichen. Letzterer war im übrigen Nationalsozialist und kein Faschist. Doch das ist nicht das Thema.

Wir müssen uns allerdings die Frage stellen: Wie gehe ich mit einem Terrorregime um, in dem sich der Diktator als zweiter Saladin sieht? Wie bekämpfe ich ein Regime, das Kuwait überfallen hat und die gesamte Region in Brand setzen will? Wie bekämpfe ich ein Regime, das weltweit rechte, religiöse, nationalistische und islamistische Gruppen und Strukturen unterstützt, die antiemanzipatorisch agieren?

Wir können diese Fragen nicht mit Ja oder Nein beantworten – und das ist im Prinzip unsere Antwort. Wir sagen einerseits, andererseits: Einerseits kann man sich nicht hinstellen und sagen, dieser Krieg ist okay. Andererseits kann man nicht die Position beziehen, wonach dieser Krieg nicht stattzufinden und Saddam Hussein die nächsten 20 Jahre weiter an der Macht zu bleiben hat.

F: Letzteres ist nicht automatisch Konsequenz aus dem ersten – kein Krieg, dann Saddam?

Thomas Sayinski: Die irakische Opposition ist offensichtlich nicht dazu in der Lage, Saddam Hussein zu stürzen. Das ist O-Ton von den Kommunisten bis hin zu bürgerlichen Oppositionskräften des Irak. Das heißt, auch wenn ich gegen Krieg bin, eine emanzipatorische Entwicklung des Landes kann zur Zeit nur mit einem militärischen Angriff gedacht werden. Diese Problematik kann ich nicht einfach vom Tisch hauen.

F: Die meisten irakischen Oppositionellen leben im Exil, die AANO im Norden Berlins. Sie alle wären von dieser Demokratie aus den US-Kampfflugzeugen also nicht unmittelbar betroffen.

Thomas Sayinski: Niemand von uns weiß, was Saddam in seinen Schränken hat – ob das nur ein guter französischer Wein oder eben doch Giftgas ist.

Vor allem, da spekuliert wird, daß das Giftgas hauptsächlich aus deutscher Produktion stammt. Insofern ist es schon verwunderlich, wie in Deutschland eine Mehrheit gegen den Krieg zustande kommt. Weil sie nicht betroffen ist? So einfach ist die Welt nun auch nicht!

Michael Kronewetter: Ist es nicht einfach so, daß die AANO keine eindeutige Position in der Kriegsfrage bezieht, weil es innerhalb der Gruppe so viele gegensätzliche Standpunkte gibt – von der Zustimmung eines US-Angriffes, weil er vermeintlich Demokratie und Prosperität bringt, bis hin zur Ablehnung der Aggression, zumindest ernsthaften Bedenken dagegen. Wenn eine politische Gruppe in einer solch zentralen Frage keine Position beziehen will oder kann, ist sie nicht ernstzunehmen.

Glücklicherweise ist der Einfluß der linken Bellizisten auf die Antifa-Bewegung nicht so groß. Erstaunlich ist, daß diese Argumentationsmuster aufgreifen, die auf eine Verharmlosung von Auschwitz und Faschismus hinauslaufen. Die rot-grüne Regierung hat den Krieg gegen Jugoslawien mit Verweis auf Auschwitz geführt. Thomas Sayinski macht hier nichts anderes, wenn er rassistisch verbrämt den Islam als Faschismus bezeichnet und suggeriert, die USA würden diesen Krieg am Golf führen, um einen Faschismus à la Hussein zu verhindern.

Am Ende läuft es darauf hinaus, selbst an der Herrschaft teilhaben zu wollen.

Ronny Ziller: Es geht hier auch nicht um Bush oder Saddam. Kommt es zum Krieg, werden beide auf dem Trockenen sitzen. Der Krieg wird auf dem Rücken von 23 Millionen Irakern ausgetragen.

F: US-Präsident Bush hat deutlich erklärt, ein Waffengang gegen Irak sei ein »preemtive war«, ein Präventivkrieg. Offensichtlich werden hier doch völkerrechtliche Grundlagen der vergangenen Jahrzehnte über Bord geworfen, und Machtpolitik ist nicht mehr nur praktisch, sondern auch theoretisch begründet. Wie kann eine linke Gruppe angesichts dessen indifferent bleiben? Oder muß hier einfach nur das Wörtchen »radikal« neu definiert werden?

Thomas Sayinski: Das Schema, Irak würde wegen seiner Ölquellen angegriffen und ergo handelt es sich um einen imperialistischen Krieg, ist nicht nur mir zu flach analysiert. Dem steht die UN-Resolution 1441 entgegen, die mit den USA zusammen verabschiedet worden ist. Wir müssen zudem bitte schön die Debatten im US-amerikanischen Feuilleton zur Kenntnis nehmen. Stoßrichtung dort: Wenn wir gegen Irak Krieg führen, wenn im Mittleren Osten etwas passiert, dann nur, wenn es auf eine Demokratisierung hinausläuft. Was hat man dagegen?

Vielleicht als letzte Anmerkung dazu: Unserer Meinung nach ist die kapitalistische, bürgerliche Gesellschaft überhaupt die Grundvoraussetzung für den Kommunismus. Im Großteil der Region des Nahen Ostens herrscht nicht Kapitalismus, sondern Feudalismus.

F: Wie viele Tonnen Sprengstoff ist die AANO bereit, über Irak abwerfen zu lassen, damit das Zweistromland einen ordentlichen Entwicklungssprung zum Kapitalismus – mit Langzeitperspektive Kommunismus – machen kann?

Thomas Sayinski: Karl Marx hat sich im Fall der Vertreibung der Indianer in Nordamerika positiv geäußert. Der Drang der weißen Siedler nach Westen war notwendig, um die feudalen Strukturen aufzubrechen.

F: Wie schwer wiegt die Bürde der weißen Antifa heute?

Thomas Sayinski: Ich stelle einfach nur die Frage: Wie kommen wir zum Kommunismus, wie wird die Emanzipation erreicht? Ich frage nicht, wie man den bürgerlich-kapitalistischen Krieg verhindern kann.

Ronny Ziller: Jeder Krieg ist Terror. Es ist Herausforderung wie Verpflichtung, gegen den Krieg zu sein. Das ist tägliche Analyse und praktische Arbeit.

Michael Kronewetter: Die Nichtpositionierung, wie sie hier vertreten wird, läuft am Ende auf eine Unterstützung des Krieges gegen Irak hinaus. Es geht in dieser Auseinandersetzung zum einen um unmittelbar ökonomische Interessen sowie, zum zweiten, um die Kontrolle der Globalisierungsverlierer. Die kapitalistischen Metropolen müssen sich ihre Ressourcen sowie Absatzmärkte sichern, um jeden Preis.

Was in der Friedensbewegung zu kurz kommt, sind meines Erachtens die Interessen Deutschlands in Konkurrenz zu den USA. Man muß nicht warten, bis die BRD wieder aktiv mit in den Krieg zieht, um darauf aufmerksam zu machen. Hier sind die Ansatzpunkte für die radikale Linke. Statt dessen verschaffen die linken Bellizisten ausgerechnet den kapitalistischen Kriegern à la Bush Glaubwürdigkeit – als ob diese die Zivilisation gegen die Barbarei verteidigen und für die Durchsetzung von Menschenrechten in den Krieg ziehen würden.

Thomas Sayinski: Von Saddam zu einem bürgerlich-demokratischen System zu kommen, wäre eine Emanzipation. Wahlen zu haben, ja selbst eine amerikanische Militärverwaltung für eine Übergangszeit, wäre für die irakischen Menschen ein zivilisatorischer Fortschritt. Das hat nichts mit Eurozentrismus zu tun. Es geht darum, was im Hier und Jetzt möglich ist. Wenn nach einem Krieg eine bürgerlich-kapitalistische Entwicklung möglich ist, wäre er zu rechtfertigen.

F: Wie viele tote Iraker nimmt die AANO hierfür in Kauf? Die vermeintliche Demokratisierung Afghanistans hat seit Oktober 2001 etwa 10000 Bombentote gefordert.

Thomas Sayinski: Es gibt deutsche Linke, die die Bombardierung Dresdens als Kriegsverbrechen bezeichnen. Doch damit wurde der Zweite Weltkrieg beendet. Gegenfrage also: Wird man Saddam mit einer Sitzblockade stoppen?

Wenn heute die Mehrheit der Deutschen gegen den Krieg ist, heißt das doch nicht, daß diese Position richtig ist. Geschichtlich gesehen stand die Mehrheit der Deutschen noch nie auf der richtigen Seite. Wenn Rechte und Linke die gleichen Parolen auf ihren Transparenten vor sich her tragen, dann stimmt doch was nicht.

Ronny Ziller: Die Mehrheit der Deutschen ist gegen Sozialabbau und Steuererhöhungen. Sollen Linke deswegen dafür sein?

F: Die NPD setzt sich – im Gegensatz zu den meisten Linken – für die Aufhebung der Irak-Sanktionen ein. Nur weil auch Rechtsextremisten ein Ende des mörderischen UN-Embargos propagieren, heißt das weder, daß die Forderung falsch ist, noch daß man mit den Nazis zusammen demonstrieren muß. Warum sind auch die vernünftigen Teile der Antifabewegung weder bei den Treffen der Friedensbewegung noch bei Antikriegsprotesten zu sehen?

Michael Kronewetter: Die Antifabewegung ist nicht gerade in einer Hochphase. Die mangelnde Präsenz betrifft insofern nicht nur die Kriegsfrage. Es gibt viel zu wenig Einflußnahme und öffentliche Positionierung unsererseits in dieser Frage. Hinzu kommen aber die Auseinandersetzungen innerhalb der radikalen Linken in Sachen Israel und Palästina, die zu einer Lähmung der praktischen Arbeit führen. Wir rufen aber immer dazu auf, sich an den Antikriegsprotesten zu beteiligen, und gegebenenfalls Kritik in die Friedensbewegung zu tragen. Doch ganz klar: Schwerpunkt unserer politischen Arbeit ist der Antifaschismus.

Ronny Ziller: Ich gehöre zu den jüngeren in unserem Verband und bin schwerpunktmäßig mit der Anti-Nazi-Arbeit beschäftigt. In der VVN-BdA sind aber viele organisiert, die den Zweiten Weltkrieg erlebt haben: Widerstandskämpfer, Überlebende des Holocaust ... Insofern ist unsere Positionierung gegen den Krieg sehr klar. Viele unsere Mitglieder sind aktiv in der Friedensbewegung. Als Organisation wahrnehmbar sind wir dort im Moment allerdings kaum. Das stimmt schon. Der Zusammenschluß der Verbände Ost- und Westdeutschlands im Oktober hat viele Ressourcen beansprucht. Aber: Wir äußern uns bei den traditionellen Gedenktagen – 30. Januar, 8. Mai, 1. September, 9. November etwa – im friedenspolitischen Sinne. Das sind für uns wichtige Bezugspunkte, ohne daß sie explizit als Antikriegsaktionen deklariert werden.

F: AAB und VVN-BdA rufen zu Protesten unter anderem am »Tag X«, dem Beginn massiver Bombardements gegen Irak, auf. Was wird die AANO an diesem Abend machen, hoffen, daß der Krieg bald vorbei ist und der Wiederaufbau Bagdads rasch in Angriff genommen werden kann?

Thomas Sayinski: Wir arbeiten im Nordosten Berlins, in Pankow, Weißensee und Prenzlauer Berg. Dort gibt es immer noch genug Nazis. Wir haben also immer was zu tun. Den Genossen und Genossinnen der AAB können wir aber anbieten, zusammen zu schauen, wo bei den Antikriegsdemonstrationen die Neonazis sind, um diese dann gemeinsam zu vertreiben.

F: Die AANO sorgt also dafür, daß eine Demonstration, deren Anliegen sie nicht teilt, wenigstens politisch korrekt verläuft?

Thomas Sayinski: Wir werden die Proteste beobachten, uns aber nicht daran beteiligen. Wem nützen denn die gegenwärtigen Friedensdemonstrationen, zu einem Zeitpunkt, da es noch keinen Krieg gibt: Doch nur Saddam Hussein. Mit dem machen wir uns nicht gemein. Während wir versuchen, einen differenzierten Standpunkt zu entwickeln, sind die meisten in ihren platten Attitüden festgefahren.

Michael Kronewetter: Du verkaufst eigene Indifferenz für Differenziertheit und wirfst allen, die deine Indifferenz nicht teilen, mangelnde Differenz vor, und betreibst platte strategische Sandkastenspielereien. Weg vom Risikospiel des einsamen Linksradikalen im warmen Wohnzimmer in der Metropole hin zur Analyse von dem, was ist. Danach entscheide ist, bin ich dagegen oder dafür, und agiere entsprechend. Im Fall Irak bin ich gegen den Krieg und rufe zu Protesten auf.

Hört Hört...

igorowitsch 18.02.2003 - 23:08
..."der Drang der weissen Siedler in den USA nach Westen war notwendig, um feudale Strukturen bei den Indianern zu zerschlagen"...

muss das noch kommentiert werden???

und weil der Faschismus (zweifellos richtig die Einschätzung) nicht mit einer Sitzblockade beseitigt werden konnte, deshalb sind Antifaschisten heute nicht mehr klar gegen einen einseitigen Waffengang einer Koalition imperialistischer Länder??

prost mahlzeit

"AAB"-Interview

neenee 18.02.2003 - 23:46
Zu dem angebl. "AAB"-interview erschien am 8.2.2003 in der jungen Welt folgender Leserbrief:


Keine Gruppenposition

Bezug nehmend auf das Interview »Antifa heißt Angriff?« stellen wir fest, daß die dort im Namen der Antifaschistischen Aktion Berlin (AAB) geäußerten Ansichten keine Gruppenposition darstellen. Die AAB befindet sich derzeit in einem grundlegenden Diskussionsprozeß. Eine Positionierung als Gesamtgruppe zu Themen wie beispielsweise dem Irak-Krieg ist aufgrund dessen zur Zeit nicht möglich.

Antifaschistische Aktion Berlin



jenseits von gut und böse 19.02.2003 - 10:11
ich war bisher immer der meinung, dass die antideutsche debatte in der linken geführt werden muss. zunehmend sehe ich aber eine spaltung der linken. ausdruck dieser entwicklung ist auch die auflösung der aab. ich verstehe nicht, warum sich die radikale linke nicht auf einen antinationalen und antikapitalistischen standpunkt einigen kann. weder der irak, die usa, deutschland oder palestina können für die radikale linke bezugspunkt sein. die menschen in bagdad, new york, berlin oder gaza haben doch kein grundlegendes problem miteinander. sie lassen sich von bestimmten machtstrukturen instrumentalisieren und missbrauchen. jede nation muss ziel linker kritik sein. genauso ist eine konsequente kapitalismuskritik unerlässlich. wenn uns das gewinnmaximierungsprinzip regiert, dann überall und auf allen ebenen. zudem ist es doch ein leichtes anzuerkennen, dass die aufklärung teil der wertvergesellschaftung ist. ziel muss doch die aufhebung des kapitalismus sein, und das konsequent.

in diesem sinne

no gods, no nations, no capitalism

erschuetternd

beobachter 19.02.2003 - 10:21
es ist erschuetternd. da schreibt die aab als einzige gruppe ein differnziertes flugblatt gegen den krieg, und beweist, dass nicht alles in pseudo-radikalen diskursen um die antideutscheste position versinkt, und hat mir wieder mut gemacht. in einem interview in der jungen welt wird diese position bestätigt, gleichzeitig halluziniert ein junger antifa vom fortschritt durch den mord an den ureinwohnern nordamerikas im sinne des kommunismus, und die aab distanziert sich in einem leserbrief von ihrer eigenen veröffentlichten position. mein mut ist schon wieder weg, und ich frage mich, bin ich verrückt? oder macht mich die linke verrückt?
die obige erklärung eines teils der aab macht hoffnung, aber wird sie mich heilen können???

19.02.2003 - 11:27
Im Artikel steht: "die Zahl und Qualität der Nazi-Übergriffe ist unverändert hoch" was bewirkt dann Antifa-Arbeit?

wieder ne zeitung mehr?

reisekader 19.02.2003 - 12:29
Tja,nun wirds langsam dünne mit relevanten Gruppen,die noch ne vermittelnde Position zwischen Theorie und Praxis zum Anspruch haben. Die Göttinger AntifaM hält ja in den letzten Veröffentlichungen unermüdliche diese Fahne hoch, dann gibt`s noch ein bißchen Antifa KOK aus Düsseldorf, und dann erstmal ziemlich lange nüscht,schade. Hoffentlich finden beide AAB-Teile nach der Abgrenzungsphase (jetzt reichts auch mit Egozentriker-Papieren)wieder zu entsprechender Bodenhaftung.

Diskussion mit der BESSEREN HÄLFTE...

...gibt es hier: 19.02.2003 - 12:44

Antifa 19.02.2003 - 12:56
An Spuckilecker und Praxisdepp: Ihr steht auf der richtigen Seite der Barrikade. History wird nicht durch blöde Idioten gemacht, die immer alles kritisieren müssen

FÜR DEN KOMMUNISMUS
zusammen, auf allen Ebenen, mit allen Mitteln!

"WE WE WE,ANTIFA D E !"

gegenlinkespießer 19.02.2003 - 13:39
Letztlich entscheidet eh was auf der Straße passiert und nicht in Uni-Hausarbeiten. Die "bessere Hälfte" hat nun wirklich Punkrock-Faktor Null. Also:You should stay!
Sieht so aus als wäre auch die @-Adresse der "Post-AAB" bald ziemlich post, wenn das bei linkeseite so weiter geht..

@ Reisekader

auch ein reisender 19.02.2003 - 13:42
Na mal langsam! Ganz so dünne ist es - zum Glück - bei weitem noch nicht.

Was ist denn mit AA Hannover, Antifa Köln oder Red Community?

Und mal ehrlich: Viel besser war's zu BO-Hochzeiten ja auch nicht. Da wurde auch kräftig aufgelöst, nur konnte der "Verlust" einer Gruppe dort besser durch stärkeres Engagement der anderen ausgeglichen werden.

THINK FORWARD!!!

deutschland sucht den superstar

RTL 19.02.2003 - 15:22
Da hat die AAB posthum ja doch noch geschafft, was ihr zeitlebens verwehrt blieb. Echter POP. Seit der Auflößung gehts es zu wie bei Naddel, Verona und Dieter.

Da wird die Wäsche öffentlich gewaschen und das Mitteilungsbedürfniss ist groß. Nur leider warn die Nazis in diesem Fall außnahmsweiße schneller und feieren bereits seit Wochen ihre postmoderne Schlacht zwischen Worch und Wulf über die Medien. Dennoch, auf die 30 seitige Hochglanzbroschüre alles über die Trennung und Geschichte der AAB darf gewartet werden. Und einmal im Jahr treffen sich dann alle mit Kappuzi und Antifa-Aktionsfahne und legen einen Kranz in Gedenken an die Organisationsdebatte nieder.

Bis auf weiteres warten wir aber gespannt über die Berichte von friedenswinselnden Teppichludern und antideutschen Schlagersängern.Das ganze antideutsche und antifaschistische Deutschland sucht den Superstar, ab näxter Woche dürfen per Internetabstimmung auf Indy die Neugründungen der Fraktionen rausgewählt werden.

Also ich bin für die Antifaschistische Aktion Küblböckhausen.

@auch ein reisender

Reisekader 19.02.2003 - 17:22
Deine Auflistung gefällt mir schon ganz gut, nur an "fraktionsübergreifenden" Schnittpunkten haperts halt`n bißchen, sind ja eher reine Protagonisten des Aktionismus. Finde trotz des Scheiterns dieses Modells innerhalb der AAB sollte die richtige Mischung aus action und selbstkritischer Reflexion erstrebenswert sein. Wenn sich sich nur noch Leute selbst bestätigen, die eh fast komplett einer Meinung sind, etwickelt sich auch nicht wirklich was vorwärts. Ansonsten sind mir Deine Favouriten auch lieber als die "antideutschen" Pendants, eh klar.