Immer nur Demo? Eindrücke nach München

Waldhupf 10.02.2003 23:21 Themen: Militarismus
In Anbetracht des Verlaufes der Aktions/Demo-Tage in München wäre es vielleicht gut, sich einmal breiter über den Sinn und Unsinn von Demos gedanken zu machen. Dieser Beitrag soll ein Anstoss zur weiteren Diskussion darüber sein.
Schon seit längerem sind Demonstrationen bei vielen nicht mehr so "hip". Das Wort der Latsch-Demo macht die Runde und oft ist dies auch das Gefuehl das bleibt: Wir sind weit gelaufen, niemanden hat's interessiert und bewegt haben wir vielleicht nur unseren Hintern. Wozu das alles also?
Nun können Demos unterschiedliche Charaktere haben. Unabhängig davon sind Demos aber zu allererst Macht-Demonstrationen. Sie zeigen:
a) in der demokratisch-verfassten Demonstrationsform, wie viele bereit sind sich für ein Thema auf die Straße zu bewegen.
b) in der widerständigen bzw. revolutionären Form, wie viele bereit sind, die Gesetze der bestehenden Ordnung zu durchbrechen und ggf. direktes politisches Handeln mit der Demo in die Tat umzusetzen.
Gleichzeitig stellen Demos eine Möglichkeit dar, eigene Positionen auf die Straße zu bringen und einer dort anwesenden Öffentlichkeit bekannt zu machen. Was Medien später Berichten hängt dabei eher von der Machtposition - sprich der politischen Stärke - der Demo ab. Was dort berichtet wird ... naja.
Andere nutzen Demos gerne um ihre Position in die Demo hinein zu tragen. Sprich - die Demo wird als eine Art Seminar oder Konferenz gesehen, bei der viele zusammenkommen und sich austauschen, sei es in Flugblatt- oder Redenform.
Nicht zuletzt scheinen Demos auch eine Art kulturelles Happening zu sein - wobei die Attraktivität davon nicht so groß zu sein scheint, sonst würden die Demos größer und die Teilnehmenden oft glücklicher mit ihnen sein.

Tja, das alles (und noch viel mehr) könnten Demos leisten. Dazu reisen manche Stundenlang durch die Gegend, verbringen Wochen damit, dies vorzubereiten und oft bleibt es der einzige wesentliche Aktionsrahmen von Linken. Soll das alles sein?
Mein Eindruck ist zumindest, dass sich viele vorher wenig Gedanken machen, was eigentlich ihr Ziel bei einer Demo ist. Welche der oben genannten Punkte sollen am Ende erreicht werden. Denn von alleine passiert nichts. So war denn auch das Gefühl in weiten Teilen der Demo in München eher lahm. Eine ersteunlich große Menge an Menschen läuft durch die Straßen, um was noch mal zu tun?

Also hier ein paar Punkte dich für Demos zur Diskussion stellen möchte, weil ich sie zumindest kritisierenswert finde:
Zur Demovorbereitung:
Was ist das Ziel der Demo: Das "am Ende heil ankommen" und die Demo "ohne große Zwischenfälle über die Bühne gebracht haben"? Die Demoroute sollte zumindest dem Ziel nicht zu sehr entgegenstehen. Nach 3 1/2 Stunden stehen bzw. latschen braucht es schon einiges an Power um mehr zu reißen.
Was für Formen der Koordinierung ist mit den Teilnehmenden der Demo angedacht? Denn um etwas zu reißen, müssen davon wenigstens genug Leute eine ungefähre Idee haben. Zentrale Strukturen sind dabei allerdings sehr anfällig, sonst wird diese am Ende noch zerschlagen. Wenn alle wissen, was sie wollen und was das Ziel ist, ist das egal. Aber ist das Ziel klar gemacht worden?
Oft wird ein ganzes Musikprogramm für die/die Lautiwagen zusammengestellt. Das ist zwar nett, aber die Musik töten in der Umgebung meist jeden Versuch von Sprechchören. Etwas selbst zu rufen gibt aber viel mehr das Gefühl von selbst etwas zu tun. Auch finde ich, kann ich viel mehr meine Wut über die Verhätlnisse endlich mal raus bringen, als nur beim Zuhören.

Dies ist jedoch nur der Rahmen, der von den Teilnehmenden gefüllt werden muss. Also bitte:
Warum bist du da/ willst du hin? Hast du was zu sagen und wie? Was für Sprüche fallen dir ein, mit wem kannst du sie rufen?
Hast du eine Bezugsgruppe, mit der du zusammen rufen oder andere Aktionen machen kannst?
Wie handlungsfähig schätzt du dich in der Konstellation in der du zur Demo gehst ein? Was tust du um die Handlungsfähigkeit zu erhöhen?
Mein Eindruck ist oft, dass viele einfach halt so zur Demo gehen, weil sie dagegen sind, sich aber nicht überlegen, was sie dort wollen. Am Ende ist das dann fast immer frustrierend, weil ja nichts von sich aus passiert. Ungeplante bzw. planlose Aktionen sind dazu meistens nicht zu empfehlen.
Abgesehen von diversen Sicherheitsaspekten ist solch eine Demokultur eher langweilig. Kein Wunder, dass da niemand kommt.

Am absurdesten sind Demo, bei denen kaum Transpis gibt, der Lauti die meiste Zeit Musik spiel, die Leute still bzw. sich unterhaltend nebenher laufen und wir uns am Anfang und Ende ein paar belehrende Worte von den "Großmeistern" unserer Bewegung anhören dürfen.

Ich plädiere dagegen für eine gemeinsam gestaltete Demo. Das ist nicht allein von der Vorbereitung zu leisten. Vielmehr müssen sich alle Gedanken machen, was ihr Ziel ist und sich entsprechend vorbereiten: Sprüche aufschreiben und verteilen, Transpis malen, Routen angucken und Gruppen bilden.
Klar, eine Demo ist eine Demonstration von Macht. D.h. sie bewegt sich nur in dem Rahmen der eigenen Möglichkeiten. Es ist sinnlos eine Revolution zu planen, wenn sowieso klar ist, dass nur 200 Leute kommen. Allerdings stellt sich da auch die Frage, ob die Form der Demo immer das richtige Mittel ist.

Beispiel München:
Da waren nun wirklich viele Leute auf der Demo. Besonders ab der 2. hälfte der Demo hat die Power nun wirklich gefehlt. Gerufen wurde - außer alle 10-15 Minuten ("hoch die ...") und wenn's enger wurde "haut ab" - meist nichts. Durch die Stille gab es auch kein Power-Gefühl, was ein selbstbewussteres auftreten gegenüber den Bullen ermöglicht hätte. Der Schneematsch hat Kräfte gefressen. Ketten in denen es möglich gewesen wäre sich zu koordinieren gab es nicht. Dadurch gab es auch keine Absprachen in der Demo, so dass der Versuch von Leuten vom Lembachplatz in Richtung Bayrischem Hof zu kommen, von vielen, die das gar nicht so schlecht fanden, viel zu spät bemerkt wurde. Ich habe zumindest nicht verstanden, was die meisten dort auf der Demo wollten. Trotz der vielen Leute war aufgrund der guten Positionierung und der Masse der Bullen ein ernsthaftes durchkommen wohl von niemandem ernsthaft in Erwägung gezogen worden. Aber genau an diesem Punkt stellt sich doch die Frage, warum so viele nur für die Demo angereist sind? Am Abend waren in der Münchner Innenstadt fast keine Aktionsgruppen mehr anzutreffen. Die Konferenz-TeilnehmerInnen konnten freudig außerhalb vom Bayrischen Hof in der Residenz beim Odeonsplatz speisen. Die meisten Bulleneinheiten von außerhalb waren da schon abgefahren. Bewacht wurde das nur noch von bayrischen Einheiten. Tja, da wäre noch mehr drin gewesen - und sei es, die Innenstadt für 3 Tage in einen Belangerungszustand zu versetzen in dem sich die Konferenz mit ihren Bullen die ganze Zeit drinnen verschanzen müssen, weil sonst von draußen ungemach droht. An dem Punkt würde sich vermütlich für München auf Dauer die Frage stellen, ob sich die Stadt so etwas jedes Jahr geben will. So wie es jetzt war, war es wohl für die Stadt zu verkraften.
Dies gilt natürlich nicht nur für München. Auf die Aktionsform Demo wird noch immer gerne zurückgegriffen. Das ist nicht unbedingt schlecht, nur bleibt es meist dabei. Und das Verständnis von Veranstaltetenden, wie auch Teilnehmenden bleibt oftmals in diesen Rollen verhaftet: Die einen Veranstalten und machen die Demo - die anderen nehmen Teil und laufen nebenher. Das ginge auch anders ...

P.S. Um keinen falschen Eindruck zu erwecken: Mir hat's in München Spaß gemacht. Die Leute mit denen ich unterwegs war, wussten, was sie wollten, und wir haben das durchgezogen - im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Durchbruchversuch

11.02.2003 - 00:28
Hallo.
Ich war auch einer der wenigen (Angesichts der ca 30.000 Menschen kann man in diesem Fall aufjedenfall von wenigen sprechen) die vergeblich versuchten die Bullenmauer zu durchbrechen.

Woran liegt es, dass sich so wenige Menschen an dieser Aktion beteiligten und sich das ganze lieber aus der "Ferne" anschauten? Die Leute müssten sich mal selbst fragen, ob sie dazu bereit sind im vollen Rahmen ihrer eigenen Möglichkeiten zu agieren. Was erhoffen sie sich von einer Demonstration und welche Ziele soll diese haben? Ist eine Masse ohne Klasse brauchbar?

Abgesehen von der Frage, weshalb die Betiligung an dieser Aktion nur so gering war, stellt sich die Frage ob SOLCH ein Durchbruchversuch die richtige Taktik ist. Wer schonmal bei einem Durchbruchversuch in der ersten Reihe stand, hat sich bestimmt auch schon gefragt, ob er nun lieber einen Schritt nach hinten Macht oder ob er nun auf Robocpos in Kampfuniform und mit Schlagstöcken zurennt.

Vielleicht sollten wir uns auch mal ein Scheibe von der Taktik der Disobbedienti (ehm. Tute Bianche) abschneiden, die für Durchbruchversuche beispielsweise Gegenstände benutzt, die einen vor Schlagstöcke schützen und mit denen man die Polizei wegdrücken kann.

stimmr inhaltlich voll zu....

sepp maier vom staatschutz 11.02.2003 - 01:09
.. aber müssen wir unser strategiediskussionen auf dem schreibtisch des verfassungsschutzes führen ??? (davon abgesehen das indy kein diskussionsforum ist)
lasst uns ihnen die arbeit erschweren, bildet banden, benutzt verschlüsselung (zb. PGP), usw.
an meinen vorkommentator: auch solche scheinbar belanglosen aussagen können riskant werden. wann du wo mit deiner gruppe was gemacht hast, muss keiner hier wissen. besonder da deine verbindungsdaten gespeichert werden. da dei staatschutzbullen nix zu tun haben, können sie sich auch auf so "banale" sachen einschiessen (vgl. diverse 129a verfahren wegen sprühereinen etc.)

also passt auf, remember big brother....

nicht ganz

kai 11.02.2003 - 10:28
ich stimme dir zwar zu, dass sich die leute schon überlegen sollten, warum sie auf die strasse gehen und was sie eigentlich erreichen wollen.
zur musik:
musik hebt die stimmung auf einer demo deutlich und sie tötet keineswegs sprechchöre, sondern durchbricht hemmungen den mund aufzumachen. das war auch so: in der nähe der musik, wussten die leute eher was sie wollten. ich finde es darf auch etwas ausgelassener sein auf einer demo! es darf erkennbar sein, dass die leute power haben. es darf getanzt werden und da kann auch ruhig der platz eingenommen werden. da wo ich tanze, hat nämlich auch kein bulle dazwischen zu stehen(ja, ich weiss jetzt kommen wieder die ketten - die haben auch ihren sinn).
schön ist auf einer demo zu laufen. es können zwar nicht alle laufen und es muss dann wieder aufgeschlossen werden. trotzdem: es macht warm. es hebt die stimmung und das sebsltbewustsein. es kommt etwas bewegung in die geschichte.

so durchbruchversuche, wie am lehnbachplatz gehören deutlich thematisiert und die leute da auch mehr unterstützt. es gab wohl eine stellungnahme. das war nicht deutlich genug. einige hatten noch nichteinmal kapiert was abging. so nach dem motto: "wieso rennen die jetzt da in die bullen rein - so werden sie die auch nicht los". da hätte ich mir gewünscht, das bezug genommen wird dazu, das die herren dort sitzen. also irgendwie in richtung:"wir finden es eine riesensauerei, dass wir davon abgehalten werden, dort zu demonstrieren", "das wäre eigentlich die strecke, die wir gehen wollten"... etwas, um den leuten klar zu machen, warum da leute aufeinmal lossrennen. dass sie nur eine abordnung von 5 leuten da hinlassen wollten, hätte ein aufhänger sein können. irgendetwas in dieser richtung, damit die leute wissen was los ist. das war zu wenig. es gab eine stellungnahme, die aber ziemlich untergegangen ist.

in münchen war und ist mir wichtig, dass die leute mehr selbewusstsein bekommen. diese ewige angst vor der polizei. dieses ewige vorauseilende gehorsam. eine demo nimmt ihren platz ein. sie nimmt die gesamte breite der strasse ein und nicht nur einen teil! einfach das bewusstsein: hier demonstrieren wir und wir setzen die akzente. das heisst ganz deutlich: ich gehe wo ich will und wenn da ein bulle steht, hat der zur seite zu gehen. fertig! der hat mich da nicht zu behindern oder im weg zu stehen. das hat gerade münchen eine bedeutung, weil hier viel zu wenig selbstbewusstsein da ist. in münchen finde ich das ungeheuer wichtig, dass die leute das gefühl bekommen: wir sind viele, wir sind stark und wir setzen die akzente! dieses vorrauseilende gehorsam macht tod!

bei redebeiträgen, hätte mir ein kämpferischer ton besser gefallen. kämpferischer ton in dem sinne, dass klar gestellt wird, dass wir da sind um die nato leute aus der stadt zu treiben. dass es unser ziel ist, dass die veranstaltung nicht reibungslos über die bühne geht. "wir wollen, dass die aus münchen verschwinden" kann auch ohne zu straftaten aufzurufen in kämpferischer form gesagt werden.

am odeonsplatz(?) hätte ich mir gewünscht, dass die provokation der bullen klarer zum ausdruck kommen. eine klare ansage vom lautsprecherwagen, dass es verletzte gibt und das die polizei demonstranten angreift. das war aus irgendwelchen gründen nicht der fall. ich war richtig stinkig, weil auf der beginnenden kundgebung zwar die polizei thematisiert wurde(spalier, in der demo laufen, die erstaunliche friedlichkeit der demonstranten...), aber kein wort darüber, dass zur gleichen zeit die bullen gerade pfefferspray einsetzten. da war keine deutliche aufforderung an die cops, sofort mit ihren übergriffen aufzuhören. das ist schon etwas, was mit stimmung und dem "was will ich" zu tun hat.

ja, das wünsche ich mir für so etwas:
1. wir wollen die typen aus der stadt raushaben-am liebsten sofort. das ist eigentlich was rüberkommen und vermittelt werden sollte.
2. wir wollen, dass die das wissen und mitbekommen.
3. das ist unsere demonstration und wir lassen uns nicht irgendwie von der polizei einschränken darin, wie wir handeln oder wo wir auf der strasse gehen.
4. die strassen gehören auf jeden fall uns.
5. einfach: wir setzen hier die akzente.

6. allgemeiner: perspektivische arbeit in münchen. soll heissen: wie stelle ich mir leben vor. wie will ich leben und was für strukturen wünsche ich mir dafür. das ist etwas, was in eine demo reingetragen werden kann und eine vorstellung davon, warum du auf der strasse bist erzeugt. wenn du weisst, das du andere vorstellungen vom leben hast als die es dir vorschreiben, weisst du auch warum die da stören und nach hause fahren sollen! da macht mir die robin house geschichte ein bischen hoffnung.
also weg vom reagieren und hin zum agieren. die frage was erwartest du vom leben. wie würdest du das gerne umsetzten. was ist dazu nötig. da stösst dann auch automatisch darauf, was dich daran hindert und was du angreifen musst um etwas zu ändern. der alte spruch ist so wahr: du spürst die fesseln erst, wenn du dich bewegst.



von einer stürmung einer polizeikette zum sebstzweck halte ich nicht viel. ich halte sehr viel von zielen, für die wege gesucht werden. wenn der einzige weg durch eine polizeikette führt, dann muss ich da eben durch. sonst finde ich es sinnvoller, nicht gegen die bullen zu rennen, sondern dort, wo ich die meisten chancen habe, das ziel auch zu erreichen. das ziel war am sa und fr für mich ganz eindeutig der bayrische hof und den leuten klarmachen, dass ich sie nicht hier haben will(ich hätte ihnen schon noch mehr zu sagen)! eine grossdemonstration bietet den nötigen rückhalt, um das auch durchzuziehen(oder sollte). am sa spielte dabei das wetter aber auch eine ganz erhebliche rolle.

nochmal zu den ketten: die sind sinnvoll, wenn du die demo gegen angriffe schützen willst. wenn du agieren willst können sie sehr stören. bei einer so grossen demo ist es schon mal drin, dass eine gruppe in eine richtung ausbricht. seitentranspis sind da evtl. praktisch! die demospitze ist bei eine grossdemo nicht der geeignete ort, um irgendwie so etwas zu machen. das sollte klar sein! ich finde da ist es sinvoller, mal volle breite los... das war super von den leuten, die da so gehandelt haben. es hätten nur ein paar mehr sein können, die zumindest mitrennen. wenn da 2000 leute plötlich losrennen(bei >>15000 in der demo nicht unrealistisch). da können die cops nicht schnell genug reagieren. das hat ja auch funktioniert - es waren nur zu wenige, so dass die cops die leute, die zum teil schon sehr weit gekommen waren, wieder zurücktreiben konnten. nur dann das grosse zögern("wieso bin ich den soweit gekommen?", "wo sind denn die cops?", "warum hat mich noch niemand aufgehalten?") und zuwenige, die da los sind("ist das alles?-verdammt!"). es wäre schon so richtig gut gewesen, wenn da 1000 leute oder mehr bis zu den wawes gekommen wären. nass waren wir ohnehin schon von oben bis unten. ich weiss auch nicht, was die da mit den wawes anderes machen hätten wollen, als den weg versperren. schaut euch den platz nochmal an und wo die standen!

liebe grüsse und vielleicht ist ja doch der eine oder andere punkt von mir einen gedanken wert. sonst: macht euer ding und lasst euch nicht vorschreiben, wie das auszusehen hat!

Wie ich München erlebte

11.02.2003 - 10:56
Ich war in München ein Wochenende lang und irgendwie läuft die Uhr anders als wie bei uns. Regeln/Hausordnungen werden genau befolgt, eine 20Punkte Hausordnung im bahnhof wird von JEDEM eingehalten, wie traurig! Die Demonstration, das Potential für einen Durchbruch oder allgemein für Störaktionen war da, aber die Bullen haben perfekt überwacht, ich glaube niemand wollte riskieren für einen stein oder eine flasche zum Haftrichter geschleppt zu werden. München wird wohl mal nie Strassenschlachten erleben. Wie schade!

kleine anmerkung

lukas 11.02.2003 - 11:29
Ich finde Deinen Artikel nicht schlecht, möchte aber anmerken, dass es oft die fehlende Entschlossenheit der Demiteilnehmer ist, die einer Demo die Stärke nimmt. Es muss klar sein, dass man auch mal stehen bleibt, wenn die Bullen vorrücken, dass man sich einmischt, wenn Leute rausgegriffen werden sollen, oft schauen die Leute nur allzugern zu. Aber Entschlossenheit kommt und geht, unabhängig von Strategiediskussionen.
Zum anderen denke ich, dass darüber nachgedacht werden sollte, auch in Bündnisdemos, in Ketten&Blöcken zu laufen und Leute, die sich nicht daran halten, aus diesem Teil der Demo rauszuschmeissen. Die Latschkultur der letzten Jahre ist zwar auch nett, verleiht einer Demo aber nicht gerade Stärke und Durchbruchversuche könnten ganz anders aussehen.
Auch können Blöcke/Ketten die Unentschlossenheit einiger kompensieren. Und es schließt sich dabei nicht aus, dass sich ein Block Pink und Silver anzieht und der andere lieber schwarz, ganz im gegenteil, es wäre wünschenswert, unity in diversity.
Aber ganz klar: auf München kann aufgebaut werden. Aber es muss eine neue/alte Demokultur neu diskutiert und vermittelt werden. (Und dafür ist Indy richtig, denn die Interim kann sich der VS auch besorgen...)

Wir werden mehr sein.

das noch

kai 11.02.2003 - 11:56
ich poste gerade mal wieder über indy um eben eine breites spektrum zu erreichen. wenn ich mit gruppen reden will, kann ich das auch über email machen. hier ist das eine sache, die ich an alle herantragen will, die potentiell zu einer demo kommen. auch um ideen unter die leute zu bringen, eben zu informieren, gedanken anzuregen. es geht mir hier weniger um eine diskussion und pläne schmieden, als darum ideen auch für andere erkennbar zu machen. alles andere kann ich bei treffen besser klären. bei den punkten, die ich angeführt habe, habe ich keine angst vor dem staatsschutz! die sollen sich nicht lächerlich machen. ich finde auch diesbezüglich die anderen beiträge wichtig - auch wenn sie eine andere position ein nehmen. dadurch wird das ganze eben information und nachricht und keine diskussion. soweit. stellung zu ob das nun wieder hier sein muss. ich finde es schön das hier auch solche informationen nicht unterdrückt werden.(punkt)

Ketten und Blöcke!

genervt! 11.02.2003 - 14:21
Hallo Lukas!
ich finde deine einschätzung wieder einmal über alte demoverhaltensweisen zu diskutieren, sehr treffend!!!
unsere bezugsgruppe versuchte rund 3.5 Std. als Kette in der demo zu laufen. mit mäßigem erfolg...
da geht mensch in einen scheinbar netten block :), bildet ne kette um möglichen bullenprovos oder angriffen etwas entgegen zu setzen und wird dann von nachwuchs-pop-autonomen angepflaumt!!!, weil mensch ihnen den weg zur bierflasche drei reihen weiter versperrt!!!
auch aufforderungen unsererseits ketten zu bilden, als die bullen zwischenzeitlich in die demo reinliefen, wurden mit großem staunen bedacht. ich frag mich echt was bei den leuten los ist? abgesehen davon, dass ketten eine gewisse sicherheit bieten und auch eine gewisse geschlossenheit nach aussen vermitteln, geben sie uns gleichzeitig das gefühl gemeinsam zu handeln (was wir ja auch schließlich bei ner demo wollen, oder etwa nich?!)!
auf jeden fall fanden wir die demo nur anstrengend, weil du ständig damit beschäftigt warst irgendwelche herumirrenden leute aus der kette zu fischen...und das waren mit sicherheit keine sich verlaufenden gewerkschafterInnen, omas+opas, oder sonstwie demofremde persönlichkeiten.
naja , ich hör jetzt mal auf hier weiter rumzumeckern. Mir ist es nur wirklich wichtig damit, damit sich bei uns auch mal wieda ein kleines gefühl von geschlossenheit gegen die sonstige ohnmacht durchsetzen kann. ich weiß auch das dies noch lang kein allheilmittel ist, aber doch in jedem fall ein anfang für nen besseres gefühl nach demos!
und tschüss....

sprengt die ketten!!! Aber nicht die eigenen!!

zu kai und allen anderen

11.02.2003 - 15:44
du hast da einen wichtigen punkt angerissen. natürlich geht es bei demos um die frage, was will ich da, wie erreiche ich das, welche mittel sind adäquat und realistisch. dazu kommt aber auch, dass demo heisst, dass die demoteilnehmerinnen sich den öffentlichen raum (strasse, platz, parteizentrale, konferenzzentrum) zurück nehmen und sich nicht daran von bullen oder auflagen hindern lassen. also auch um die frage: WO will ich mich bewegen, wie erreiche ich das und wer versucht mich daran zu hindern. das als bewusstsein im hinterkopf (die strasse denen, die drauf laufen! oder so) kann ein kraftvolleres oder geschlosseneres auftreten auf demos zur folge haben. mensch muss wirklich nicht gleich kuschen, wenn team green eine kleine durchsage macht, schliesslich sind bei grossveranstaltungen die demonstrierenden meist in der mehrheit, oder?
die grossen bambule-demos sind da m.e. ein ziemlich gutes beispiel in der letzten zeit, was selbstbewussten umgang mit öffentlichen räumen angeht.
dazu macht es echt spass! tanzen rennen springen und auslachen und eben nicht zurückweichen.
das als ergänzung, nicht als widerspruch zu den schreibenden vor mir.

ich glaub ich spinne...

Demonstrationsoberinspektor 11.02.2003 - 16:01
wunderbar - werden vielleicht demnächst Demo-Führerscheine ausgegeben, nachdem man in einer praktischen Prüfung seinen Eignung als "Profi-Demonstrant" in simulierten Bullen-Konfrontationen unter Beweis stellen dürfte?
Werden demnächst Teilnehmer in "Oberdemonstrant", "Demonstrant 1. Klasse" u.a. Rangordnungen einsortiert, die sich dann nur noch in vorgeschriebenen Block-/Routenformationen bewegen "dürfen"?

je größer die Machtlosigkeit, desto irrwitziger die Kompensationsversuche, der Realitätsverlust und die Omnipotenzphantasien der Möchtegern-Revolutionäre auf ihrem projizierten Miniatur-Schlachtfeld

(sorry für die Polemik)

polemik ist super...

11.02.2003 - 16:34
... es sollte jedoch auch inhaltlich sinn machen

@Demonstrationsoberinspektor

11.02.2003 - 18:00
schon ok mit polemik, aber wieso fühlst du dich von der diskussion so angegriffen? das ist eine debatte, die eigentlich sinn macht, weil nunmal viele nach demos sich fragen, was der schiet eigentlich soll. frustration und langweilig und anstrengend ohen sinn und so... wenn du anderer meinung bist, ok. aber dein ziemlich persönliches abgekotze finde ich, gelinde gesagt, reichlich überzogen. ist's verkehrt, sich gedanken über demoverhalten zu machen? hat irgendwer von barrikaden stürmen und revolution machen geredet? oder geht es vielleicht darum, dass du mit deiner "analyse" gar nicht so verkehrt liegst, die aktionsform demo sich ein wenig (oder mehr) totgelaufen hat und kaum noch wirkungvoll ist, und dass deshalb mal zu gucken ist, wie man das wieder sinnvoll nutzen kann??
bleib ma aufm teppich!

Diskussion um Ziele ist super

Maike 11.02.2003 - 18:25
Es ist ja schön, wenn man sich aktiver und selbstbewusster fühlt.

"Etwas selbst zu rufen gibt aber viel mehr das Gefühl von selbst etwas zu tun. Auch finde ich, kann ich viel mehr meine Wut über die Verhätlnisse endlich mal raus bringen, als nur beim Zuhören."

Gruppentherapie mache ich aber lieber in anderem Rahmen, wo ich auch mal mehr und Persönlicheres über meine Gefühle ausdrücken kann ;-)))
Ansonsten kann man auch selber was malen oder selber was singen. Ich persönlich schreibe gern Gedichte.

Wenn es darum geht, den Zuhörenden etwas mitzuteilen, habe ich den Eindruck, dass Sprechchöre eher vermitteln, man stehe drauf, sich irgendwie gleichgeschaltet und in der Herde zu fühlen, und der Ausdruck von Wut wird oft als Aggression verstanden, und das mögen die Leute auch nicht so. Wenn man Leute überzeugen will, bringt´s das Schreien absolut nicht. Okay, manchmal gefällt´s mir trotzdem und dann mache ich es auch mit. Aber eine moralische Pflicht kann da ja wohl nicht bestehen, oder?

Ebenso interessiert mich keine Taktik, bei der es darum geht, dass wir uns die Illusion von Aktivität verschaffen. Wozu? Um uns besser zu fühlen? Also, da weiß ich noch ein paar wirkungsvollere Methoden, mir ein gutes Gefühl zu verschaffen. Wenn wir echt nichts machen können, wenn es nur noch darum geht, sich besser zu fühlen mit der Ohnmacht, warum dann nicht einfach nur das Leben genießen? Die ganze symbolische Kraftmeierei macht mir nicht im geringsten ein gutes Gefühl, und vielen anderen Leuten auch nicht. Im Gegenteil finde ich das sowas von frustrierend!

Und selbst das Durchbrechen der Bullenketten: Wozu? Ich bin schon öfter durch Bullenketten gekommen, auch schon ganz allein, indem ich außen um sie rumgegangen bin (was jeder andere auch hätte machen können) oder durch Gärten geschlichen und dann standen wir da und wussten nicht, was wir hinter der Bullenkette machen sollten. Vor´m Bayrischen Hof wär´s wieder dasselbe gewesen, außer dass man noch auf´s Maul gekriegt hätte.

Versteht mich nicht falsch: Ich bin total *für* Widerstand, für wirkungsvollen Widerstand, und das heißt, den Krieg zu verhindern. Kommen wir diesem Ziel näher, wenn wir in Ketten laufen oder nicht in Ketten laufen oder rufen oder Musik gespielt wird oder was? Nach meiner Analyse hat nur Massenhaftigkeit und Breite der Bewegung eine gewisse Bedeutung und die Frage, ob konkreter Widerstand geleistet wird. Demos sind dafür gut, dass man merkt, ob wir viele sind oder nicht und ob die Leute bereit sind, sich auch ein bisschen einzusetzen. Wenn es darum geht, zu zeigen, dass wir bereit sind, Gesetze zu brechen, kann man Aktionen des Zivilen Ungehorsams machen und von mir aus auch eine angekündigte Randale, aber ich find´s nicht so klasse, wenn Leute, die zu keiner Randale gehen wollten, eine aufgezwungen kriegen. Kündigt eine Blockade an und man wird sehen, wie viele Leute bereit sind zu zeigen, dass sie die Gesetze der herrschenden Ordnung durchbrechen wollen. Viel zu wenige leider!!!

Ergänzung

Maike 11.02.2003 - 19:22
Wer nicht in erster Linie Gesetze, sondern v.a. die eigene Ohnmacht durchbrechen will und wirkungsvollen Widerstand leisten, kann ja mal unter  http://www.humanshields.org/ nachkucken. Nett wäre auch, wenn Mitfahrende sich bei mir melden, denn mein Englisch ist nicht so klasse und ich hätte gern jemanden dort um mich rum, mit dem ich mich mühelos verständigen kann.

Aber es gibt sicher auch hier ´ne Menge zu tun.

Jedem das Seine

Rambazamba 11.02.2003 - 21:19
Warum präferiert der größte Teil von Leuten, die an solch sinnvollen Diskussionen teilnehmen, immer so stark eine bestimmte Vorgehensweise? Vergegenwärtigt euch nur mal eure "Idealvorstellungen". Eine Demo von vorne bis hinten ein Block in Ketten ist genauso langweilig und unflexibel, wie eine friedliche Latschdemo in Reinkultur. Auch rein strategisch gedacht würdest du mich nie in eine Kette kriegen, weil ich im Brandfalle lieber mobil bleibe. Die gepanzerten Robocops sind ja auch auf derartige Blöcke ausgerichtet, sobald es ans Rennen und Verschieben von Einheiten geht, geraten sie ins Hintertreffen. Bei dem Schneematsch hätten sie diesbezüglich schlechte Karten gehabt.
Ausgerechnet dann mit militanten Taktiken zu kommen, wenn Tausend Bullen aussenrum stehen, kann ohnehin machen, wer will - es werden reichlich wenige sein, denn es ist ziemlich dämlich. Kaum jemand kann sich angesichts der voll aufmarschierten Bürgerkriegsarmee ein gutes Ende eines Durchbruchsversuchs vorstellen. Somit war der fehlende Druck der Demo eine Konsensentscheidung, die ihr nun mal hinnehmen müßt.
Warum konzentriert sich euer Denken überhaupt so auf diese Demo? Es wäre besser, den Druck auf die Konferenz künftig auf mehrere Tage und Veranstaltungen zu verteilen. Auf so einer zentralen Demonstration spielt sich doch alles auf dem Präsentierteller ab. Mehr als eine gemeinsam geäußerte Willenserklärung ist das für mich nicht. Und bloß um "treffend" in die Schlagzeilen zu kommen, hole ich mir kein blaues Auge.
Das "Rahmenprogramm" war etwas mager. Der Ausstausch mit "fremden Gruppen" ist mir persönlich wichtiger als jede Klopperei. Ein politisches Netzwerk knüpft sich nicht über das Internet allein.
Ein wenig Glasschaden wäre spät abends ein reines Kinderspiel gewesen.

demo muss spass machen!!!

knusperjoghurt 11.02.2003 - 22:35
Eine Demo muss meiner Meinung nach einfach auch Spass machen.
Man muss mehr Gruppendynamik entwickeln, wenn man z.B. stehen bleibt dann von 10 runterzählt und losrennt, rennen alle zwangsläufig mit. Das macht natürlich auch Spass, auch weil man sieht wie das team green hinterher rennt.

Ein bisschen mehr Bewegung reinbringen, denn München z.B. war echt nur latschen ohne Parolen.
Als es zu einer Festnahme durch Zivis kam und die zu Hilfe kommenden Bullen in eine Ecke gedränkt wurden, gab es auch witzige Parolen die aber wahrscheinlich von keinem gehört wurden, wie z.B. wir fressen euch alle!!!
Außerdem sind ein Haufen Schneebälle geflogen.

Ein die-in ist auf einer demo natürlich auch ein highlight wenn die ganze demo mitmachen würde, man könnte ja mal einen versuch machen (ist im sommer wahrscheinlich geschickter).

Letztes Jahr gab es auch witzige nackte Leute, dieses Jahr aber echt zu kalt.

Eine Demo braucht Schwung und Musik rockt, wie bei der Festnahme als leave us alone kam, da sind plötzlich alle abgegangen.

Die 68er sind auf ihren Demos ja auch immer ziemlich schnell gegangen gerannt und haben dabei Ketten gemacht.

prima

kai 11.02.2003 - 22:50
eine grosse menge an leuten ist prima zwecks rückhalt. ich habe sehr gute und wirkungsvolle geschichten im kleinen rahmen gesehen. es muss also nicht die grosse masse sein.

ich will politisch was erreichen. es ist schon mal etwas erreicht wenn die sicherheitskonferenz thematisiert wird und nicht irgendwie so im stillen bleibt. das ist was mir dieses jahr ein schlechtes gefühl macht. das in den medien überhaupt nichts davon angekommen ist. politisch kein raum geschaffen wurde inhaltlich anzuknüpfen. nichts, an dem weitergearbeitet werden kann - ausser dass alle krieg nicht so toll finden.

klares nein zu einer anti-kriegs demo. das überlasse ich den friedensgruppen. da fühle ich mich nicht wohl. der grund ist einfach: so gegen krieg sind alle. da will ich tiefer oder konkreter einsteigen. konkret wäre, da die typen in der stadt zu haben. tiefer wäre die überlegung, dass krieg konsequenz aus konkurrenz und wettbewerb ist. solange du einen wettbewerb um resourcen hast, ist notwendige folge das die resourcen geschützt werden. sonst lassen sich die leute nicht davon abhalten, sich auch ihren berechtigten teil zu holen. das heisst solange du davon ausgehst, das es in der natur des menschen liegt, güter anzuhäufen und das privat eigentum als besonderes gut begreifst, musst du das auch schützen. krieg ist das ganze nur in bezug auf gruppen, die genau das tun ihre werte schützen. wohlgemerkt als notwendige konsequenz. krieg ist auch notwendige konsequenz aus nationalismus oder einem hauptvertretungsanspruch einer religion(einer "katholischen" z.b.).auch aus patriachalen strukturen ist der ableitbar. hauptwiderspruch glaube ich nicht. da gegen krieg herumzumachen ist m.e. müssig. da dürfen sich die friedensgruppen aufreiben - für mich ist das so nicht sinnvoll. das kann nur ein aufhänger sein nach dem motto "schaut, zu was es führt was ihr da macht". weil krieg wollen die wenigsten. ich unterstelle auch bush, das er gegen krieg ist - seiner selbst willen, so weil er halt krieg so toll findet macht er den nicht. das sind die wenigsten kriege, wo du so einfach sagen kannst, lass den krieg sein, sei friedlich und im weiteren mache ich mir ein schönes leben und da wird schon niemand kommen und mir meine privilegien streitig machen. wenn du dir privilegien zulegst, wirst du sie auch schützen müssen, sonst komme ich z.b. und mach einen auf umverteilung - doch klar, oder?

schön leben - meine worte. das ist hier zu lande nur einer minderheit(in münchen einer grossen minderheit) gestattet. das schöne leben möchte ich schon. dazu muss sich aber einiges ändern. dass ich das noch erlebe, bezweifle ich. in die richtung, dass das mal möglich sein wird, will ich arbeiten. das ist der aufruf zur perspektiven suche. wie kommen wir zum schönen leben hin. ich wünsche mir solidarität von leuten, die sich ein schönes leben machen können mit den anderen. es ist nur schein, dass das in deutschland möglich ist. angeführt sei die ungleichbehandlung von frauen(keine erklärung nötig - oder?) und die falschernährung, die es hier massiv gibt. weil das weniger bekannt ist: weil die leute zu billigeren gütern greifen müssen, ernähren sie sich falsch. das führt zu krankheiten. zum teil werden die leute sogar dick - gerade wegen mangel(!) an richtiger nahrung, die zwar vorhanden aber nicht erschwingbar ist. das ist m.e. hochinteressant und da sollte schon mal genau hingesehen werden. mieten in münchen - kein kommentar nötig, oder? so mit dem zurückziehen und schön leben ist nur für manche eine option!

ich bleibe bei den problemen vorort, ohne die der anderen nicht sehen zu wollen. es ist mir klar, dass unterernährung in anderen ländern viel krasser ist. es ist mir klar, dass irak eine diktatur ist. das sind dinge, die ich von hier aus nur durch eigene strukturen ändern kann. ich bin kein freund davon anderen vorzuschreiben, wie sie leben sollen. das heisst auf keinen fall lösungen von hier aus vorzugeben. nur wenn ich anfange strukturen zu schaffen, kann ich auch anfangen andere in ihrem kampf zu unterstützen. mit was will ich den die menschen im irak zum bleistift unterstützen wenn gar nichts da ist(ich meine nicht diese nation!). was will ich den mund gross aufreissen, was die denn im irak so anders machen sollten, wenn ich hier gar nichts geregelt kriege. mit gar nichts meine ich strukturell. dass kann nicht sein, einerseits auf nation zu setzen und die strukturen zu akzeptieren und der nation die sicherung des wohlstandes zu überlassen und andererseits anderen zu erzählen was sie falsch machen. da muss ich schon bei mir anfangen und mich auch da unabhängig von der nation machen. da muss ich bei mir anfangen und wege finden, die den austausch mit anderen ermöglichen. hinnahme, der nation und die abtretung der verantwortung an die nation ist kein weg der irgendwohin führt. es kann nicht sein, einerseits zu sagen, das deutschland als nation etwas machen soll, von der regierung handeln zu fordern und andererseits die sicherung der macht, die solches handeln nötig macht in frage zu stellen. wer meint etwas ändern zu wollen und auch kriege wirklich verhindern will, ist gefordert unabhängig von der nation strukturen aufzubauern, die sich nicht in konkurenz sondern in kooperation mit den anderen sehen. wer wirklich diesbezüglich ändern will, muss anfangen sich an den gegebenheiten und den bedürfnissen der menschen zu orientieren und muss anfangen verteilung und produktion danach auszurichten. wer wirklich etwas ändern will kann kaum kapitalbildung für gut heissen und wird dem entgegenwirken. da kann es auch nicht angehen, dass einige über andere bestimmen. da muss dann wirklich angestrebt werden eine verteilung zu erreichen, die bedürfnisse aller zu decken. das heisst nicht, das bedürfnis macht auszuüben - das wäre paradox.

human shieds finde ich persönlich auch unsinn(weil nur gegen krieg!).
wie gesagt, mach dein ding und wenn das human shield ist, drücke ich dir die daumen, dass du da erfolg hast! hoffentlich hilfts.

ich finde das hier gar nicht sinnlos, weil eben das hier keine diskussion ist, sondern eine zusammenfassung von ideen und wünschen und vorstellungen, die sehr viel damit zu tun haben was am sa eigentlich los war. das ist das, was ich mir in den medien vermittelt gewünscht hätte. genau das, was hier so kommt, hätte ich mir in den tageszeitungen gewünscht!(vielleicht geraffter). genau das: was wollen wir! nicht diskussion sondern stellungnahme und aus. das ist für mich ganz analog zu interviews der herschenden nach einem treffen wo die ablassen, wie sich das treffen aus ihrer sicht darstellt, und wie es weitergehen soll. nur dass hier wir und nicht die herrschenden reflektieren. das ist gut und m.e. wichtig.

keine missverständnisse!

nochmal lukas 12.02.2003 - 13:04
Das keine Missverständnisse aufkommen (besonders an Dich, Demonstrationsoberinspektor und ein paar andere): Keiner der Leute, die hier für Ketten plädieren will, dass eine ganze Demo so läuft und sich anzupassen hat. Im Gegenteil: Unsere Stärke sollte in der Vielfalt liegen, ein Lauti, um den herum getanzt wird, Trommelgruppen, PinkSilver. Das, denke ich, ist auch ein Teil "unseres" Lebensgefühls(?), beim einen mehr, beim anderen weniger, auf jeden Fall gut, wenn es auf Demos von "uns" zum Ausdruck gebracht wird. Und unter dem Aspekt Medienöffentlichkeit sicherlich auch nicht verkehrt. Die Blöcke dienen u.a. dazu, dass sich jeder und jede entscheiden kann und einen Platz für die eigene Vorstellung von Widerstand findet. Aber eine Demo, die sich in der Mehrzahl darauf beruft, sich Verhältnissen entgegenzustellen, sich zu wehren, sollte versuchen, das auch praktisch zu gestalten. Ich erwarte von niemanden, sich mit Bullen zu prügeln, darum geht es in der "Block&Kettendiskussion" auch nicht.Ein Block in Ketten hat andere Möglichkeiten sich gegen Bullenangriffe zu behaupten, gegen eine Absperrung anzugehen, auch wenn es nur einen symbolischen Charakter hat. Und gerade Du, Demonstrationsoberinspektor, deklassierst eine Demo zu einem persönlichen "Katz und Maus"-Spiel mit den Bullen: "Gehen Sie zum Hotel Bayerischen Hof, gehen sie nicht über die Bullenkette, ziehen sie nicht 1000,- Euro." Oder versteh ich Deine Freude, schonmal hinter eine Bullenkette gekommen zu sein (und dann doch hilflos rumgestanden zu haben) falsch?

entschuldigung!

Lukas 12.02.2003 - 13:07
Sorry, der letzte Absatz ging an Maike, nicht an Dich, Demonstrationsoberinspektor!

Schönes Leben und so

Maike 12.02.2003 - 14:43

@ Lukas: Ja, du hast was falsch verstanden. Ich meinte, dass man nur mit einer klaren Zielsetzung durch Polizeiketten brechen sollte, oder dass es ansonsten eben das Katz- und Mausspiel ist. Das macht ja Spaß, wenn man sich wie in Kindertagen hintenrum schleicht, aber es ist m.E. nicht wert, Verletzungen zu riskieren. Im übrigen kann das Katz- und Mausspiel auch eine nette Aktionsform sein, wenn z.B. ein ganzer Stadtteil es anlässlich einer Versammlung der Schill-Partei spielt und die Polizei gezwungen ist, als Besatzungsmacht in Gärten und Hinterhöfen rumzustehen, während die Anwohner DemonstrantInnen durch ihre Terrassentüren schleusen :-)))) Dass hilfloses Rumstehen nach Erreichen des gesetzten Zieles nicht befriedigend ist, ist doch wohl klar.

@ Kai: Finde ich gut, was du schreibst von in die Tiefe gehen und Strukturen schaffen. So ungefähr ist das auch mein Ansatz, und ich möchte da konkret werden. Es muss ja z.B. nicht sein, dass wir gegen Privilegien sind und dabei an ihnen festhalten oder für den Kommunismus und nicht mal bereit, untereinander zu teilen. Da könnten Strukturen und schöneres Leben auf eine auch individuell angenehme Art zusammenkommen. Allerdings habe ich ein Problem damit, dass bei so Ansätzen (Kommune z.B.) sehr vieles kollektiv entschieden wird, wo ich mir gar nicht reinquatschen lassen will. Als ich jünger war, hätte mir das nichts ausgemacht, aber der Freiheitsdrang steigt mit dem Alter... Was mit ein paar Leuten schon läuft, ist, bei völlig individualistischer Entscheidungsstruktur mit dem Geben und Nehmen immer selbstverständlicher umzugehen. Ich denke, es wäre gut, ein bisschen zu experimentieren, um herauszufinden, was wir uns unter einem schönen Leben eigentlich vorstellen und was uns daran hindert - oder wie wir es verwirklichen können.

Krieg ist wohl eines der massivsten Hindernisse für ein schönes Leben, und ich kann und will nicht sagen, wenn er nicht direkt über mir tobt, dann ist er nicht mein Problem. So, wie ich, wenn mein eigenes Leben bedroht ist, mein Ziel nicht darin sehe, einen besonders gelungen Kommentar dazu abzugeben, sondern darin, die Gefahr abzuwenden, möchte ich auch vorgehen, wenn es andere Leute betrifft, denn im Grunde macht das doch gar keinen Unterschied. Da, habe ich gemerkt, ist für viele der Knackpunkt, dass sie nur von ihren persönlichen Interessen ausgehen und jeden für verrückt erklären, der anders denkt. Das machen die Privilegierten natürlich nicht anders, und so lange wir schön bei diesem Denken bleiben, wird es immer wieder nur neue Kämpfe geben um Macht und Besitz. Nach der Revolution die neue Herrschaftsclique, die sich wiederum ihre Privilegien sichert - das wird so lange gehen, bis wir wirklich ein bisschen mehr in die Tiefe gehen.

Höhere Mächte und andere Hindernisse

TurnLeftSmashRight 12.02.2003 - 17:37
Also ich war am Samstag auch in München. Zunächst einmal fand ich es wirklich sehr schön, dass so eine große Anzahl an Menschen auf die Straße ging um gegen die NATO zu demonstrieren. Wie schon von anderen angemerkt, kam es in den bürgerlichen Medien aber leider meist so rüber, als ob sich die Demo nur gegen den Irakkrieg gerichtet hätte bzw. als ob diese Demo ein Teil der Ude-Demo gewesen wäre.
Was die Demo selbst angeht: Es war sehr schade, dass mensch so viel Bewegungsfreiraum hatte. Das mag sich jetzt vielleicht saublöd anhören, aber es war einfach so, dass die Dichte der Demo sehr gering war. Ich hätte mir einfach gewünscht, dass alle eng beieinander unter hintereinander laufen, so dass es einen riesigen Block ergibt. Ketten mögen dazu eine gute Möglichkeit sein, schränken dann meiner persönlichen Meinung nach allerdings doch wieder zu sehr ein. Es kann doch nicht so schwer sein auch ohne Ketten immer zu den Vorderreihen aufzuschließen und die Reihen auch horizontal gesehen aufzufüllen oder? Vielleicht wäre es dann auch mal möglich gewesen, dass tausende gleichzeitig "Hoch die internationale Solidarität" o.Ä. rufen. Das hätte ein schönes geschlossenes Bild gegeben. Außerdem ist formale Geschlossenheit natürlich auch ein Mittel, um keine Bullen in die Demo zu lassen. Ich hatte aber auch das Gefühl, dass sich viele DemoteilnehmerInnen einfach zu cool sind, um Parolen zu rufen. Schade, aber vermutlich wahr. Vielleicht hatten die meisten aber auch einfach keinen Bock. Ich finde es auf jeden Fall eindrucksvoll wenn eine große Masse gemeinsam Parolen ruft, die dann durch die ganze Stadt hallen. Außerdem wäre es durch solch eine Geschlossenheit vielleicht möglich gewesen, bis zum Bayrischen Hof vorzudringen. Mit 30.000 Leuten im Rücken kann mensch schon mal was starten. Die Cops können ja nicht 30.000 Leute einkesseln oder festnehmen. Nur hätten halt auch alle entschlossen sein müssen, und ob das alle waren, darf bezweifelt werden.
Die Gründe, warum am Ende von einem Großteil nicht zumindest mehr versucht wurde (Durchbruch etc.), liegen z.T. vielleicht wirklich an den äußeren Bedingungen, so banal es klingen mag. Wenn mensch seit 11 Stunden auf den Beinen ist, die Schuhe mit Wasser gefüllt sind, es einen friert wie die Sau, und mensch dann auch noch kucken muss, dass mensch den Zug noch rechtzeitigt bekommt, dann ist es schwer sich noch zu motivieren. Ich denke, wenn die Demo um 12 losgelaufen und schnell vorangegangen wäre, und es statt Minusgraden und Seen auf den Straßen Sonnenschein und Wärme gegeben hätte, wäre am Schluss auch noch mehr Energie vorhanden gewesen, um mehr aus der Situation zu machen.
Naja, alles in allem fand ich's ok, aber nicht mehr.

naturgesetze

träumer 12.02.2003 - 19:47
- Murphy's Gesetz:
Wenn irgendetwas schiefgehen kann, dann geht es schief.

- Scott's 1. Gesetz:
Egal was schiefgeht - man sieht es ihm zuerst nicht an.

- Scott's 2. Gesetz:
Wenn man einen Fehler gefunden und endlich korrigiert hat, stellt sich heraus, dass die erste Version richtig war.

- Scott's Folgerung:
Nachdem sich eine Korrektur ploetzlich als falsch herausstellte, ist es unmoeglich, den Originalzustand wiederherzustellen.

- Gesetz der angewandten Planung:
Auf dem Teil, auf das bei der Planung verzichtet wurde, basieren 75 % der Funktion.




(deswegen musst du damit leben, dass du nie das erreichst was du wolltest. ist naturgesetz.

dank an sammler!)

@heike

kai 12.02.2003 - 22:12
@mods:ich weiss, dass geht schon bischen richtung disku - löschts wenn ihr meint, das ist too much -ok?

heike, das wirst du doch mit den leuten in deinem projekt klären können, wieviel privatsphäre ihr da intern haben wollt - oder? ich verstehe nicht ganz, warum das zu einem problem werden kann. dass zusammenleben auch anstrengend ist, weiss ich auch. miteinander auszukommen, bekommen viele zu zweit nicht auf die reihe...

von meiner seite keine wirklichen vorwürfe. das einzige was ich nicht haben kann, ist verfolgen und spalten und leute verraten. der rest bleibt von mir anregung und einschätzung. lasst euch von niemanden sagen, wie euer ding aussehen soll, ist genau so gemeint - um auch auf das "vorschreiben" einzugehen - nicht von meiner seite!

Ist echt Diskussion

Maike 13.02.2003 - 14:18
@ Kai: Das ist kein geschlossenes Projekt (Wohnprojekt oder so), sondern ein loses Netzwerk, wo gegenseitige Hilfe und Verschenken mehr und mehr zunehmen. Das wächst einfach von unten, wenn du dich mal umschaust - was vielleicht damit zu tun hat, dass wir doch eigentlich schon in der Überflussgesellschaft leben und es einerseits nur noch drauf ankommt, das zu bemerken, und andererseits, den Reichtum so zu verteilen, dass nicht trotzdem an allen Ecken und Enden Mangel herrscht. Ist also "nur" eine kulturelle Entwicklung, keine politische Organisation oder sowas, aber ich hätte durch die Zähne gepfiffen, wenn ich das könnte, als mir das Zunehmen von Projekten wie z.B. freier Software u. dergleichen auffiel. Aber das ist wirklich ein ganz anderes Thema... Auch das mit Zusammenleben und so...

Beim Thema Vorschreiben frage ich mich immer, wozu wohl jeder Mensch einen ganz eigenen Kopf auf dem Hals sitzen hat. Klar, auch ´nen Mund zum Quasseln - aber Herrschaft ist sozusagen physiologischer Unfug ;-)))

Weitere Berichte und Auswertungen

... von unabhängigen Gruppen 15.02.2003 - 15:20
Hier gibt es Berichte, Bilder und Auswertungen von Menschen, die in München war anderes versucht haben als die Kanalisierung durch Demos, die von Bullen und Eliten im Zaum gehalten wurden. Einige dieser Gruppen wurden im Vorfeld schon ausgegrenzt, die bündnis- und staatsunabhängige Vorbereitungsinternetseite  http://nato.wikoop.de von allen Bündnis-Internetseiten ebenso zensiert wie die Stadtpläne mit Infos.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Bezugsgruppen?! — Mara