Stürmung des Convergence-Centers - 22 Personen in Gewahrsam genommen

7 09.02.2003 01:23 Themen: Militarismus Repression
Nach den polizeilichen Übergriffen auf das Convergence-Center (Tröpfelbad) kam es
zu Ingewahrsamnahmen.
Die Teilnehmer/innen der vorher absolut friedlichen Veranstaltung wurden nach ca. 1,5 stündigen Verhandlungen und den üblichen Provokationen beiderseits aufgefordert, die zunächst durch die Polizei abgeriegelten
Räume zu verlassen. Dabei gelang es einer Person mit einem Megaphon die Anwesenden zum Bleiben zu veranlassen, worauf das Megaphon unter Gewaltanwendung seitens der Polizei entrissen wurde.
Diejenigen, die der Aufforderung freiwillig folgten wurden nach Identitätsüberprüfung
aus dem Gebäude geführt und konnten das abgeriegelte Gelände verlassen. Der zuvor mit
ca. 200 Personen gefüllte Raum leerte sich bis auf ungefähr die Hälfte. Diese Anwesenden leisteten passiven Widerstand und folgten nicht der Aufforderung das Gebäude zu verlassen. Daraufhin wurde der Raum unter Anwendung von massiver Gewalt geräumt. Es wurden Kleidung und Gepäck durchsucht und die Personalien überprüft. Menschen ,die keine Vermerke in Akten haben und nicht aus den Einzugsgebieten Berlin, Göttingen oder Hamburg stammen, konnten den "Sicherheitsbereich" verlassen.
Im Gegensatz dazu wurden die anderen unter lautstarken "1-2-3 Leute frei"-Rufen etc. in die bereitstehenden Fahrzeuge verteilt und nach einiger Zeit in die Ettstr.gebracht.Allein die Tatsache aus einer der genannten Städten zu kommen reichte für die Freiheitsentzugsmaßnahme.
Nach der vorübergehenden Unterbringung in einer umgebauten Garage, deren Tür bei diesen Temperaturen geöffnet war, wurden die Personen einzeln zur erweiterten Identifikationsprüfung in das Polizeipräsidium geführt und auf mind. 3 Zellen verteilt. Auf Anfrage nach dem rechtlichen Hintergrund der Ingewahrsamnahme wurde "Teilnahme an Vorbereitungen zu Störaktionen der
32. Konferenz für Sicherheitspolitik" genannt. Konkrete Angaben zu den Vorwüfen wurden nicht gemacht, allerdings wurde der Hinweis gegeben, dass der Gewahrsam bis Sonntag 14.oo,also dem Ende der Konferenz, dauern würde. Den Gefangenen wurden Telefonate z.T. untersagt bzw. auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, ganz besonders, wenn der EA informiert werden sollte. Die Möglichkeit ein Telefonat zu führen wurde teilweise sogar so lange verschoben, bis dies vor der Anhörung durch den zuständigen Haftrichter nicht mehr möglich war.
Dieser begann gegen 16.oo alle der Festgehaltenen aus der Haftanstalt zu entlassen, da nicht davon auszugehen war,"(...)dass der/die Betroffene die ihm/ihr zur Last gelegten strafbaren Handlungen in allernächster Zeit begehen bzw. fortsetzen
werde. Eine Gewahrsamnahme ist daher nicht unerlässlich und auch nicht zur Durchsetzung einer Platzverweisung erforderlich.
(...)Die Entlassung des/der Betroffenen aus dem polizeilichen Gewahrsam war daher anzuordnen".

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Ergänzungen

Videos bei KanalB dazu

Icke 09.02.2003 - 01:54
 http://kanalB.de/spezial-muenchen2003/20030208-cc1.ram
Mit einem echt entlarvenden Interview: Da seien Leute von anderswo in München und die kämen doch nicht zum Murmelspielen nach München, behauptet ein Oberbulle im Interview.

Und die staatstragende Presse: Lügen und Verdrehungen oder gleich Unterdrücken von diesen Nachrichten.

Gut, daß es Indymedia gibt!

Nur ein paar Anekdoten von drinnen

-- 09.02.2003 - 02:29
Ich war ebenfalls im Convergence Centre, während dieses gestürmt wurde, um eine Razzia durchzuführen. Im Gegensatz zu vielen anderen, bin ich, sobald sich die Möglichkeit dazu bot, rausgegangen. Zunächst Respekt vor denen, die drinnen geblieben sind.
Um vielleicht einen kleinen Einblick in das Innere zu bekommen nur eine kleine Anekdote:
Dutzende Leute mussten auf Toilette, was ihnen jedoch teilweise verweigert wurde, woraufhin man sich anstellen musste, wobei die Schlange nicht vorwärts rutschte. Der Durchgang zu den Toiletten wurde einfach versperrt. Ab und zu durften Frauen die Toilette aufsuchen, während ihre männlichen Genossen/Gesinnungsfreunden dies verweigert wurde.

Die Not trieb min. einen dazu, sich, mitten auf dem Gang, mit Hilfe von leeren Bierflaschen zu erleichtern. Selbst, als er damit bewies, dass der Gang auf Toilette unvermeidlich war, ließ man ihn nicht gehen und lobte noch seine "Flexibilität". Ich kenn mich zwar nicht so aus mit dem ganzen GG-Zeug, doch scheint mir das doch in erheblichen Maße gegen den §1 (Würde des Menschen unantastbar und so) zu verstoßen.

Uns wurde mit Gewalt gedroht, sollten wir uns nicht kooperativ zeigen.

Die Bullen stürmten brutalen Mitteln das Zentrum, in welchem schlicht gefeiert wurde. Bier getrunken, viel mehr war nicht.

Wir waren vollkommen unvorbereitet, als jemand in den Raum stürmte und rief "Die Bullen sind drin", woraufhin sie ihn auch schon zur Seite warfen, um sich Platz zu machen.

Die Bullen trugen Knüppel und Pistolen mit sich.

Obwohl es hieß, es würden nur Personalien festgestellt, ließ man uns Ewigkeiten stehen, auch jene, die ihre Ausweise schon gezückt hatten, und um Kontrolle baten, um diesem inhumane Zustand zu entgehen.

Soviel dazu.

Freiheitsentzugsmaßnahme?

Neusprech 09.02.2003 - 14:27
Es wird ja immer niedlicher und bürokratischer, ich würde solche verschleiernden Begriffe nicht benutzen.

scheisse!!

Münchner 09.02.2003 - 16:13
Ich bin sogar freiwillig raus, und trotzdem haben sie mich in den Knast gesteckt...
Schweine!!!!

Zusammenfassung des EA zum Wochenende

10.02.2003 - 07:13
Staatliche Repression bei den Protesten gegen die NATO- Sicherheit

Erklärung des Ermittlungsausschusses zur Repression gegen die Proteste anlässlich der Münchner Sicherheitskonferenz am 7. und 8. Februar

 http://www.de.indymedia.org/2003/02/40950.shtml

Zusammenfassung des EA zum Wochenende

Ergänzung

Notdurft 11.02.2003 - 00:43
Die Leute wurden nicht auf die Klo's gelassen, nur die Frauen vereinzelt.
Stattdessen wurde in einem kleineren Raum eine Wanne aufgestellt, wo Jungens und Mädels Ihre Notdurft verrichten "durften", wobei immer einE PolizistIn zugesehen hat.