Rechte Schülerinitiative demonstriert in Demmin

Am Samstag, den 16. Nov. 2002 marschierte die rechte „Schülerinitiative für freie Meinungsbildung und -äußerung" durch die Straßen der Hansestadt Demmin. Das Motto hieß: Gegen Drogen, Gewalt und politische Verfolgung.

In Demmin, wie auch in anderen Städten sollen bereits Ausgaben der NPD-beeinflussten Schülerzeitung „Sprachrohr“ an Schulen aufgetaucht sein, um Ideologien zu verbreiten und neue Mitglieder zu gewinnen.

Der Marsch dauerte ca. 1 1/2 Stunden und führte vom Bahnhof durch die Innenstadt wieder zurück zum Bahnhof, in dessen Nähe auch die Abschlusskundgebung durchgeführt wurde. Sprecher war ein Vertreter der Schülerinitiative und Nazi Lutz Dessau, die sich in ihrer Rede über den (scheinbar eigenen) Bildungsnotstand beschwerten.
Die Truppe mit nicht mehr als 50 Teilnehmern reagierte auf Zwischenrufe entweder gar nicht oder mit geballter Faust und Drohgebärden - wie passend zum Motto!
Wie immer dabei: Maik Spiegelmacher von der NPD.
Die typischen Parolen wie „Linke Pädagogen, die Jugend wird belogen“, „Drogen und Gewalt, lässt die Sozis kalt“ lösten bei den wenigen anwesenden Einwohnern eher Antipathie und Kopfschütteln aus, stärkten jedoch besonders die rechten Demminer Kinder und Jugendlichen. Gipfel war die Parole „Irak! Irak! Hussain!“, womit sie sich ins eigene Fleisch schnitten und ihre „Seriosität“ endgültig verloren.

Fast noch peinlicher war die Gegendemonstration der AntifaschistInnen, die man an 10 Händen abzählen konnte, allein wegen der zu geringen Anzahl wurden Aktionen gegen die Nazis unmöglich, aber auch weil im Verhältnis zu viele Zivis unterwegs waren.
Wir waren einfach zu wenige – trotz massiver Werbeaktionen im ganzen Nordosten.

Meines Wissens gab es vier Festnahmen auf der linken Seite wegen angeblicher Vermummung – eine Kapuze reichte bereits aus, und eine Festnahme bei den Nazis wegen Tragens verfassungsfeindlicher Symbole.
Trotz eines entspannten Verhaltens unsererseits reagierte die Polizei aggressiv und erteilte scheinbar grundlos Platzverweise und Stadtverbote.

Im Vorfeld, wie auch am 9. Februar 02, wo die NPD marschierte, rief der Demminer Bürgermeister Ernst Wellmer (CDU) zum Ignorieren des Karnevalsumzugs auf, da es in Demmin ja keinen Nährboden für rechte Ideologien gibt – und das bei einer der höchsten Arbeitslosenraten im Land.
Auch Parteien, Gewerkschaften oder andere Organisationen hielten es nicht für nötig Widerstand zu organisieren oder wenigstens präsent zu sein – und die Bürger Demmins sowieso nicht.
Wieder einmal konnte der braune Mob ungestört eine norddeutsche Stadt durchwandern.