Indymedia: 'Affäre um linksextreme Website weitet sich aus'

Springer-Presse - Die Welt 14.09.2002 03:45 Themen: Indymedia Medien Repression
Normalerweise sollten keine Crosspostings - schon gar nicht aus bürgerlicher Presse bei Indy erscheinen - in diesem Falle geht es aber um Indy selbst.
Spästens seit dem VS-Skandal, der durch einen Indymedia-Text  http://www.indymedia.de/2002/08/28324.shtml ausgelöst wurde, dürften die Herren dort eine besondere Wut auf dieses Projekt haben.
Affäre um linksextreme Website weitet sich aus

Bundeszentrale für politische Bildung stellt Internetportal "indymedia.de" sogar in Jugendmagazin vor

Von Guido Heinen



Berlin - Die Affäre um die öffentliche Unterstützung des linksextremen Internetportals "indymedia.de" durch die Bundeszentrale für Politische Bildung (BpB) weitet sich aus. Gestern wurde bekannt, dass die BpB die umstrittene Homepage auch in der eigenen Jugendzeitschrift "fluter" darstellt. Zudem wird "indymedia.de" nicht nur vom Bundesinnenministerium, das der BpB vorsteht, als linksextremistisch eingestuft. Auch der Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalens verzeichnet das Internet-Portal in seinem aktuellen Bericht als Teil linksextremistischer Aktivitäten im Internet. Die WELT hatte gestern berichtet, dass "indymedia.de" ein Online-Award verliehen worden war, der auf Initiative der BpB ausgelobt wird. In der Jury war das Bundesinnenministerium durch Staatssekretärin Brigitte Zypries, die Bundeszentrale durch Präsident Thomas Krüger vertreten. Krüger hielt auch die Laudatio auf die Preisträger.

Wolfgang Bosbach, stellvertretender Chef der CDU/CSU-Fraktion, sagte der WELT: "Es ist unerträglich, dass der selbe Staat, der vor diesem Internetportal wegen des verfassungsfeindlichen Inhalts warnt, diesem Portal einen Internet-Preis verleihen lässt." Er forderte: "Diese Auszeichnung muss schleunigst wieder einkassiert werden." Auch im Kuratorium der Bundeszentrale wurde Kritik laut. Die Bundestagsabgeordnete Angelika Volquartz (CDU), stellvertretende Vorsitzendes des BpB-Kuratoriums, bezeichnete den Vorgang als "besonders brisant". "Dies ist ein beispielloser Vorfall in der Geschichte der politischen Bildung in Deutschland", sagte sie. Sie forderte von Krüger umgehende Aufklärung.

Unterdessen wurde bekannt, dass auch in der aktuellen September-Ausgabe der Jugendmagazins "fluter" der Bundeszentrale ausführlich über "indymedia.de" berichtet wird. Allerdings findet sich in dem Text kein Hinweis auf die verfassungsfeindlichen Bestrebungen der Netzseiten-Betreiber, wie sie von Verfassungsschutzämtern festgestellt werden. Statt dessen wird das Angebot nahezu ausschließlich im Sinne der "indymedia"-Selbstdarstellung präsentiert. So würden angeblich Inhalte nicht geduldet, die "menschenverachtenden Inhalt" hätten. Zwar wird auf antisemitische Vorkommnisse bei dem schweizerischen "indymedia"-Partner verwiesen. Die massive Werbung für gewaltbereite Autonome, linksextreme Gewalttäter und linksradikale Organisationen auf der deutschen Seite wird jedoch nicht thematisiert. Statt dessen wird "indymedia.de" als Medium bezeichnet, "in dem Unabhängigkeit von Verlagen oder Sendern tatsächlich möglich ist".

Auf der WWW-Seite "indymedia.de" betreiben linksextreme Gruppen einen regen Informationsaustausch. Tausende von elektronischen Nachrichten behandeln alle zentralen Themen des extremen linken Spektrums. In den Texten werden Institutionen und Organe des Staates immer wieder beschimpft. Besonders Verfassungsschutz, Generalbundesanwalt, Bundesgrenzschutz und Polizei werden als Vertreter des "repressiven" Staates und des "Kapitals" denunziert.

Die beiden "indymedia.de"-Mitarbeiter, die den Preis Ende August entgegennahmen, schreiben über die Veranstaltung: "Dass wir diesen Preis sogar von Herrn Krüger verliehen bekommen haben, dessen Organisation dem Innenministerium untersteht, ist für uns sogar etwas ganz besonderes und ungewöhnliches. Während ihrer Arbeit auf der Straße sind AktivistInnen, die für indymedia berichten, in besonderem Masse polizeilicher Repression ausgesetzt." Und sie erörtern offen, ob es gut gewesen sei, sich auf "einen solchen Diskurs mit der Macht einzulassen, um daraus eventuell taktische Vorteile zu schlagen, wenn es uns mal an den Kragen gehen sollte".
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

VS/NPD sauer

Zeitungsauslacher 14.09.2002 - 03:52
Zum einen ist klr, daß der VS (der sehr eng mit Springer zusammenarbeitet) bei der Hetze gegen Indy mit Verantwortung trägt und zum anderen scheinen sich auch die CDUler für die vielen Aktionen gegen die Veranstaltungen* (für die Indy ja nichts kann) "rächen" zu wollen. Interessant, daß aus einer VS-Affäre die von einem Indy-Bericht ausgelöst wurde nun eine Indy-Affäre, die von VS/Springer ausgelöst wurde gemacht wird.
Einige Formulierungen in diesem Springer-Text entlarvn sich selbst.

* wer weiss: vielleicht verlieren die deswegen die Wahl und sind stinkesauer?

Vielleicht mal nachdenken, Kids?

14.09.2002 - 11:19
Vielleicht sollten die Kids, die Indy nutzn um ihre Gewalt-is-geil-Texte zu schreiben mal nachdenken un sich überlegenb diese Texte hier nicht mal zu schreiben. Ser VS wartet nur auf die Gelegenheit...

14.09.2002 - 11:37
Als ob es den VS interessieren würde wer was tatsächlich geagt hat.... sogar die oberspießer "arbeit-muss-das-land-regieren" von der PDS sind im VS-Bericht.....

So einfach isses nicht

14.09.2002 - 11:41
Mag ja sein - aber zusätzlich Argumente und vor allem Fakten liefern? Man muss es denen ja machen.

Linke Gute Nacht!

Enttäuschte 14.09.2002 - 12:49
Soviel zum Thema staatlicher Antifaschismus... Fragt sich nur wer mittlerweile mehr mit dem System zusammen arbeitet. Die Faschos oder wir!?
Ach so, passend dazu: am 22. September bitte Schröder wählen!

schadenfroh 14.09.2002 - 12:56
Wenn auf diesen Seiten nicht so viel Scheisse stehen würde, hätte das ganze für indy auch eine Werbung sein können. Aber da die völkische Linke ständig gegen uns AntiDs hetzt und lieber spaltet, soll sie jetzt auch die Konsequenzen tragen. Für ein indy frei von Rassismus und deutschen Sonderwegen! Solidarität mit den USA und Israel!

Startseite

14.09.2002 - 13:01
Ich denke der Artikel ist ziemlich "interessant" und sollte auf die Startseite. Da kann sich dann auch jede/r Gedanken machen wie sie oder er sich in Zukunft hier verhalten wollen!

14.09.2002 - 13:44
Indy frei von Rassismus - heisst daß, daß die AntiDs nicht mehr posten wollen?

das hier ist so ähnlich...

patti 14.09.2002 - 14:21
...auch wenn die bremer keinen Preis gekriegt haben ;-)

antifa-hannover.de

jochen 14.09.2002 - 17:13
die seite der aah wir auch im VS- Bericht erwähnt. Sie erzeugen ein Konstrukt aller: Die  http://www.antifa-hannover.de/ Website sei der Nachfolger zu der eingestellten linksradikalen Zeitung RAZZ. Nun ja, die wissen nix...