Jurypreis für Wissenschaft, Bildung & Kultur: indymedia.de

Poldi 29.08.2002 03:10 Themen: Indymedia
--- crossposting zur Information ---

Seit 1999 existiert das weltweit agierende Netzwerk unabhängiger Medienzentren, seit 2001 ist indymedia auch in Deutschland/Berlin vertreten. Der Berliner Webauftritt Indymedia.de wurde von der Jury des poldi-Awards zur besten Online-Inititative im Bereich "Wissenschaft, Bildung und Kultur" gekürt.
Die Ziele
Der selbstgesetzte Auftrag von Indymedia zielt darauf ab, der Medienkonzentration entgegen zu treten und eine andere, eine Berichterstattung "von unten" zu ermöglichen. "Reclaim the media" ist eine der Forderungen der Organisation. Medienkonzerne würden "mit ihrer Definitionsmacht oft ein Bild der Realität konstruieren, das teilweise in krassem Gegensatz zu einer von vielen Menschen ganz anders erlebten Wirklichkeit steht", heißt es auf der Homepage. Ziel ist es, einen emanzipatorischen Umgang mit Informationen und Medien zu fördern. Das erste "Independent Media Center" wurde 1999 anlässlich des WTO Gipfels in Seattle gegründet. Seitdem sind weltweit über 70 unabhängige Medienzentren entstanden, oft im Rahmen großer Anti-Globalisierungsprotestaktionen.

Indymedia bündelt die Informationsarbeit unterschiedlicher Aktivistengruppen, und verwandelt Bürger von Medienkonsumenten zu Medienproduzenten. Dabei kommt Indymedia ohne Redaktion aus. Auch eine "offizielle" Struktur, wie beispielsweise ein regelmäßig besetztes Büro mit telefonisch erreichbaren Ansprechpartner, gibt es bei indymedia.de nicht - das Netzwerk organisiert sich selbst.

Das Organisationsprinzip
Wir funktioniert ein Netzwerk, das beinahe ohne Infrastruktur auskommt? Die Homepage gibt dazu weitreichend Auskunft. Durch das "Open Posting" Prinzip sei es prinzipiell jedem möglich, bei Indymedia zu publizieren. Der Text sei auf dem "public-posting" Sektor der Seite sofort verfügbar und würde, bevor er in eine der einzelnen Rubriken der Indymedia-Homepage eingeordnet wird, von einem Moderatorenkollektiv gelesen. Das Moderatorenkollektiv werde regelmäßig gewechselt, so dass auch hier kein Machtmonopol erwachsen soll. Die Kommunikation läuft über Mailinglisten zu den unterschiedlichsten Themen, wie zum Beispiel die Weiterentwicklung der Mission von Indymedia. Eine andere Liste organisiert die Übersetzung fremdsprachiger Texte. Es genüge einen Text mit dem Betreff "please translate language x language y" zu posten und ein Listenteilnehmer übernimmt dann unentgeltlich die Übersetzung. Die auf der Seite verwendete Software ist ein open-source Produkt und kann zur Wiederverwendung und Weiterentwicklung genutzt werden. Auch hierfür gibt es eine eigene Mailingliste.

Des einen Stärke, des anderen Herausforderung
Die Stärke von Indymedia liegt sicherlich in der dezentralen, sich selbst organisierenden Struktur, die dem Modell eines peer-to peer (P2P) Netzwerks entspricht. Für die Organisatoren des poldi-Awards entpuppte sich diese Stärke jedoch als große Herausforderung: keine Telefonnummer auf der Homepage, kein Ansprechpartner. Wen also zur Preisverleihung einladen, wem gratulieren? Auch nachdem Indymedia informiert war, gab es noch kein Aufatmen bei den Organisatoren, denn Indymedia blieb den basisdemokratischen Grundsätzen treu und musste erst zu einem Konsens darüber kommen, ob der Preis angenommen wird bzw. wer ihn für Indymedia entgegen nehmen sollte. Am Abend vor der Preisverleihung durfte sich dann auch das Award-Team zurücklehnen und sich auf ein Kennenlernen mit Vertretern von Indymedia freuen.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Gratuliere!

Dora 29.08.2002 - 03:28
Und das Geld wird in Neue Maschinen und Providerkosten investiert.

Da gibts kein Geld

Peter P. 29.08.2002 - 03:52
Ich hoffe die haben die Möglichkeit genutzt, mal ein paar klare Worte zu verlieren. Find ich übrigens ganz nett, daß Indy sogar von solchen Leuten gelobt wird.

Anerkennung

urmel 29.08.2002 - 12:08
seitdem imc.de ans netz gegangen ist,bin ich besser und umfassender über politische aktionen und diskussionen informiert. das konzept des open postings hat sich bewährt und den imc-aktivistinnen bin ich sehr dankbar für die investierte arbeit.
als besonders spannend habe ich die diskussionen über zensurierung und das selbstverständniss des imc-projekts wahrgenommen. die streitereien über israel, bush-kriege und die protestbewegungen, etc. ... sind innovativ für die meinungsbildung der leserinnen,auch wenn die manchmal auch etwas ins satirische abgleiten: es gibt noch eine welt ausserhalb von antiimp/antideutsch. wers nicht begreift,zahlt halt nen taler in die spendenbüchse zur förderung des freien journalismus.

meine anerkennung habt ihr auf jeden fall :))

Schliesse mich an!

mannheim-68erz 29.08.2002 - 12:53
Ich find Indy eine super Sache, trotz vielen unnötigen und teilweise schwachsinnigen Diskussionen. Und an dieser Stelle MUSS ich einfach dem Moderatios-Kollektiv meinen Respekt und meine Anerkennung aussprechen. Auch wenn ihr viel Kritik einstecken müsst, so macht ihr im Allgemeinen einen prima Job und haltet ein Projekt am laufen, das die Linke weltweit ein entscheidendes Stück weiter gebracht hat! Und den ganzen Fake- und Prvokations-Attacken aus Rechter und (linker?)Sekten- Ecke zu begegnen, ist bestimmt oft sehr anstrengend und frustrierend. ABER LASST EUCH NICHT ENTMUTIGEN - ihr seid klasse und das sehen die meisten genauso! Also:

KEEP ON ROCKING!!! :)

indymedia sind wir alle - usw

L 29.08.2002 - 16:32
danke für das viele lob ... tut immer gut sowas :)

an dieser stelle: falls das nicht eh bekannt ist: moderation ist ganz schön arbeit und ein undankbarer job. aber: es macht immerhin so viel "spass" dass die mods ganz schön viele sind und auch immer mehr werden tendenziell.
aber: 's sind immer noch zu wenig als dass es eine richtig angenehme arbeitsweise wäre ... also:

- stellenausschreibung - neue mods gesucht!
keine journalistischen vorkenntnisse nötig, technische erst recht gar nicht, aber die bereitschaft sich auf eine herausfordernde aufgabe und einzulassen und auch mal ein bisschen vor dem compi abzuhängen. wohnort und alles andere: egal. nicht so gut: übermäßiger dogmatismus in irgendeiner richtung ...
bei gleicher eignung werden sowieso immer alle eingestellt aber solche bevorzugt die sich für eine antisexistische / antirassistische quote gut machen.
unser junges team freut sich auf sie.
und das: ab: sofort !


... ach, und die verleihung von dem preis-teil war gestern abend, und von den leuten, die da waren und das ding entgegengenommen haben, kommt auch bald noch ein bericht glaub ich.