Techie: a gendered identity?
Ein workshop von d.sec auf dem Grenzcamp in Straßburg
Irgendwie schienen alle schon ein bisschen schlapp am Freitagabend. Wer sollte sich da einen gender workshop geben, dessen Titel „techie – a gendered identity“ ja nur auf totale Theorielastigkeit schließen lassen konnte. Außerdem lief zeitgleich noch ein Frauenworkshop und auch die „men against sexism“ hatten zu einem Treffen eingeladen. Ich hatte ein paar meiner Lieblingstechies angesprochen, die auch versprachen da zu sein und ionnek tat wohl das gleiche. Also rechneten wir damit mit fünf, sechs Freunden über unsere Erfahrungen mit Computern und Computerfreaks zu reden. Aber dann kamen sie in Massen.
Irgendwie schienen alle schon ein bisschen schlapp am Freitagabend. Wer sollte sich da einen gender workshop geben, dessen Titel „techie – a gendered identity“ ja nur auf totale Theorielastigkeit schließen lassen konnte. Außerdem lief zeitgleich noch ein Frauenworkshop und auch die „men against sexism“ hatten zu einem Treffen eingeladen. Ich hatte ein paar meiner Lieblingstechies angesprochen, die auch versprachen da zu sein und ionnek tat wohl das gleiche. Also rechneten wir damit mit fünf, sechs Freunden über unsere Erfahrungen mit Computern und Computerfreaks zu reden. Aber dann kamen sie in Massen.
Und vor allem: bestimmt zwei Drittel waren Typen. Naja, dachte ich, das sind bestimmt alles Leute, die sich durch das „techie“ im Titel angesprochen gefühlt haben. War aber nicht. Viele wollten einfach nur mal über gender reden. Eigentlich komisch, fand ich, schließlich gibt es doch alle naslang irgendwelche genderworkshops. Aber vielleicht sind die ja nicht offen für Männer. Die entsprechenden Freaks waren allerdings auch gekommen. Und so entspannen sich dann schnell zwei irgendwie lose verknüpfte Diskussionen. Die einen interessierten sich für Netzidentitäten und Cyborgs. Die anderen wollten wissen, wie sie mehr Frauen in die technische Arbeit in linken Gruppen einbinden können. Eine These war, dass man im Internet Geschlechtsidentitäten auflösen kann. Jemand erzählte von einem Chat, in dem es verboten ist nach Geschlecht, Alter oder Herkunft zu fragen. Er meinte, Frauen würden sich dort extrem wohl fühlen. Ich finde solche Experimente ja auch total spannend. In unserem tech-chat frage ich mich ja auch immer wie lange es wohl dauert bis die Typen merken, dass ich ne Frau bin. Andereseits glaube ich nicht, dass es irgendwas ändert. Ich meine, letztlich tuhe ich dort nichts anderes als möglichst lange so zu tun als sei ich nen Typ. Eine Geschlechtsidentität habe ich also trotzdem. Ich glaube, wir sind noch nicht in der Lage Menschen ohne Geschlechtsidentität zu denken. Allerdings ist es cool mal eine andere Identität auszuprobieren. Mit Identitäten zu spielen ist immer gut, so merkt man erst, dass es Rollen sind.
Viel wurde auch über das Verhältnis zum Computer diskutiert. Einige Frauen meinten, dass sie überhaupt keinen Bock haben den ganzen Tag hinter so einer Maschine zu sitzen. Ein Typ hat auch was über das Verhältnis zur Zeit erzählt. Das fand ich extrem spannend, aber irgendwie ging der Gedanke dann verloren. Ich denke ja auch, dass techies ein anderes Verhältnis zur Zeit haben. Wenn ein techie sagt, das dauert nur noch zehn Minuten, heißt das eine halbe Stunde und eine halbe Stunde dauert ziemlich exakt zwei Stunden.
Leider blieb die Diskussion sehr theoretisch, was vor allem diejenigen kritisiert haben, die lieber wissen wollten, wie sie ihren nächsten Frauen-Tech-Workshop besser aufbauen können. Was interessantes hat da vielleicht J. gesagt. Er gibt öfter Tech-workshops, manchmal mit einem Mann zusammen, manchmal mit einer Frau. Er meinte, wenn er das mit der Frau macht würden eigentlich immer mehr Frauen kommen, mit dem Mann zusammen wären es häufig nur Männer. Das würde die These unterstützen, dass Frauen sich an tech-Sachen nicht rantrauen, weil sie schon vermuten, dass sie dann nur mit Typen zu tun haben. Ich weiß aber nicht, ob das so einfach ist. R. hat mir hinterher auch erzählt, dass zu seinen Workshops auch manchmal mehr Frauen als Typen kommen, obwohl er ein Mann ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch mit dem Thema zusammen hängt.
Hinterher haben wir noch mit ein paar Leuten darüber diskutiert, was wir denn jetzt konkret ändern können: Das waren dann hauptsächlich Leute von indymedia. So richtige universale Lösungskonzepte haben wir da natürlich auch nicht gefunden. Trotzdem fanden wir alle das Gespräch total nett. Es ging hauptsächlich um Vermittlung von Wissen. Und ich glaube, wir konnten uns dafür sensibilisieren, dass viele Frauen sich Wissen über Computer anders aneignen wollen als Männer. Sie wollen, wissen wozu sie was lernen, und nicht irgendwie was lernen, nur um es zu können. Also konkret: Biete nicht einfach einen HTML-Workshop an, sondern erklär wie man HTML in der täglichen politischen Arbeit braucht.
Viel wurde auch über das Verhältnis zum Computer diskutiert. Einige Frauen meinten, dass sie überhaupt keinen Bock haben den ganzen Tag hinter so einer Maschine zu sitzen. Ein Typ hat auch was über das Verhältnis zur Zeit erzählt. Das fand ich extrem spannend, aber irgendwie ging der Gedanke dann verloren. Ich denke ja auch, dass techies ein anderes Verhältnis zur Zeit haben. Wenn ein techie sagt, das dauert nur noch zehn Minuten, heißt das eine halbe Stunde und eine halbe Stunde dauert ziemlich exakt zwei Stunden.
Leider blieb die Diskussion sehr theoretisch, was vor allem diejenigen kritisiert haben, die lieber wissen wollten, wie sie ihren nächsten Frauen-Tech-Workshop besser aufbauen können. Was interessantes hat da vielleicht J. gesagt. Er gibt öfter Tech-workshops, manchmal mit einem Mann zusammen, manchmal mit einer Frau. Er meinte, wenn er das mit der Frau macht würden eigentlich immer mehr Frauen kommen, mit dem Mann zusammen wären es häufig nur Männer. Das würde die These unterstützen, dass Frauen sich an tech-Sachen nicht rantrauen, weil sie schon vermuten, dass sie dann nur mit Typen zu tun haben. Ich weiß aber nicht, ob das so einfach ist. R. hat mir hinterher auch erzählt, dass zu seinen Workshops auch manchmal mehr Frauen als Typen kommen, obwohl er ein Mann ist. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch mit dem Thema zusammen hängt.
Hinterher haben wir noch mit ein paar Leuten darüber diskutiert, was wir denn jetzt konkret ändern können: Das waren dann hauptsächlich Leute von indymedia. So richtige universale Lösungskonzepte haben wir da natürlich auch nicht gefunden. Trotzdem fanden wir alle das Gespräch total nett. Es ging hauptsächlich um Vermittlung von Wissen. Und ich glaube, wir konnten uns dafür sensibilisieren, dass viele Frauen sich Wissen über Computer anders aneignen wollen als Männer. Sie wollen, wissen wozu sie was lernen, und nicht irgendwie was lernen, nur um es zu können. Also konkret: Biete nicht einfach einen HTML-Workshop an, sondern erklär wie man HTML in der täglichen politischen Arbeit braucht.
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(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)
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Ergänzungen
kleiner Nachtrag
zum kleinen nachtrag
sorry für das wichtig
typen waren auch nicht wirklich mehr da ...
anatomie & lernen
> Es ging hauptsächlich um Vermittlung von Wissen. Und ich glaube, wir konnten
> uns dafür sensibilisieren, dass viele Frauen sich Wissen über Computer anders
> aneignen wollen als Männer. Sie wollen, wissen wozu sie was lernen, und nicht
> irgendwie was lernen, nur um es zu können. Also konkret: Biete nicht einfach
> einen HTML-Workshop an, sondern erklär wie man HTML in der täglichen
> politischen Arbeit braucht.
Mmmmh ... sowas finde ich immer ein wenig problematisch. In dem Beitrag wird es
so dargestellt, als sei es ein Fakt, daß »Frauen« anders lernen als »Männer«.
Wo bleibt der Aufschrei?
Hier wird mal wieder eine Trennlinie entlang der Anatomie gezogen und es werden
aufgrund einer bestimmten Anatomie bestimmte Denkweisen bzw. bestimmte Arten zu
lernen unterstellt.
»Frauen lernen anders als Männer. Frauen interessieren sich nicht für reine
Theorie und sie lernen nicht um des Lernens willen. Sie interessieren sich viel
mehr für die praktischen, alltäglichen Dinge des Lebens. Denn Frauen sind ja
auch viel emotionaler.« Gelle?
Genug der Polemik. Teilt denn niemand meine Bedenken? Scheint es euch wirklich
so selbstverständlich, daß »Frauen« anders lernen? Ich bin erstaunt.
Zum Thema wie lernen Frauen
Erst waren wir vier, dann war das ganze Zelt voll. Workshop lief auf englisch, was drei französische Frauen nicht verstanden. Nach einer Weile ging unsere Übersetzerin. Keine der Englischkundigen konnte genug Französisch. Aber eine Französin konnte ein bisschen englisch. Die interessierte sich zwar nicht besonders für Computer, hotmail z.b. war ihr fremd, aber sie legte los. Liess sich jede Einzelheit über inbound und outbound, bits und bytes, LAN und Funk, pgp und memory genau erklären, und fasste auf frz zusammen. Was so ein Netzwerk wie das in Silicon Valley nebenan ist und wie es mit dem Internet zusammenhängt, wurde an Zuckerstückchen und Fäden demonstriert. Und zum Schluss hattens auch die Englischsprachigen kapiert.
Ist das wie Frauen lernen? Oder, wie jemand kommentierte: "so geht das nur mit Frauen?" Mir hat's Spass gemacht, nicht zuletzt deshalb, weil es definitiv ein Moment weiblicher Identitätsproduktion war. Weiblich, naja - eben alles von straight über queer bis butch, wuerd ich mal sagen. Für mich was ganz Neues - normalerweise treffe ich mich mit Frauen nicht zum Zweck kollektiver Technikaneignung. Also - tecc als Produktionsmaschine nicht nur für traditionell männliche Identitäten (meiner kann länger;-) und ebenso traditionell weibliche (hilfst Du mir blink blink) sondern vielleicht doch auch für ne Ladung Identitätscrossover oder genderbending?
Computer als Männermaschine