Darios Tod - Bilder und ein Bericht von Pagina 12

r.s. 29.06.2002 01:00 Themen: Repression Soziale Kämpfe
Diese Bilder zeigen, wie sie Dario erschossen haben und wie sie ihn nicht einmal dann in Ruhe lassen. Auch der Genosse Maximiliano, dem Dario helfen wollte, ist zu sehen. Zusätzlich ein wütender Bericht eines Journalisten, dem ein Richter schon vor der Repression sagte, es würde bei den Protesten scharf geschossen werden.


www.clarin.com hat eine Bildersequenz veröffentlicht, die den Tod Dario Santillans dokumentiert. Ich habe die Bilder aus Indymedia Italien, die Bildlegenden sind hier unten übersetzt. (wörtlich)

1. Die Flucht - Dario Santillan mit einem Stock, einem Pasamontana und einem Hut mit weisser Spitze flüchtet über die Avenida Mitre in Richtung Pavón, wöhrend des Beginns der Zusammenstösse auf dem Puente Pueyreddon.

2. Hilfe - Vier Häuserblöcke von der Gruppe entfernt, in der Halle des Zugbahnhofs von Avellaneda versucht Santillan dem toten Piquetero Maximiliano Kosteki zu helfen, zusammen mit anderen Demonstranten.

3. Der Kommissar - Mit auf ihn gerichteter Waffe tritt der Kommissar Franchiotti in Szene (rechts), mit anderen Beamten. Santellan schützt sich, überrascht von der Ankunft der Polizei.

4. Santellan steht auf, und bewegt sich Richtung Bahnhofsvorplatz,links vom Bild. Der Kommissar fährt damit fort, seine Waffe gegen die Demonstranten zu richten

5. Der Piquetero ist schon am Boden, getroffen. Neben seinem linken Bein kommt eine Kapsel (Patronenhülse)zum Vorschein, in der Art der Bleikugeln. Wenige Meter entfernt spricht der kommissar mit einer Kollegin.

6. Zwei Beamte, von denen einer wenige Sekunden zuvor mit dem Kommissar gesprochen hatte, heben den Piquetero auf. santellan hat seine rechte Hand auf dem Arm des anderen Polizisten.

7. In Schwierigkeiten bringen die Polizisten Santellan raus und bewegen sich Richtung Avenida Pavón, an Kosteki vorbei, der kurz zuvor gestorben war.

8. Neben dem Kiosk - Der Kommissar hat Santellan Richtung Pavón transportiert Er ist regungslos, (liegt) mit geschlossenen Augen auf einem Blutfleck hinter seinem Gürtel.

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Der Kommissar Alfredo Franchiotti und andere Polizisten sind vorläufig festgenommen worden, Zeugen haben gesehen, wie er Santellan hinterrücks angeschossen hat. Es wird gegen über 100 Polizisten ermittelt.

Die argentinische Zeitung Pagina 12 hat einen wütenden Artikel veröffentlicht, in dem es heisst, die Repression war von langer Hand geplant.

Übersetzung hier:

Das angekündigte Massaker

Autor des Artikels: Miguel Bonasso

Ein Richter der Nation hatte diesem Berichterstatter vor 72 Stunden angekündigt, dass "eine Gewaltsame Repression gegen die Piqueteros auf der Brücke Pueyreddon in Vorbereitung" war. "Augen auf," - hat der Richter gesagt, sie werden scharfe Munition einsetzen. Der Richter hat es vom Sicherheitspersonal erfahren, mit dem er aufgrund seiner Funktion in Kontakt war.
Der Berichterstatter, der zu euch spricht, hat diverse male versucht, den Piquetero Organisationen die Nachricht zukommen zu lassen, die heute gewaltsam reprimiert wurden, er weiss aber nicht, ob seine Botschaften an den Adressaten gelangt sind. Wenn ich sie nicht von den Kolumnen dieser Zeitung aus gewarnt habe, ist es weil ich nicht in der Lage gewesen bin, die Nachrichten vorab zu belegen und verhindern wollte, Autor Wiederverbreiter eines in den aktiven Thermoelektrischen Zentralen der Regierung produzierten Gerüchts zu werden. Jetzt, unglücklicherweise für die Toten, die Verletzten und die Verwandten, hat die Wirklichkeit auf tragische Weise die Vorabmeldungen bestätigt.
Die Interimsregierung Duhaldes hat schon ihre Toten, neue Opfer der Flucht des ökonomischen Darwinismus´.
Die Art, wie die mit den Einheiten der Gendarmerie, der Präfektur und der Policía Federal koordinierten Provinzialkräfte operiert haben beweist, das der Hinterhalt vorbereitet war und dass es keinen Exzess gegeben hat, ausser der widerspenstigen Einwilligung unserer Sicherheitskräfte zur Wiederholung der Prozeduren aus der Periode der Militärdiktatur. Und es ist eine nicht uneindeutige Botschaft der zentralen Macht. Wenn es nicht gewesen wäre, wie oben gesagt, wie hätten Kräfte der Föderalen 400 in das bonarensische [polizeiliche] Territorium eindringen können? Wie hätten sie, ohne richterlichen Beschluss, ein Lokal von Izquierda Unida angreifen können, in dem Militante einer Partei des parlamentarischen Zweigs der argentinischen Politik verletzt und verhaftet wurden? Wie hätte die Bonarense [die Polizei] das Krankenhaus Fiorito bestzen können, um einige Personen zu entführen? An wen diese Anklagen richten? An die Justiz der Provinz Buenos Aires? An wen kann dieser Berichterstatter die Klage richten, dass gestern Nachmittag zwei Polizisten gesehen wurden, wie sie aus dem Fiorito Krankenhaus herausgingen, blutgetränkte Kleidung abtransportierend, offensichtlich von den den Gefallenen der Repression?
Dass einmal mehr die beste Polizei der Welt (wie Duhalde sie vor Jahren definierte) das getan hat, was sie am besten kann und Beweise ihres begangenen Verbrechens weggebracht hat. Wem sollen wir diese Beweise vorlegen? Etwa dem Sicherheitssekretär Juan José Alvarez, der es gewohnt war, den Preis eines Menschenlebens mit einer Dose Tomaten aufzuwiegen? Etwa dem Herrn Gouverneur der grössten und ungerechtesten Provinz Argentiniens, einem Progressisten Namens Felipe Solá?
Es ist an uns zu schreien: "Sie muss ein Ende haben, sie wird ein Ende haben, diese Gewohnheit zu töten." Und an ihnen ist es, uns unser ganzes Leben lang zu durchlöchern, auf das Moneta, Rohm und andere Jungs die ein wenig Kleingeld entwendet haben straflos und in Freiheit bleiben können. "Ich werde mit Freude zurückkommen um zu unterschreiben" hat Carlos Ruckauf erklärt, in Anspielung auf den Erlass von Italo Luder, der die Vernichtung einer Generation anordnete. Sicher, er wird zurückkommen um für den Tod zweier argentinischer Jungen in Malvinas Beifall zu klatschen, der eine politische Klasse verstärkt hat, die kein Inneres hat ausser dem Geldbeutel. Und der lange, stille Genozid, der gegen die Ausgeschlossenen verübt wurde, durch Auftraggeber wie Menem, De La Rua oder Duhalde, die unerbittlich sind mit den Einfachen und vor den Mächtigen knien. Einmal mehr haben sich die Todesritter die Maske der Zenturionen der Demokratie abgestreift. Komme bloss kein umsichtiger Herr um uns zu sagen, dass die Piqueteros durch "Verrückte, Infiltrierte, Berseker" getötet wurden. Weil dies dem "irgendwohin werden sie gegangen sein", mit dem das Verschwinden von 30000 Argentiniern rechtfertigt wurde, gleich kommt. Komme bloss kein Kommissar um uns mit groben Erklärungen für das, was wir gesehen haben zu verschleiern. Dass kein tratschender Medienschleimer den faulen Topf verschliesse und für das Chaos Propaganda mache! Einmal mehr haben sie Volksdemonstranten getötet, die auf die Strasse gehen, um die Leiden herauszuschreien, die der Hunger, die Verzweiflung, die gestohlene Zukunft produzieren. Manchmal muss der Journalist dem Bürger den Vortritt lassen und sich animieren, einen Traum zu hissen: dieser Traum wird nicht verschwinden solange hunderttausende Landsleute friedlich auf die Strasse gehen werden, um "Basta!" rufend die Nueve zu besetzen. Die Demokratie ist kein Glücksspiel und auch kein Gangsterfilm. Sie sollen bei Seite gehen, und die Wahlurnen sprechen lassen. Oder die Nation wird hoffnungslos in einer neuen Tragödie untergehen.
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Ergänzungen

heftig

seven i.d. 29.06.2002 - 21:52
da können wir uns schon mal warm anziehen, wenns dann hier auch mal so abgehen wird.

Die haben noch mal die Kurve gekriegt!

Janina 30.06.2002 - 01:20
Der Worlcom Skandal hatte schon Schwarzer Freitag Qualitäten, aber die Spekulanten haben sich noch mal zusammen gerissen, aber was nicht ist kann ja heute von einem Tag auf den anderen kommen, und dann sollten die die aus den Börsen und Finanztempel Fenstern gesprungen sind, als Denkmal in Kunstharz gegossen werden, die Überlebenden aus den Börsen und Finanztempeln gezerrt werden, und Lebenslänglich im Kitchen verschwinden, sowie die Börsen geschlossen werden, Banken Verstaatlicht, und Spekulationen und Glücksspiel Jeglicher Art zum Verbrechen mit der Schwere von Mord Vergleichbar mit Strafe belegt werden.

nein,

dr no 04.07.2002 - 02:12
lasst sie leben. gebt ihnen ein fieses stück erde irgendwo im nirgendwo, umzäunt und überwacht wenns muss, und lasst sie ohnmächtig zusehen, wie wir es besser machen.
lasst die, die im fanatismus ihres heiligen kreuzzugs für das GUTE gefangen sind, erkennen, dass sie in wahrheit das herz der finsternis waren
serves em right ;-P

es geht

brummbär 08.05.2003 - 20:30
es geht hier genauso ab.
das problem hier ist, dass sich die leute alles gefallen lassen.
wenn die in argentinien nicht auf die strasse, gingen sondern, das ebenfalls als normal empfänden...

nichts neues, dass auch in deutschland leute aus dem wiederstand erschossen werden, auch grundlos, auch hingerichtet. der unterschied ist, dass die leute in argentinien nicht so fette bäuche haben, und eben ein paar mehr auf die strasse bringen. es ist hoffentlich auch bekannt dass die deutsche polizei aks experten in sachen terrorismus gelten und überall auf der welt ihre kollegen ausbilden. es ist nichts besonderes, dass deutsche polizisten in der türkei leute foltern. es ist nichts neues dass bei abschiebungen immer wieder leute umgebracht werden, wo es keinen und gar keine ausrede gibt. es ist überhaupt kein geheimnis, dass deutschland rücknameverträge mit anderen ländern bezüglich asylbewerber hat, dafür auch geld zahlt und die länder technich bei der bekämpfung von kriminalität und terrorismus unterstützt(sprich deutsche polizisten zeigen dann den kolegen wie die leute am besten gefoltert und umgebracht werden). also kein lobgehudel auf deutschland bitte! lieber ein lobgehudel auf die menschen in argentinien und vielleich ein bischen respekt. vielleicht auch ein bischen mehr solidarität und vielleicht nimmt sich ja die eine oder andre mal ein herz und ein beispiel an den leuten.