argentinien: 4 punkte-plan von weltbank und IWF

b (übersetzung) 21.04.2002 01:51 Themen: Globalisierung Soziale Kämpfe
der lokalaugenschein des IWF in argentinien ist beendet.
"die regierung und der IWF haben ein abkommen unterzeichnet das beinhaltet dass
die ausgaben in den provinzen auf 60% reduziert werden. das defizit darf 2
milliarden pesos nicht überschreiten. diese summe würde der fond auf den tisch legen,
unter der bedingung, daß die sparmaßnahmen eingehalten werden und daß die provinzen aufhören, bons auszugeben." (aus pagina12, 18.04.02)

der nun folgende artikel von grag palast hilft diese notiz in einen grösseren kontext
einzuordnen und richtig zu verstehen.
titel: ende des kapitalismus: die blutsauger entfernen

"Joseph Stiglitz war chefökonom der weltbank. larry summer, schatzmeister der usa hat seine exkommunikation angeordnet, als stiglitz 1999 das erste mal leise kritik an der globalisierung wie sie von der weltbank betrieben wurde, anklingen liess.
ich habe stiglitz im april 2001 in cambridge, london und washington DC. interviewed.
dank einer quelle, die ich nicht nennen kann (es war nicht stiglitz) bin ich in den
besitz eines geheimen dokumentes gelangt. eine akte, auf der "vertraulich" und "nicht
ohne einverständnis der weltbank zu veröffentlichen" steht. stiglitz hat uns geholfen
das bürokrtatische idiom, in dem es verfasst ist, zu übersetzen. es handelt von
strategien um nationen zu helfen.

für jede arme nation gibt es eine strategie, sagt die weltbank, der eine untersuchung
der landes vorausgeht.
ohne zweifel, so stiglitz, bestehen die untersuchungen in genauen inspektionen der
fünfsterne-hotels des jeweiligen landes. die untersuchung wird durch ein treffen
zwischen den weltbankangestellten und einem farblosen minister, dem sie ein bereits
vorher verfasstes "abkommen zum wiederaufbau" aushändigen, abgeschlossen. der minister
unterschreibt "freiwillig".
jedes land kriegt , so stiglitz, den selben plan verpaßt. es ist ein 4 punkte plan.

schritt 1 ist die privatisierung.
statt sich gegen den verkauf der nationalen industrien zu wehren, sagt er, hätten die
staatsführer, die die forderungen des weltbank verwendet hätten, um die lokalen kritiker
zum schweigen zu bringen, fröhlich die lokalen wasser und elektrizitätswerke liquidiert.
'man konnte sehen, wie sich ihre augen weiteten' angesichts einer provision von 10%, die
auf schweizer konten eingezahlt wurde, für die einfache leistung, den preis für nationale
güter um einige milliarden zu kürzen.

die regierung der USA war über diese praxis informiert, sagt stiglitz, zumindest im fall
von rußland, der größten privatisierung von allen, 1995.

Stiglitz ist kein wahnsinniger der von schwarzen unmarkierten helikopter faselt. er war
mitglied im kabinett von bill clinton und chef der präsidentschaftsberater abteilung wirtschaft.
was stigliz krank macht, ist daß die russischen oligarchen, unterstützt durch die USA,
die industriegüter des landes kürzten mit dem effekt, daß das korruptionsschema die nationale
produktion um die hälfte verringerte, was eine hungersnot auslöste.

nach der privatisierug, sieht der schritt 2 des planes die liberalisierung des kapitalmarktes vor.
in der theorie erlaubt die deregulierung des kapitalmarktes, daß das kapital kommt und geht.
manchmal leider geht es aber nur und kommt nicht, wie in brasilien und indonesien geschehen.
stiglitz nennt das den zyklus des "heissen geldes". bargeld kommt rein durch spekulation auf
die einheimische währung und ...güter (benes raices?) und verschwindet beim geringsten problem.
die reserven einer nation können so in tagen oder stunden wegschmelzen. wenn das geschieht,
dann fordert der IWF zinsraten von 30, 50, oder 80%, damit die spekulierenden überrerdet
werden können, ihr geld im land zu belassen.

(para seducir a los especuladores a que regresen los propios fondos capitales de la nación)

"das resultat war vorhersehbar", sagt Stiglitz über die seebeben des heißen geldes in asien und
lateinamerika. hohe zinsraten zerstören den wert des eigentums und zerstören die industrielle
produktion und leeren die nationalen schatztruhen.
in dieser etappe schubst der IWF die betreffende nation zum schritt 4
niedrige weltmarktpreise, das ist eine kunstvolle umschreibung dafür, daß die preise für
lebensmittel wasser und gas erhöht werden.
verhersehbar ist das von schritt drei einhalb aus: das was stiglitz IWF-Unruhen nennt.
diese iwf unruhen sind schmerzhaft voraussagbar: wenn ein land "in ungnade gefallen" ist,
kommt der IWF und presst die bis zum letzten blutstropfen aus.
er erhöht die temperatur so lange, bis der topf explodiert. " wie als der IWF die beihilfen
für essen und benzin für die armen indonesiens streicht. indonesien platze vor unruhen.

es gibt aber auch andere beispiele. die unruhen in bolivien wegen den preisen für wasserletztes
jahr, und diesen februar die unruhen in equador wegen der von der weltbank angeordneten preise
für gas. man gewinnt den eindruck als seinen die unruhen, auch ein teil des plans.

und tatsächlich ist es so:

was stiglitz nicht wußte, war daß während wir in den USA waren, BBC und der Observer
verschiedene dokumente erhielten mit der aufschrift "geheim", "vertraulich". wir sahen uns
eines an:

die interim-strategie für equador:
darin formuliert die weltbak mit kalter präzision, daß man abwartet, daß die eigenen
programme den funken für das ausbrechen von sozialen unruhen gibt.
das ist nicht überraschend:

der geheime bericht besagt, daß das vorhaben, den us dollar in equador als nationale währung
einzuführen, 51% der bevölkerung unter die armutsgrenze gestossen hat.
der "Hilfsplan" der weltbank ruft einfach dazu auf, den zivilen protesten und dem leiden mit
politischer unnachgibigkeit und weiterhin hohen preisen zu begegnen.

die IWF-Unruhen (ich meine damit passive proteste, die mit tränengas und knüppeln aufgelöst
werden) lösen ´neuerdings kapitalflucht aus, ferner bankrotte regierungen. ohne zweifel hat
dieses wirtschaftsdebakel eine positive seite- für die ausländischen konzerne, die sich die
übriggebliebenen güter aneignen können, zum beispiel bergbau- oder hafenlizenzen zu
schleuderpreisen.
stiglitz betont, daß der IWF und die weltbank sich nicht total liebhaben, so daß sie kein herz
für die marktwirtschaft haben. zur gleichen zeit, als der IWF die beihilfen zum kauf von
lebensmittels strich, waren eingriffe in den markt willkommen, um die banken auszulösen.
der IWF schaffte es mit schweiß und tränen, zehntausende von millionen von dollars aufzutreiben
um die indonesischen Finanzkapitalisten zu retten und die US amerikanischen und europäischen
banken, bei denen man sich geld geliehen hatte.

ein muster wird sichtbar. es gibt viele verlierer in diesem system, jedoch klarerweise einen
einzigen gewinner: die westlichen banken und die schatzkammer der USA, die gutes geld an
dieser neuen turbine des internationalen kapitals verdienen.

stiglitz erzählte mir von einer unglücklichen sitzung, es war am anfang seiner zeit bei der
weltbank, mit dem damals neuen präsidenten von äthiopien, der in den ersten demokratischen
wahlen dieses landes gewählt worden war. die weltbank und der IWF befahlen äthiopien, die
hilfsgelderin einem sparkonto bei dem us amerikanischen staatsschatz einzulegen, der
lächerliche 4%b zinsen zahlen würde, während das land um kredite bat auf die es 12% zahlte,
um die bervölkerung ernähren zu können. der neue präsident bat stiglitz, das geld für den
wiederaufnau des landes verwenden zu dürfen, aber das wurde ihm verweigert. der gewinn musste
sofort in den safe des US amerikanischen staatsschatzes fliessen!

so kommen wir zu schritt 4:
das was der IWF und die weltbank die strategie der armutsverringerung nennen: den freihandel.
das bedeutet der freie handel, wie er in den regeln der Welthandeslorganisation festgelegt ist.
stiglitz vergleicht diesen freien handel im stil der WHO mit den opiumkriegen. diese waren
ebenfalls mit der öffnung des marktes verknüpft. wie im 19.jh. brechen die europäer und US-amerikaner heute die handelsschranken an asien lateinamerika und arfrika auf
und errichten ihrerseits barrieren auf, um die eihgenen märkte vor den landwirtschaftlichen produkten der
dritten welt zu schützen.

in den opiumkriegen verwendete der westen militärischen blockaden, um die öffnung der
handelsbarrieren zu erzwingen. heutzutage kann die weltbank eine finanzielle blockade
anordnen die gleich wirksam und manchmal gleich tödlich ist.
stiglitz ist besonders besorgt über das TRIPS abkommen zum schutz geistigen eigentums
der WHO.

hier hat die neue weltordnung menschen zum tode verurteilt, um unmögliche preise für
markenprodukte der pharmaindustrie durchzusetzen. die interessiert es nicht ob die
leute leben oder sterben.

übrigns man soll sich nicht über die mischung von IWF, Weltbank und WHO wundern. das
sind austauschbare masken eines einzigen regierungssystems.

einen kredit der weltbank für eine schule anzunehmen, bedeutet alle bedingungen der
weltbank und des IWF anzuerkennen. im durchnitt 111 pro nation. in der tat verlangt der
IWF von den ländern eine schlimmere handelspolitik als die WHO.

die größte sorge stiglitz` ist es daß die pläne der weltbank die im geheimen entworfen und
beschlossen werden, und von einer absolutistischen ideologie durchgesetz werden, nie einem
diskussionsprozess unterzogen werden.
die "programme zur bekämpfung der armut" sabotieren die demokratie. und darüberhinaus
funktionieren sie nicht.

die produktivität von schwarzafrika ist unter der strukturellen anleitung des IWF den bach
runtergegangen!
ist irgendeine nation diesem schiksal entkommen? ja, sagt stiglitz: botswana. der trick?
sie haben dem IWF gesagt er solle sein aktentäschchen packen und verschwinden.

also professor: wie hilft man entwicklungsländern?
stiglitz schlägt radukale bodenreformen vor, ein ansatz der das herz des landbesitztums
trifft, die halsabschneiderischen gewinne der weltweiten oligarchie der weltweite, die
typischerweise 50% der landwirtschaftlichen einnahmen absahnen.

da sie der höchste beamte der weltbank waren, warum wurde dieser vorschlag nicht umgesetzt?
wenn jemand die besitzverhälnisse an grund und boden anrührt, führt er änderungen in der macht
der eliten hervor.das steht nicht an erster stelle auf der wunschliste der weltbank. natürlich
nicht.

aus den gesprächen mit dem professor ergab sich für mich, daß die lösung des armitsproblems
ganz
einfach ist: man entfernt einfach die blutsauger.


 http://www.gregpalast.com/detail.cfm?artid=107&row=1
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Ergänzungen

Danke für diese Übersetzung!

Me 21.04.2002 - 02:03
Ziemlich interessant zu erfahren, wie weit sich die Leute damit beschäftigen und was alles hinter dieser Krise steckt. Wildcat hat ein sehr interessantes Heft dazu veröffentlicht.

In den bürgerlichen Medien taucht diese beunruhigende Meldung auf:

Buenos Aires (Reuters) - In Argentinien bleiben ab Montag die Banken auf
unbestimmte Zeit geschlossen. "Die Bank hat entschieden, ab dem Handelsende
des 19. April (Freitag) Bank- und Devisenhandelsfeiertage auszurufen", teilte die
argentinische Zentralbank in der Nacht zum Samstag mit.

Damit sollten weitere unkontrollierte Bargeldabhebungen verhindert werden, hatte
es zuvor aus Zentralbankkreisen geheißen. Die Bankfeiertage sollen den Kreisen
zufolge solange dauern, bis das Parlament ein Gesetz verabschiedet, das den
Großteil der Spareinlagen in zehnjährige Staatsanleihen umwandelt. Damit wäre der
Zugriff der Sparer auf ihr Geld für lange Zeit stark eingeschränkt.

Hintergrund der Maßnahme sind mehrere Gerichtsurteile, in denen die von der Regierung beschlossenen
Beschränkungen bei Bargeldabhebungen aufgehoben wurden.

Am Freitag hatte die argentinische Zentralbank bereits die Scotiabank Quilmes wegen
Liquiditätsschwierigkeiten vorläufig geschlossen. Scotiabank ist die argentinische Tochter der
kanadischen Bank of Nova Scotia.

MENSCHENSCHLANGEN VOR DEN BANKEN

Hunderte Menschen standen vor der Hauptfiliale der
Scotiabank in Buenos Aires, um ihre Gehälter abzuheben - eine der wenigen
Transaktionen, die der Bank noch erlaubt sind.

"Ich habe noch 12 Peso (etwa 4,22 Euro), die bis Ende des Monats reichen müssen",
sagte der 28-jährige Telefon-Arbeiter Maximiliano Lopez, während er vor der Scotiabank
wartete. "Ich werde heute wohl nicht viel zu essen haben, weil das bisschen Geld nicht
weit reicht." Wenig später schlossen auch andere Banken in der Hauptstadt und stellten
Wächter vor ihre Eingänge.

Bei der Tagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Wochenende in
Washington will der argentinische Wirtschaftsminister Jorge Remes Lenicov nach
Regierungsangaben über neue Finanzhilfen in Höhe von neun Milliarden Dollar
verhandeln. Die Kreditgeber erwägen IWF-Kreisen zufolge allerdings nur eine Unterstützung von rund fünf Milliarden Dollar für die
Umschuldung demnächst fälliger IWF-Darlehen.

Der Vorsitzende der Finanzminister der Euro-Gruppe (Ecofin), Rodrigo Rato, hält den Abschluss einer Vereinbarung zwischen IWF und
Argentinien für möglich. Derzeit gehe es darum, letzte Details zu klären, erklärte Rato.

Seit vier Jahren steckt das lateinamerikanische Land in der Rezession. Argentinien hatte im Dezember 2001 den Schuldendienst auf
einen Teil seiner Verbindlichkeiten von insgesamt 141 Milliarden Dollar eingestellt.



Schade dass ich nicht

21.04.2002 - 04:55
Schade dass ich nicht in Washington wohne. Nach diesem Artikel hätte ich nämlich nochmal richtig Lust gegen diese Schweine ordentlich zu demonstrieren.

Was mich interessieren würde

Interessierter 21.04.2002 - 14:12
Wenn wirklich soziale Unruhen mit einkalkuliert werden - haben die irgendwelche Pläne diese wieder einzudämmen? Oder ist denen egal, was in Argentinien passieren könnte oder sind sie sich sicher, daß unmöglich in einem Land eine gerechtere Geseelschaft entstehen kann?

@interessierter

b 22.04.2002 - 17:28
in argentinien gibt das phänomen hunger erst seit 4, 5 jahren, seit menem, der alle staatsbetriebe privatisiert hat.
heute sterben in argentinien jeden tag 100 kinder, u.a. weil in der schule kein essen mehr ausgeteilt wird, weil seit der IWF das sagen hat, im bildungsbereich gespart wird.

die frage ob die nichts unternehmen um die unruhen wieder einzudämmen geht also von der falschen annamhe aus, es gehe bei der arbeit der finanzinstitutionen um das wohl der menschen.

@ b

auch interessiert 12.09.2002 - 17:58
bin zwar nicht interessierter (s.o.), aber mißverstanden hast du ihn trotzdem: daß es nicht um das wohl der bevälkerung geht, ist ih (und mir) durchaus auch klar, ist ja reichlich offensichtlich. frage: wenn ernste unruhen, sprich ein kleinerer bürgerkrieg, ausbrichten, wer weiß, was das für folgen hat? wer sagt, daß nicht vielleicht neue strukturen von seiten des volkes aufgebaut werden? also ansätze einer kleinen revolution im klartext...muß doch pläne geben, sowas zu vermeiden...

tzt 04.10.2002 - 15:17
Schliesse mich den Danksagungen an. Gibt es den 4 Punkteplan auch wörtlich übersetzt? kann mir jemand einen link für gute und klare geschichtliche entwicklung des Landes geben?

the WHO?

Metropolis 09.01.2003 - 18:22
Warum wurde eigentlich OMC (Organización Mundial del Comercio) mit WHO (World Health Organization) statt mit WTO (World Trade Organization)übersetzt?

WHO

jemand 28.07.2003 - 12:32
Es wurde wohl als Welt-Handels-Organisation übersetzt