Montagsdemo: Neurosenmontag in München

Offensichtlich hatten sich die Staatsschützer am trubelvollen Marienplatz schon auf die Terrorabwehr
gegen uns eingerichtet, denn sie waren auf der Suche nach dem Ankündiger dieser Aktion
siehe:  http://de.indymedia.org/2006/02/139844.shtml,

von dem sie nur den Vornamen wussten.
Und dessen Sarkasmus nicht verstanden.
Offensichtlich dachten sie, wir wollten zum Münchner Opernball.

Zuvor waren bereits vier von uns in die weissen Overalls gesprungen und hatten uns mit kleinen
karnevalstauglichen Postern und Aufklebern garniert (z.B. "Stallpflicht für Harz IV -Hennen" nebst
dem Bundesadler mit Merkel-Kopf sowie "Ich bin 1 -Euro-Fighter").
Damit wollten wir zeigen, dass wir nicht konzeptlos einer möglichen Pandemie durch die (soziale)
Vogelgrippe gegenüberstehen und vor allem, dass wir auch über uns selber und mit anderen lachen können.
Unser erster Anlauf zur Volksbelustigung wurde von Mitläufern und Passanten geknipst und
wird heute der Presse überstellt, um zu zeigen, dass wir eben nicht nur verhartzte Langweiler sind.
Sondern auch ohne echten Grund feiern können.


Bis hierher war der erstrebte Wellness-Faktor noch ausgezeichnet und wir waren eins mit den Narren.
Sogar mehrere spontane Nachfragen aus der Bevölkerung nach unseren Overalls konnten befriedigt werden
und wir freuten uns über diesen Zuwachs.

Als wir um 16:30 Uhr zurück am Marienplatz und ein paar Overallträger mehr waren, beschlossen wir, das
Bad in der Menge zu suchen (aus den Regelsätzen ist eine gefüllte heisse Badewanne ja kaum noch
anzusparen). Trotz der zuvor genannten Anfrage der Staatshüter wurden wir von den Grünen sogar
freundlich gegrüsst und so hielten wir die polizeiliche Nachfrage für das was es ist: einen Witz.
Nach fast einer Stunde Taumel&Tanz in der Fußgängerzone (Danke an www.sambasoleluna.de auf der Stachus-
Bühne, die uns gut eingeheizt haben), mussten wir feststellen, dass die Vogelgrippe trotz unserer
Bemühungen offensichtlich nun auch in Bayern eingetroffen und auf Menschen übertragbar ist.
Eine Kohorte Polizisten machte uns Verduzten klar, warum es in München nicht "Karneval" sondern "Fasching"
heisst, was sich durch den Wortstamm erklärt.

Aufgehalten, zum Verbleiben und Personalausweisherausgabe gezwungen. Keine Erläuterung wer und warum
der hier ermittelt. Unfreundliche Kommentare seitens eines Polizisten ("Wenn Sie Ihren Pass jetzt nicht
gleich rausrücken, werd ich richtig narrisch","Verarschen kann ich mich selber" als Antwort auf unsere
Feststellung, dass wir hier bitte Fasching feiern möchten). Erst auf energische Rückfrage einiger
erkennungsdienstlich Behandelter erfuhren wir, dass uns eine unerlaubte Versammlung mit politischem
Inhalt vorgeworfen wird. Und dass unser Schriftzug "Montagsdemo München" dies ja beweise.
Der Schriftzug "Karnevalswehrsportgruppe Odin" wäre aber sicherlich o.k. gewesen...
Werden wir nächstes Jahr von der Bundeswehr "aufgebracht" ?

Fassungslosigkeit und die Vermutung unsererseits, dass nun noch ganz eilig der Kölner Karneval wegen
teilweise politischen Themen verboten werden müsste. Keine weiteren Erläuterungen der Staatsknechte
(von denen 90% hilflos und tapsig herumwippten).

Tätää, und wir konnten weiterziehen. Wurden zwar noch öfter argwöhnisch von Polizisten beäugt, auch
als wir um 18:00 Uhr am Marienplatz noch mehr Zulauf hatten, aber keiner entblödete sich, uns nochmals
zu filzen. Der vorzeitige Kehraus aus Münchens guter Stube blieb also noch aus, aber dieses
muffig-schwärige Gefühl, als Hartz-IV-Alien auch an Fasching aus der Gesellschaft rausgedrängt zu
werden, paart sich mit dem Hohn, den wir diesen spiessbürgerlichen Bütteln entgegenbringen.

Wir sind gespannt, ob ein Staatsanwalt angesichts dieser lex bavaria der Münchener Polizei den
Orden wider den tierischen Unernst verleiht?
Es versteht sich, dass wir (die wir uns keines Verbrechens zeihen) über diese Störung unserer Faschingsruhe
sauer sind. Wir wollten Fasching und kriegten wieder Repression. Und Strafanzeigen möglicherweise ?!
Mit solchen staatlichen Peinlichkeiten hätten wir nicht gerechnet und wünschen denen eine bleibende Schamesröte.

Dagegen werden wir doch lieber wieder vor Zorn rot und hoffen, dass wir demnächst auf der
Montagsdemo nicht verhaftet werden, weil wir dann gegen ein Faschingsgesetz verstossen.
Konsequent wär´s ja.
Tätää.