Medienmanipulation in der Meinungsbildung

Über „inszenierte Berichterstattungsanlässe wie Pressekonferenzen, sogenannte Hintergrundgespräche oder auch über subtile Formen der Presselenkung“ läuft das Spiel zwischen Presse und Politik schon seit Jahrzehnten ab; bereits 1991 schrieb der Tübinger Medienwissenschaftler Professor Hans-Jürgen Bucher in seiner Forschungsarbeit „Mediensprache“ über diesen Umstand. (https://www.uni-trier.de/fileadmin/fb2/prof/MED/POM/Mediensprache_Bucher...)

 

Das Thema Medienmanipulation ist, so scheint es, breiteren Teilen der Bevölkerung wieder wichtig geworden, spätestens durch Abhörskandale und Interventionen von kapitalistischen Global-Playern. Doch wie ist „Medium“ definiert? Mit dem Begriff ist ein vermittelndes Element gemeint. Wörtlich übersetzt bedeutet Medium „Mitte“ oder „das Mittlere“. 

 

Seit einer Generation gebraucht man das Wort Medium in der Pluralform „Medien“ und meint alle möglichen Kommunikationsmittel. Ursprünglich hatte der Begriff eine andere Bedeutung: Der griechische Philosoph Aristoteles nahm ihn für den Bereich der Physik auf. Immer jedoch wird Medium in den Zusammenhang mit der Kommunikation gestellt. (https://www.seo-analyse.com/seo-lexikon/m/medien/)

 

Wo Kommunikation auf Zuhörer trifft, entsteht, wie wir seit Luhmanns sozialogischer Systemtheorie wissen, eine Operation, die soziale Systeme erzeugt und erhält. Kommunikation ist bei Luhmann eine Einheit aus den Selektionen Information, Mitteilung und Verstehen. Evolutionär gesehen ist für Luhmann das Zustandekommen von Kommunikation unwahrscheinlich. Die Unwahrscheinlichkeit der Kommunikation entsteht durch eine doppelte Kontingenz.

 

Die Unwahrscheinlichkeit des Entstehens der „Operation Kommunikation“ bezieht sich auf: Verstehen – Erreichen des Adressaten – Erfolg.  Hier schließt sich der Kreis, denn die Gesellschaft hat Einrichtungen geschaffen, um die Unwahrscheinlichkeit zu vermindern: die Medien. (Niklas Luhmann: Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie sowie http://userpages.uni-koblenz.de/~dkwitsch/Luhmann%20Freiburg/Denken%20Ni...).

 

Doch die Medien sind als Kommunikator zu fragil, geradezu nicht geeignet für eine freie Meinungsbildung. Allein durch die Zwischenschaltung dieser weiteren Meta-Ebene wird die sinnhafte Gestaltung der Aussagen eines Kommunikators bearbeitet, verändert, und nach wie vor zensiert. So schreibt Florian Wieckert:

 

„Allein durch die Sprache manipulieren Medien unsere Wahrnehmung. Das findet sogar bei Meinungsumfragen statt, die eigentlich dem Zweck dienen sollten, erst herauszufinden, was eine Mehrheit der Menschen denkt. Das Politbarometer des ZDF ist ein trauriges Beispiel dafür [Beispiele: http://uni.de/redaktion/wie-medien-uns-sprachlich-manipulieren]. (…) Die Manipulation der Meinungsbildung beginnt bei tendenziöser Sprache, wie sie auch in Artikeln objektiver Gattungen in den sogenannten Qualitätsmedien wie SZ oder FAZ verwendet wird.“ (ebd.)

 

Die massenmediale Aufbereitung darf und muss daher so kritisch wie möglich begutachtet werden. Nicht nur sog. „Leitmedien“, die sich gern in dieser Rolle sonnen, sondern ebenso die öffentlich-rechtlichen Fernseh- (oder: Medien-?) Anstalten kommen der objektiven Vermittlerposition in keiner Weise nach.

 

Statt der Auslieferung unbewerteter Informationen werden Meinungen vorgekaut und in Mengen ausgespielt. Die breite Masse rezipiert diesen „Meinungsmüll“ ungeprüft.

 

Doch wo keine Meinungsbildung, sondern zunehmend Meinungskonsum stattfindet, lauert Gefahr, weil BürgerInnen „immer mehr von der Meinung anderer abhängig und damit immer leichter von den Medien manipulierbar werden.“ (Florian Wieckert: http://uni.de/redaktion/wie-medien-uns-sprachlich-manipulieren)

 

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