Antifaschistische Arbeit auf der Straße / Was tut die "Mitte"?

Antifaschistische Arbeit bleibt Straßenkampf - Was tut die "Mitte"?

Warum antifaschistische Arbeit ein Straßenkampf bleibt und trotzdem eine neue Stufe erreichen muss.

 

 

Vorab: dieser Text soll als Gedankenanstoß dienen, vor allem für Menschen die sich bisher nicht mit Antifaschismus beschäftigt haben oder sich nicht bewusst sind wie gefährlich Bewegungen wie „Pegida“ eigentlich sind. Als Antifaschist möchte ich mich an dieser Stelle auch bei allen Menschen bedanken die sich tagtäglich gegen Faschismus, Rassismus, Sexismus und Homophobie sowie generell rechtes Gedankengut stellen. Ihr schürt Hoffnung und motiviert.

 

 

 

Mittlerweile ist es sehr schwierig geworden einfach nur über „Rechts“ zu reden. Bewegungen wie Pegida, Bärgida, Legida, Identitäre Bewegung u.v.m. nutzen die selbsternannte „bürgerliche Mitte“ um einen gewaltigen Rechtsruck zu vollführen. Die Menschen werden mit Forderungen wie: GEZ abschaffen, Schutz und Erhalt der deutschen Sprache, Reformation der Familienpolitik, usw. geködert und anschließend (wie am Beispiel Dresden) mit verbaler Gewalt durch Pegida- und Gastredner gegängelt und manipulativ für die jeweiligen Zwecke missbraucht. Die meisten Anhänger dieser Bewegung sind zu einem Grad verroht an dem sie sich nicht einmal mehr an durch Pegida und Lutz Bachmann verwendete Hashtags stört wie: #Rapefugeesnotwelcome, #thehigherthebetter, #ropesgoingtobecomeexpensive ( ja, Lutz Bachmann hat mittlerweile statt „Rope“ – „Rape“ an diese Stelle gesetzt, nach einer Anzeige hatte er behauptet sich verschrieben zu haben – schwierig vorzustellen da er diesen Hashtag unter dutzenden Beiträgen benutzt hat), #merkteuchdienamen u.v.m.

 

Man muss mit der aktuellen Regierung nicht zufrieden sein, Kritik ist immerhin ein Ausdruck der Demokratie und unbedingt erwünscht – aber man gewinnt den Eindruck dass es diesen Manschen nicht um eine Lösung geht sondern nur darum dagegen zu sein und seinem Nationalstolz zu fröhnen. Und die „Mitte“ macht fröhlich mit.

 

Leider übersieht die „Mitte“ mittlerweile auf welchem Level der Gewalt sie sich befindet, verbal sowie physischer Natur. Hasskommentare werden geduldet oder sogar bejubelt, es wird offen gegen Ausländer gehetzt – selbst wenn es sich nicht um Flüchtlinge handelt, die Presse wird seit Monaten der Lüge unterstellt (natürlich gibt es überall schwarze Schafe – eine pauschale Verurteilung aber ist nicht zu tolerieren, zumal RT Deutsch z.B. als völlig unbefangen hingestellt wird – dieser Presse wird bedingungslos vertraut?), Kommentatoren mit anderen Ansichten werden bedroht und aufgezogen, manchen Menschen wünscht man gleich den Tod, natürlich werden auch unbequeme Komentare gelöscht und Kommentatoren gesperrt.

Und ja: man darf auch sagen dass kriminell gewordene Flüchtlinge sofort im Rahmen des Gesetzes bestraft werden müssen und zwar wirksam. Aber diese Bewegung unterstellt eben unterschwellig jedem Flüchtling ein „Invasor“ zu sein und unser Abendland ins Verderben zu stürzen – und das ist so einfach nicht wahr.

Jeder Mensch hat die Möglichkeit sich zu informieren, Statistiken können eingesehen werden, Zahlen können verglichen und interpretiert werden.

Beschäftigt man sich mit diesen Zahlen und Prognosen fällt einem auf dass es nicht zu einer „Islamisierung“ kommen kann.

 

Aber wann wurde die „Mitte“ so radikal?

Sicherlich war das ein schleichender Prozess, es wurde so viel über die Gründung einer Partei geschwafelt, der Säxit wurde heraufbeschworen, Ausländer verunglimpft, die verbale Gewalt hat dafür gesorgt dass aus Pegida-anhängern still folgende Schafe geworden sind. Durch die Rhetorik der Pegidamitglieder wurde zunehmend dem Rassismus der Boden bereitet., die Schwelle für rassistische Gewalt sinkt immer weiter. Wie sonst ließe sich erklären dass die „Mitte“ sich nicht auflehnt gegen die Mitglieder der „Festung Europa“? Sieht man sich diese Liste an kann man sich nicht mehr vorstellen dass alle damit einverstanden sind oder aber man muss einsehen dass diese Menschen kein Problem haben sich auf eine eindeutig fremdenfeindliche Rechte Seite zu stellen.

 

Und es heißt: Wer sich rassistisch äußert und dieser Ideologie folgt ist nun eben ein Rassist, egal wie oft er Meinungsfreiheit schreit.

 

Doch wo bleiben die Menschen die sich davon distanzieren? Wo bleiben die Menschen innerhalb dieser Bewegung die sagen: Nein, was die da auf der Bühne sagen ist nicht in Ordnung!

Diese Menschen muss es einfach geben. Wenn Pegida das nächste Mal den Typen verteidigt der einen Balken für Politiker reserviert hat, wer von denen wird endlich aufstehen? Wenn sich Frau Festerling wieder öffentlichkeitswirksam mit Hooligans zusammenrottet – wer wird dagegen sein?

Ich kann nicht glauben das der größte Teil der Menschen die Montags dort mitspazieren überhaupt keine kritischen Punkte sehen und die – wenn sie etwas nicht in Ordnung finden – schweigen.

Oder ist man vielleicht überfordert weil man gleichzeitig aus Protest AfD wählen will? Warum das schon gar keine Alternative sein sollte lässt sich einfach recherchieren.

 

Und da diese Reflektion offensichtlich nicht stattfindet wird es auch immer antifaschistischen Protest geben. Es werden sich immer Menschen mit Courage in den Weg dieser Bewegungen stellen und das ist gut und richtig so. Es wird Blockaden geben, Anzeigen, Lärm, Gesänge, Veranstaltungen, es wird sich kreativ in den Weg gestellt.

 

Nebenbei: auch hier hat Pegida seiner „Mitte“ neue Wörter eingepflanzt: Gutmenschen, Antifanten, linksgrünversifft, Rotfaschisten u.v.m.

Abgesehen davon dass diese Begriffe unfassbar lächerlich sind – haben sich überhaupt ein paar Mitläufer dieser Bewegung mit dem Begriff Antifaschismus auseinandergesetzt? Was soll es uns sagen dass ihr Antifaschismus doof findet? Was bedeutet es gegen Antifaschismus zu sein? Auch hier tut Selbstreflektion gut.

 

Und wir als Antifaschisten müssen uns Gedanken machen, nicht nur darüber wie wir den Faschismus in Zukunft am effektivsten auf der Straße bekämpfen sondern auch darüber wie wir die breite Masse informieren und abholen können.

Und die selbsternannte „Mitte“ MUSS Verantwortung übernehmen.

 

 

 

Kein Fußbreit den Faschisten! 

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Ergänzungen

Entschuldigt, 2 Rechtschreibfehler. 

*Menschen, dritter Absatz

*Kommentate, vierter Absatz

Deine Schlußfolgerung: "Und wir als Antifaschisten müssen uns Gedanken machen, nicht nur darüber wie wir den Faschismus in Zukunft am effektivsten auf der Straße bekämpfen sondern auch darüber wie wir die breite Masse informieren und abholen können."hat mir am besten gefallen und ich gehe davon aus, das sie auch Ernst gemeint ist. Dazu gehört dann allerdings auch, das man eigene Positionen auf den Prüfstand stellt, um tatsächlich den Rassisten und Faschisten etwas entgegesetzen zu können. Im Moment sind leider nicht wenige Linke und Antifaschisten eher dabei, diesen Elementen noch Menschen in die Arme zu treiben. Die sogenannte Rechtspopulisten haben leider nicht nur die von Dir aufgezähltenThemen aufgegriffen, sondern diverse weitere brisante Themen, welche den Menschen unter den Nägeln brennen.

Vielen Linken und anderen Antifaschisten fällt bei der Äußerung solcher Besorgnisse leider oftmals nur unberechtigt der Begriff Nazi ein. Dann muss man sich auch nicht wundern, wenn insbesondere diese sogenannten Rechtspopulisten seit einiger Zeit einen stärkeren Zulauf haben. Deine Einschätzung bezüglich der Medien in diesem Land halte ich nicht für gerechtfertigt. Für einen kritischen Betrachter ist doch sehr leicht ersichtlich wie sehr breite Teile dieser Medien gesteuert sind. Vielleicht interessiert Dich ja ein Artikel, den ich und weitere Kollegen zu obiger Thematik verfasst haben. http://www.einige-gedanken.de/Dokumente/afd_demo.htm

K. Lehmann für das Einige-Gedanken-Kollektiv

 

 

 

 

Hallo und vielen Dank für den Kommentar und die Gedanken.

 

"Und wir als Antifaschisten müssen uns Gedanken machen, nicht nur darüber wie wir den Faschismus in Zukunft am effektivsten auf der Straße bekämpfen sondern auch darüber wie wir die breite Masse informieren und abholen können." - ist tatsächlich ernst gemeint und ja, dazu gehört auch eigene Positionen zu prüfen.

Die Themen die ich aufgezählt habe waren ein Beispiel dafür wie Vereine wie Pegida, Pro NRW, AfD u.s.w. die Menschen quasi "locken" um dann schärfer zu werden.

 

Mir ging es in meinem Text hauptsächlich darum dass die "Mitte" anfangen muss Verantwortung zu übernehmen. Besucher von Veranstaltungen der Pegida, Afd usw. sehen sich teilweise ja nur noch im Recht, die eigene Position ist unumstößlich richtig, der Rest ist "fremdgesteuert", "gutmenschlich" oder schlicht angeblich falsch. Das ist eine Katastrophe. Verantwortung fehlt da einfach und eine Diskussion wird von vornherein sabotiert. Oft genug probiert.

Insgesamt müsste man die Kommuikation aller entschärfen. Ohne mit Rassisten, Faschisten o.ä. zu verhandeln.

 

Und ich denke ich kann auch dabei bleiben dass wer sich rassistisch äußert und nicht reflektiert schlicht und einfach das ist - ein Rassist.

 

Auch dass die Presse gesamtheitlich als Lügner dargesellt wird ist falsch, dabei bleibe ich ebenso. Wer von der Pegida oder derer die "Lügenpresse" schreien bestimmt wer nun die Wahrhaftigkeit repräsentiert? Es kann ja nicht die Möglichkeit sein dass Pegida den Leuten sagt dass die gesamte Presse (außer KOOP, Compact, u.ä.) sei betrügerisch. Auch das ist Manipulation.