Fundamentalistische Christen

Themen: 

Fundamentalistische Christen und ihre Organe richten sich gegen den "linken Zeitgeist", pc und andere Themen. Vor allem der "Linkskatholizismus" wird attackiert

 

 

 

1) Einleitung

 

Die Beschäftigung mit fundamentalistischen Christen in Nation&Europa ist auf wenige Artikel zu bestimmten Ereignissen und Jahrestagen beschränkt. Im Gegensatz zu anderen rechtsextremen Zeitschriften oder Zeitungen gibt es keinen Rückgriff auf das Germanentum mitsamt Riten und Glaubensbekenntnissen. Es existiert kein Heft mit einem speziellen Themenbezug zu katholischen oder protestantischen Glaubensfragen. In dieser Zusammenfassung werden aus den wenigen zur Verfügung stehenden Quellen die wichtigsten Grundpositionen in Nation&Europa herausgearbeitet.

 

2) Die Zeitschrift Nation&Europa

 

Nation &Europa (NE) ist eine deutsche Monatszeitschrift mit dem Untertitel ''Deutsche Monatshefte''. Nach Einschätzung des Verfassungsschutzes handelt es sich um das älteste und zurzeit wichtigste rechtsextremistische Theorie- und Strategieorgan in der Bundesrepublik. (Bundesministerium des Innern, 2001, 110)

 

Organisation

 

Der Sitz der NE ist in Coburg. Sie erscheint in der ''Nation Europa Verlags GmbH", an der Peter Dehoust den Mehrheitsanteil hält, nach eigenen Angaben mit einer Auflage von zurzeit 14.500 Exemplaren (nach anderen Angaben 15.000 bis 20.000), teilweise als Doppelausgabe.

Dehoust gehört zusammen mit Adolf von Thadden und Harald Neubauer zum Herausgeberkreis und ist neben Karl Richter und Wolfgang Strauss Mitglied der Redaktion.

Der Zeitschrift angeschlossen ist ein gleichnamiger Buchdienst, zu dessen Sortiment neben Publikationen des Verlags auch zahlreiche Bücher anderer rechtsextremistischer Verlagsgesellschaften wie dem Grabert-Verlag oder dem Arndt-Buchdienst gehören. Er ist der größte rechtsextreme Buchdienst in den deutschsprachigen Ländern, in dem überwiegend Neuausgaben älterer militärhistorisch-revisionistischer Werke, etwa über die Waffen-SS-Einheiten "Leibstandarte" oder "Das Reich" veröffentlicht werden.

 

Geschichte

 

Die Zeitschrift wurde 1951 vom ehemaligen SS-Sturmbannführer und Chef der Bandenbekämpfung im Führerhauptquartier, Arthur Ehrhard, gegründet. Wie der britische Untersuchungsausschuss zum Naumann-Kreis festgestellt hat, gehörten zu den Geldgebern der Schweizer Altnazi Gaston-Armand Amaudruz, Maurice Bardèche, Jean Bauvard sowie die beiden französischen Bankiers Albertini und Guy Lemonier. Es zeigt sich daher ein deutlicher Zusammenhang mit den Bemühungen, nach 1945 ein Netzwerk europäischer Neofaschisten im Geiste der Waffen-SS aufzubauen. Am Aufbau der Zeitschrift beteiligten sich der ehemalige stellvertretende Reichspressechef Helmut Sündermann sowie später Gert Sudholt. Nach dem Tod Erhards wurde Peter Dehoust Herausgeber.

Zunächst trug ''Nation&Europa'' den Titel "Nation Europa. Monatszeitschrift im Dienste der europäischen Neuordnung'', 1990 vereinigte sich das Blatt mit den ''Deutschen Monatsheften" von Gert Sudholt und führte diese nun im Untertitel. 1994 erfolgte der Zusammenschluss mit der „Deutschen Rundschau“, dem inoffiziellen Parteiorgan der Deutsche Liga für Volk und Heimat (DLVH). Zeitweise war die Zeitschrift auch eng an der DLVH orientiert, doch setzt sie sich stets für die Sammlung aller rechtsextremen Kräfte ein. Enge Zusammenarbeit besteht auch mit dem Hilfskomitee Südliches Afrika und der Gesellschaft für freie Publizistik.

 

Ausrichtung

 

NE ist eine der wichtigsten Publikationen der so genannten Neuen Rechten. Laut Einschätzung des Verfassungsschutzes bietet „die Zeitschrift (…) gemäß ihrer Zielvorgabe ein Forum für das gesamte nichtnazistische rechtsextremistische Spektrum in Deutschland" (Bundesministerium des Innern, 2001, 110).

Wie bereits in dem Titel programmatisch anklingt, geht es um die Rekonstruktion rechter Ideologien unter Betonung von Nation und Europa. Danach soll Großdeutschland in einem regionalistischen Europa die Führungsrolle bei der Wiedergewinnung der Identität der europäischen Völker zukommen. Da die USA wegen ihres enormen kulturellen und politischen Einflusses diesem Ziel im Weg stehen, richtet sich die Zeitschrift ganz besonders gegen diese Großmacht.

Die zentrale Funktion der Zeitschrift ist die Bereitstellung von richtungsweisenden Themen, Strategiediskussionen und Interventionsmöglichkeiten, die sich an das gesamte rechtsextreme Spektrum richten. Neben diesen strategischen und theoretischen Überlegungen enthält die Zeitschrift auch Beiträge zum aktuellen Tagesgeschehen. Die Zeitschrift berichtet ausführlich über „Affäre Karsli“. Wegen antisemitischer Äußerungen wurde der FDP-Landtagsabgeordnete Jamal Karsli von seiner Partei ausgeschlossen. NE bietet Karsli eine Plattform zur Verbreitung seiner antisemitischen Haltung. Er behauptet, dass die „zionistische Lobby den größten teil der Medienmacht in der Welt“ innehätte. Weiterhin spricht er von einer „Apartheidspolitik“ des Staates Israel gegenüber den Palästinensern. Die NE bezieht sich wohlwollend auf die Äußerungen Karslis und verteidigt seine Haltung gegenüber Israel. Der Nahost-Konflikt wird einseitig als israelische Aggression dargestellt. Der Artikel ist von antisemitischen Stereotypen wie die „Macht der amerikanischen Ostküste“ und einer angeblichen Auserwähltheit der Juden durchzogen.

Die Zeitschrift will einen Wertekanon definieren, der auch für Zuwanderer verbindlich zu sein habe. Doch hat sich die Debatte in breiten Kreisen auf das „Problem Islam“ und den Umgang mit ihm zugespitzt. Ein Teil des konservativen Lagers versucht, ebenso wie die extreme Rechte in allen ihren Fraktionen und Schattierungen, auf der Welle des antimuslimischen Rassismus zu surfen.

 

 

 

 

 

3) Der NE nahe stehenden Organisationen und Einzelpersonen

 

3.1) Martin Luther

 

Nation&Europa bezieht sich positiv auf Martin Luthers Schrift „Von den Juden und ihren Lügen aus dem Jahre 1542, an dem „einst das Selbstbewusstsein der ganzen Nation entflammte“(Nation&Europa 7/8 1996,64).

Der darin angelegte Antisemitismus wird nicht hinterfragt, sondern glorifiziert: „Er forderte die Beseitigung aller Synagogen (‚mit Feuer, Schwefel und Pech’), die Verbrennung jüdischer Bücher, die Zerstörung jüdischer Häuser, die Ausrottung jüdischen Wuchers und die Einführung von Zwangsarbeit für junge Juden beiderlei Geschlechts, um ihnen ‚das faule Schelmenbein aus dem Rücken zu vertreiben’“(Ebd.).

 

3.2) Marcel Lefebvre

 

Für Nation&Europa stellte Marcel Lefebvre ein Vorbild für den Kampf gegen Modernisierungsbestrebungen der Kirche dar.

Beim Zweiten Vatikanischen Konzil warf der Erzbischof von Tulle, Marcel Lefebvre, der modernistischen Richtung Häresie und die wissenschaftliche Zerstörung katholischer Glaubensgrundsätze vor. Daraufhin suspendierte der damalige Papst Paul VI. den Erzbischof von seinem Amt. Lefebvre gründete eigene Priorate in der ganzen Welt. Die auch von ihm gegründete „Priesterbruderschaft Pius X.“ existiert in Deutschland und Österreich. Sie strebt ein Gemeinschaftsleben an, das als ursprüngliche und eigentliche Form des priesterlichen Lebens angesehen wird. Die Religionsfreiheit und der innerreligiöse Dialog wird verneint: „Jeder Staat hat die Pflicht, die katholische Religion als die einzig wahre anzuerkennen und ihr entsprechende Rechte einzuräumen. Andere Religionen kann der Staat dulden, wenn ihre Anhänger zahlreich sind- aber er kann sie nicht in gleicher Weise anerkennen wie die katholische“ (Nation&Europa 7/1988,48).

In seinem Buch „Offener Brief an die ratlosen Katholiken“ wehrt sich Lefebvre gegen die Zerstörung von Familien, gegen die Tolerierung von Abtreibung und Homosexualität. „Liberalisten“ Marxisten und Freimaurer werden als „Zerstörer der Kirche“ abgelehnt (Ebd.).

Es gibt in Frankreich und Großbritannien Kontakte mit politisch rechten Parteien.

 

3.3) Petrus Canisius

 

Als bekanntestes Werk von Petrus Canisius (1521-1597), dessen Heiligsprechung sich im Mai 2000 zum 75. Male jährte, gilt sein „Deutscher Katechismus“, ein Werk in drei Bänden für Kinder, Schüler und Studenten, in dem in der Form knapper Fragen und Antworten der Glaube der katholischen Kirche vermittelt wird. Die Schrift offenbart einen unverhohlenen Nationalismus: „Du weißt es, o Herr, wie sehr und wie oft Du mir Deutschland ans Herz gelegt hast, damit ich mich ganz für Deutschland hingebe und nichts anderes mehr wünsche, als für Deutschland zu leben und zu sterben“ (NE 5/2000,72).

Laut Nation&Europa lebte er aus einem Geist eines christlich empfundenen europäischen Humanismus und sah sich dem katholischen Universalismus verpflichtet (Ebd.).

 

3.4) Aktion Leben e.V.:

 

Nation&Europa solidarisiert sich immer wieder mit Organisation, die die Abtreibung konsequent ablehnen. Ein Auszug aus dem Programm von Aktion Leben e.V. verdeutlicht dies: „Wir sagen es mit aller Deutlichkeit: Abtreibung ist Mord! (…) Wer durch sein Schweigen oder seine Inaktivität diesen Mord zulässt, macht sich mitschuldig. Oft sind diejenigen, die eine Frau bedrängen – oder ihr keine Hilfe anbieten - schuldiger als eine Frau, die ihr Kind aus Verzweiflung töten lässt. Die Schuld vergibt Gott bei echter Reue“ (zitiert aus www.aktionleben.de).

Der Sprecher der Aktion Leben (ca. 45.000 Mitglieder), Pater Maier, durfte wegen seiner Kritik am kirchlichen Beratungsschein über ein Jahr nicht mehr die Beichte abnehmen. Nation&Europa weist darauf hin, dass die Hinnahme zeitgeistiger Maßnahmen in Politik und Gesellschaft ein ethischer Dammbruch sei, dessen Folgen heute noch gar nicht abzusehen seien (Ebd.).

 

 

 

 

 

3.5) Evangelische Notgemeinschaft in Deutschland e.V.

 

Nation&Europa schafft in verschiedenen Ausgaben ein Forum für die Forderung der Evangelischen Notgemeinschaft an die EKD, aus dem Weltkirchenrat wegen der „Massenmorde an Missionaren“ in Namibia (SWAPO) und Rhodesien auszutreten.

Die Evangelische Notgemeinschaft in Deutschland e.V. wurde 1966 in Stuttgart gegründet. Die Mitglieder sind in Ortsgruppen zusammengefasst. Diese Ortsgruppen existieren unter anderem in Bonn, Köln, Lüneburg, Hannover, München und Stuttgart. Der Vorstand gibt monatlich die Zeitschrift „Erneuerung und Abwehr“ heraus.

Das Ziel der Evangelischen Notgemeinschaft besteht in der Besinnung auf den Auftrag der Kirche und in der Verkündung des Evangeliums. Daraus ergeben sich notwendigerweise auch die Treue im Umkreis der irdischen Pflichten zur Familie, zum Nächsten bzw. zu Volk und Vaterland. Mit Bezug auf Martin Luther, die Bibel und die Evangelien warnen sie vor „Überfremdung“, fordern die „nationale Identität“, die „Reinheit der Völker“ und ethnopluralistische Massnahmen. Zusätzlich wollen sie die Familie schützen sowie das „ungeborene Leben“. Die Nichtanerkennung der Oder-Neiße-Grenze zu Polen ist ein dauerhaftes Thema, ebenso wie die „Gefahren“ der Homosexualität, des Feminismus und des Sozialismus (Mecklenburg 1996, 381).

Die Evangelische Notgemeinschaft gilt als äußerster rechter Flügel der EKD, der sowohl konservatives als auch rechtsextremes Gedankengut vereinigt.

2003 wurde ein neuer Vorstand gewählt. Neuer Vorsitzender wurde der Münchener Publizist Ulrich Motte, der in der Vergangenheit Autor in der „Jungen Freiheit“ und „Criticon“ war. Sein Stellvertreter Jürgen-Burkhard Klautke, Dozent für Theologie aus Lahnau, ist Autor der Schrift „Gegen die Schöpfung. Homosexualität im Lichte der heiligen Schrift“.

 

3.6) Bund Neudeutschland

 

In ihrer traditionalistischen Kirchenkritik bezieht sich Nation&Europa auch auf die 1919 gegründete Organisation „Neu-Deutschland, Verband katholischer Schüler höherer Lehranstalten“.

Mitglieder sind z.B. der ehemalige Bundestagspräsident Jenninger, Bernhard Vogel, Rainer Barzel, Heiner Geißler, Kurt-Georg Kiesinger, die ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Franz Meyers und Heinz Kühn sowie Alfred Dregger und Helmut Kohl.

Die Mitglieder wurden dazu aufgerufen, an der sittlich-religiösen Erneuerung des deutschen Volkes mitwirken und ein neues Deutschland aus christlich-katholischem Geiste aufbauen. Die drei Leitlinien des Verbandes waren Jugend, Kirche, Vaterland.

Nationale Bekenntnisse gehören zur Programmatik: „Stets, wenn das Volk in Not war, war es die Jugend in deutschen Landen, die am tiefsten mitfühlte und am begeistersten opferte. Wir wollen nicht Phantasien und unchristlichen Rachegedanken nachhängen, kein Feind aber soll uns rauben, was im tiefsten Herzen als heiligste Überzeugung lebt: Deutsch waren wir, deutsch sind wir, deutsch wollen wir auch bleiben. Wir glauben dieser glühenden Liebe zum deutschen Vaterland am besten Ausdruck zu geben, wenn wir uns gegenseitig anspornen, treueste Pflichterfüllung zu üben. In der Schicksalsstunde eines Volkes hilft es nur, wenn jedermann ganz seinen Platz ausfüllt“ (Nation&Europa 9/1986,23).

1933 bejahte der Bund Neudeutschland die nationalsozialistische Bewegung, weil diese die „echte Volkwerdung“ wolle, den liberalen Staat, den „einseitig parlamentarischen Staat“ und den „Klassenstaat“ überwinde und „den echten deutschen organischen Reichsgedanken“ verwirklichen wolle.

Am 15.09.1933 schrieb Bundesführer Zender den Jungen: „Dem Führer des neuen Deutschland leistet Neudeutschland nicht nur Gefolgschaft, weil unser Gewissen uns verpflichtet, der Obrigkeit Gehorsam zu leisten. Wir leisten diese Gefolgschaft aus aufrichtiger Begeisterung für das große Ziel, ein glückliches Deutschland zu gestalten, einig in sich und hoch in Ehren nach außen“ (Eilers 1985, S. 27).

Ende der 1950er Jahre sprachen die Jungritter (Neumitglieder) bei ihrer Ritterweihe folgendes Gelöbnis: „Wir geloben als Neudeutsche Ritter Treue zu Christus und seiner heiligen Kirche. Wir geloben Treue unserem deutschen Volk und Vaterland auch in der Not. Wir geloben Treue dem Neudeutschen Bund und seinen Führern“ (zitiert aus www.bundneudeutschland.de).

 

3.7) Christdemokraten für das Leben (CDL)

 

Bei ihrer Kritik, dass evangelische und katholische Bischöfe in den „Nationalen Ethikrat“, der Möglichkeiten und Risiken der Bio- und Gentechnik diskutieren soll, berufen werden, die lediglich als „Akzeptanzbeschaffer“ der Bundesregierung missbraucht werden, stützt sich Nation&Europa auf die Christdemokraten für das Leben.

Im Jahre 1985 wurde der Vorstand durch Parteimitglieder der CDU/CSU gewählt.

Aus dem Grundsatzprogramm der Organisation lassen sich folgende Aussagen entnehmen: „ (..) Die aus seiner Gottesebenbildlichkeit entspringende Menschenwürde und das Recht auf Leben sind Grundlage und Voraussetzung aller menschlichen Rechte und Verpflichtungen. Das Leben des Menschen ist für niemanden verfügbar. Es ist weder von menschlichen Urteilen noch von seinem Nutzen für den einzelnen oder die Gesellschaft abhängig“(Nation&Europa 7/8 2001,47).

 

3.8) Southern Baptist Convention

 

Weiterhin sympathisiert Nation&Europa mit der größten protestantischen Glaubensgemeinschaft der USA, die Southern Baptist Convention mit über 15 Millionen Mitgliedern.

Deren Anhänger bekennen sich unter Berufung auf die Bibel zur Beibehaltung der Todesstrafe.

Sie wollen die Missionierung von Juden, Muslimen und Hindus verstärkt fortsetzen.

Außerdem rufen sie zum Boykott des Disney-Konzerns auf, da dieser den Partnern homosexueller Angestellten soziale Vergünstigungen ähnlich der Ehefrauen normaler Beschäftigter einräumt.

 

3.9) Bauernkreuzzug:

 

Eine große Anzahl von armen Bauern entschloss sich zum Kreuzzug aus zweierlei Gründen:

 

  1. sie hofften, auf dem Kreuzzug ihrem Schicksal als ausgebeutete Knechte der Adeligen entgehen zu können

  2. Prophezeiung von Jesus, dass die Armen als erste ins Himmelreich einziehen werden

     

    Diese Bauern verkauften ihr Land und ihren übrigen besitz und machten sich 1096 aus allen Teilen Europas auf den Weg.

    Kleinere Gruppen der Bauern wurden von Adeligen niederen Ranges geführt, aber der eigentliche Anführer dieses bäuerlichen Kreuzzuges war der Wanderprediger Peter von Amiens. Er begann seinen Kreuzzug im Mai 1096 in Köln und wollte die Bauern durch das Rheinland nach Ungarn sowie über Konstantinopel weiter nach Jerusalem führen.

    Etwa zur gleichen Zeit machte sich auch ein anderer Wanderprediger, Walter der Arme, mit einer großen Zahl kampfbereiter Bauern auf den Weg. Zu diesen Kreuzfahrern gesellten sich immer mehr und mehr raublustige Diebe und Gauner. Auf dem Weg durch das Rheinland brach offene Gewalt aus, die Bauern plünderten und brandschatzten. In Städten wie Worms und später in Prag waren vor allem Juden davon betroffen, zahlreiche von ihnen wurden wegen ihres Glaubens ermordet. Andere entgingen dem sicheren Tod nur dadurch, dass sie sich taufen ließen und Christen wurden. So wurden ganze jüdische Gemeinden ausgelöscht.

    Als die Bauern die Donau erreichten und nach Ungarn eindrangen, wehrten sich die ungarischen Stämme, Tausende von Bauern kamen bei den Kämpfen ums Leben. Die überlebenden Bauern retteten sich auf das Gebiet des Oströmischen Reiches. Als sie in Konstantinopel einmarschierten, versuchte der oströmische Kaiser, sie möglichst schnell wieder los zu werden. Er zog im Hafen von Konstantinopel mehrere große Schiffe zusammen, ließ die Bauern über den Bosporus bringen und dort auf dem Gebiet der Türken an Land bringen. Dort wurden die meisten Bauern getötet; Peter von Amiens fuhr nach Konstantinopel zurück. Walter, der Arme, blieb im Land und wurde mit mehreren tausend Bauern in der Schlacht bei Nikeia getötet.

    Der oströmische Kaiser Alexios sandte aus Mitleid Schiffe ins heutige Izmir, die die Reste der Bauernkreuzzugs nach Konstantinopel brachten. Damit fand der Kreuzzug ein Ende. Nation&Europa bezieht sich positiv auf dieses Ereignisses auch mit dem Blick auf den heutigen Islam, der als Gegner der Christenheit gesehen wird.

     

     

    4) Papst Johannes Paul II. und Benedikt XVI.

     

    Sowohl der Papst Johannes Paul II. als auch Benedikt XIV. werden als „Glaubenshüter wie ein Fels in der Zeitgeistbrandung“ verehrt (Nation&Europa 5/2005,1).

    Papst Johannes Paul II. beharrte gegenüber der abendländischen Welt auf dem Primat der Päpste, dem Machtanspruch des Vatikans, der Einzigartigkeit des Katholizismus und der Alleingültigkeit der römischen Dogmen. Für ihn war Vaterlandsliebe ein unverzichtbarer Bestandteil christlicher Weltanschauung. Der Patriotismus falle „in den Bereich des vierten Gebots, das uns verpflichtet, Vater und Mutter zu ehren“ (Ebd.).

    An Benedikt XVI: macht Nation&Europa geistige und moralische Zukunftshoffnungen fest. Die Zeitschrift begrüßt die Ablehnung nach mehr innerkirchlicher Transparenz, da die katholische Kirche keine weltliche Institution sei, die ihre Legimitation aus Mehrheitsentscheidungen bezieht. Weiterhin wird mit der ablehnenden Haltung des Papstes zu Themen wie das Klonen von Menschen, die Liberalisierung der Sterbehilfe und die Vorratshaltung menschlicher Föten zum Zweck der Forschung und der Organspende symphatisiert. Die Gegnerschaft zur multikulturellen Gesellschaft von Benedikt XIV. wird besonders hervorgehoben: Es gebe einen „merkwürdigen und nur als pathologisch zu bezeichnenden Selbsthaß des Abendlandes, das sich zwar lobenswerterweise fremden Werten verstehend zu öffnen versucht, aber sich selbst nicht mehr mag, von seiner eigenen Geschichte nur noch das Grausame und Zerstörerische sieht, das Große und Reine aber nicht mehr wahrzunehmen vermag“ (Ebd.).

    Die Intoleranz des Papstes in Bezug auf Homosexualität wird von Nation&Europa ebenfalls geteilt.

     

    5) Stellungnahme zu aktuellen Themen

     

    5.1) Juden in der Weimarer Republik

     

    Zum 50. Todestag des früheren bayrischen Landesbischof Hans Meiser (1881-1956) veröffentlicht Nation&Europa dessen Rede aus dem Jahre 1926, wo den Lesern unverhohlener Antisemitismus entgegenschlägt. Meiser kritisierte damals den jüdischen Einfluss auf Politik, Wirtschaft und Kultur in Deutschland der Weimarer Zeit: „Gegen diese Art von Verjudung unseres Volkes können wir nicht genug ankämpfen.“ Er warb weiterhin für die „Reinhaltung des Blutes“ und sprach sich gegen jüdische-christliche „Mischehen“ aus: „Gott hat jedem Volk seine völkische Eigenart und seine rassischen Besonderheiten doch nicht dazu gegeben, damit er seine völkische Prägung in rassisch minderwertige Mischlingsbildungen auflösen lässt “ (Nation&Europa 7/8 2006,73).

     

    5.2) Nationalismus

     

    Eingebettet in die Diskussion, ob das Kriegsende 1945 die militärische Niederlage Deutschlands oder die Befreiung vom Nationalsozialismus darstellt, druckt Nation&Europa eine Predigt des damaligen Mainzer Bischofs Stohr, in der das Bekenntnis zu Volk und Vaterland im Sinne einer „Blutsgemeinschaft“ zum Ausdruck kommt: „In aller Offenheit und Überzeugung bekenne ich mich vor Euch zu unserem armen, geschlagenen, zerbrochenen, von fremden Mächten überzogenen Vaterland. Für uns Katholiken ist ja die Vaterlandsliebe mehr als ein bloß naturhaftes Nationalgefühl. Sie ist uns Willenstugend, deren Gegenstand die von Gott gewollte Bluts- und Gesinnungsgemeinschaft aller deutschen Brüdern und Schwestern ist (Nation&Europa 5/2005,10).

     

    5.3) Entnazifizierung

     

    Bei ihrer Kritik an der Entnazifizierung lässt Nation&Europa den Münsteraner Bischof August Graf von Galen zu Wort kommen, der gegen die „Säuberung“ des öffentlichen Dienstes polemisierte: „Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, da hatten sie ihre Gegner durch das ‚Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums’ zwar rücksichtslos aus den öffentlichen Stellen entfernt, aber sie haben doch wenigstens pensioniert oder doch in irgendeiner Weise abgefunden. Heute werden sie ohne Entschädigung herausgeworfen, und nicht nur sie selbst, sondern auch ihre unschuldigen Familien, ihre Frauen und Kinder dem Elend preisgegeben“ (Ebd.).

    Dass die Entnazifizierung im Grunde als gescheitert gelten muss, bleibt dort unerwähnt. Die Gerichte und die Entnazifizierungsausschüsse gingen nicht mit aller Konsequenz gegen die Hauptbelasteten vor. Die verhängten Schuldsprüche fielen sehr milde aus, auch bei ehemaligen „Gauleitern“ wie Josef Grohé. Die Entnazifizierung verhinderte auch nicht, dass die nationalsozialistischen Verbrechen in großem Maßstab ungesühnt blieben. Der Titel eines ostdeutschen Filmes „Die Mörder sind unter uns“ nahm die Versäumnisse der folgenden Jahre und Jahrzehnte vorweg. Die Entnazifizierung führte nicht zu einer Aufarbeitung der Verstrickung der einzelnen Personen in das NS-Regime, sondern förderte Verdrängungsprozesse und die Verharmlosung der eigenen Verantwortung. Der größte Teil derjenigen Personen, die das NS-Regime aktiv unterstützt hatten, fragte nicht nach ihrem Schuldanteil.

     

     

    5.4) „Passion Christi“

     

    Nation&Europa wertet den Film „Passion Christi“, der im Frühling 2004 in deutschen Kinos ausgestrahlt wurde, als Rückbesinnung auf religiöse Traditionen. Die Zeitschrift nimmt den Film gegen Kritik von deutscher und internationaler Seite (Antisemitismus, Gewaltverherrlichung) in Schutz und lobt den Hauptdarsteller Mel Gibson als fundamentalistischen Katholiken, der ein „um Echtheit und spirituelle Tiefe bemühtes Christentum, das um Konflikte und Spannungen nicht verlegen ist,“ vertritt (Nation&Europa 5/2004). Es sei Gibsons Verdienst, dass er „die biblische Botschaft wieder ins Gespräch gebracht hat, und das mit einem der wirkmächtigsten Mittel der Propaganda, dem Film“ (Ebd.,26).

     

    6) Christentum als „Zeitgeist-Religion“

     

    Laut Nation&Europa gehören die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland zu den angepasstesten Instrumenten des Zeitgeistes. Sie sehen ein Versagen der beiden großen Kirchen, wenn Gläubige austreten, sich an Sekten, fernöstliche Spiritualität, dem Konsum oder Drogen orientieren. Ein Theologe namens Georg May kritisiert: „Die Katholikentage von heute sind ein Spiegelbild des Zerfalls der Kirche. Was in der Kirche an irrigen, irregeleiteten Bewegungen und Strömungen existiert, das wird auf dem Katholikentag gewissermaßen gebündelt. Denn dort kommen die Superlaien und die Berufslaien zusammen, jene, die sich wichtiger nehmen, als sie in Wirklichkeit sind, und die sich dadurch profilieren, dass sie gegen die Lehre und die Disziplin der Kirche ausschlagen“ (zitiert aus Nation&Europa 7/8 2005,5f).

    Ansprechpartner von Nation&Europa sind extrem traditionalistische Katholiken, die mit den Modernisierungserscheinungen der Kirchen massive Probleme haben. Weiterhin wird kritisiert, dass sich innerhalb der Kirchen eine Art Diskussionskultur sowie pluralistische Strukturen entwickelt haben, die die Disziplin und Unterordnung unter die Autorität des Papstes negiert. Nation&Europa spricht sich vehement dagegen aus, dass sich eine demokratische Diskussionskultur in der Kirche etabliert: „Die katholische Kirche ist keine pluralistische Mehrheitsveranstaltung, sondern Hierarchie: Heilige Ordnung. Wer am hierarchischen, theokratischen Charakter der Kirche rüttelt, bedroht Wesenhaftes. Er soll sie im Zweifelsfall lieber verlassen, als einem humanistisch-egalitären Popanz zu huldigen, der mit ihrem spirituellen Selbstverständnis unvereinbar ist“ (Ebd.).

    Seit dem Ausgang des Spätmittelalters ist eine negative Entwicklung (Aufklärer des 18. Jahrhunderts, Französische Revolution, Kommunismus, allgegenwärtiger Hedonismus) innerhalb der Kirche zu beobachten. Die Kirche kümmert sich zu sehr um gesellschaftspolitische Themen, anstatt sich auf ihre Kernaufgabe, die Verkündigung des Glaubens, zu konzentrieren. Nation&Europa versteift sich sogar auf die groteske Vorstellung, dass die Kirche kommunistisch unterwandert sei (Nation&Europa 9/1969,37).

    Der publizistische Aufschrei war besonders groß, als im Dezember 2003 die evangelischen Landessynoden von Berlin-Brandenburg, Pfalz und Hessen-Nassau beschlossen, dass homosexuelle Paare künftig den Segen protestantischer Geistlicher erhalten könnten.

     

    7) Thesen

     

  1. Die Kirche ist mitschuldig am gegenwärtigen Zustand des Staates: „Zerstörung des Volkes“ durch Abtreibung, allmählicher Ruin der wirtschaftlichen und sozialen Grundlagen des Gemeinwesens, um sich greifender Wertezerfall sowie hedonistische Orientierung. Dadurch bleiben christliche Wertvorstellungen zum „Lebensschutz“ und zur Lebensgestaltung auf der Strecke.

  2. Die Ablehnung von innerkirchlicher Transparenz und Demokratie wird begrüßt; die Kirchen stellen keine weltliche Institution dar, die ihre Legitimation aus Mehrheitsentscheidungen bezieht.

  3. Nation&Europa bezieht sich in ihren Publikationen auf traditionalistische Splittergruppen innerhalb der Kirche, die dort die Gelegenheit haben, ihre reaktionären Anschauungen den Lesern zu präsentieren.

     

    8) Literatur

     

    Bundesministerium des Innern (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 2000, Berlin 2001

    Eilers, R. (Hrsg.): Löscht den Geist nicht aus. Der Bund Neudeutschland im Dritten Reich, Mainz 1985

    Nation&Europa 9/1969

    Nation&Europa 9/1986

    Nation&Europa 7/1988

    Nation&Europa 7/8 1996

    Nation&Europa 5/2000

    Nation&Europa 9/2000

    Nation&Europa 7/8 2001

    Nation&Europa 5/2004

    Nation&Europa 5/2005

    Nation&Europa 7/8 2006

    Mecklenburg, J. (Hrsg.): Handbuch deutscher Rechtsextremismus, Berlin 1996, S. 381-382

    www.aktionleben.de

    www.bundneudeutschland.de

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