Dresden, immer wieder Dresden - eine Einladung

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Dresden, Dresden immer wieder …  Der Jahrestag der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 jährt sich 2020 zum 75. Mal. Gleichzeitig sind es nun schon 20 Jahre in denen alte und neue Nazis den Tag für ihren Geschichtsrevisionismus nutzen. Die Bemühungen der konservativen Bürger*innenschaft, „ihre Stadt“ vor Extremismus von links und rechts zu schützen, haben keinen Jahrestag: da sein werden sie trotz dessen. Auch dieses Jahr wird sich eine Menschenkette aus mutig schweigenden Bürger*innen um die Innenstadt schließen, und die pseudo-historische Altstadtkullise vor der „Instrumentalisierung“ von „Extremist*innen“ zu schützen. Wie jedes Jahr wird ihr Revisionismus „light“ im Gewand des geläuterten Deutschlands den einzig wahren „Widerstand“ für sich reklamieren. Dass die AfD ihren Faschismus und Geschichtsrevisionismus in alter NPD-Manier in Mitten der Dresdner Altstadt auf die Straße trägt, findet bei ihnen nicht einmal Erwähnung. Verantwortung für gescheiterte Entnazifizierung, fehlende Reparationszahlungen für immer noch lebende Betroffene der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie und den aktuellen faschistischen Aufschwung werden sie nicht übernehmen.

 Ein Jubiläum hat allerdings der entschlossene antifaschistische Widerstand! Vor 10 Jahren gelang es erstmals den damals größten Naziaufmarsch Europas schon am Dresdner Bahnhof festzusetzen. Gemeinsam ist es uns gelungen, mit Massenblockaden den Aufmarsch zu blockieren, An- und Abreisenden Nazis Frischluft in ihre Autos und Busse zu lassen und auch den Bullen Paroli zu bieten, wenn sie versuchten den Aufmarsch durch zu prügeln. Unsere große Stärke war es damals, sich solidarisch mit allen zu widersetzen, die nicht nur zu schauten, wenn Nazis versuchen sich die Straße zu nehmen, sondern eingriffen. Das sich tausende von dem im Vorfeld aufgebauten Bedrohungsszenario mittels Repression (Demonstrationsverbote, Durchsuchungen usw.) nicht einschüchtern ließen, ermöglichte an diesen Tag einen der größten antifaschistischen Erfolge der letzten Jahrzehnte.

In zwei aufeinander folgenden Jahren gelang es damals, die Neonaziszene in ihre Schranken zu weisen und ihnen einen der wichtigsten Propaganda- und Vernetzungsorte zu nehmen. Natürlich ist es nicht gelungen, sie gänzlich aus der Stadt zu verjagen, auch wenn einige vielleicht die stille Hoffnung hatten, dass nach den erfolgreichen Protesten zumindest der Neonaziaufmarsch am 13. Februar „Geschichte sei“. Mit dem Aufkommen von Pegida und AfD, sowie den damit einhergehenden rassistischen Ausschreitungen  sah sich die Antifaschistische Bewegung mit einem wesentlich größeren Übel konfrontiert. Dabei zeigte sich jedoch eindrücklich, das der Neonaziaufmarsch reines Symptom eines größeren Problems der Dresdner politischen Kultur war. Nicht ohne Grund konnte auf diesem Nährboden, sowohl der größte Neonaziaufmarsch Europas etablieren als auch die größte rassistische Mobilisierung seit dem Ende des Nationalsozialismus entstehen. Trotz der erfolgreichen Proteste 2010 und 2011 ist es nicht gelungen den revisionistischen Diskurs dieser Stadt zu überwinden. Auch wenn in den Folgejahren durchaus positive Veränderungen zu beobachten waren, handelte es sich hierbei meistens nur um Nuancen. Zwar wird mittlerweile auch höchstoffiziel zugestanden, das es im Dresden von 1945 auch Täter*innen oder solche die es sicher geworden wären gegeben habe - mehr als Lippenbekenntnisse hat dies dennoch nicht zur Folge. 

Auch wenn wir wissen, das es für viele wie eine Szene aus „täglich grüßt das Murmeltier“ vorkommen mag: Dresden, immer wieder Dresden. Viele von euch haben in den letzten Jahren immer wieder den Weg in die sächsische Landeshauptstadt gefunden und den Rückweg frustriert angetreten, dennoch möchten wir euch ein weiteres Mal einladen, im Februar nach Dresden zu kommen. Gemeinsam mit allen, die das Ziel teilen, den Nazis auf die Pelle zu rücken, ihnen den Weg zu versperren oder dem Dresdner Bürger*innentum die scheinheilige Trauer zu versalzen wollen wir uns die Straße nehmen.

Am 13. Februar wird es mehrere vom Bündnis Dresden Nazifrei organisierte Mahnwachen in der Stadt geben. Fest geplant ist bisher eine am Obelisken in Nickern, der Sinnbild für das tief verankerte revisionistische Gedenken in DDR und BRD ist. Aufgrund der Aufschrift des Steines zogen in den letzten Jahren immer wieder Nazis an den Ort um Kränze abzulegen und Kundgebungen abzuhalten. Eine weitere wird auf dem Altmarkt stattfinden. Dieser wurde in den vergangenen Jahren von der AfD genutzt, um Trauerkundgebungen zu veranstalten. Anwesend war meist eine Melange aus organisierten Neonazis, Pegida-Teilnehmer*innen, der Identitären Bewegung und AfDler*innen. Bei An- und Abreise suchten einige dieser Gestalten auch den handgreiflichen Kontakt zu Gegendemonstrant*innen, Vorsicht ist also geboten. Aus der dezentralen Abreise ergaben sich aber auch einige Möglichkeiten. Zuletzt findet gegen 21 Uhr eine Trauerveranstaltung vor der Frauenkirche statt, bei der der antifaschistischen Kreativität keine Grenzen gesetzt sind: mit knallenden Sektkorken, ausgeblasenen Kerzen und Feuerwerk lassen sich schnell einige „Ab ins Gas!“-Rufe provozieren. Einzig Team Blue ist immer mit sehr vielen, nicht zu Scherzen aufgelegten Pappkamerad*innen am Start. 

Im letzten Jahr marschierten die circa 800 Nazis der Jungen Landsmannschaft Ost am folgenden 15. Februar von der Lingnerallee durch die Innenstadt. Auch wen für Dresdner Verhältnisse der letzten Jahre der Demonstrationstag dynamisch verlief und durch unzählige Antifaschist*innen immer wieder kleinere Blockaden aufgebaut werden konnten, haben vor allen die Bullen gezeigt, welchen Stellenwert der reibungslose Ablauf des Neonaziaufmarsch für die Stadt hat. Mit fast überschwänglicher Motivation wurde auf alles eingeprügelt, was sich den Faschist*innen entgegenstellte. Dass dabei Pressevertreter*innen nicht nur an der Ausübung ihrer Arbeit gehindert, sondern selber zum Ziel der Angriffe der Cops wurden, zeigt umso mehr die Sicherheit der Bullen an dem Tag. In Anbetracht der zurzeit vorherrschenden Scheindebatte in Freistatt über „Linksextremismus“ ist nicht davon auszugehen, das es in diesem Jahr ein besonneneres Vorgehen geben wird. Seis drum, davon lassen wir uns nicht einschüchtern! 

Trotz dessen und gerade deswegen: Kommt nach Dresden und Unterstützt die lokalen Antifaschistischen Strukturen!

 PS:

Wie zu den meisten faschistischen Demonstrationen in Dresden, reisen die Teilnehmer*innen selbstbewusst von überall her an. Wer mit offenen Augen Bahn, Bus oder Rad fährt, kommt eigentlich nicht umhin ihr Propagandamaterial zu sichten. Das heißt aber auch: Seit vorsichtig, gebt auf euch acht und seit Solidarisch. Die verschiedenen Demonstrationen gegeben euch Sicherheit. Bewegt euch in großen Gruppen und macht keine Alleingänge.

Allen, die bei Massenaufläufen dieser Art Beklemmungen bekommen, möchten wir die Lektüre der folgende Liste nahelegen. Sie enthält alle derzeit bekannten Treffpunkte oder Büros der lokalen Szene. Konsequenter Antifaschismus hat schließlich viele Gesichter! Wichtig ist die Solidarität!

Für einen heißen Februar! 

Kein Fußbreit den Faschist*innen!

No Pasarán! 

 

Mobivideo

https://www.youtube.com/watch?v=QE2bKXOAvzs

Linksammlung Aufrufe und anderes

https://de.indymedia.org/2009/02/241458.shtml Auswertung 13. Februar 2009

https://de.indymedia.org/2010/02/273263.shtml Auswertung 13. Februar 2010

 

Zum auf dem laufenden bleiben:

https://twitter.com/antifa_dresden - Undogmatische radikale Antifa Dresden

https://twitter.com/dd_nazifrei - Dresden Nazifrei

https://twitter.com/naziwatchdd . Naziwatch Dresden

 

Texte zu Rechten Locations in Dresden;

https://naziwatchdd.noblogs.org/post/2018/11/23/burschis-im-souterrain/

https://naziwatchdd.noblogs.org/post/2019/05/20/mit-hilfe-der-afd-neues-...

https://naziwatchdd.noblogs.org/post/2017/05/21/rechte-treffpunkte-und-o...

 

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Ergänzungen

Als Ergänzung zum Programm in den nächsten Wochen in Dresden:

https://femblockdd.blackblogs.org/ - feministische Aktionswoche vom 7. bis 16 Februar