Elektromaidan: Schlacht um kaspisches Öl fängt neu an

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Erdölpipelines in der Kaspischen Region

Parallel zur eskalierenden Krise in der Ukraine und zur Beteiligung an mehreren Kriegen in Nordafrika und im Nahen Osten forcieren die USA ihre politischen und wirtschaftlichen Einflussbestrebungen auch im Kaspischen Raum.

Die kaspischen Staaten verfügen über reiche Öl- und Gasreserven. Und eines der Hauptziele der US-Außenpolitik ist bekanntlich die totale Kontrolle über Energieressourcen in der ganzen Welt herzustellen und sie festzuhalten, um die Weltführung zu behalten. Deswegen lässt Washington die kaspischen Länder sowie ihre Pipelines (Baku-Tiflis-Ceyhan-Pipeline, Trans-Adria-Pipeline usw.) aus dem Visier nicht. Die Einmischung der USA in die inneren Angelegenheiten der kaspischen Staaten ist natürlich im Spiel.
Armenien macht keine Ausnahme. Die Amis handeln dort dem eingerichteten Szenario gemäß. Es begann mit der Erhöhung der Strompreise und dann kam es plötzlich zu den Antiregierungsdemos. Die Protestbewegung lässt derzeit nach. Zwar ist das Weiße Haus mit den Aktivitäten seiner NGOs in Armenien äußerst unzufrieden, doch will es die von ihm geschaffene „demokratische Opposition“ gegen Präsident Sersch Sargsjan und seine Regierung weiter aufhetzen.
Der Direktorin von USAID Armenia Mission, Karen R. Hilliard, zufolge sei Armenien kein Endziel – Aserbaidschan ist dran. Washington scheint schon jetzt die Farbenrevolutionen auch in Kasachstan und Turkmenistan zu planen. Falls die Amis ihre Marionetten in diesen Ländern an die Macht bringen, wird die Energiebranche unter US-Kontrolle stehen, wie es in der Ukraine der Fall ist. Auch die Diversifizierung der Energieträger wird dann von den USA kontrolliert. Für die EU-Staaten würde das nichts Gutes mitbringen. Denn dadurch könnten unsere sogenannten Verbündeten der Europäischen Union, für die  die Versorgung mit Energieträgern aus der Kaspischen Region am sichersten ist, die Kehle zuschnüren.

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Ergänzungen

Das war jetzt die russische Regierungsversion, die andere, verbreitet von russischen AnarchistInnen auf avtonom.org, lautet ungefähr so:

 

Im armenischen Jerewan kam es wegen einer Strompreiserhöhung um 40% zu sozialen Protesten. Am 17.6. legte die zuständige Kommission die Preiserhöhung auf 16,7% fest, inzwischen waren die Leute aber gut genug organisiert, um auch das abzulehnen und die Beibehaltung der alten Tarife zu fordern. Bei einer Protestaktion am 19.6. gab's den Versuch, einen autonom-anarchistischen Block auf die Beine zu stellen und Flugis mit einer eigenen Erklärung zu verteilen, aber das war ein bisschen zu früh – einige aus der Gruppe wurden von Zivibullen am Rand der Kundgebung verhaftet (bis zum 22. gab's ansonsten gar keine Festnahmen) und die Fahnen beschlagnahmt.
Am Morgen des 23. wurde der zentrale Protestplatz mit Gewalt, Wasserwerfern und mehr als 200 Festnahmen geräumt, womit das Problem nicht erledigt war – am Abend standen über 10.000 Leute auf der Matte, und ab diesem Zeitpunkt war der Protest eindeutig auch politisch, es ging gegen Polizeigewalt, Behördenwillkür, Korruption etc. In Kiew, Baku, Tiflis und Istanbul gab es in den folgenden Tagen Soli-Aktionen linker Gruppen und die AnarchistInnen in Jerewan waren angenehm überrascht, internationale Solidarität hatten sie noch nie bekommen.
Die EU braucht Armenien nicht, drum ist das hier kein Thema, in den russischen Medien werden dagegen schwere Geschütze aufgefahren, das sei eine Kopie des Maidan und der Protest sei anti-russisch (natürlich finanziert vom US-Außenministerium). Dabei waren weder die EU noch die russischen Militärstützpunkte im Land ein Thema. Die Parole "Unser Land gehört uns!" wird in den russischen Medien immer wieder zitiert, wird aber schon lange bei sozialen Protesten in Armenien verwendet und richtet sich nicht gegen irgendwelche ausländischen Mächte, sondern gegen die einheimische herrschende Klasse, die das Land ausplündert und dem Volk nichts übriglässt. (http://avtonom.org/author_columns/pro-maydan-v-armenii-i-ne-tolko)

Exemplarisch ein Vorfall beim russischen Sender NTW: Eine Journalistin interviewte DemonstrantInnen und ließ sich erklären, um was es wirklich geht; das Interview wurde nicht ausgestrahlt, stattdessen wurde die Journalistin entlassen. (http://avtonom.org/news/uchastnik-akcii-protesta-v-erevane-daet-intervyu...)