Die Deutsche Post – immer kreativ in Sachen Lohnsenkung

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Die Deutsche Post befindet ihr Personal als zu teuer, jedenfalls im Vergleich zur Konkurrenz, weswegen sie ihren ohnehin umfangreichen Niedriglohnsektor angleichen will – nach unten, versteht sich.

„Der Trend, sich der Billigkonkurrenz bei den Personalkosten anzunähern, hält an.“ (StZ 6.7.15). Mit eigens gegründeten Tochtergesellschaften für Paketzustellung („DHL Delivery“) soll dieses Ziel erreicht werden. Dagegen streikt die Gewerkschaft. Die Deutsche Post wiederum will verhindern, dass ihre Kundschaft wegen Verzögerungen bei der Zustellung zur billigeren Konkurrenz abwandert und kommt auf die Idee, sich anderweitig das nötige Personal zu beschaffen:

„Um den Ausfall der streikenden Postmitarbeiter zu kompensieren, wirbt die Deutsche Post einem Zeitungsbericht zufolge mit Einkaufsgutscheinen um freiwillige Zusteller. Wie die Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) in ihrer Samstagsausgabe berichtet, sollen die Helfer am Sonntag unter dem Motto „Sonntag wird Deutschland Gelb“ die Zustellung übernehmen. Der Niederlassungsleiter der Post für Hannover, Hildesheim, Hameln und Peine, Manfred Eisenträger, ruft demnach über den Smartphone-Botschaftendienst Whatsapp dazu auf, jede Niederlassung solle „ungeachtet irgendwelcher juristischer Vorbehalte“ mindestens 200 Freiwillige für die Paketzustellung anwerben, darunter auch Familienangehörige.“

„Freiwillige Zusteller“ klingt viel besser als „Streikbrecher“ und wäre für die DP ja auch die sprichwörtliche „Eier legende Wollmilchsau“: Für sie braucht man weder Sozialabgaben zu entrichten, Arbeitszeitordnungen einzuhalten oder Arbeitsverträge zu schliessen; und kosten tut‘s eh fast nichts. Das Angebot ergeht auch an die angestellten Postler; angesichts notorischer Ebbe auf deren Konten müsste sich die „Motivation von Mitarbeitern“ (Postsprecher Uwe Hogardt), an der Sonntagsverteilung teilzunehmen, doch quasi von selbst ergeben. Dennoch kommt diese Idee nicht so gut an wie vorgesehen und nicht so viele Freizeitzusteller zusammen wie gedacht.

Deswegen greift die Deutsche Post auf Leiharbeiter, Abruf- und Werksvertragskräfte zurück, also auf die im EU-Musterland zuhauf vorhandenen und auf jeden noch so miesen Job angewiesenen Billiglöhner. Mit deren Einsatz wird die beabsichtigte Streikwirkung, den Arbeitgeber zu schädigen, so dass dieser auf GW-Forderungen eingeht, dann auch erfolgreich torpediert; der Betrieb kann mit Sonntagsverteilung und Sonderschichten weitgehend aufrecht erhalten werden. Der Streik wird schliesslich beendet und der normale Betrieb wieder aufgenommen. Das Ziel der Gewerkschaft, nämlich die Post-eigenen Tochterfirmen abzuschaffen, wird nicht erreicht.

Doch jetzt hat die Deutsche Post noch ein apartes Restproblem: Nach Ende des Streiks sind die eingestellten Streikbrecher nicht sofort vor die Tür zu setzen; sie sind nach wie vor im Betrieb und kosten Geld, was so nun definitiv nicht vorgesehen war. Ganz im Sinne der verfolgten Lohnsenkungsstrategie macht sie ihr Problem zu dem der Angestellten:

„Aktuell beschäftigt Verdi aber eher der Druck auf einzelne Mitarbeiter, denen die Post nahelegt, in Urlaub zu gehen oder Arbeitszeitguthaben abzubauen. Der Grund: viele Verträge mit Leiharbeits-, Abruf- und Werkvertragskräften, die zum Bruch des Streiks angeworben wurden, laufen erst mal weiter. Jetzt hat man zu viele Mitarbeiter an Bord.“ (StZ 6.7.15)

Mangelnde Kreativität kann man der Deutschen Post sicher nicht vorwerfen: Erst dem Streik die Wirksamkeit durch Streikbrecher nehmen, dann nach Ende des Streiks die Stammbelegschaft zu Urlaub und Überstundenabbau auffordern, damit dem bestreikten Arbeitgeber die Kosten für Streikbrecher nicht zu hoch ausfallen.

In Zukunft sollten Streikende wohl gleich eine Streikbrecherkasse anlegen?

Peter Schadt / UB

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