urban mining oder: Festplatten sind kein „Elektroschrott“

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Festplatten sind schon längst kein Nischenprodukt mehr. Mehrere Milliarden von ihnen sind weltweit im Umlauf und landen häufig im Müll oder werden gehortet. Beides ist keine dauerhafte Lösung für ein Medium, das noch viele Jahre existieren wird. Die Möglichkeiten von "urban mining" können dabei helfen, Festplatten einem sinnvollen Recyclingprozess zu zu führen. Dieser Essay zeigt den aktuellen Stand sowie einige Möglichkeiten auf, wie urban mining dabei helfen kann, unsere Umwelt zu schützen.

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Jeder kennt sie, jeder nutzt sie: Festplatten. Es gibt zwar neuere Speichermedien - insbesondere Flash-Speicher (SSDs) - trotzdem kommen Festplatten nach wie vor in vielen Bereichen zum Einsatz. Dies liegt zum einen sicherlich am Kostenfaktor[1], zum anderen jedoch auch daran, dass viele Systeme über Jahre oder Jahrzehnte hinweg stabil mit Festplatten liefen und somit auch noch viele Jahre laufen werden. Ergänzend gilt es zu bemerken, dass SSD-Speicher bisher meist eine sehr begrenzte Lebensdauer haben, da sie für Schreibzyklen nicht resistent sind. Je häufiger eine SSD beschrieben wird, desto schneller geht sie kaputt. Die Lebensdauer aktueller SSDs ist auf nur auf 100.000 bis 5 Millionen Schreibzyklen begrenzt.[2] In vielen professionellen Bereichen – insbesondere bei Servern – sind Festplatten daher auch in Zukunft vorerst nicht wegzudenken. Die Ausgangslage ist daher klar: Festplatten werden noch viele Jahre den Speichermarkt weltweit dominieren.

Festplatten werden gehortet oder in den Müll geworfen

Erfahrungsgemäß hortet jeder Nutzer mehrere alte Festplatten zuhause, damit man später bei Bedarf wieder darauf zugreifen kann. Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang, dass dies häufig eben nicht gelingt, da Jahre später die entsprechenden Kabel, Anschlüsse oder Rechner nicht mehr verfügbar sind. Interessant ist jedoch auch, dass das Horten von Festplatten ein Phänomen ist, das primär in höher entwickelten Industrieländern auftritt.

In vielen Ländern der Welt, fliegen Festplatten – natürlich erst nachdem sie den sprichwörtlichen Geist aufgegeben haben – ohne weiteres in den Müll. Da spezielle Rücknahmestellen fehlen und in vielen Ländern noch nicht einmal ansatzweise an Mülltrennung und Recycling zu denken ist, führt dies natürlich zu einer gravierenden Belastung für die Umwelt. Auch hierzulande verfrachten Privatpersonen defekte Festplatten nicht selten einfach so in den Hausmüll.

Dem Ganzen liegen zwei Grundsatzprobleme zugrunde:

Zum einen sammelt jeder Mensch durchschnittlich eine immer größer werdende Summe an Daten an, die auf Festplatten untergebracht wird. Alleine im Jahr 2014 wurden 564 Millionen Festplattenlaufwerke auf den Weltmarkt gebracht.[3] Es ist daher davon auszugehen, dass aktuell bereits mehrere Milliarden Festplatten auf der Welt existieren und nur wenige davon richtig entsorgt werden.

Zum anderen ist davon auszugehen, dass die im Laufe eines Menschenlebens gesammelten Daten immer wichtiger für die persönliche und berufliche Zukunft werden, so dass immer mehr Menschen alte Laufwerke horten werden.

Die Brisanz spitzt sich zu

Aktuelle Hochrechnungen ergeben, dass bereits im Jahr 2020 pro Mensch der Weltbevölkerung durchschnittlich mehr als 5 Terabyte Daten pro Jahr generiert werden.[4] Diese Daten müssen gespeichert werden – natürlich auf den dann noch weiter verbreiteten Flash-Speicher, aber eben auch auf Festplatten.

Ist urban mining die Lösung?

Unter urban mining versteht man die Auffassung, dass in städtischen Gebieten Rohstoffe vorhanden sind, die für die auf unterschiedliche Arten (wieder-)gewonnen werden können.[5] Gerade in Elektroschrott und insbesondere in den Leiterplatinen, Magnetscheiben und anderen Bestandteilen von Festplatten kommen viele teure Rohstoffe in geballter Form vor. Die weltweit stark nachgefragten Seltene Erden, aber auch herkömmliche Metalle wie Kupfer und Edelmetalle wie Gold werden konzentriert bei der Herstellung von Festplatten verwendet.

Es lohnt sich sicherlich nicht, das sprichwörtliche Gold von den Anschlüssen einer Festplatte zu kratzen, es würde sich aber angesichts der Milliarden existierenden Festplatten für alle Beteiligten und insbesondere auch die Umwelt lohnen, ein Recyclingverfahren für Festplatten im Sinne des urban mining einzuführen.

Durch urban mining wird die Umwelt gleich mehrfach geschont: zum einen werden weniger Giftstoffe durch weggeworfene und sich auf Deponien zersetzende Festplatten freigesetzt, zum anderen muss weniger Energie aufgewendet werden, um neue Rohstoffe zu gewinnen. Das in vielen anderen Bereichen seit Jahrzehnten bewährte Recycling-System wird sich auch hier bewähren.

Die ersten Schritte im Bereich des urban minings sind bereits getan; es ist nur eine Frage der Zeit, bis Unternehmen, Systeme und Methoden zur Verfügung stehen, um die Rohstoffe aus Festplatten in großem Umfang wieder gewinnen zu können.

Bis dahin bleibt wohl nur der Trost, dass das Horten und eben nicht das Wegwerfen von Festplatten zumindest die einzig logische Konsequenz bis zu diesem Zeitpunkt sein kann.




 Verwendete Quellen (abgerufen am 08.07.2015):

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Solid-State-Drive

[2] http://www.it-service24.com/ssd-preise/

[3] http://www.forbes.com/sites/tomcoughlin/2015/01/29/hdd-annual-unit-shipments-increase-in-2014/

[4] http://www.huffingtonpost.de/mark-whitby/speichermangel-warum-die-festplatte-der-welt-fast-voll-ist_b_6218854.html

[5] http://orf.at/stories/2056716/2056715/

 

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