[HH] Offener Brief des kollektives Zentrums -koZe-

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Offener Brief des kollektiven Zentrums – 04.06.15

Kein Abriss! Kein Neubau! koZe verteidigen!

Offener Brief des kollektiven Zentrums – 04.06.15

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren,

wir sind sehr verwundert über die unterschiedlichen Signale, die wir derzeit von Seiten
der Behörden erhalten. Einerseits findet am 09.06.15 nun endlich das von uns geforderte
Gespräch im Fachamt für Stadt- und Landschaftsplanung über die Zukunft des koZe mit
allen Beteiligten statt (Fachamt SL, HBK Hanseatische Bau Konzept, LIG Landesbetrieb für
Immobilienmanagement und Grundvermögen, KuNaGe e. V., koZe, Bezirkspolitik).
Andererseits droht der LIG mit seinem Brief vom 26.05.15 offen mit Kündigung. Besagter
Brief basiert größtenteils auf Mutmaßungen und Unterstellungen. Zu oft wurden wir vom
LIG getäuscht und belogen, deshalb dieser offene Brief. Auch damit wir uns am 09.06.15
nicht in Detailfragen über den Mietvertrag und etwaige Verstöße verlieren, sondern das
Wesentliche im Auge behalten.
Seit September 2014 sind wir nun in dem ehemals leerstehenden Gebäude in der
Norderstraße 65. Mittlerweile nutzen regelmäßig Kinder den Spielplatz, gleiches gilt für
den leerstehenden Hof. Viele politische und soziale Gruppen haben im kollektiven
Zentrum ein Zuhause gefunden. Kurzum, seitdem ist viel passiert und sehr viel wurde von
uns erreicht.
Werfen Sie einen Blick in die Auflistungen der regelmäßigen und unregelmäßigen
Veranstaltungen im Anhang. Die Angebote des kollektiven Zentrums sind unkommerziell,
kostenlos und so vielfältig wie seine Räume: Es gibt Siebdruck-, Näh- und
Fahrradwerkstätten, ein Fotolabor, einen Sportraum für Yoga, Capoeira, Kickboxen u.v.m.,
einen Kinderraum, ein Büro und einen Versammlungsraum, ein Kino, eine Bibliothek zum
Lesen und Studieren, eine Küche, wo regelmäßig und im großen Stil gekocht wird. Viele
Räume sind auch multifunktionell, so finden im „Barraum“ Infoveranstaltungen, Vorträge,
der Punk-Frisö rsalon oder Kulturveranstaltungen statt.
Bereits Anfang des Jahres haben wir versucht das gesamte Haus anzumieten. Hier
erlebten wir wieder ein dé ja-vu. Wiederum versuchte der LIG, wie bereits bei der
Durchsetzung der ursprünglichen Zwischennutzung, den Prozess zu blockieren. Die Türen
standen jedoch alle offen und wir sind nicht mehr bereit unser Handeln von der Willkür
des LIG abhängig zu machen. Wenn ein Bedarf an Räumen besteht, dann werden wir uns
diese nehmen. Das haben wir bereits im Ausschuss für Wohnen und Stadtteilentwicklung
angekündigt. Dazu stehen wir, denn wir halten das für richtig. Und zwar nicht nur als
kollektives Zentrum, sondern als Quartier Münzviertel und darüber hinaus.
Auf dem gesamten Gelände soll gebaut und voll funktionsfähige Gebä ude abgerissen
werden, weil Investoren mit einem Neubau mehr Geld verdienen. Wiedereinmal stellt sich
die Frage: Wer entscheidet über öffentliche Flächen und Gebäude und warum so und nicht anders? Sind unsere Ideen und Bedürfnisse nichts wert? Der Filz aus Privatinvestoren und Teilen der Stadt, deren kleingeistige Gedankenwelt sich ausschließlich am monetären
Ertrag orientiert, wollen die Anwohner_innen und uns vor vollendete Tatsachen stellen.
Der LIG hat Sie und uns im vergangenen Jahr bereits mehrfach belogen, um eine
Zwischennutzung zu verhindern: Kampfmittelsondierungen, Verkehrssicherheit, Strom
und Wasser seinen abgestellt. Nun geht das Lügen weiter. In dem gesamten
Gebäudekomplex sind nahezu alle Heizungen angestellt und aufgedreht. Das bezeugen z.
B. die eidesstattlichen Erklärungen, die wir bereits im vergangenen Jahr vorgelegt haben.
Das kostet viel Geld und nun wird versucht, uns diese Kosten anzulasten. Dabei sind es
doch gerade wir, die die Nebenkosten durch zeitweises Abstellen der Heizungen gesenkt
haben. Ein Abstellen von Heizungen fand in den anderen Gebäudeteilen hingegen gar
nicht statt.
Eine Kündigung des Mietverhältnisses wird die Situation nicht befrieden können und nur
Verlierer_innen zurücklassen. Da wir aber als Teil einer progressiven antikapitalistischen
Bewegung das Kämpfen und verlieren gewöhnt sind, haben wir uns längst vorbereitet, die
vorzeitige Beendigung des Projekts kollektives Zentrum teuer, unbequem und
unkontrollierbar zu machen.
Wir haben kein Interesse an einer Eskalation, doch wenn sich die Behörden dazu
entschließen sollten, Nachbarschaftsinitiativen, Flüchtlingsgruppen, Volxküchen und
vieles mehr wieder auf die Straße zu setzen, dann wird sich dort die Trauer und Wut über
den Verlust des politischen Zuhauses Luft verschaffen.
Orte, wie das koZe werden benötigt, denn wo sollen sonst die hiesigen Veranstaltungen in
dieser Stadt stattfinden? Unsere Ideen von kollektiver Selbstverwaltung sind besser und
nachhaltiger als das geplante Neubauprojekt. Unsere Ideen sind in Bewegung, lassen sich
nicht räumen und werden sich bei nächster Gelegenheit an anderer Stelle Raum nehmen.
Vielleicht sind die Unterstellungen der Innenbehörde, die uns laut taz vom 24.03.15 in
einer Chronologie mit der Roten Flora und der Hafenstraße sieht, nicht ganz falsch. Das
wir uns nicht einschüchtern lassen und uns zu helfen wissen, wenn uns z.B. ohne
Vorankündigung die Heizung abgestellt wird (siehe taz 31.03.15), haben wir bereits
gezeigt. Angst vor einer Kündigung und den daraus resultierenden politischen
Auseinandersetzungen haben wir keine.

Kein Abriss! Kein Neubau! koZe verteidigen!

 

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