Resistance and loathing after the Soma Massacre

URL des Originals: 
https://de.indymedia.org/node/371
Originalsprache: 
Zielsprache: 
Autor des Originals: 
lowerclassmagazine.blogsport.eu
Übersetzungsautor: 
K
Neuer Titel: 
Widerstand und Haß im Zuge des Somamassakers
Neuer Abstract: 
Vier Tage sind nun vergangen seit den Desastern in Soma; 292 Leichen wurden bisher geborgen. Die Türkei ist wieder einmal Schauplatz für Aufstände und Demonstrationen geworden. Während die Gewerkschaften zu Streiks aufriefen demonstrierten Kohlekumpels überall im Land auf den Straßen. Tausende Menschen haben wieder die Straßen von Istanbul, Tarsus, Izmir, Adana und Samsun erobert. In manchen Vierteln von Istanbul, z.B. Kadikoy, Taksim und Gazi Mahallesi halten die Aufstände immer noch an.

The movement now also seems to have another turn, as people with real guns have taken the streets in Gazi. One surprising development, as university occupations have never been that common in Turkey, has been that the students have now occupied the universities of Istanbul Technical University, Mimar Sinan University and Galatasaray University.

 

“Murder, not accident. Massacre, not fate”

 

The academia, of course, was nicely doing its job as usual by polishing the image of capitalistic establishments. Before the catastrophe has happened, Istanbul Technical University was collaborating with the Soma Company and polishing the company’s name by providing them technical support, and therefore the “authority”. The declaration from the students from Istanbul Technical University read “We don’t want people in our university providing guidance for greedy capitalists and murderers under the name of ‘university-industry cooperation’, and we don’t recognize justifications from our rectors deeming this murder as a matter of ‘fate’” (2). They also declared that the occupation would continue until the faculty puts an end to all engagements with the company, and that Orhan Kural, who was in charge of the relations with this company, resigns, all the police attacks stop and all the responsible people of this murder get arrested.

 

All accumulation by means of workers’ lives should be confiscated

 

Lawyers from Izmir Bar Association has already filed an official complaint, claiming that although the disaster was expected, the authorities had not taken any precautions against it (3). This, in criminal law, is considered to be a deliberate act for murder. They demanded the arrest of all suspects in this neglect, and stated that all accumulation gained through not taking the necessary precautions to raise the profits by exploiting workers should be confiscated.

 

Take part in the demonstrations, and we fire you

 

Meanwhile, police continued the attacks on people in Soma, who just lost their family members and who are on the streets to voice their discontent (4). After Erdogan visited the site and helped police by punching a couple of people, tens of people were already detained, and mine workers of the same company received a text message on their mobiles reading “Everyone has to stay in their site, do not gather in groups and don’t take part in the demonstrations, otherwise you will be fired”. This, perhaps, seems like a joke, but under the AKP government these now have become customs. A woman in Soma was stating to BBC cameras (5): “They force us to vote for AKP. They say if we don’t vote for them, they will fire us. This is how they intimidate people. Why do you think people voted for AKP? They were scared.”

 

Specters of Gezi

 

After Gezi, nothing really ended on the streets of Turkey. As the anniversary of the Gezi-uprising is also approaching on 31st of May, what is on everyone's heart is to take the streets and make the movement as big, and this time more 'sustainable'. The tension is still so high that anything is enough to get people onto streets, anyway. Turkey has always ranked one on top on the “accidents” in coal mines, but for the first time, even people who would see these “accidents” as fate now began uttering words like precariousness, capitalism, organizing, and so on. This tells us all that Gezi’s spectre is still dominating the atmosphere, and people will not sleep in peace until justice finds its place.

 

 

1. http://www.bbc.co.uk/turkce/haberler/2014/05/140516_soma_toplama.shtml
2. http://www.cnnturk.com/haber/turkiye/itu-ogrencileri-maden-fakultesini-isgal-etti
3. http://www.sendika.org/2014/05/soma-icin-suc-duyurusu-gerceklesecegi-bilinmesine-ragmen/
4. http://www.bbc.co.uk/turkce/multimedya/2014/05/140516_vid_soma_catisma.shtml
5. http://www.bbc.co.uk/turkce/multimedya/2014/05/140515_vid_mezarlik_tepki.shtml

Uebersetzung: 
Die Bewegung scheint nun eine weitere Wendung erfahren zu haben, als Menschen mit echten Feuerwaffen die Straßen eingenommen haben. Eine überraschende Entwicklung war, daß Studenten die Universitäten der Technischen Universität Istanbul, Mimar Sinan Universität und Galatasaray Universität besetzt haben, denn Universitätsbesetzungen waren in der Türkei noch nie üblich. „Mord, kein Zufall. Massaker, kein Schicksal.“Die akademische Welt tat – natürlich – schön wie immer ihre Arbeit, indem sie das Image des kapitalistischen Establishments auf Hochglanz polierte. Bevor die Katastrophe geschah, arbeitete die Technischen Universität Istanbuls mit der Firma Soma zusammen und wertete den Firmennamen auf, indem sie technische Unterstützung bat, und somit auch „Autorität“. Die Erklärung der Studentenschaft der Technischen Universität Istanbuls lautete: „Wir wollen in unserer Universität keinen Leute haben, die den gierigen Kapitalisten und Mördern unter der Bezeichnung ‚Universitäts-Industrie Kooperation‘ Orientierung bieten, und wir erkennen jegliche Rechtfertigung unserer Rektoren nicht an, die diesen Mord als eine Frage des ‚Schicksals‘ erachten“ (2). Sie erklärten auch, daß die Besetzung fortgesetzt werde, bis die Fakultät allen Kooperationen mit diesem Unternehmen aufkündigt, und Orhan Kural, der verantwortlich für die Beziehungen mit diesem Unternehmen war, zurücktritt, alle Polizeiaggressionen aufhören und alle Verantwortlichen für diesen Mord verhaftet werden. Alle Ansammlungen mittels Arbeiterleben sollen beschlagnahmt werdenJuristen der Izmir Rechtsanwaltsveraneinung haben bereits eine Klage eingereicht, die behauptet, obwohl das Unglück vorhersehbar war, hätten die Behörden keine Sicherheitsvorkehrungen vorgenommen. (3). Dies werde im Strafrecht als vorsätzlichen Totschlag erachtet. Sie forderten die Festnahme aller Verdächtigen dieser Dienstpflichtverletzung, und gaben an, daß jegliche Anhäufung, die durch die fehlende Vornahme von Sicherheitsvorkehrungen eingenommen wurde, zur Profitsteigerung durch Ausbeutung der Arbeiter, beschlagnahmt werden soll. Nimm an den Demonstrationen teil, und wir feuern dichUnterdessen setzte die Polizei ihre Angriffe auf Leute in Soma fort, die zuvor erst ihre Familienangehörigen verloren und auf der Straße ihren Unmut Ausdruck verleihen wollen (4). Nachdem Erdogan den Ort besuchte und der Polizei half, indem er einige Leute schlug, waren bereits über zehn Menschen in Gewahrsam genommen, und Bergarbeiter derselben Firma erhielten die Kurznachricht auf ihre Mobiltelefone, die lautete „Jeder muß an Ort und Stelle bleiben, darf sich nicht in Gruppen versammeln und darf nicht an Demonstrationen teilnehmen, andernfalls werden Sie gefeuert.“ Dies scheint wohlmöglich ein Scherz zu sein, aber unter der AKP Regierung ist sowas nun gang und gäbe. Eine Frau in Soma gab vor BBC Kameras an (5): „Sie zwingen uns die AKP zu wählen. Sie sagen, wenn wir sie nicht wählen, dann feuern sie uns. So schüchtern sie die Leute an. Was denken Sie, warum die Leute die AKP wählten? Sie fürchteten sich.“ Gezis GeisterNach Gezi haben sich Türkeis Straßen nie richtig beruhigt. Während sich der Jahrestag des Geziaufstands – der 31. Mai – sich nähert, ist es eine Herzensangelegenheit aller die Straßen einzunehmen und die Bewegung genauso groß zu machen, und diesmal mehr „zukunftsfähig“. Die Spannung ist nach wie vor präsent, sodaß jedes kleine bißchen genug ist, die Leute auf die Straßen zu bringen, selbst diejenigen, die diese „Unfälle“ als Schicksal sehen, fangen an Wörter wie Prekariat, Kapitalismus, oder Vernetzung über die Lippen zu bringen. Dies sagt uns allen, daß der Geist von Gezi immer noch die Atmosphäre dominiert, und die Menschen werden nicht in Frieden schlafen, bis Gerechtigkeit ihren Platz findet.http://www.bbc.co.uk/turkce/haberler/2014/05/140516_soma_toplama.shtmlhttp://www.cnnturk.com/haber/turkiye/itu-ogrencileri-maden-fakultesini-isgal-ettihttp://www.sendika.org/2014/05/soma-icin-suc-duyurusu-gerceklesecegi-bilinmesine-ragmen/http://www.bbc.co.uk/turkce/multimedya/2014/05/140516_vid_soma_catisma.shtmlhttp://www.bbc.co.uk/turkce/multimedya/2014/05/140515_vid_mezarlik_tepki.shtml
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