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Die Dresdner Identitären und ihr Umfeld

 

Beinahe ungestört haben Neofaschist*innen in Dresden eine Ortsgruppe der "Identitären Bewegung" aufbauen können. Es wird Zeit, sie aus der Deckung zu holen.

 

 

 

Die Identitären sind ein relativ junges Phänomen der außerparlamentarischen Rechten. Ihre so genannte "neurechte" Ideologie wurde in den 1970er Jahren entwickelt, ideologische Vorläufer sind aber bereits in der Weimarer Republik bei Antidemokraten und Wegbereitern des Nationalsozialismus zu finden. Mit Kampfbegriffen wie "Remigration" und "Festung Europa" wird ein ethnisch beziehungsweise kulturell "reines" Volk propagiert, das vor vermeintlich schädlichen Einflüssen wie dem Islam, Einwanderung oder emanzipatorischen Errungenschaften geschützt werden müsse. Das klingt nicht ohne Grund nach dem NS-Konzept einer homogenen Volksgemeinschaft. Analog zur NPD-Strategie des "Kampfs um die Köpfe" versuchen Identitäre im vorpolitischen Raum auf die Gesellschaft einzuwirken. Trotz ihrer Inszenierung als "friedliche Jugendbewegung" spielt Gewalt dabei eine zentrale Rolle, sowohl in der Sprache, als auch auf der Straße, wie aktuelle Beispiele in Halle (Saale) zeigen.

 

Das gilt auch für die Dresdner Ortsgruppe: Wöchentliches Kampftraining mit dem Pegida-Mitbegründer und AFD- Mitglied Achim Exner und ein wehrsportartiges Trainingswochenende in Südbrandenburg zeugen von Vorbereitungen auf einen Straßenkampf. Neben der Mitgliedschaft mehrerer Identitärer in schlagenden Burschenschaften (beispielsweise mder Salamandria auf der Bernhardstraße 98), der Akademischen Damenverbindung Regina Maria-Josepha zu Dresden oder Vernetzung zur Jungen Alternative, werden auch die Verbindungen in ein klassisches neonazistisches Milieu aus Dresden immer deutlicher. So geschehen bei einer Aktion gegen eine NGO in Dresden, an der neben der IB-Kerngruppe auch der Nazi und Hooligan Sebastian Reiche beteiligt war. In diesem Artikel sollen einige der Protagonist*innen vorgestellt werden.

 

 

Martin Bader

Als Ortsgruppenleiter ist Bader in der letzten Zeit an beinahe jeder lokalen sowie mehreren überregionalen IB-Aktionen beteiligt. Als Beispiele hierfür wären die Banneraktion  gegen das Busmonument im Februar 2017 in Dresden und der blockierte Aufmarsch der Identitären am 17. Juni in Berlin zu nennen. Gerade bei letzterem lief beinahe die gesamte damalige Ortsgruppe mit. Von Februar bis Mai 2017 absolvierte Bader ein Praktikum beim Ein Prozent e.V., vorher verfasste er Aufsätze für den Internetblog "Einwanderungskritik" und die "Blaue Narzisse", die beide vom Dresdner Felix Menzel betrieben werden. Im April 2017 beteiligte er sich an einem Kongress der italienischen CasaPound. Dort trat der Vorsitzende des Ein Prozent e.V. Philip Stein als Referent auf. Bader ist Aktivensprecher der Burschenschaft Salamandria und lebt in einer Beziehung mit Madeleine Ahrens.
 

 

Freya Honold

Die aus Köln stammende Freya Honold ist eines der aktivsten IB-Mitglieder in Dresden. Auch ihre Geschwister sind im Umfeld der IB anzutreffen. Sie studiert im 3. Semester Biologie an der TU-Dresden und war an der gescheiterten Besetzung des Justizministeriums in Berlin beteiligt. Immer wieder ist sie bei bundesweiten IB-Aktionen vor Ort, so neben Berlin auch in Halle, Magdeburg und Cottbus. Wie Madeleine Ahrens gehört sie der Akademischen Damenverbindung Regina Maria-Josepha (RMJ) an. Für den antifeministischen Blog "radikal feminin" schreibt Honold unter dem Pseudonym "Fenya". In ihrem bisher einzigen Text versucht sie vergeblich, von ihr bevorzugte überholte Geschlechterverhältnisse mit ihrer eigenen Lebenserfahrung in Einklang zu bringen. Dabei zeugt der Aufsatz nicht nur von einer romantisierten, realitätsfernen Lebensvorstellung, sondern verharmlost zudem patriarchale Verhältnisse und daraus resultierende Benachteiligung von Frauen.

 

Yannick Pochert

Der als Yannick Plisson in Frankreich geborene 22-Jährige ist in der Dresdner Außenstelle der schlagenden Burschenschaft Arminia zu Leipzig aktiv. Seit Oktober 2016 nahm er an zahlreichen Aktionen der Identitären teil. Das sind vor allem Bannerdrops, beispielsweise während einer Veranstaltung von Heiko Maas im Juli 2017. Der Maschinenbaustudent trat mehrere Monate als Mitglied der Jungen Alternative Dresden auf. Im Internet verherrlicht er den Holocaust, zeigt deutlich seinen Hass auf Juden und Muslime und bekundet seine Sympathie für Adolf Hitler.

 

Aline Catinca Manescu

Das Kind rumänischer Eltern gehört mit den Identitären einer Gruppierung an, die von sich behauptet: "Wir sind die Jugend ohne Migrationshintergrund". Die glühende Antikommunistin beteiligte sich an überregionalen Aktionen in Berlin und Magdeburg. Im September 2017 nahm die in Aschaffenburg geborene Aline gemeinsam mit Freya Honold und Yannick Pochert an einem Schulungswochenende  in Schnellroda teil. Sie nimmt für die IB-Dresden in Interviews eine öffentliche Funktion ein und ist gelegentlich zusammen mit der Berlinerin Paula Winterfeldt in Videos des Youtube-Kanals "Laut gedacht" zu sehen, der von den Identitären Alexander Kleine und Philip Thaler betrieben wird.

 

Madeleine Ahrens

Die Kunststundentin beteiligt sich vereinzelt an Aktionen der Ortsgruppe. Dazu gehört die Anbringung eines Transparents am  Busmonument am 20. Februar 2017, damals unter Mitwirkung des Co-Leiters der IB-Österreich Martin Sellner, ebenso eine weitere Aktion am 9. November 2017 gegen die Seenotrettungsorganisation Mission Lifeline. Auch bei der rechtsextremen "Festung Europa"-Kundgebung am 03. Oktober 2016 am Blauen Wunder, auf der die bundesweit bekannte Hooliganband Kategorie C spielte, war die 1991 geborene Madeleine mit weiteren Identitären vor Ort. Sie lebt in einer Beziehung mit Martin Bader.

 

Jan Blechschmidt

Der am 29. September 1984 geborene Blechschmidt ist eines der dienstältesten Mitglieder der Dresdner Ortsgruppe. Er war an der ersten Dresdner IB-Aktion im Januar 2015 gegen den Sächsischen Landtag beteiligt, die damals vor allem von sächsischen Identitären anderer Ortsgruppen getragen wurde. Auch bei der IB-Demo am 17. Juni 2017 war Blechschmidt dabei. Bereits 2011 nahm er am 19. Februar am sogenannten "Trauermarsch" des (neo-)nazistischen "Aktionsbündniss gegen das Vergessen" in Dresden teil. Der NSBM-Fan ("National Socialist Black Metal") ist durch sein Wikinger-Reenactment im Axt- und Schwertkampf geschult.

 

Claudia von Zabuesnig

Claudia v. Zabuesnig, 1989 geboren, ist schon länger im Rahmen der IB aktiv. Bereits im Januar 2016 posierte Claudia zusammen mit dem Österreicher Martin Lichtmesz in einem "Still not loving Antifa"-Shirt für den identitären "Phalanx Europa"-Versand. Im Herbst 2015 war sie mit einer Abordnung der Identitären bei der rassistischen Blockade der Asylunterkunft auf der Thaeterstraße in Dresden-Übigau anzutreffen. Ob sie dort auch Kontakt zu Mitgliedern  der gerade wegen "Bildung einer terroristischen Vereinigung" vor Gericht stehenden Gruppe Freital hatte, kann nur Spekulation sein. Die in der Personalverwaltung der TU Dresden arbeitende Zabuesnig nahm mit weiteren Identitären an der "Festung Europa"-Kundgebung von Tatjana Festerling am 16. Mai 2016 teil.

 

Egon Oelsner

Der 1998 geborene Egon Oelsner ist mindstens seit dem 16. Oktober 2017, dem zweiten Jahrestag der Pegidabewegung, Teil der IB-Dresden. Seitdem beteiligt er sich regelmäßig an lokalen Aktionen, etwa beim Aufhängen eines Banners vor dem Hauptbahnhof. Auch er nahm an der Demonstration am 17. Juni 2017 in Berlin teil. Der 19-jährige Industriemechaniker trägt hin und wieder Kleidung der extrem rechten Modemarke "European Brotherhood". Sein Vater, der CDU-Gemeinderat Detlef Oelsner, war am 1. Juni 2016 an einem rassistischen Übergriff beteiligt, bei dem ein Iraker getreten, geschlagen und an einen Baum gefesselt wurde. Für den Prozess sammelte der Ein Prozent e.V. innerhalb kürzester Zeit mit einer Kampagne 20.000 Euro Spenden ein, um die Angeklagten zu unterstützen. Am Ende wurde das Verfahren unter zweifelhaften Umständen eingestellt, die Begründung: mangelndes öffentliches Interesse. Als Teil dieser Kampagne hielt Egons Mutter Katrin Oelsner eine Rede auf einer Pegidakundgebung.

 

Marco Hebestadt

Der 1983 geborene Marco Hebestadt ist seit Jahren politisch aktiv: Früher als "Politiker" der antisemitischen und tendenziell rechtsextremen Partei BüSo ("Bürgerrechtsbewegung Solidarität"), heute als Identitärer. Der 34-Jährige nahm an zahlreichen Aktionen der IB Dresden teil, etwa bei der Aktion gegen das Busmonument im Februar 2017. Im Oktober 2017 betreute er mit weiteren Identitären einen Infostand der Kontrakultur Halle. Am 12. Juli 2017 befand er sich mit weiteren Dresdner Identitären in der Faschist*innenansammlung vor dem Haus der Kontrakultur. Knapp zwei Monate zuvor versuchte Hebestadt mit zahlreichen weiteren Identitären vergeblich das Justizministerium in Berlin zu stürmen.

 

Michael Schäfer

Michael Schäfer kann auf eine lange Karriere zurückblicken: Zunächst in der CDU und später als Teil der militanten neonazistischen "Wenigeröder Aktionsfront", der NPD und ihrer Jugendorganisation JN, der er zeitweise als Bundesleiter vorstand. Heute zählt er zum Umfeld der Dresdner Identitären. Zusammen mit Julian Monaco und Philip Stein arbeitet Schäfer im Büro des rechtsextremen Netzwerks Ein Prozent e.V. und referiert in dieser Funktion bei Ein Prozent-Veranstaltungen, aber auch auf Einladung der AfD-nahen Erasmus-Stiftung Brandenburg. Wie auch mehrere Mitglieder der Kontrakultur Halle gehört Schäfer der Halle-Leobener Burschenschaft Germania an. Am 11. Juli 2017 versammelte er sich gemeinsam mit Identitären unter anderem aus Halle und Dresden vor dem Haus der Kontrakultur, als eine antifaschistische Demonstration an der Immobilie vorbeizog. Im Haus befindet sich auch das Büro des AfD-Landtagsabgeordneten Hans-Thomas Tillschneider.

 

Julian Monaco

Julian Monacos Karriere ähnelt der von Michael Schäfer: Zunächst in der militanten Kameradschaftsszene aktiv, später JN-Landesvorsitzender in Niedersachsen und Mitglied im JN-Bundesvorstand, heute Mitarbeiter beim Ein Prozent e.V. 2010 attestierte ihm das Niedersächsische Innenministerium "umfangreiche überregionale Szenekontakte", in dieser Zeit dürfte er die Bekanntschaft mit heutigen Identitären wie dem aus Delmenhorst stammenden Mario Müller gemacht haben. Monaco studiert Law in Context an der TU Dresden und ist Mitglied der Dresdner Burschenschaft Salamandria. Seine Freundin Katharina Fischer gehört der Damenverbindung RMJ an. Auch Monaco gehörte zu den Personen, die sich am 12. Juli 2017 vor dem Haus der Kontrakultur Halle versammelten.

 

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Dies ist nur ein Ausschnitt der Akteure und Akteurinnen der neuen Rechten in Dresden. Viele von ihnen haben das Gefühl, ihre rassistische Politik ohne größere Widerstände umsetzen zu können. Es gilt sie aus der Deckung zu holen! Ihnen zeigen, das ihr treiben nicht unbeobachtet bleibt. Wir haben einen ersten Schritt gemacht, und am Wochenenende Plakate mit den gesichtern der Führenden IBlern aus Dresden an der Uni verklebt. Dies ist nur der erste von vielen noch zu gehenden Schritten. Helft auch ihr uns dabei, das treiben der Identitären nicht unbeobachtet zu lassen. Macht aktionen und/oder gebt uns Informationen weiter. Erreichen könnt ihr uns unter:

 

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