Autonomes Zentrum wird von Stadtplanung ignoriert

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Die Stadt Köln will das Automome Zentrum und weitere am Eifelwall gelegene Freiräume und Projekte kompromisslos wegplanen. Ein Parkhaus wird hingegen vom Bebauungsplan ausgenommen.

Jetzt ist die Katze also endgültig aus dem Sack! Im Rahmen einer sogenannten Bürger_innebeteiligung am letzten Dienstag wurde klar: Die Stadt Köln will das Automome Zentrum und weitere am Eifelwall gelegene Freiräume und Projekte kompromisslos wegplanen.

"Das Autonome Zentrum vereint wie kein anderer Ort in Köln unkommerzielle Kulturveranstaltungen, Proberäume, Ateliers, Diskussionsveranstaltungen sowie kostenlose Sportkurse. Bei uns können sich obdachlose und bedürftige Menschen mit Lebensmitteln versorgen und auch kostenlos einkleiden. Mehr am Herzen liegt der Stadt Köln der Erhalt des Parkhauses des Justizzentrums, denn für dieses wurde mal so eben der Bebauungsplan geändert. "Ausnahmen sind möglich, aber nicht für unkommerzielle und soziale Projekte, sondern für Parkhäuser", konstatiert Uli Rothfuß.

In den 2000er Jahren scheiterten mehrere Anläufe in Köln, durch Besetzungen am Eifelplatz (2004), Mediapark (2004) oder dem Barmer Viertel in Deutz (2006) ein Soziales Zentrum zu verwirklichen. In Deutz bekam die Initiative für ein Soziales Zentrum große Aufmerksamkeit, da mehrere hundert alteingesessene Kölner_innen aus zwei Straßenzügen entmietet und zwangsumgesiedelt worden sind, um Raum für wirtschaftliche Interessen nahe des Messegeländes zu schaffen. Noch nach 10 Jahren ist dort ein Schotterplatz zu betrachten. Am 16.04.2010 besetzten Aktivist_innen die leer stehende KHD-Kantine in Köln-Kalk um dort das Autonome Zentrum Köln entstehen zu lassen. Das Projekt wurde über die Stadtgrenzen hinaus gelobt, nicht zuletzt wegen der positiv wahrgenommenen Stadtteilarbeit, mit welcher soziale Kluften überwunden worden sind. Die Stadt Köln gab jedoch vor, dass die Flächen “einer neuen, zukunftsfähigen und qualitätsvollen Nutzung zugeführt werden müssten. Dazu gehört neben dem Ausbau des
Bildungsangebotes vor Ort, insbesondere mit der Erweiterung der Kaiserin-Theophanu-Schule, auch die Einrichtung von Grün- und Spielflächen zugunsten der benachbarten Wohnbereiche.” Die versprochenen Grün- und Spielflächen befinden sich dort nicht und die “zukunftsfähige qualitätsvolle Nutzung” sind als Klassenzimmer umfunktionierte See-Container. Den Besetzer_innen aus Kalk wurde zuletzt das Ersatzobjekt an der Luxemburger Straße 93 angeboten, welches in unmittelbarer Nähe zum Arbeitsamt, Amtsgericht und der Universität an der Haltestelle Eifelwall liegt. Damit liegt das Gebäude am seitlichen Flügel des Plangebietes “Parkstadt Süd”. Das städtisch diktierte Vertragsende zur Nutzung des Gebäudes bedroht den Bestand des Autonomen Zentrums Köln:

"Wir lassen uns nicht ein weiteres Mal dadurch vertreiben, indem die Stadt Flächen beplant, indem sie bei der Stadtgesellschaft durch visionäre Versprechungen Sehnsüchte weckt, die am Ende – dies zeigt die Deutzer Schotterpiste und die Kalker Container-Landschaft – unerfüllt bleiben. Die Beispiele zeigen, dass bereits mehrfach die Wünsche und Gefühle der Stadtgesellschaft genutzt worden sind, um eine breite Front für eine sinnvolle Nutzung von Bestandsgebäuden zu brechen. Wir werden den erneuten Angriff auf die Interessen der hier lebenden Menschen nicht ein weiteres Mal hinnehmen", erklärt Rothfuß weiter.

Im April nächsten Jahres feiert das Autonome Zentrum Köln sein 7-jähriges Bestehen.

Fassen wir also zusammen: Ein Parkhaus ist für die Stadtoberen erhaltenswert, ein sozialer Ort, an dem jeden Monat tausende Menschen ein- und ausgehen um dort Sport zu machen, zu feiern, Kultur zu schaffen, Musik zu machen, sich mit Essen oder kostenloser Kleidung zu versorgen stört hingegen die Kölner Stadtplanung.

Sind wir davon überrascht? Nein! Denn schließlich fügt sich das ganze nahtlos ein in eine neoliberale Stadtpolitik, die systematisch Freiräume zerstört (siehe Bauwagenplatz Wem gehört die Welt) und stattdessen lieber mit prestigeträchtigen Großbauprojekte wie dem Umbau des Deutzer Hafen den Ausverkauf der Stadt vorantreibt. Soziale Durchmischung und Vielfalt wird zugunsten von exklusiven Wohnraum und Büroflächen für Besser- und Bestverdienende in den neuen "Quartieren" ersatzlos wegrationalisiert.

"Wir fordern von der Stadt Köln, dass sie den Erhalt des Autonomen Zentrums im Wettbewerb, der Anfang 2017 für den Bereich Eifelwall durchgeführt wird, berücksichtigt und im Wettbwerbsauftrag festschreibt. Dies ist auch der Wunsch der Stadtgesellschaft, die sich ins "kooperative" Verfahren eingebracht hat", stellt Uli Rothfuß klar.

Wir werden nicht tatenlos zusehen, wie ein Ort für Begnung, Kultur und Diskussion plattgemacht wird.

Köln für Alle!
AZ bleibt!

gez.
Interessengemeinschaft Autonomes Zentrum Köln

 

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