Le: Widerstand und Befreiung sind unvergessen

leipzig.antifa.de 23.04.2014 11:31 Themen: Antifa Blogwire Militarismus Soziale Kämpfe

In den vergangenen Tagen wurden in Leipzig verschiedene Motive zur Erinnerung an die Schumann-Engert-Kresse-Gruppe plakatiert.


Neben den Porträts der Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus wurde der Aufruf ihrer Widerstandsgruppe vom 18. April 1945 plakatiert, in dem die Bevölkerung zum aktiven Kampf gegen die verbleibenden faschistischen Organisationen und deren Unterstützer sowie zur Solidarität mit den alliierten Befreiern der Anti-Hitler-Koalition aufgerufen wurde.
Nachzulesen an vielen Hauswänden in Leipzig ist dazu folgende Erklärung:

In Gedenken an antifaschistischen Widerstand in Leipzig!

Anlässlich des 69. Jahrestages der Befreiung Leipzigs vom Nationalsozialismus haben wir Flugblätter der Schumann-Engert-Kresse-Gruppe aus dem Jahr 1945 zusammen mit Porträtaufnahmen der Widerstandskämpfer auf den nach ihnen benannten Straßen in Leipzig geklebt.

Georg Schumann, Otto Engert und Kurt Kresse, nach denen die Widerstandsgruppe benannt war, erlebten die Befreiung nicht mehr. Durch diese Aktion soll an alle Widerstandskämpfer_innen gegen den Nationalsozialismus und an die Befreiung Leipzigs durch US-amerikanische Truppen am 18. April 1945 erinnert werden. Während gesellschaftlich gegenwärtig vor allem eine Verharmlosung der Nationalsozialismus stattfindet, wollen wir hiermit den alliierten Truppen für die Befreiung danken!

Das Flugblatt ist ein Dokument seiner Zeit, muss historisch eingeordnet werden und soll deswegen nicht unkommentiert bleiben. Im Text spiegelt sich die Ansicht der Verfasser wider, die wir nicht alle teilen. So wird zwischen „den Nazis“ und dem „restlichen deutschen Volk“ klar unterschieden. Aus heutiger Perspektive kann diese Trennung nicht akzeptiert werden.

Mit dem Wissen um die Shoa – die Vernichtung des Europäischen Judentums – und den weiteren zahlreichen Verbrechen der Deutschen gegen Roma und Sinti, Homosexuelle, Wohnungslose, schwer erkrankte und behinderte Menschen, politische und Kriegs-Gefangene und die Zivilbevölkerung insbesondere im Osten Europas sowie die massenhafte Bereicherung am Hab und Gut der Opfer sollte jedem klar sein, dass sich die Verantwortung für die Verbrechen des Nationalsozialismus nicht auf Wenige beschränken lässt. Aus unserer Sicht verbietet sich deshalb auch jede positive Bezugnahme auf eine „Deutsche Nation“.

Auch „Was ist im Moment zu tun?“ ist nicht auf heute einfach übertragbar. Dennoch gibt es auch heute genug zu tun. Nazis sitzen wieder im Parlament, organisieren sich in Parteien und Gruppen und ermorden immer noch Menschen. Daher gilt Nazis immer noch unser Kampf – auf allen Ebenen, mit allen Mitteln! Unsere Solidarität für gesellschaftliche Marginalisierte, die immer wieder Opfer von Nazis werden! Unsere Losung ist: Kampf gegen alle Nazis, für Frieden – Freiheit – Brot. Leipzig – bleibt – rot!

– Antifaschist_innen aus Leipzig

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Ergänzungen

Biographie zu Leipziger Widerstandskämpfer

Schneider 24.04.2014 - 18:12
Über den antifaschistischen Widerstand in den letzten kriegsmonaten in Leipzig berichtet auch die Biographie von Alfred Schellenberger
Horst Gobrecht/ Ulrich Schneider, "... einen bescheidenen Beitrag geleistet", Alfred Schellenberger - antifaschistischer Widerstand und Briefe aus dem Konzentrationslagern Lichtenburg und Buchenwald, ISBN 978-3-89819-349-7.
Die Autoren sind aktiv in der Lagergemeinschaft Buchenwald-Dora/ Freundeskreis e.V.