Bericht Abschiebestop! Abschlussaktion

abschiebestop 16.04.2014 23:00 Themen: Antifa Antirassismus Soziale Kämpfe
Es war wie angekündigt die letzte Aktion des Abschiebestop-Bündnisses und sie war noch einmal laut und ausdrucksstark: Ca. 80-100 Personen sind dem Aufruf gefolgt, es kam zu einer Blockade und auch im Terminal konnte unangemeldet und lautstark demonstriert werden.
Blockade am Gate und lautstarke Demo im Terminal Flughafen Düsseldorf

Schon um 8 Uhr morgens fanden sich viele Aktivist*innen am Gate F bzw. Tor 36 ein. Seitlich gelegen und abseits des touristischen Treibens finden hier unter Ausschluss der Öffentlichkeit Abschiebungen und Sammelabschiebungen mit Chartermaschinen statt. An diesem Tag sollten zum wiederholten Male Roma u.a. nach Serbien abgeschoben werden. Die Kleinbusse der Ausländerbehörden, bzw. der große weiße Bus der ZAB Zentralen Ausländerbehörde Bielefeld fahren durch die verschiedenen Tore zum Gate F, wo eine Chartermaschine auf die abzuschiebenden Leute wartet.

Blockade vor Tor 40

Mit Transparenten und Schildern standen Aktivist*innen am Tor 36, skandierten lautstark ihren Unmut über die Abschiebung und zeigten Solidarität mit den Betroffenen. Doch diesmal tauchten auch ein Gate weiter am Tor 40 Aktivist*innen auf und kurzerhand wurde eines der Kleinbusse der Ausländerbehörden blockiert. Eine Sitzblockade, die letztlich von sichtlich genervter Polizei aufgelöst werden musste. Es kam aber glücklicherweise weder zu Festnahmen noch Personalienfeststellungen und komischerweise konnte sich auch partout kein*e Versammlungsleiter*in finden...Überhaupt war erstaunlich wenig Polizei vor Ort. Da gab es schon kleinere Aktionen, mit deutlich stärkerer Polizeipräsenz am Flughafen.

Nach der Blockade wurden langsam und nicht immer so geordnet wie von der Staatsmacht gewünscht: „Wenn immer noch keiner mit mir reden will, dann müssen sie jetzt aber auf dem Gehweg gehen!“ zu den anderen am Tor 36 aufgeschlossen und letztlich in einer unangemeldeten kleinen Demonstration auf der Straße zügig zum Terminal gegangen. Ein Versuch der Polizei die spontane Demo aufzuhalten, konnte durch die Entschlossenheit und zügiges weitergehen, bzw. an der Polizei vorbei drängeln verhindert werden. „Das ist doch hier kein rechtsfreier Raum“ empörte sich dann auch einer der Beamten.

Kein rechtsfreier Raum

Nun, rechtsfrei keine Ahnung, aber leider ein Raum, in dem die gewaltsame Abschiebung von Menschen, eine Einteilung von Menschen nach kapitalistischer Verwertungslogik, das auseinanderreißen von Familien, das Übergehen ärztlicher Atteste, das Missachten des Selbstbestimmungsrechtes von Menschen tagtäglich stattfinden. Ein Raum, in dem die sogenannte Grenzschutzagenture Frontex zusammen mit den europäischen Mitgliedsstaaten Abschiebungen nach Effizienz ausrichten und Fluggesellschaften sowie Flughäfen an diesem schmutzigen Geschäft verdienen. Ein Ort an dem es Einzel- und Sammelabschiebungen gibt.

Und so war auch die Wut über die Ohnmacht gegenüber dieser perfiden Abschiebemaschinerie spürbar, als laut skandierend die Demonstrant*innen in das Terminal des Flughafens drangen und nun auch für die Reisenden und Flughafenangestellten sichtbar gegen die Abschiebung demonstrierten.

Grenzregime und die Situation von Roma in Europa

In Redebeiträgen wurde auf die Situation der Roma in Europa im allgemeinen und im speziellen auf, die der Abgeschobenen nach Serbien hingewiesen (siehe Bericht einer Recherchereise), sowie auf die Verantwortung Deutschlands angesichts der Verfolgung von Sinti und Roma während der Nazi-Zeit aufmerksam gemacht. Es wurden die Verbindungen zu Grenzregime, dem Sterben, bzw. dem gezielten Töten an den Grenzen Europas und der Rolle von Frontex auch bei Sammelabschiebungen gezogen.
AirBerlin, die ihre Chartermaschinen für Sammelabschiebungen zur Verfügung stellen wurde mehrfach als Profiteure benannt. „Nazis morden, AirBerlin schiebt ab, ...“ hieß es denn auch.

Unabhängig von den Gründen, Abschiebung bedeuten immer Gewalt

Angesichts der rassistischen und antiziganistischen Hetze in den Medien wurde noch einmal betont, dass wir gegen ALLE Abschiebungen sind, unabhängig davon ob jemand sogenannt „gut integriert“ ist und schon lange in Deutschland wohnt oder zur Verbesserung z.B. seiner wirtschaftlichen Situation hierher kommt. Unabhängig von den Gründen weshalb Menschen sich entschließen zu migrieren oder zu fliehen, Abschiebungen bedeuten immer Gewalt! Und niemand hat das Recht einen Menschen gegen seinen Willen an einen anderen Ort zu verfrachten!

Nach einer lauten Runde mit vielen Parolen, und einem Abstecher durch die tiefer gelegene Ankunftsebene des Flughafens fand die Demo so langsam ihren Abschluss.

Nicht das Ende des Widerstands

Es war die letzte Aktion im Rahmen der seit 2010 regelmäßig stattfinden Aktionen des Bündnis Abschiebestop! Düsseldorf.
Aber für alle war klar, dies war nicht das Ende des Protestes gegen Abschiebung bzw. Sammelabschiebungen, gegen Rassismus und Antiziganismus!
In Verbindung bleiben, mit Menschen, die von Abschiebung betroffen sind. Und weiterhin laut und entschlossen gegen das Grenzregime und seine Profiteure kämpfen!Seid kreativ, bleibt widerständig!

Stopp aller Abschiebungen!
Bleiberecht für alle Roma!
Bleiberecht für alle!


Das Netzwerk Abschiebestop! ist weiterhin unter der E-Mail Adresse
abschiebestop[q]riseup. net zu erreichen.
http://abschiebestop.blogsport.de

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Ergänzungen

Links für mehr Infos

stop deportation 16.04.2014 - 23:30

guter Bericht und Einschätzung

sand im getriebe 18.04.2014 - 09:52
Hier ein guter Bericht mit Einschätzung zu den Protestmöglichkeiten am Flughafen

 http://soli-komitee-wuppertal.mobi/2014/04/sand-im-getriebe/

Demo gegen Rassismus und Antiziganismus

in Duisburg am 30. April 18.04.2014 - 12:03
Unter dem Motto “»Duisburg, mon Amour«?! – Gegen die rassistischen und antiziganistischen Zustände” werden am 30. April antifaschistische und antirassistische Gruppen aus NRW in Duisburg demonstrieren.

 http://duisburgmonamour.org



Des Weiteren ein interessanter Beitrag von Murat Yörük zum aktuellen Stand der Antiziganismusbeforschung.  http://www.prodomo-online.org/ausgabe-18/archiv/artikel/n/zum-aktuellen-stand-der-antiziganismusbeforschung.html