Ukrainepremier Jazenjuk: "Unser Mann in Kiew"

liberté, égalité, fraternité 11.03.2014 01:28 Themen: Antifa G8 Globalisierung Militarismus Soziale Kämpfe Weltweit

Als Vorschlaghammer des IWF für die Durchführung "schmerzhafter Wirtschaftsreformen" ist kurz nach dem Putsch in Kiew der ehemalige Nationalbank-Vizepräsident der Ukraine, Arsenij Jazenjuk, ins Amt des Ministerpräsidenten gehievt worden. Der promovierte Diplomökonom Jazenjuk hatte schon diverse Bank- und Regierungsposten inne und stellt offenbar die erste Wahl des Westens für die weitere Pauperisierung und Zurichtung der Ukraine für den Weltmarkt dar.

So jubelte die US-Europabeauftragte Victoria Nuland (im wegen ihrer sexuellen Obsessionen bezüglich der EU bekannt gewordenen Telefonmitschnitt):

"Yats (= Jazenjuk) ist der Passende. Er hat die ökonomische Erfahrung, die wirtschaftliche Erfahrung. Er ist der Richtige, weißt du... Yats wird alle Hilfe brauchen, die er kriegen kann, um den Zusammenbruch im Ex-Sowjet-Staat aufzuhalten. Er hat gewarnt, dass es einen dringenden Bedarf an Kürzungen von Subventionen und sozialen Unterstützungszahlungen gibt, bevor es mit der Ukraine wieder bergauf geht". Und Obama bestätigte: "Vizepräsident Biden sprach gerade mit dem Premierminister....dem Premierminister der Ukraine, um ihm zu versichern, dass die Vereinigten Staaten in diesem schwierigen Augenblick die Bemühungen seiner Regierung unterstützen und für die Souveränität, territoriale Integrität und demokratische Zukunft der Ukraine einstehen". Den Namen des Ministerpräsidenten erwähnte er anscheinend lieber nicht, wohl, weil es die Liaison zwischen Jazenjuk und den USA allzu deutlich hätte werden lassen.

Schon Tage vor dem Putsch in Kiew (und also noch gar nicht im Amt) war Jazenjuk - zusammen mit Vitali Klitschko - von Bundeskanzlerin Merkel in Berlin empfangen worden und hatte mit ihr - während Janukowitsch noch an der Macht war! - "an Reformen gebundene" Finanzhilfen für die Ukraine vorläufig ausgehandelt.

Welcher Art die dem ukrainischen "Übergangspräsidenten" von Obamas und Merkels Gnaden zugedachte Rolle sein dürfte, hat die ARD-Vorzeige-Piratin Marina Weisband in der Sendung mit Günther Jauch am 2.März dann beschrieben. Auf die Anmerkung ihrer Vorrednerin hin, dass durch die beabsichtigten IWF-Reformen "unglaubliche Härten" auf die Ukrainer zukommen würden, sagte sie:

"Aber genau deswegen haben wir jetzt 'ne Übergangsregierung, und das ist 'ne günstige Situation: wenn wir jetzt sofort handeln, bis Mai, wenn diese Reformen bis Mai durchkommen könnten - diese Übergangsregierung .. - sie besteht im Moment nur aus Leuten, die bereit sind, selbst zu verbrennen - das ist 'ne Selbstmörderregierung. Im Mai könnten die Menschen dann eine Regierung wählen, die keine unpopulären Entscheidungen mehr treffen muss...".

Ein toller Plan also: die nächste "frei gewählte" Regierung in der Ukraine soll sich so die Hände in Unschuld waschen können....

 

Inzwischen hat US-Außenminister Kerry seinen Gehilfen Jazenjuk auch schon in Kiew besucht.

 

Aber auf den Strohmann des Westens, Jazenjuk, scheinen auch noch andere Aufgaben zuzukommen, bevor er und sein Selbstmörder-Kabinett dann "verbrennen". So wurde er am Donnerstag vergangener Woche in Brüssel - im Schatten seines Besuchs beim EU-Sondergipfel zur Ukraine, und von den Medien kaum beachtet - auch bei der NATO gesichtet.

In einer Pressekonferenz mit NATO-Generalsekretär Rasmussen - der mit Lügen vor dem dänischen Parlament seinerzeit die Beteiligung Dänemarks am Irakkrieg bewirkt hatte - erklärte er, sie zögen keine "militärische Option als Exitstrategie aus der gegenwärtigen Krise" in Betracht. Vielmehr könne die NATO als eines der - so wörtlich - "sehr bedeutenden politischen Vehikel" beim "Bewältigen der globalen Krise sehr hilfreich" sein. Woraus die Hilfe dieser "politischen"  NATO denn bestehen könnte, sagte er allerdings nicht. Jedenfalls hat er die NATO aber schon mal zu einem Treffen in Kiew eingeladen - vielleicht zu einer Art politischen Frühschoppens? Jazenjuk bestritt auch noch einmal die Absicht, der NATO beitreten zu wollen, obwohl Mitglieder seines Kabinetts bzw. der ihn mittragenden rechten Partei "Swoboda" von Julia Timoschenko am Vortag einen Antrag auf Wiederaufnahme der Integration Kiews in die NATO ins ukrainische Parlament eingebracht hatten.

Nach einer Analyse Michel Chossudovskys sind die von Jazenjuk präsidierte Marionettenregierung ebenso wie die Streitkräfte, die Polizei und die Geheimdienste der Ukraine inzwischen auch mit einer erheblichen Anzahl von Neonazis durchsetzt; seine Auflistung dazu findet sich hier.

 

Nachtrag (11.3.2014): Mittlerweile haben sich die Verhältnisse auch schon in die oben beschriebene Richtung weiterentwickelt: EU und IWF bereiten "Hilfspakete" für die Ukraine vor, die offenbar überwiegend aus Krediten - d.h. also dem Gang in die Schuldknechtschaft - bestehen sollen. Im Osten der Ukraine sagen die Menschen, die EU wolle sie versklaven, und fordern die Unterstützung durch oder inzwischen auch den Anschluss an Russland. Und die USA verlegen mindestens 12 Kampfbomber vom Typ F-16 + 300 Soldaten nach Polen, weitere 6 F-15 nach Litauen sowie den Zerstörer USS Truxtun ins Schwarze Meer.



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Ergänzungen

@Mods

Leichtmatrose 12.03.2014 - 07:15
Das halte ich eigentlich für eine inhaltlich relevante Frage zu dem Artikel und wenn Ihr sie überm Strich stehen lasst, habe ich vielleicht eine etwas größere Chance, eine vernünftige Antwort zu bekommen. Danke.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

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Piraten an der Macht? — Leichtmatrose

Leider habe ich festgestellt — ohne uns wär sie besser dran die Welt!