Baustopp für Schnöggersburg (GÜZ)

Antimilitaristische Maulwürfe 26.02.2014 11:12 Themen: Militarismus
Der Bau der Übungsstadt Schnöggersburg (GÜZ) schreitet voran
Unser Widerstand auch – Baustopp für Schnöggersburg!

Das sog. Ballungszentrum Schnöggersburg wird auf dem Gefechtsübungszentrum des Heeres in der Altmark seit Herbst 2012 gebaut. Dort entsteht eine Kulissenstadt mit komplexen Großstadtstrukturen für realitätsnahen Übungen von Interventionsstrategien im urbanen Raum von Bundeswehr und NATO-Armeen. Die Planung sieht über 500 Gebäude vor - von der Altstadt über Regierungsviertel, Flughafen, Hochhäuser, Stadtpark, Industrie- und Elendsviertel bis hinzu zu einer Stadtautobahn, Kanalisation, einem Fluss mit Brücken und selbst einer U-Bahn alles – eben alles was eine moderne Metropole ausmacht. Kürzlich wurde bekannt, wie weit der Bau bereits voran gekommen ist.
Schnöggersburg wird die größte und modernste militärische Übungsstadt in Europa sein – ein zweites Schnöggersburg baut die Betreiberfirma Rheinmetall zur Zeit in Russland.
Mit dem Bau dieses Großprojekts will Deutschland den Anforderungen der NATO nachkommen, dargelegt im Strategiepapier „Urban Operations in the Year 2020“ dargelegt. Die Studie geht davon aus, dass bis 2030 rund 60 Prozent der Weltbevölkerung in urbanen Ballungsräumen leben werden, und von daher sich die globalen sozialen Konflikte zusehends in Metropolen und weiträumigen Großstädten abspielen werden. Entsprechend müsse sich die NATO auf Interventionsstrategien im urbanen Raum vorbereiten.
Was in diesem Zusammenhang offiziell von der Bundeswehr als Krisenbewältigung und Konfliktverhütung bezeichnet wird, ist die Bekämpfung von sozialen und ökonomischen Konflikten und Aufständen, die Kontrolle der Bevölkerung und Territorien – die sich im Aus- sowie im Inland befinden können. Die Operationen beschränken sich in Sinne der Ausstandsbekämpfung nicht auf bloße militärische Auseinandersetzungen, sondern zielen auf ein umfangreiches Konzept der Kontrolle, Manipulation und Bekämpfung von unliebsamen Teilen der städtischen Bevölkerung ab. (Zum Weiterlesen sei auf das NATO-Gegenstrategiepapier „Militär in den Straßen - Einige Fragen zum NATO-Bericht „Urban Operations in the Year 2020“  https://www.warstartsherecamp.org/sites/default/files/files/nato%202020.pdf hingewiesen)

Schnöggersburg soll 202 komplett fertig gebaut sein. Die Übungen der Soldat_innen sind bereits für 2017 geplant, Baumaßnahmen werden in die militärischen Operationen miteinbezogen.
Entgegen dem 232 Quadratkilometern offenem Gelände des GÜZ ist die Baustelle und der Zufahrtsweg im Osten des GÜZ (nördlich von der Ortschaft Dolle) seit Herbst 2013 eingezäunt. Hinter dem Zaun wird emsig gearbeitet. Kanalisation und Flussbett sind bereits angelegt. Erste Brückenfeiler der insgesamt fünf Brücken raken in die Höhe. Auch die berühmte erste U-Bahn Sachsen-Anhalts befindet sich bereits im Bau und soll noch dieses Jahr fertig werden. Zudem wurden 1,5 km Bahnschienen sind über GÜZ nach Schnöggersburg verlegt.

An dieser Stelle verweisen wir auf den Bericht der Mainstream-Zeitung Sachsen-Anhalts, die Volksstimme - pro-Bundeswehr, aber der Artikel ist lesenswert, er hält einige interessante Informationen bereit:

„Schnöggersburg wächst immer weiter
Auf dem Truppenübungsplatz in Letzlingen entsteht hinter den Absperrungen Schnöggersburg. Flussbett, Bahnschienen, Kanalisation - die Stadt wächst. Die U-Bahn soll noch in diesem Jahr fertig werden. (Kosten: 2,5 Millionen Euro). Die Fortschritte in den vergangenen Monaten sind deutlich sichtbar. "Das erkennt man gar nicht wieder", sagt Bernd Schmidt, der als Fahrer für die Bundeswehr arbeitet und häufig auf dem Truppenübungsplatz unterwegs ist.
Ein riesiges Flussbett erstreckt sich vor ihm. Die Eiser schlängelt sich 800 Meter lang durch die Letzlinger Heide. 22 Meter ist der Fluss breit. Fünf Brücken sollen über ihn führen.
Dss Zentrum liegt am Fluss. In den Randbereichen gibt es die Autobahn oder das Industriegebiet." (Falko Balzer)
Arbeiter fertigen die Verschalungen für die Brückenpfeiler. Kosten für den Fluss und die Brücken: zirka 10 Millionen, Bauzeit bis Mai 2015, sagt Falko Balzer, Geschäftsführer des Landesbetriebes Bau. Der Diplom-Ingenieur hat Schnöggersburg mitentwickelt. Der Landesbetrieb arbeitet bei dem Projekt für das Bundesverteidigungsministerium. Ein Luftbild und die Baubeschreibung des Auftraggebers waren der Anfang. "Nach den Grundsätzen der Stadtplanung haben wir Schnöggersburg entwickelt. Das Zentrum liegt am Fluss. In den Randbereichen gibt es die Autobahn oder das Industriegebiet", erklärt Balzer. Schnöggersburg bekommt ein Elendsviertel, Landwirtschaft, moderne Hochhäuser und normale Infrastruktur von Supermärkten bis zum Sportstadion. Das alles auf einer Fläche von 2 mal 2,5 Kilometern. Bis 2020 solle das 100-Millionen-Euro-Projekt stehen, 2017 die ersten Soldaten üben können.
Für Balzer ist eines klar: "Wenn wir Soldaten ins Ausland schicken, müssen sie gut ausgebildet sein." Die Übungsstadt soll sie auf komplexe und realistische Einsatzszenarien vorbereiten. Feinde können sich in der Kanalisation verstecken. Panzer bei der Fahrt durch die Altstadt einbrechen oder in den engen Gassen steckenbleiben. Als nächstes steht die Planung der Altstadt auf dem Plan. Mit dem Bau soll im Herbst begonnen werden. Bis dahin sei hoffentlich auch klar, wie der Europäische Gerichtshof auf die Beschwerde der Grünen und Linken gegen die Übungsstadt reagiert. Balzer zeigt sich zuversichtlich, dass die Arbeiten weitergehen können. "Wir haben alles getan", sagt er. Ohne die Bundeswehr würde es die Heidelandschaft gar nicht geben. Die Panzer zerstören die Birken. Balzer: "Sonst wächst rucki zucki die offene Landschaft zu." Bisher liegt Schnöggersburg voll im Zeitplan. "Meine Männer mussten wegen des Winters eineinhalb Wochen Pause machen, aber jetzt geht es weiter", sagt Bauleiter Martin Meyer. Es ist für viele eine besondere Aufgabe. Sie arbeiten mitten in der Heide. "Wir haben zwar Ruhe, dafür gibt es logistische Probleme", sagt der Bauleiter. Täglich bekommen die Arbeiter außerdem tierischen Besuch. Ein Fuchs schaut immer bei den Baucontainern vorbei. "Wir haben ihn Hans genannt", sagt Meyer.“ (Volksstimme vom 08.02.2014)

*Ankündigung WarStartsHere-Camp am GÜZ vom 17.-24.08.2014*

Der Widerstand gegen das GÜZ geht weiter! Auch in diesem Jahr werden wir unseren Protest und antimilitaristische Diskussionen in die Region ums und auf das GÜZ tragen.

Im GefechtsÜbungsZentrum des Heeres in der Altmark (unweit von Magdeburg) bündeln sich viele Facetten von Krieg und Militarisierung.. Mit der Baustelle der gigantischen Geisterstadt ‘Schnöggersburg’, die der Erprobung städtischer Aufstandsbekämpfung dienen soll, gewinnt der Truppenübungsplatz immer mehr an zentralere Bedeutung für die NATO und künftige Kriege. Hier beginnt Krieg, unser Widerstand erst recht!
Vom 17. bis 24.August 2014 möchten wir den Kriegstreiber_innen einen dicken (pinken) Strich durch die Rechnung machen und mit euch zusammen erneut ein Camp beleben, dass uns Raum für Diskussion und Aktion bieten wird. Es gibt viel zu tun und einiges, an das wir anknüpfen können. Wir wollen weiterhin viel diskutieren, Analysen vertiefen und kollektive Gegenstrategien spinnen.
Im Vordergrund steht in diesem Jahr noch stärker der Aspekt spektrenübergreifend gegen das anzugehen, was uns alle ankotzt: Krieg, Militär und die lebenfeindliche Herrschaft, die dies produziert. So werden wir den Raum nutzen, unsere Widersprüche zu benennen und eine gemeinsamen Stärke zu finden. Im Vorfeld wird es weitere ‘Ratschläge’ geben, die wir als Plattform für eine breite Vernetzung, Austausch und die Möglichkeit, gegenseitiger Unterstützung sehen.

Für einen starken Antimilitarismus!
Gegen jeden Krieg!
Baustopp für Schnöggersburg!
warstartsherecamp.org


Weitere Artikel der Presse zu Schnöggersburg und GÜZ

N24 28.012014: „Wie die Bundeswehr Auslandseinsätze übt““  http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/4197292/wie-die-bundeswehr-auslandseinsaetze-uebt.html

MDR Info 28.01.2014: „Die Bundeswehr baut auf die Altmark“  http://www.mdr.de/mdr-info/vonderleyen-altmark100.html

junge Welt 29.10.2013: „Schnöggersburg stoppt A14“  https://www.jungewelt.de/loginFailed.php?ref=/2013/10-29/012.php
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen