Dresden: BNG-Streik in Szene-Kneipe

BNG 01.02.2014 00:27 Themen: Soziale Kämpfe
„Wir wollen einen Lohn von dem wir leben können, Partizipationsmöglichkeiten und den Erhalt unserer Arbeitsplätze. Die unvermittelte Kündigung unter vorgeschobenen Gründen hat uns stark enttäuscht.“, so Wolf (25) der BNG-Betriebsgruppe.
Basisgewerkschaft kämpft gegen Kündigungen und fordert HaustarifvertragTrotzdem im Arbeitskampf Am heutigen Freitag lies die Betreiberin der Szenekneipe „Trotzdem“, die als Friedensaktivistin bekannte Annett „Johanna“ Kalex, Angebote zu Verhandlungen über Rücknahme der Kündigungen fast aller Kellner_innen und den Abschluss eines Haustarifvertrages verstreichen. Damit kündigt die junge Basisgewerkschaft Nahrung und Gastronomie (BNG FAU) ab Samstag ihren ersten Streik an. Der Streik ist unbefristet und soll bis auf weiteres fast täglich von Mahnwachen vor dem Lokal begleitet werden, bis die Betreiberin auf die Verhandlungen eingeht und die drohenden Kündigungen zurücknimmt.„Wir wollen einen Lohn von dem wir leben können, Partizipationsmöglichkeiten und den Erhalt unserer Arbeitsplätze. Die unvermittelte Kündigung unter vorgeschobenen Gründen hat uns stark enttäuscht.“, so Wolf (25) der BNG-Betriebsgruppe.Um den Konflikt zu beenden bietet die Betriebsgruppe der BNG FAU eine weitere, unkonventionelle Lösung an: Die Kollektivierung des Betrtiebs durch die Beschäftigten bei Zahlung einer monatlichen Abfindung an die Chefin.Die Betriebsgruppe „TrotzdemUnbequem“ der BNG FAU bekräftigt, dass das Trotzdem für die Beschäftigten nicht nur ein einfacher Arbeitsplatz, sondern ein sozialer und politischer Treffpunkt ist. „Wir wollen diesen unter sozialen Bedingungen erhalten. Die Eskalation des Konflikts ging mit der Kündigung einseitig von der Chefin aus“ heißt es von der Betriebsgruppe. Die BNG bietet nun mit der Möglichkeit eines Haustarifvertrages oder der Kollektivierung eine Alternative zur Vernichtung von Arbeitsplätzen an, die beiden Seiten finanzielle Sicherheit bietet und der Belegschaft einen Arbeitsplatz schafft, dem sie gegenüber ihren Gästen und sich selbst sozial und politisch besser vertreten kann.Interessierte die sich ein Bild vom Konflikt und der BNG machen wollen, sind eingeladen für die Dauer des Arbeitskampfes täglich zwischen 20 Uhr und 0 Uhr den Streikposten auf der Alaunstraße Höhe Nummer 81 zu besuchen.Kontakt und UnterstützungPresse und Koordination:Mail: bng-dd [at] fau [punkt] orgTel: 0157/ 386 495 18Soziale Netzwerkehttps://twitter.com/FAU_Dresdenhttps://www.facebook.com/trotzdem.unbequemSpendenkontoAllgemeines Syndikat DresdenKTO: 4812891BLZ: 83065408IBAN: DE11 8306 5408 0004 8128 91BIC (SWIFT-Code): GENODEF1SLRKreditinstitut: VR-Bank Altenburger Land EGVerwendungszweck: Trotzdem unbequemUnterstützungsmöglichkeiten:* teilt unsere Nachrichten im Netz* kommt vorbei* sammelt Spenden* legt unsere Flugblätter aus, plakatiert* hängt Solidaritätsbanner aufmehr Info's
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Ergänzungen

Ein Anfang...

Lohnabhängiger 01.02.2014 - 12:34
Bevor die Linke sich vor Werkstore der Autofabriken stellt und zur Weltrevolution aufruft, sollte sie erst mal wieder lernen Kämpfe im eigenen Alltag zu führen. Gegen die eigenen Vermieter_innen und Chefs zum Beispiel. Nur so können die Erfahrungen gesammelt werden, die nötig sind um sich mit ganz anderen Kalibern anzulegen, General Motors etwa. Übrigens stocken mehr als 10% der Beschäftigten in der Gastro mit Hartz IV auf, es gibt also einiges zu tun. Dass sich viele Linke eher mit den Chefs identifizieren ("Die gehen doch Pleite wenn sie mehr Lohn zahlen!", "Macht doch ne eigene Kneipe auf!", "Die schöne Subkultur!") zeigt wie wichtig es ist mal wieder einen Klassenstandpunkt zu beziehen und sich mit den Beschäftigten zu solidarisieren statt mit der Chefin, die von den miesen Arbeitsbedingungen profitiert. Ich wünsche den Kellner_innen viel Erfolg und Durchhaltevermögen!

@worker

Gewerkschaftler 02.02.2014 - 11:34
Gewerkschaftliche Kämpfe führt mensch am besten am eigenen Arbeitsplatz. Da diese Leute eben in einer Szene-Kneipe arbeiten, führen sie auch den Kampf dort. Das hat weniger mit Szene-Fixierung zu tun, sondern mehr damit, das eigene Leben als politisches zu begreifen.

heute bericht über streik in der taz

egal 06.02.2014 - 02:27


"Aber nicht so"

ARBEITSRECHT In Dresden hat eine alternative Gastronomin Angestellten gekündigt. Seither wird das "Trotzdem" bestreikt. Die MitarbeiterInnen sind gewerkschaftlich organisiert

VON PETER NOWAK

BERLIN taz | "Ich will weiter ins ,Trotzdem' gehen - aber nicht so". Dieser Spruch wird BesucherInnen der Szenekneipe "Trotzdem" in Dresden-Neustadt seit einigen Tagen entgegengehalten. Manche drehen sich weg, andere ignorieren ihn oder diskutieren mit den Menschen, die sich seit dem 1. Februar jeden Abend ab zwanzig Uhr vor der Kneipe in der Dresdner Alaunstraße versammeln.

Bei den Protestierenden handelt es sich um drei der vier KellnerInnen der Kneipe sowie um deren UnterstützerInnen. Nachdem sie von der Kneipeninhaberin Johanna Kalex gekündigt wurden, sind sie am 1. Februar in den Streik getreten. Verhandlungsangebote über die Rücknahme der Kündigung waren von der Betreiberin unbeantwortet geblieben.

Die KellnerInnen seien fristgemäß gekündigt worden, begründet Johanna Kalex den Rausschmiss, "weil es in der Kneipe seit über einem halben Jahr - aktenkundig - zu fortgesetzten Diebstählen in einem Umfang kam, der für uns wirtschaftlich nicht länger tragbar war". Man habe versucht, den oder die Täter zu ermitteln. "Wären diese Bemühungen erfolgreich gewesen, hätten wir sehr gern mit den anderen weitergearbeitet", erklärt sie.

Die Gekündigten sehen darin eine gezielte Verleumdung und behalten sich juristische Schritte vor. Sie sehen die Kündigung im Zusammenhang mit ihrem gewerkschaftlichen Engagement. Die drei Gekündigten hatten sich in der Basisgewerkschaft Freie ArbeiterInnen Union (FAU) organisiert, die vor allem in solchen kleinen Betrieben für mehr Lohn und bessere Arbeitsbedingungen kämpft, die von den DGB-Gewerkschaften ignoriert werden. Dabei hatte ihre FAU-Betriebsgruppe im letzten Jahr Erfolge erzielt. "Wir haben am 1. April 2013 eine Lohnerhöhung von 20 Prozent durchgesetzt", erklärt Wolf Meier von der Betriebsgruppe der Branchensektion für Nahrung und Gastronomie gegenüber der taz.

Die Beschäftigten hatten den Vorschlag gemacht, die Getränkepreise zu erhöhen und die Gäste darüber zu informieren, dass mit dem Geld die Löhne der KellnerInnen aufgestockt werden. Nachdem die Betriebsgruppe einen Lohnspiegel auf ihre Homepage gestellt hatte, in dem aufgelistet ist, wie niedrig die Löhne von KellnerInnen in Dresdner Szenekneipen sind, sorgte die Arbeit der kleinen Gewerkschaft zunehmend für Aufmerksamkeit. "Die Unterstützung bei dem Streik ist groß: Jeden Abend unterstützten uns AktivistInnen aus linken Gruppen beim Streikposten", sagt der Gewerkschaftsmann. Zudem habe ein Arbeitskampf mitten im Dresdner Szeneviertel dafür gesorgt, dass die Arbeitsbedingungen auch in linken Kreisen wieder verstärkt diskutiert werden, zeigt sich Meier zufrieden.

Einen langen Atem werden die Streikenden brauchen. Denn auch Johanna Kalex bekommt Unterstützung. Schließlich ist sie als DDR-Oppositionelle und langjährige Friedensaktivistin über Dresden hinaus bekannt. Anfang der 90er Jahre war sie von Neonazis überfallen worden und ging danach für mehrere Jahre ins Ausland, bevor sie im Jahr 2000 die Kneipe eröffnete.

"Die Diebstähle waren für uns nicht länger tragbar"

KNEIPERIN JOHANNA KALEX

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