[HRO] Flyeraktion zu Snowdens Ehrendoktor

Kritische Uni 20.01.2014 16:19 Themen: Bildung Repression
Doppelmoral an der Uni Rostock. Die Philosophische Fakultät will Edward Snowden für sein Engagement einen Ehrendoktortitel verleihen. Gleichzeitig verfolgt sie kritische Student_innen, zensiert und überwacht.
Darauf wurde von der Initiative "Kritische Uni" anlässlich einer Podiumsdisskussion am 20.1.2014 durch eine Flyeraktion aufgedeckt.
Begleitet wurde diese Aktion davon, dass Flyer und Plakate im dem Veranstaltungsgebäude Audimax durch Mitarbeiter_innen entfernt wurden.
die "Snowden Enthüllungen" abfeiern und gleichzeitig kritisches Gedankengut entfernen, so sieht Hochschulpolitik in Rostock aus.
Ganz erfolgreich war das jedoch nicht, da die Flyer in verschiedensten Gebäuden der Universität ausgelegt und verteilt wurden.
Doppelmoral der Uni Rostock: Snowden ehren, Studierende überwachen?



Anlässlich der heutigen Podiumsdiskussion an der Uni Rostock zur angestrebten Verleihung der Ehrendoktorwürde an den „Whistleblower“ Edward Snowden haben Studierende mit einer Aktion die Doppelmoral der Uni beim Thema Zensur und Überwachung thematisiert. Mittels Flugblättern und Aushängen machte die Gruppe „Kritische Uni“ auf die an der Universität praktizierte Überwachung und Zensur aufmerksam. „Die Verantwortlichen behaupten, mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Edward Snowden ein Zeichen gegen Überwachung und Zensur setzen zu wollen. Gleichzeitig müssen Studierende derselben Universität mit massiver Zensur und Überwachung in ihrem Studienalltag leben“ sagte Frank_a Schmidt, SprecherIn der Gruppe „Kritische Uni“. „Diese Doppelmoral ist unerträglich!“

Dokumentation im Internet

Um ihre Behauptungen zu unterfüttern, haben die Studierenden auf ihrem Blog  http://www.kritischeunihro.blogsport.de eine Dokumentation von Vorfällen und Belegen für Überwachung und Zensur an der Uni Rostock veröffentlicht. Darin finden sich Beispiele für Zensur mittels Veranstaltungsverboten, Strafverfolgung wegen des Verteilens von Flugblättern, Kooperation mit Geheimdiensten und der alltäglichen Überwachung im Uni-Alltag mittels Video- und Internetüberwachung. Darüber hinaus steht die Kooperation der Uni mit dem Unternehmen novus Marketing in der Kritik. Die Studierenden zeigen auf, dass das „Outsourcing“ der Werberechte de facto einer permanenten Zensur von kritischen Meinungen gleichkomme. „Die Beispiele zeigen, dass es für das Dekanat der Philosophischen Fakultät im Kampf gegen Überwachung und Zensur auch in Rostock genug zu tun gäbe“ zeigt Frank_a
Schmidt auf.
Die Uni Rostock praktiziert die kuriose Herangehensweise, Edward Snowden einen Ehrendoktortitel für das Aufdecken von Überwachungspraxen der NSA zu verleihen, wobei sie die freie Äußerung kritischer Positionen durch Anzeigen (und Einsammeln von nicht konformen kritischen Flyern und Postern) unterdrückt. Dies verdeutlicht das eigene Zensur- und Überwachungssystem der Universität Rostock.

Der Dekan der Philosophischen Fakultät an der Universität Rostock, Hans-Jürgen Wensierski, hatte im November 2013 bekannt gegeben, dass das Dekanat erwägt, dem Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden die Ehrendoktorwürde zu verleihen. Snowden war im Frühjahr 2013 aus den USA nach Russland geflohen, nachdem er Regierungsdokumente veröffentlicht hatte, welche die weltweite Überwachung durch den US-Geheimdienst NSA belegen. Die Fakultät begründet ihren Antrag moralisch mit der herausragenden Bedeutung, die der Zivilcourage und dem zivilen Ungehorsam von Herrn Snowdens Handeln zukomme. Die gegenwärtige Debatte um die NSA-Abhöraffäre sei geeignet, die ‚Facebook-Generation’ der SchülerInnen und StudentInnen am Beispiel eines aktuellen Themas und mit Hilfe eines altersgleichen jungen Mannes aufzuklären und sie für den Wert von Demokratie und die strukturellen Voraussetzungen für individuelle Freiheit und unveräußerliche Grundrechte zu sensibilisieren. Frank_a Schmidt dazu: „Statt sich Gedanken über „die Jugend“ zu machen, sollten sich die Verantwortlichen an der Uni mal über ihr eigenes Handeln Gedanken machen“.

Die Gruppe „Kritische Uni“ ist ein Zusammenschluss von Studierenden, die versuchen, den auf Verwertung ausgerichteten post-demokratischen Uni-Alltag nicht einfach so hinzunehmen. Bereits am Anfang des Wintersemesters hatte die Gruppe mit einer Flugblattaktion für Wirbel gesorgt. Die damaligen Flyer thematisierten mittels des Slogans „Extremismus der Mitte“ die Verbindungen von Dozierenden des Historischen Instituts zu neu-rechten Ideologien. Die Universität versuchte, die entstehende Diskussion mit Strafanzeigen gegen die UrheberInnen zu unterbinden. „Die neoliberalen und post-demokratischen Tendenzen in der Gesellschaft gehen an der Universität nicht spurlos vorbei“ kommentiert dies Frank_a Schmidt.



Die Dokumentation zu Zensur und Überwachung ist zu finden unter:  http://kritischeunihro.blogsport.de/2014/01/19/ehrendoktor-fuer-edward-snowden-zensur-und-ueberwachung-an-der-uni-rostock/
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Ergänzungen