Essen-Borbeck: Neonazis betreiben Mode-Laden

Antifa Essen Z 07.01.2014 14:52 Themen: Antifa Antirassismus
Im März vergangenen Jahres eröffnete im Essener Stadtteil Borbeck ein Bekleidungsgeschäft, das überwiegend Kleidung und Accessoires der Rockabilly-, Horrorpunk- und Emo-Kultur verkauft. Eigentlich nichts besonderes, wäre da nicht die Tatsache, dass der Laden “Detkill” von Jennifer Killat und Sandra Detmers – zwei örtlichen Neonazis – betrieben wird.

Der Name “Detkil” setzt sich aus den jeweils ersten drei Buchstaben des Nachnamens der Betreiberinnen zusammen: Sandra Det-mers und Jennifer Kil-lat und spielt damit auf die (phonetische) Ähnlichkeit mit den englischen Wörtern “Dead” und “Kill” an. Daran, dass die beiden Neonazi-Aktivistinnen den Laden betreiben, besteht kein Zweifel: Detmers steht namentlich im Impressum auf der Website des dazugehörigen Versandhandels, die im April online ging (www.detkil.de) und Killat hat die genannte Top-Level-Domain angemeldet.

Die Betreiberinnen gehören der Kameradschaftsszene an
Die Verknüpfungen von “Detkil” mit der rechten Szene lassen sich leicht nachzeichnen bzw. erklären: Jennifer Killat ist eine langjährige Aktivistin der Essener und Dortmunder Neonaziszene. Seit mehr als zehn Jahren nimmt sie an Neonaziaufmärschen teil und war in der Essener Kameradschaftsszene aktiv. Nachdem sie mit dem Dortmunder Führungskader Dietrich Surmann zusammengekommen war, orientierte sie sich fortan jedoch eher an den Strukturen in der Nachbarstadt, besuchte dort die sogenannten Kameradschaftstreffen, provozierte bei antifaschistischen Veranstaltungen und stellte ihren Wagen für Einschüchterungsversuche gegen Antifaschisten zur Verfügung. Erst im April 2013 wurde sie in ihrer Nachbarschaft geoutet. Parallel dazu wurden die Verbindungen von der Firma ihres Vaters, dem Sanitärunternehmen “Frank Killat Bau und Fließen GmbH“, zur neonazistischen Szene öffentlich gemacht (https://linksunten.indymedia.org/node/84314). Das gut laufende Unternehmen beschäftigt nicht nur Neonazis, sondern der Eigentümer dürfte aus Sympathie für die Rechten Surmann auch beim Erwerb des Ladenlokals in Dortmund-Huckarde, das als Kreis- und Landesgeschäftsstelle für die Partei “Die Rechte” dienen sollte, materiell unterstützt haben (https://linksunten.indymedia.org/de/node/71467). Auch beim “Detkil” dürfte Herr Killat seiner Tochter finanziell unter die Arme gegriffen haben. Darüber hinaus stellte er das Gelände seines Anwesens in der Hövelstraße 152 im Stadtteil Altenessen für ein Fotoshooting mit “Detkil”-Models zur Verfügung und macht somit auch keinen Hehl aus der Unterstützung des Modegeschäfts.

Sandra Detmers ist ebenfalls keine Unbekannte. Zwar nahm sie nach unseren Erkenntnissen nicht an öffentlichen Veranstaltungen der neonazistischen Szene teil. Sie ist aber seit Jahren mit eben jenen organisierten Neonazis befreundet und teilt deren Ideologie.

“Detkil”-Verkäufer bedrohen antifaschistische Kunden
Als “Detkil” am 23. März 2013 seine Neueröffnung in der Gerichtsstraße 37 in Borbeck feierte, folgten deshalb neben “unpolitischen” Gästen auch zahlreiche Neonazis aus den umliegenden Städten der Einladung der Betreiberinnen. Eingeladen waren zahlreiche bekannte Neonazis aus der Region: zum Beispiel Sybille Osswald, Yvonne Faust und Paul Pietrzinski aus Dortmund, Thorsten Nikutta aus Marl und Andre Evers, Tamara Schulz und Nadine Tigges aus Essen (Link zur Facebook-Veranstaltung und Screenshots: {1} und {2}). Diese kommentieren und liken auch regelmäßig Beiträge auf der Facebook-Seite des Modegeschäfts. Zudem tragen einige der “Detkil”-eigenen Models in ihrer Freizeit “Thor Steinar”-Kleidung und posieren vor Reichkriegsfahnen.

Uns liegen darüber hinaus Berichte vor, wonach nichts ahnende Besucher, die offenbar durch Kleidung und Aufnäher als Linke identifiziert wurden, von den Betreibern (u.a. von Dietrich Surmann) bedroht und des Ladens verwiesen wurden.

Borbecks Neonaziszene und der “Detkil”-Laden
Der Großraum Borbeck ist seit vielen Jahren eine lokale Hochburg der rechten Szene. Ein Großteil der in Essen aktiven Neonazis, sowohl von der NPD als auch aus dem Kameradschaftsspektrum, wohnen dort. Zu Wahlkampfzeiten sind die rechten Parteien, allen voran die NPD, im Essener Nordwesten überaus präsent und werben auf zahlreichen Plakaten und mit Infoständen für ihre Inhalte. Immer wieder kam es in den vergangenen Jahren in Borbeck und den angrenzenden Stadtteilen sogar zu gewalttätigen Übergriffen, die sich meist gegen Linke und Migranten richteten. Bisher ist aber nicht bekannt, dass das Modegeschäft auch von der Borbecker Neonaziszene regelmäßig frequentiert bzw. von dieser als Teil ihrer Infrastruktur gesehen wird.

Beim “Detkil” handelt sich zwar nicht um einen originären Neonazi-Laden, der wie der “Thor Steinar”-Laden “Oseberg” in der Essener Innenstadt einschlägige Marken verkauft, dennoch wird das direkt am Borbecker Bahnhof gelegene Geschäft von Neonazis betrieben und dient jenen als Treffpunkt. Als solche Anlaufstelle muss der Laden auch öffentlich gemacht werden. Nicht zuletzt auch deshalb, um potentielle Kunden über die rechten Hintergründe der Betreiberinnen aufmerksam zu machen, damit sie nicht ebenfalls Gefahr laufen, vom einschlägig vorbestraften Surmann und anderen Neonazis bedroht zu werden.

Insgesamt ergibt sich also beim “Detkil” ein stimmiges Bild von neonazistischen Betreiberinnen, die ihr Modegeschäft zwar nicht offen als einen rechten Szene-Laden etabliert haben und auch keine eindeutige Propaganda verkaufen, aber dennoch ganz bewusst ein rechtes Klientel an sich binden und vor allem über Mund-zu-Mund-Propaganda rechte Angehörige der Rockabilly- und Horropunk-Subkultur wirbt. Er könnte sich fortan also zu einem Treffpunkt für die rechte Szene in Borbeck entwickeln. Selbstverständlich reicht die Kaufkraft der rechten Freunde nicht aus, um das Geschäft gewinnbringend zu betreiben, deshalb wird versucht, den neonazistischen Hintergrund bedeckt zu halten. Umso wichtiger ist es, genau hier einen Strich durch die Rechnung zu machen und potentielle Kunden aufzuklären.

What you can do
“Detkil” versucht seit Kurzem sich auch als eigenständige Marke zu etablieren. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die beiden Neonazis zukünftig vereinzelt auf regionalen Märkten des Rockabilly- und Horrorpunk-Genres vertreten sein werden. Wichtig wäre, dass die Veranstalter über die Hintergründe der Betreiberinnen informiert werden. Wenn ihr also Kontakte zu Organisatoren von entsprechenden Veranstaltungen in diesem Bereich habt, macht diese auf “Detkil” und die dahinterstehenden Neonazis aufmerksam. Ebenso müssen Modemarken wie “Banned”, “Switchblade”, “Hellmade Corsets” und “Oldschool Criminal”, bei denen “Detkil” seine Kleidung einkauft, informiert werden. Zum Teil ist dies schon geschehen, aber auch wir kennen nicht alle Marken, die potenziell in Frage kommen. Deshalb sprecht bitte eure Bekannten und Kontakte an!

Neonazis die Geschäfte versauen!
Emo und Rockabilly bleiben nazifrei!


Antifa Essen Z, Januar 2014
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Ergänzungen