[HH] 21.12.13 Mobilisierung aus der Schweiz

Autonome Antifa CH 14.11.2013 09:30 Themen: Antirassismus Blogwire Freiräume Indymedia
Auf­takt: 14 Uhr Rote Flora Ham­burg

Rote Flora ver­tei­di­gen – Es­so-​Häu­ser durch­set­zen!
Gegen ras­sis­ti­sche Zu­stän­de – Blei­be­recht für alle!

 http://aaza.blogsport.de/
Mit einer bun­des­wei­ten und in­ter­na­tio­na­len De­mons­tra­ti­on am 21. De­zember in Ham­burg wol­len wir deut­lich ma­chen, dass mit mas­si­vem Wi­der­stand zu rech­nen ist, soll­te ver­sucht wer­den, die Rote Flora zu räu­men. In­halt­li­che Schwer­punk­te sind die ak­tu­el­len Kämp­fe um den Er­halt der Es­so-​Häu­ser, das Blei­be­recht der Flücht­lin­ge und die ra­di­ka­le Kri­tik an Re­pres­si­on und Ge­fah­ren­ge­bie­ten.

Im Ok­to­ber die­sen Jah­res hat die seit 24 Jah­ren be­setz­te Rote Flora eine Kam­pa­gne zu ihrer Ver­tei­di­gung aus­ge­ru­fen. Der for­ma­le Pri­vat­ei­gen­tü­mer Kret­sch­mer und In­ves­tor Gert Baer wol­len den be­setz­ten Sta­tus des ehe­mals städ­ti­schen Ge­bäu­des be­en­den und eine Klage gegen den ak­tu­el­len Be­bau­ungs­plan ein­rei­chen. Sie haben an­ge­kün­digt, aus der Flora ein sechs­stö­cki­ges Ge­bäu­de mit Kon­zert­hal­le für 2500 Be­su­cher_in­nen, in­te­grier­tem Stadt­teil­zen­trum, Ver­kaufs­flä­chen und Bü­ro­räu­men nebst Kita und drei­stö­cki­ger Tief­ga­ra­ge zu er­rich­ten. Zur Um­set­zung wird die Grün­dung einer Ak­ti­en­ge­sell­schaft mit in­ter­na­tio­na­len In­ves­to­ren an­ge­strebt.

Un­ver­träg­lich blei­ben!

Baer und Kret­sch­mer kri­ti­sie­ren öf­fent­lich, dass die Ham­bur­ger Ha­fen­stra­ße in den Acht­zi­ger Jah­ren nicht ge­räumt wurde und er­klä­ren die Rote Flora zu einem ge­gen­tei­li­gen po­li­ti­schen Mo­dell­fall. Ihr Ziel ist laut Pres­se­mit­tei­lung, die Be­set­zer_in­nen­sze­ne zu de­mo­ra­li­sie­ren und neuen Haus­be­set­zun­gen durch die Zer­schla­gung der Flora in Zu­kunft keine Per­spek­ti­ve mehr zu bie­ten. Ihr An­griff rich­tet sich ideo­lo­gisch nicht nur gegen die Rote Flora als ein­zel­nes lo­ka­les Pro­jekt, son­dern sie ver­ste­hen ihr En­ga­ge­ment als po­li­ti­sches State­ment gegen Haus­be­set­zun­gen ins­ge­samt. Die meh­re­ren hun­dert Nut­zer_in­nen des Hau­ses be­zeich­net Baer in­zwi­schen als »kri­mi­nel­le und ter­ro­ris­ti­sche Ver­ei­ni­gung«.

Auf­grund der kon­kre­ten Be­dro­hung wurde im Rah­men einer Voll­ver­samm­lung bun­des­weit und in­ter­na­tio­nal zu So­li­da­ri­täts­ak­tio­nen auf­ge­ru­fen. Schon bevor bei ir­gend­wel­chen neuen Geld­ge­ber_in­nen Hoff­nung auf Ge­winn­ma­xi­mie­rung ent­steht, soll durch über­re­gio­na­le Schlag­zei­len und Ab­schre­ckung ein ne­ga­ti­ves Image des In­ves­to­ren­pro­jek­tes ent­ste­hen und deut­lich wer­den, dass ein sol­cher Plan mehr Scha­den an­rich­tet als Ge­win­ne bringt.

Auf Be­schwich­ti­gun­gen der Po­li­tik wird sich die Rote Flora nicht ver­las­sen. Sa­nie­rungs-​ und Be­bau­ungs­plä­ne kön­nen sich eben­so än­dern wie die Hal­tun­gen von Po­li­ti­ker_in­nen und Me­di­en. Die Linie des re­gie­ren­den Se­na­tes scheint dar­über hin­aus vor allem darin zu be­ste­hen, sich selbst aus der po­li­ti­schen Schuss­li­nie zu brin­gen. Durch Pri­va­ti­sie­run­gen wer­den un­be­que­me Ent­schei­dun­gen über die Pri­vat­wirt­schaft ge­re­gelt, wäh­rend die Po­li­tik ihre Hände in Un­schuld wäscht. Dies er­in­nert nicht nur an die Ab­riss be­droh­ten Es­so-​Häu­ser an der Ree­per­bahn, son­dern auch an die Aus­ein­an­der­set­zun­gen um das Un­g­domshu­set in Ko­pen­ha­gen.

Von der Roten Flora wurde immer klar­ge­stellt, dass der ak­tu­el­le Kon­flikt in ers­ter Linie einer um Stadt und Ge­sell­schaft selbst ist. Die Aus­ein­an­der­set­zung geht nicht nur um das Ge­mäu­er am Schul­ter­blatt, son­dern ist Teil von und be­zieht sich auf die Ver­hält­nis­se, die es um­ge­ben. Es geht uns im Kampf um die Flora nicht nur um den Er­halt des Hau­ses, son­dern um die Flora als po­li­ti­sches Pro­jekt und po­li­ti­sche Idee. Wir sind uns be­wusst, dass wir eine mög­li­che Räu­mung ver­mut­lich nur im Vor­feld po­li­tisch ver­hin­dern kön­nen. Durch brei­te So­li­da­ri­tät und star­ke Be­we­gun­gen, die sich nicht nur in Ver­tei­di­gungs­hal­tung be­ge­ben, son­dern die Ver­än­de­rung der Ver­hält­nis­se zum Aus­gangs­punkt ma­chen.

Shut Down Fort­ress Eu­ro­pe!

Die letz­ten Mo­na­te und Wo­chen waren bun­des­weit ge­prägt vom Kampf der Re­fu­gees um Blei­be­recht. In Ham­burg wurde wo­chen­lang im Rah­men spon­ta­ner De­mons­tra­tio­nen und Pro­tes­te auf die Stra­ße ge­gan­gen, um ras­sis­ti­sche Kon­trol­len zu stop­pen, auf­grund derer Re­fu­gees aus Lam­pe­du­sa in der Per­spek­ti­ve ab­ge­scho­ben wer­den sol­len. Durch un­ter­schied­li­che Pro­test-​ und Ak­ti­ons­for­men, die sich selbst­stän­dig und un­kon­trol­liert in Be­we­gung set­zen, ist es ge­lun­gen, die Lan­des­re­gie­rung vor­über­ge­hend in die De­fen­si­ve zu brin­gen. Mitt­ler­wei­le wird ver­sucht, die Grup­pe der Flücht­lin­ge aus Lam­pe­du­sa zu spal­ten, indem die Kir­chen­füh­rung als Hebel der Se­nats­po­li­tik ein­ge­setzt wird.

Umso wich­ti­ger ist, dass sich alle Pro­test­spek­tren deut­lich und ent­schlos­sen zu Wort mel­den. Der dau­er­haf­te Stopp der ras­sis­ti­schen Kon­trol­len ist keine Ver­hand­lungs­mas­se in der Aus­ein­an­der­set­zung um das Blei­be­recht der Lam­pe­du­sa Flücht­lin­ge. Blei­be­recht keine Frage des Her­kunfts­lan­des oder einer Ein­zel­fall­prü­fung als Ab­schie­bung auf Raten. Dau­er­haf­tes, un­be­schränk­tes Blei­be­recht und Be­we­gungs­frei­heit für alle – Du­blin II ab­schaf­fen!

Wäh­rend sich in Ham­burg, Ber­lin und an­de­ren Städ­ten viele Men­schen mit den Kämp­fen der Re­fu­gees so­li­da­ri­sie­ren, kam es in der Pe­ri­phe­rie der Städ­te oder länd­li­chen Räu­men in den ver­gan­ge­nen Wo­chen immer öfter zu ras­sis­ti­schen Mo­bi­li­sie­run­gen von An­woh­ner_in­nen und einer Serie von Brand­an­schlä­gen auf Un­ter­künf­te von Ge­flüch­te­ten. Ras­sis­mus kommt nach wie vor aus der Mitte der Ge­sell­schaft und staat­li­che An­grif­fe auf Flücht­lin­ge be­för­dern po­pu­lis­ti­sche Stim­mun­gen. Eine an­ti­fa­schis­ti­sche Pra­xis ist und bleibt daher eben­so un­ver­zicht­bar wie ein an­ti­ras­sis­ti­scher Bezug in stadt­po­li­ti­schen Kämp­fen.

Ka­pi­ta­lis­ti­sche Stadt­ent­wick­lung

Ein an­de­res Bei­spiel wie sich Kämp­fe in der Stadt über­kreu­zen und auf­ein­an­der be­zie­hen kön­nen, bil­den die Es­so-​Häu­ser auf St. Pauli. Über 100 Mie­ter_in­nen sol­len dort ver­trie­ben wer­den und ein rie­si­ger Neu­bau mit Lu­xus­woh­nun­gen ent­ste­hen. Be­ste­hen­de Clubs und Läden sol­len dicht­ma­chen und durch hoch­prei­si­ges Ge­wer­be er­setzt wer­den. Es wird ver­sucht, die In­ter­es­sen der Be­woh­ner_in­nen gegen die der An­woh­ner_in­nen aus­zu­spie­len und die Po­li­tik hat jede er­denk­li­che städ­te­bau­po­li­ti­sche Al­ter­na­ti­ve fal­len las­sen, um dem In­ves­tor Bay­ri­sche Haus­bau den Weg zu ebnen. Erste Kün­di­gun­gen wur­den für das Früh­jahr 2014 aus­ge­spro­chen.

Sämt­li­che Op­tio­nen auf einen Er­halt des Ge­bäu­des oder eine Neu­ge­stal­tung im In­ter­es­se der Be­woh­ner_in­nen und An­woh­ner_in­nen wur­den ver­baut, sämt­li­che Türen ver­schlos­sen. Nur ein sich ra­di­ka­li­sie­ren­der Wi­der­stand und brei­te Pro­tes­te schei­nen die ver­meint­lich al­ter­na­tiv­lo­se Si­tua­ti­on noch kip­pen zu kön­nen. Ob­wohl die Zu­sam­men­set­zung des Wi­der­stan­des auf St. Pauli sehr viel he­te­ro­ge­ner ist, ste­hen die Rote Flora und die Es­so-​Häu­ser vor einem ver­blüf­fend ähn­li­chen Pro­blem. Die Stadt pri­va­ti­siert den Kon­flikt und gibt sich un­be­tei­ligt. Im Er­geb­nis er­schei­nen mas­si­ve Pro­tes­te und eine Es­ka­la­ti­on als ein­zi­ge Per­spek­ti­ve gegen eine Po­li­tik, die ihre po­li­ti­schen Ziel­set­zun­gen als ka­pi­ta­lis­ti­sche Sach­zwän­ge durch­zu­set­zen ver­sucht.

Für die Aus­wei­tung der Kämp­fe

Städ­te sind welt­weit Orte von po­li­ti­schen Kämp­fen und immer öfter be­zie­hen sich diese auf­ein­an­der und ver­net­zen sich. Nicht nur die Fra­ge­stel­lun­gen und In­ves­to­ren­ar­chi­tek­tu­ren über­schnei­den sich, wenn in Istan­bul, Athen, Bar­ce­lo­na, Frank­furt, Ber­lin, Ams­ter­dam oder Ko­pen­ha­gen gegen Gen­tri­fi­zie­rung, Zwangs­räu­mun­gen oder stei­gen­de Mie­ten de­mons­triert wird, son­dern immer häu­fi­ger auch Pro­tes­ter­fah­run­gen und po­li­ti­sche Ziel­set­zun­gen.

Po­li­ti­sche Be­we­gun­gen ent­ste­hen dabei neu und bil­den sich aus der so­zia­len Basis in den Städ­ten. Der Kampf für den Er­halt der Roten Flora über­kreuzt sich mit Kämp­fen an­de­rer be­setz­ter Häu­ser und Stadt­teil­pro­jek­te welt­weit. Es gibt Wi­der­stand von Mie­ter_in­nen gegen Auf­wer­tung und Ver­trei­bung. Pro­test gegen die Pri­va­ti­sie­rung des Städ­ti­schen, Selbst­or­ga­ni­sie­rung und Sa­bo­ta­ge gegen Re­pres­si­on und das men­schen­ver­ach­ten­de Sys­tem aus Ab­schie­bung und Ab­schot­tung der Au­ßen­gren­zen.

Die Rote Flora ist nur einer von vie­len Orten, an dem sich diese Aus­ein­an­der­set­zun­gen der­zeit im Pro­test wi­der­spie­geln. Es geht für uns weder an der Flora noch bei den Es­so-​Häu­sern noch im Cen­tro So­cia­le oder an­de­ren um­kämpf­ten Räu­men um ein­zel­ne Pro­jek­te. Es geht um ein ra­di­kal an­de­res Ver­ständ­nis von Stadt und Ge­sell­schaft. Um grenz­über­schrei­ten­de So­li­da­ri­tät, eine Pra­xis der An­eig­nung und die Ver­ge­sell­schaf­tung des Be­ste­hen­den, um ka­pi­ta­lis­ti­sche Zwän­ge und pa­tri­ar­cha­le Nor­men an­zu­grei­fen.

Right to the City – Fight Ca­pi­ta­lism!
No Bor­der – No Na­ti­on!

Kon­takt: flora-bleibt@​nadir.​org
Infos: http://​florableibt.​blogsport.​de

Quel­le: florableibt.​blogsport.​de
Creative Commons-Lizenzvertrag Dieser Inhalt ist unter einer
Creative Commons-Lizenz lizenziert.
Indymedia ist eine Veröffentlichungsplattform, auf der jede und jeder selbstverfasste Berichte publizieren kann. Eine Überprüfung der Inhalte und eine redaktionelle Bearbeitung der Beiträge finden nicht statt. Bei Anregungen und Fragen zu diesem Artikel wenden sie sich bitte direkt an die Verfasserin oder den Verfasser.
(Moderationskriterien von Indymedia Deutschland)

Ergänzungen

Alle nach Hamburg!

E. 14.11.2013 - 12:52

Schlafplätze

antifa 17.11.2013 - 23:53
Für die bundesweite und internationale Demonstration am 21.12 in Hamburg erwarten wir nicht nur verschiedene Busse, sondern auch Menschen aus anderen Städten und angrenzenden Ländern, die in Hamburg übernachten werden, Für diese benötigen wir dringend noch weitere Schlafplätze. Sowohl Unterkünfte für 2-3 Personen in Privatwohnungen, als auch Möglichkeiten für größere Gruppen werden gesucht.

Gesucht wird für Freitag den 20. und Samstag den 21. Dezember.
Die Schlafplatzbörse ist erreichbar unter der E-Mail-Adresse:
 schlafplatz2112@riseup.net

Wenn ihr weitere Fragen habt oder etwas anbieten wollt, dann meldet gerne. Wir freuen uns auch über Tipps und Hinweise und wenn ihr diesen Aufruf für Schlafplätze weiterverbreitet. Da die Anfragen im Moment täglich zunehmen freuen wir uns wirklich über jedes Angebot.

Falls ihr selbst Schlafplätze sucht meldet euch gerne ebenfalls möglichst frühzeitig bei uns. Je früher Anfragen für Schlafplätze gestellt sind, desto besser können wir auch eine funktionierende Infrastruktur für den 21.12. bereitstellen und vorbereiten.

Mehr Informationen findet ihr auf:  http://florableibt.blogsport.de
Allgemeine Infos zur Demonstration erhaltet ihr weiterhin über:  flora-bleibt@nadir.org

Bleiberecht für alle – Gegen rassistische Zustände!
Rote Flora verteidigen – Esso-Häuser durchsetzen!

Bremen fährt nach Hamburg

. 20.11.2013 - 13:23

Autonomes Treffen 21.12.

Hamburger Gruppen 29.11.2013 - 00:18

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige den folgenden Kommentar an

Verständnis? — Sebastian