Sonja ist draußen!

Freiheit und Glück 12.11.2013 20:34 Themen: Antirassismus Atom Militarismus Repression Soziale Kämpfe
Presseerkärung des Solikomitees für Sonja und Christian und der Roten Hilfe

Nach über zwei Jahren ist Sonja Suder heute Mittag freigelassen worden. Das Frankfurter Landgericht verurteilte sie zu 3 Jahren und 6 Monaten, der Haftbefehl wurde außer Vollzuggesetzt, – wegen der Beteiligung an drei Brandanschlägen in den 1970er Jahren. Das Gericht folgte damit weitgehend der Forderung der Staatsanwaltschaft.
Für den Vorwurf der Beteiligung am Angriff auf die OPEC-Konferenz 1975 in Wien wurde Sonja freigesprochen, da den Beschuldigungen des Kronzeugen Hans-Joachim Klein nicht geglaubt werden konnte. Den Kronzeugen will sich das Gericht mit dem Urteil aber warmhalten; seine Lügen wurden ausschließlich seinem fehlenden Erinnerungsvermögen zugeschrieben. Das Gericht legte Wert darauf, festzustellen, dass Klein keinesfalls bewusst die Unwahrheit sage. Auf diese Weise kann ihr Kronzeuge auch in etwaigen zukünftigen Verfahren wieder nach Bedarf verwendet werden.

Richtungsweisend für zukünftige Verfahren ist auch, dass das Gericht die Verwertbarkeit der Folterprotokolle, die 1978 von Hermann F. abgepresst worden waren, mit diesem Urteil ein weiteres Mal festschreibt: Die seitens der Gutachter_innen der Verteidigung bezeugte Traumatisierung von Hermann F., die eine Nichtverwendbarkeit seiner damaligen Äußerungen zur Folge gehabt hätte, wurde vom Gericht verneint. Auch in Zukunft können unter Folter gewonnene Aussagen damit juristisch verwertet werden.

Wir freuen uns, Sonja mit über 100 Leuten am Haupteingang des Gerichts mit Sekt und Musik in Empfang genommen zu haben.

Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Frankfurt, 12. November 2013
Solikomitees für Sonja und Christian / Rote Hilfe
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Ergänzungen

Revolution der Feierabendguerilla

TAZ 12.11.2013 - 21:27
Die Revolutionären Zellen galten in der linksalternativen Szene als die Guten, die umsetzten, was man sich selbst nicht traute.

BERLIN taz | Die Revolutionären Zellen (RZ) waren im Verlauf ihrer Geschichte nicht nur für die Sicherheitsdienste schwer zu fassen. Auch manchem Beobachter fiel es nicht leicht, sich ein Bild von den militanten Gruppen zu machen, die unter dem Kürzel RZ in der Zeit nach 1973 Anschläge gegen sehr unterschiedliche Ziele machten.

Erstmals aktiv in Erscheinung getreten sind die RZ am 16. November 1973 mit einem Anschlag gegen den amerikanischen Konzern ITT in Westberlin, um auf die Beteiligung des Unternehmens am Putsch gegen die Regierung von Salvador Allende in Chile hinzuweisen.

Die Anschläge der Revolutionären Zellen waren – in Abgrenzung zu den Attentaten der Roten Armee Fraktion (RAF) – in den 1980er Jahren in manchen Kreisen so populär wie später ein Sieg des FC St. Pauli gegen Bayern München. Das RZ-Logo wurde zeitweise zum Markenzeichen linksradikaler Protestkultur. Ob die so genannten Feierabendterroristen das wollten oder nicht. „Jedes Herz ist eine revolutionäre Zelle“ war der Sound jener Jahre.

„We don’t want just one cake, we want the whole fucking bakery – Wir wollen nicht nur ein Stück Kuchen, wir wollen die ganze verdammte Bäckerei“, lautete die Metapher für den unversöhnlichen Gestus der radikalen Linken, der von den Revolutionären Zellen weit in die deutsche Alternativszene reichte.

Als im September 1987 die Meldung vom RZ-Anschlag auf den Vorsitzenden des Bundesverwaltungsgerichts in Berlin, Günter Korbmacher, im Radio lief, knallten in nicht wenigen Wohngemeinschaften die Sektkorken. Als Gründe wurden Korbmachers Urteile in Asylverfahren genannt. Auf linken Demos in Westberlin wurde skandiert: „Schüsse in die Beine – für die Richterschweine!“

Aus heutiger Sicht befremdet das. Warum hatte man zu Schüssen in die Beine Beifall geklatscht, wo doch die Grenze zwischen der Gewalt gegen Sachen und der Gewalt gegen Personen immer eine Rolle gespielt hatte? Und was war mit dem Anschlag auf den hessischen Wirtschaftsminister Heinz-Herbert Karry? Ein „Versehen“, wie es in den Veröffentlichungen der RZ immer hieß? Oder war es doch eine billigend in Kauf genommene Tötung oder sogar ein kaltblütiger Mord?

Solche Fragen waren damals nicht en vogue. Bis zum Fall der Mauer genossen die Revolutionären Zellen den Ruf der populären Guerilla, ganz im Gegensatz zur Roten Armee Fraktion und auch zur damals schon in Rente gegangenen Bewegung 2. Juni. Entsprechend gering war die Distanz zu tatsächlich von den Revolutionären Zellen und ihrem Frauenpendant Rote Zora verübten Anschlägen.

Das galt vor allem für die Brandanschläge auf die Bekleidungsfirma Adler im Herbst 1987. Nach einem Streik der Adler-Arbeiterinnen in Südkorea hatte die Firma zunächst alle Mitarbeiterinnen entlassen. Nachdem Frauengruppen eine Kampagne gegen Adler organisiert hatten und die Rote Zora einige Brandanschläge auf Adler-Filialen verübt hatte, waren zumindest Teilerfolge in diesem Arbeitskampf erzielt worden.
Selbstdemontage der Guerilla

Der Mythos RZ würde vermutlich heute noch fortleben, hätten ihn nicht die Revolutionären Zellen selbst gründlich demontiert. Eine Gruppe aus den RZ veröffentlichte im Dezember 1991 ein mehrseitiges Papier mit dem schlichten Titel „Gerd Albartus ist tot“. Sie schilderte darin nicht nur die mysteriöse Ermordung des RZ-Mitglieds Albartus durch militante Palästinenser, sondern auch die Zäsur, die die Entführung eines Flugzeuges im ugandischen Entebbe 1976 für die RZ bedeutet hatte.

Der Nachruf auf den Freund, der wegen angeblichen Verrats hingerichtet worden sein soll, kam einer schonungslosen Selbstkritik am militanten Internationalismus der RZ gleich. Zumindest diese Fraktion der RZ erklärte nun öffentlich, was Insider bereits seit längerem wussten: Anders als die RAF hatten sich die RZ nach der blutig gescheiterten Flugzeugentführung aus der direkten Zusammenarbeit mit den palästinensischen Gruppen weitgehend zurückgezogen und sich für die Unterstützung des „sozialen Widerstandes“ im eigenen Land entschieden.

Das Papier markierte allerdings auch den Anfang vom Ende der RZ: „Gerade weil revolutionäre Politik in einem Land wie der BRD so isoliert ist, muss sie sich immer wieder eines sozialen Orts versichern“, hieß es. Und: „Wie schnell all die schönen Worte und besten Absichten zu bloßer Makulatur werden, (…) davon zeugt nicht zuletzt dieses Kapitel unserer Geschichte.“

Freispruch im Mordprozess

ND 12.11.2013 - 21:45
Freispruch im Mordprozess um Wiener Opec-Anschlag
Sonja Suder von Mordvorwürfen freigesprochen / Trotzdem Verurteilung wegen Beteiligung an drei Anschlägen
Im Jahr 1975 überfielen Terroristen die Opec-Konferenz in Wien und töteten drei Menschen. Dass Sonja Suder an den Vorbereitungen beteiligt gewesen sein soll, ist nicht nachzuweisen. Verurteilt wurde sie dennoch.
Frankfurt/Main (dpa) - Der Frankfurter Prozess um den tödlichen Überfall auf die Wiener Opec-Konferenz vor fast 40 Jahren ist mit einem Freispruch zu Ende gegangen. Die Mordvorwürfe gegen Sonja Suder sind nach dem Urteil des Landgerichts nicht erwiesen. Die inzwischen 80-Jährige war ursprünglich angeklagt, das Attentat auf die Konferenz der Organisation erdölexportierender Länder 1975 mitvorbereitet zu haben. Der Überfall, bei dem drei Menschen starben, stand unter dem Kommando des Terroristen Ilich Ramírez Sánchez alias Carlos.

Das Frankfurter Gericht verurteilte Suder am Dienstag allerdings wegen der Beteiligung an drei Anschlägen Ende der 1970er Jahre zu dreieinhalb Jahren Haft. Dabei ging es um Attentate auf das Heidelberger Schloss, eine Pumpenfabrik im pfälzischen Frankenthal und die Firma MAN in Nürnberg, bei denen beträchtlicher Schaden entstanden war. Die Taten wären erst nach 40 Jahren endgültig verjährt gewesen.

Vor allem bei dem Bombenanschlag auf den Königssaal im Heidelberger Schloss 1978 habe die Angeklagte die Gefährdung von Menschen in Kauf genommen, sagte die Vorsitzende Richterin. Eine halbe Stunde vor der Explosion sei noch ein Schlosswächter in dem Saal gewesen.

Suder nahm das Urteil äußerlich ungerührt entgegen, die Augen mit einer Sonnenbrille verdeckt. Die heute 80-Jährige soll einst den Revolutionären Zellen (RZ) angehört haben, einer linksextremistischen Terrorgruppierung. Sie konnte den Gerichtssaal nach dem Urteil auf freiem Fuß verlassen. Der Haftbefehl wurde außer Vollzug gesetzt, da Suder bereits mehr als zwei Drittel der Gefängnisstrafe in der Untersuchungshaft abgesessen hat. Vor dem Landgericht wurde sie anschließend von rund 100 Sympathisanten gefeiert.

Der Prozess in Frankfurt hatte fast 14 Monate gedauert. Die Staatsanwaltschaft selbst war im Lauf des Verfahrens vom Mordvorwurf gegen Suder abgerückt, weil eine Mittäterschaft an dem Opec-Attentat nicht nachweisbar gewesen sei. Das Gericht sprach bei der Urteilsverkündung von einer »ungeheuer beschwerlichen Sachaufklärung«. Die Verteidigung hatte in allen Anklagepunkten Freispruch gefordert. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

der 2.te versuch!

bitch 18.11.2013 - 17:51
so,nachdem ich hier freitag nen Kommentar gepostet habe,der offensichtlich irgendwie untergegangen ist,gebe ich heute nochmal meiner großen Freude ausdruck,daß Sonja wieder ausm knast ist!!
ich wünsche ihr und ihrem Lebensgefährten daß sie jetzt all das wieder tun kann/können,was sie in den vergangenen Monaten vermissen mußten!!
POWER DURCH DIE MAUER BIS SIE BRICHT!
SOLIDARITÄT MIT ALLEN FORTSCHRITTLICHEN POLITISCHEN GEFANGENEN!